Ich glaube meine Mutter hat ein Alkoholproblem..

#1
Ja.. ich werde mir von Woche zu Woche immer sicherer, dass es an dem ist.

Ich muss es mir gerade einfach mal von der Seele schreiben weil ich damit ganz gar nicht zurecht komme.

Ich kann es natürlich nicht 100 %ig sagen, aber es sieht ziemlich danach aus.

Meine Mutter hat schon früher meist abends ein Glas Sekt oder Wein getrunken, von daher ist bei mir der Groschen erst vor ein paar Monaten gefallen.
Im Gegensatz zu früher, wo sie das noch irgendwie "offener" gemacht hat und auch richtig beim Sitzen mit nem Sekt- oder Weinglas, hab ich das Gefühl, dass sie es nun verstecken will.
Die Flaschen stehen zB zwischen den leeren Flaschen in der Ecke in nem Korb, sie trinkt aus normalen Saftgläsern welches unauffällig in der Küche steht, wofür sie wenn wir zusammen unten sitzen, mehrmals hintereinander aufsteht (mit anderem Vorwand).
Beim Einkauf kaufst sie gleich mehrere Flaschen Wein, obwohl bei uns das Geld echt sehr knapp ist.
Ich habe mal im Keller bei den leeren Gläsern und Flaschen geschaut, da lagen mehrere Flaschen.

Auch ist mir aufgefallen, dass sie ab ner bestimmten Zeit abends schwierigkeiten beim Sprechen hat und zT leicht wankt. Ich habe das erst auf Müdigkeit geschoben, aber mittlerweile glaube ich, dass sie einfach betrunken ist.

Seit der Trennung von meinem Vater im Januar raucht sie extrem viel, früher waren es 3-4 Zigaretten am Abend, nun raucht sie schon am Vormittag. Sie hat so schätze ich um die *kg abgenommen (sry weiß nicht ob Gewichtsangaben in dem Themenbereich erlaubt sind?).
Was mir noch auffällt ist, dass sie immer abends nachdem sie getrunken hat, ruhig und entspannt wirkt. Egal wie viel Streit oder Stress am Tag war ist ihre Stimmung da immer anders.

Ich habe mir einreden wollen, dass es mir egal ist und dass es nicht mein Problem ist und sie machen soll was sie will.
Aber ich halte es kaum noch aus. Es macht mich soaggressiv und ich ekel mich beinahe schon, wenn ich merke dass sie anders spricht oder so.
Und irgendwie schäme ich mich auch ganz doll, dabei is es sie, die trinkt.
Ich könnte sie nie darauf ansprechen weil ich es so peinlich finde.
Ich habe zT das Gefühl, dass es ihr auch peinlich ist, zumindest ist da zeitweise so eine komische Spannung oder Gefühl zwischen uns.
Ich tue so, als würde ich es nicht bemerken, ignoriere auch ihre Sprachprobleme..
Aber es macht mich so wütend!

So.. ich glaube ein wenig konnte ich los werden..

Ich weiß nicht was und ob ihr darauf antworten könnt..
vielleicht war/ist einer von euch ja mal in ähnlicher Situation und hat ein paar Vorschläge wie man damit umgehen kann.. ?

Liebe Grüße ;)
Ich weiß nicht ob es besser wird, wenn es anders wird. Ich weiß nur, dass es anders werden muss wenn es besser werden soll.

Re: Ich glaube meine Mutter hat ein Alkoholproblem..

#2
Meine Liebe,

ich kenne das Gefühl. Meine Mutter hat nicht nur ein Alkoholproblem, sie ist Alkoholikerin, seitdem ich denken kann. Dementsprechend schwierig ist es, daran etwas zu ändern...

Wenn ich lese, was du so schilderst, dann befürchte ich auch, dass du mit deinen Vermutungen Recht hast. Alles spricht dafür. Das tut mir sehr leid!

