#16
Hi steinchen!

Bin da jetzt schon ein wenig spät möchte aber als Bulimie-betroffener doch noch was sagen:

Wenn du auch zu k*** anfängst wirst du kaum ein tieferes Verständnis für deine Freundin erlangen, du wirst dann nur wissen, wie k*** künstlich hervorrufen geht, doch die Beweggründe für Bulimie sind sooooo unterschiedlich, dass du eventuell die Gefühle, die bei deiner Freundin hinter der Bulimie stehen kaum verstehen kannst. Beispiel: Meine Frau versteht auch nicht, wie ich als Mann so dünn wie weibliche Models sein will, sie versteht nicht, dass ich als Mann erbreche. Sie kann zwar nun auch k*** doch wird sie nicht meine Handlungen, welche ich durch meine Gedankenvorgänge, ausgelöst durch meine Gefühle nachvollziehen können.

Sie tut sich leichter, sich in mich hineinzufühlen, indem sie mit mir offen spricht. eine gesprächsbasis, in der ich die möglichkeit habe aus innerer sicherheit und sicherheit innerhalb des gesprächs ihr meine innersten gefühle mitzuteilen. unter anderem teilte ich ihr mit, dass ich als kind sex. m*ssb**ch* wurde und wenn ich rückerinnerungen habe, kann es passierne, dass ich erbrechen will. nun das ist etwas, was sie auch nachvoll ziehen kann, ohne nun auch k*** zu müssen.

du fragst auch, wie du das leid deiner freundin erhöhen kannst - nun je stärker der druck von angehörigen wird, desto mehr isolationsgefühle erzeugen sie bei betroffenen. isolationsgefühle erzeugen abblockreaktionen, gesprächsverweigerung bis hin zu gefühlsverweigerung und kontaktabbruch zu der person. auch meine frau versuchte anfangs druck auf mich auszuüben. doch je stärker ihr druck wurde, desto weniger sprach ich mit ihr. es ging so weit, dass ich einfach den raum in dem sie saß einfach verliess. sie versuchte anfangs auch, mich beim klo gehen usw zu kontrollieren, doch nun verlagerte ich einfach meine brechattacken einfach an zeiten, wo sie nicht da war (arbeit, nacht wenn sie schlief,...). heute haben wir beide eine komplett andere gesprächsbasis. ich kann ihr offen mitteilen, dass ich einen rückfall hatte ohne das sie dann druck ausübt. erst diese lockerung hat bei mir erzeugt, sie diesbezüglich wirklich als meine vertrauensperson zu sehen.

und nur deine freundin selbst kann die erkenntnis erlangen, dass ihr verhalten eine krankheit ist. nun da schlage ich einfach vor, dass du ihr info-material (welches du von beratungsstellen besorgt hast) einfach gibst mit dem hinweis, dass sie es lesen kann wenn sie es will und wann sie es will - dabei solltest du aber nicht im nachhinein ständig nachfragen ob sie das schon gelesen hat (hab ich bei meiner frau gemacht, als ich ihr material über das thema sex. m*ssbr**ch & männer als opfer gab - da fühlte sie sich dann unter druck). vor allem auch material, indem erkennbar ist, dass bulimie sehr wohl heilbar ist - denn ich brauchte nun eine ganze weile um zu verstehen, dass ich da raus kann. ich hatte lange zeit das gefühl, meine krankheit sei unheilbar, ich sei verrückt, geisteskrank,... . und das obwohl ich schon allgemeine infos über bulimie hatte. aber das gefühl verrückt zu sein, lag in mir selbst. erst als ich durch berichte ehemals betroffener erkannte, dass ich da wirklich raus kann war mir klar, dass ich zwar im moment eine krankheit habe, aber so wie bei grippe, kann ich davon sehr wohl heilen, ist halt ein etwas anderer heilungsprozess, doch heilung ist möglich.

was auch wichtig war bei meinem weg, ist, dass meine frau nun selbst in thera geht - denn helfen kann sie mir nur, wenn sie selbst stabil genug ist, wenn sie selbst auch die fähigkeit hat, sich abzugrenzen, sobald es für sie zu viel ist. und das meine magersucht/bulimie für sie eine starke belastung war/ist ist für mich sehr klar - denn als ich abmagerte und abmagerte stand ich sehr knapp davor in ne klinik zu müssen (zwangsernährung) und das sie als meine frau angst um mein leben hatte ist für mich sehr nachzuvollziehen. doch gerade diese angst erzeugte instabilität, wodurch sie eben diese dinge wie zwangsdrohungen, zwangskontrollen,... . Und würdest du nun zu k*** anfangen würdest du genauso in diesen krankheitsstrudel geraten, wie viele andere hier, damit würdest du nicht helfen. also ich selbst möchte nicht, dass meine frau bulimie bekommt, denn ich würde mir nur vorwürfe machen, mir die schuld geben, dass sie nun auf diese art und weise ihr leben riskiert. schuldgefühle, bei denen ich wüßte, dass sie mich wieder zu brechattacken führen würden (denn ich komm mit schuldgefühlen nicht klar). ich denke, deine freundin würde ähnlich reagieren...?

also besser ist: finger weg von der idee bulimie zu bekommen um zu verstehen ;)

lg
mart1