Was mich angeht, so habe ich erst während meiner Bulimie-Zeit angefangen, meine Mutter zu verstehen. Früher habe ich ihr Vorwürfe gemacht, sie könnte doch einfach aufhören und dergleichen. Aber so einfach ist das nicht - das weiß ich jetzt.

Und doch, da deine Mutter ja scheinbar erst seit Kurzem den Konsum stark erhöht hat, besteht Hoffnung! Wie ist denn euer Verhältnis zueinander? Könnt ihr offen sprechen? Wenn ja, dann denke ich, solltest du es ansprechen. Denn es gibt Hoffnung! Kannst du mit anderen in deiner Familie oder Bekannten darüber sprechen? Was denken sie darüber?

Ganz viel Kraft!
Lari

Re: Ich glaube meine Mutter hat ein Alkoholproblem..

#3
Hallo Winterkind..
es hat mich traurig gemacht, zu lesen, was du da beschreibst.. denn genau das könnte meine Mutter sein.
ich habe auch schon länger das gefühl, dass sie zu viel trinkt.
Winterkind hat geschrieben: hab ich das Gefühl, dass sie es nun verstecken will......sie trinkt aus normalen Saftgläsern welches unauffällig in der Küche steht
GENAU DAS KENN ICH. sie trinkt bei uns auch immer aus nem normalen glas und sobaldjemand den raum betritt, versteckt sie das glas hinter irgendwelchen dingen ( kaffemaschine, etc)... ich glaube, sie trinkt schon so lang, dass sie nie wirklich betrunken ist.. aber das mit dem sprechen kenn ich.. man merkt meiner mama das auch direkt an.
UNd es macht mich auch aggressiv, und irgendiwe war ich ,,froh`` (natürlich nicht darüber, dss es dir auch so geht), dass du das auch fhlst. Ich möchte am liebsten gar nicht mit ihr reden, bin sauer auf sie, kann sie nicht ernst nehmen und es gibt spannungen und abstand zwischen uns, der nur dadurch entsteht ...denke ich.
Ohje ich will gar nicht so viel von mir reden, aber irgendwie war ich grad dankbar, dass es dir anscheind genau so geht und du genau das fühlst, as ich auch fühle ://
weil ich mich immer für diese aggression und ut schäme...sie ist ja meine mutter und ich bin manchmal grundlos direkt zickig zu ihr.. das tut mir dann leid , aber ich kann dan nicht anders..wenn sie einen für so dumm hält und versucht das zu verstecken..JA wir sind nicht anders. und sie machen es wohl nicht extra.
aber trotzdem ist es schwer als tochter, damit umzugehen..

was du tun kannst, weiss ich nicht. ich weiss es ja für mich selbst nicht...weil einfach das problem ansprechen geht halt nicht, das weiss ich :/

Liebe grüße!
remember that if you don’t have a good day today, there is always tomorrow and the day after that.

Re: Ich glaube meine Mutter hat ein Alkoholproblem..

#4
Hallo liebes Winterkind,

ich glaube auch, dass du mit deiner Vermutung recht hast!
Wenn ich das von dir lese, dann kommt es mir vor, wie wenn ich es geschrieben hätte.
Bei meiner Mutter ist es auch so, aber ich trau mich sie auch nicht ansprechen. Ich schäme mich auch extrem!
Wenn sie extrem betrunken ist und sie mich dann anruft, dann habe ich sie schon öfters darauf angesprochen, aber leider ist das immer genau der falsche Zeitpunkt, weil sie dass am nächsten Tag nicht mehr weiß.
Ich mache mir auch totale Sorgen um meine Mutter, da sie auch an Bulimie leidet und extrem viele AFM nimmt und dann kommt auch noch der Alkohol dazu :-(

Es tut mir so leid, dass ich dir keine Tipps geben kann, aber ich weiß selber nicht was ich machen soll!
Aber vielleicht hilft es dir ein bisschen, dass du weißt, du bist nicht allein!!!!!!

Sorry, dass ich keine Tipps habe! Schicke dir ganz viel Kraft!!!
Viele liebe Grüße
B.

Re: Ich glaube meine Mutter hat ein Alkoholproblem..

#5
Mein liebes Winterkind,

ich kenne das Problem deiner Mutter nur zu gut.
Ich hatte nach dem Tod meiner Tochter ein gravierendes Alkoholproblem.
Es verging keine Tag, andem ich nicht (oft schon zu Mittag) einen über den Durst getrunken hatte.
Ja, und genau dann, wenn man merkt, dass es kein normaler Alkoholkonsum mehr ist, genau dann trinkt man versteckt. Aber nicht nur um jemanden anderen anzulügen, es geht mehr darum sich selbst anzulügen.

Anfangs war es auch bei mir schwer zu erkennen, dass da etwas nicht stimmt.
Mein Mann hatte einen schweren Verdacht und meinte zu sich selbst, wenn sich meine Trauer etwas legt, dann wird das mit dem Alkohol auch besser.
Allerdings war gerade der Alkohol die Sache, die mich noch tiefer in die Trauer und gleichzeitig in die Depression trieb.
Der Absprung für mich selbst war schon eine total schwierige Sache.

Ich weiß nicht, wie du versuchen könntest, deine Mutter zum Nachdenken zu bewegen (weil mehr kannst du leider nicht tun.)

Bei mir war es mein Mann, der mich dann schon mehrmals und dann täglich mit Nachdruck darauf hinwies, dass es nicht mehr o.k. ist, was ich da tu. Ja, Anfangs meuterte ich und meinte natürlich, das gehe ihn gar nichts an, weil das ist mein Leben und keiner kann mich verstehen etc. etc. Die Mitleidsleier sozusagen.
Allerdings fing mein Mann damals an mir zu drohen, mich zu verlassen, wenn ich so weiter mache...Trauer hin, Trauer her...es sei ihm dann egal, wie es mit mir weitergeht, wenn auch ich auf niemanden mehr Rücksicht nehme.
Natürlich sind das keine netten Gespräche und ich wurde auch nicht mehr mit Samthandschuehen angefasst.......aber mein Hirnkastl fing dann irgendwann zu rattern an und sagte mir: Heeeeeee, willst du wirklich dein Leben und das der Menschen die dich lieben aufs Spiel setzen?

Während ich da jetzt so schrieb und schrieb und mir die damalige Situation vor Augen kam, fiel mir ein, es gibt eigentlich nur einen Weg, wie du deiner Mutter und damit auch dir helfen kannst.
Sag ihr auf den Kopf zu, wie es dir dabei geht, wenn du ihr zusehen musst, dass sie ihr Leben mit dem Alkohol ruiniert....und gleichzeitig musst du ihr aber auch klar machen, dass du gerne für sie da bist, allerdings nur bis zu einem gewissen Grad....Notfalls eben drohen, sie alleine zu lassen, wenn sie an ihrem Alkoholproblem nicht arbeitet.
Schon alleine zu deinem eigenen Schutz musst du das tun.

Hoffe ich war nicht zu direkt und wünsche dir ganz viel Kraft!

Ganz liebe Grüße
Hedi

Re: Ich glaube meine Mutter hat ein Alkoholproblem..

#6
Ich danke euch sehr für eure Antworten!

Ehrlich gesagt bin ich aber auch etwas schockiert, wenn ich lese, wie viele dieses Problem haben.. :-(

Also ich denke nicht, dass ich das Problem jetzt oder in naher Zukunft ansprechen kann, einmal ist unser Verhältnis nicht sooo gut (ich reden auch nie mit meinen Problemen mit ihr) und außerdem schäme ich mcih einfach zu sehr.

Also mein Vater und meine Schwester sehen es wie ich. Ich hab vor ein oder zwei Monaten mit ihm darüber gesprochen und er meinte, er hätte auch schon länger diesen Verdacht. Denn auch als er noch bei uns war, war es wohl schon so. Sie war IMMER schlecht gelaunt morgens. Es gab grundsätzlich immer jemanden bei dem sie ihre Laune ausgelassen hat. Und diese schlechte Laune ist wohl typisch morgens bei Menschen mit Alkoholproblemen.

@MissSunshine
Ich weiß genau was du meinst, ich denke auch dass ich sie nicht so beurteilen dürfte deswegen, dass es auch eine Sucht ist, wie die B.
Aber irgendwie fällt es mir schwer logisch zu denken. Weißt du, ich hasse sie zT sogar dafür weil ich denke, jetzt muss sie noch den Rest der Familie, der Beziehungen zerstören. Jetzt kann sie noch mehr rum heulen und sich als Ärmste darstellen. Ich weiß dass ist fies, aber so ist es irgendwie..


@Blitzi
Oh.. auch noch Bulimie.. das ist ja grauenhaft! Ist sie denn nicht in Therapie?
Ich vermute auch manchmal dass meine Mutter eine ES hat, aber ich denke, dass ist nur die kranke Seite in mir.
Vermutlich hat sie nur durch den Stress, das víele Trinken und ihre Magenprobleme so abgenommen.. aber naja es ist schwer "normal" zu denken..


Es hilft wirklich, zu wissen, dass ich nicht allein mit dem Problem und meinen Gedanken bin!:-*


Ich versuche mir nun zu sagen, dass ich ja bald in der Klinik bin und damit erst einmal Abstand dazu habe.. vielleicht habe ich danach den Mut sie darauf anzusprechen..


Euch auch viel Kraft! :-)
Zuletzt geändert von Winterkind am Fr Sep 09, 2011 8:41, insgesamt 1-mal geändert.
Ich weiß nicht ob es besser wird, wenn es anders wird. Ich weiß nur, dass es anders werden muss wenn es besser werden soll.

Re: Ich glaube meine Mutter hat ein Alkoholproblem..

#7
Hallo Winterkind!

Nach der Trennung von meinem Vater vor etwas über 10 Jahren, ging das Spiel bei meiner Mutter ebenso los. Später kamen glaube ich auch noch Schlaftabletten dazu. Ich bin damit auch nicht wirklich zurecht gekommen. Das Gefühl des Ekelns bzgl. des Lallens z.B. kenne ich nur zu gut. Ich muss dazu sagen, dass ich damals schon nicht mehr zu Hause gewohnt habe, meine Mutter mich aber bzgl. der Trennung stets als Kummerkasten m*ssb**ch* hat.
Wie dem auch sei, wichtig ist, dass Du bitte bitte NICHT anfängst Verantwortung für IHR Handeln oder für sie zu übernehmen. Das geht leider schneller als man denkt und als man es merkt.

Meine Mutter war diesbezüglich und auch bezüglich zig anderer Sachen nie einsichtig und wir haben inzwischen wiederholt keinen Kontakt mehr. Ich haben im Laufe der Jahre (wo viel viel Scheiße passiert ist) gelernt Abstand zu nehmen nachdem ich so oft bei ihr auf die Schnauze gefallen bin und sie sich auch nicht mehr wie eine Mutter benommen hat. Das hat lange lange lange gedauert, weil ich mir allzuoft Hoffnungen gemacht habe, dass sie es mal schnallt was sie tut bzw. mal kapiert was sie anrichtet. Heute muss ich leider sagen, dass das nicht mehr der Mensch ist, der mal meine Mutter war und das Menschen sich eben nicht nur positiv, sondern auch sehr krass ins Negative verändern können. Mir geht es ohne Kontakt weitaus besser als mit!

Also halte bitte Distanz zu ihren Problemen, denn es sind IHRE! Ansprechen ect. ist denke ich ok. Du wirst ja sehen, wie sie sich daraufhin verhält. Aber bitte versuche nicht ihre Probleme zu lösen. Dann kann nur die Person selbst! Bei Alkoholismus ist die Coabhängigkeit leider schnell vorhanden!

Ich drücke Dir ganz fest die Daumen für Deinen Klinikaufenthalt!!

LG Nadine