| K r e b s | | 5 Antworten

#1
Von Ally am 21.03.2002

Hallo,

ich habe vor einigen Tage erfahren, dass mein Bruder eine Form der im Betreff genannten Krankheit hat.. und ich habe Angst. Ich habe Angst davor, ihn zu verlieren, habe Angst davor (und diese Angst habe ich nicht erst seit einigen Tagen) dass ich selber innerlich eine schlummernde - von mir selbst verursachte - Krebsart habe. Was hört man nicht alles über die Schäden, die durch Bulimie hervorgerufen werden.. und ich merke es! Ich leide nun seit 4 Jahren daran. Keiner weiß es.. und ich rede mir immer wieder ein, wie stark ich doch bin.

Nur wenn dann diese Schicksalschläge kommen und ich einerseits abgeschreckt werde, andererseits auch wieder die Flucht in die Sucht suche.. und es ist einfach nur psychisch. Es ist eine Instabilität meiner Psyche, es ist einerseits die tiefsitzende Angst, sich selbst nicht gut genug sein. Und wenn ich dass nicht geschafft habe - mich einfach als eigenständigen - nicht ganz vollkommenen Menschen, aber dennoch liebens- und lebenswertes Lebewesen (und die Betonung liegt auf LEBE) zu sehen, dann werden meine ganzen Probleme immer wieder im Klo landen.

Ich bin seit 2 Tagen "clean", allein durch die Tatsache, dass ich vielleicht meinen Bruder verlieren könnte.. und was ist mit meinen Eltern. Ich habe Angst.. woher wollen wir denn wissen, was diese Scheiße in uns alles anrichtet. Was ist schon alles kaputt. Wie geht es meinem Magen, meiner Speiseröhre, meinen Zähnen? (ich nehm schon diese Weiß-mach-zahnpasta)!

Als ich meinen Freund hatte, dachte ich, jetzt - mit seiner Liebe - mit der Bestätigung, die ich durch die Beziehung erlange, wird alles besser. Teilweise war das auch so. Andererseits weiß ich jetzt, dass es einfach nur an mir liegt. Es ist immer diese Gratwanderung. Im ersten Moment denke ich mir "Du könntest daran irgendwann sterben" (mit dem Bild eines Krebskranken vor den Augen) und im nächsten Moment sehe ich die vielen leckeren Sachen, den Genuß zu stopfen und das erlösende Kotzen. Noch so eine Sache: Warum benutzen wir diese Wörter "Kotzen, Klo.." - weil wir selber wissen, wie abartig, und wie krank wir sind. Wir führen es uns vor Augen, wollen raus aus diesem Kreislauf.. wollen wieder an andere Dinge ausser Genusssucht denken. Einen Mohrenkopf einfach mal genießen und... drin´lassen.

Oder nicht immer beim Einkaufen daran denken, was am besten rutscht... Ich will leben.. ich will glücklich werden. Ich liebe meinen Bruder, meine Eltern - möchte ihnen meinen Tod (an so einer Scheisse) nicht antun. Es wär ja alles ok, wenn diese "Nebenwirkungen" nicht wären. Aber es ist so. Wir sind süchtig. Und Sucht ist niemals gut.

Ich will leben. Und das schaffe ich.

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: | K r e b s |
Von julia am 21.03.2002


hi, du wirst es schaffen zu leben. das leben besteht aus soviel und sicherlich nicht nur, aus fressorgien und andauerndem erbrechen. es wird immer huerden geben im leben, die man ueberwinden muss, und diesmal haben wir eine ziemlich grosse huerde vor uns, aber mit viel kraft und ueberzeugung kann man es schaffen. ich habe auch gerade 2 gute tage hinter mir, die naechsten tage werden sicherlich nicht einfach werden, aber ich muss es einfach schaffen. ich bin von der bulimie noch nicht so lange betroffen, wie du, aber ich hab schon in kuerzester zeit gemerkt, wie schnelles geht, dass man reinschlittert in diese krankheit und wie sehr sie einen auffrisst. sie nimmt dir im prinzip jede moeglichkeit, einen tag voll auf zu geniesen, den tag zu leben, erlebnisse wahrzunehmen oder enttaeuschungen zu ertragen. der kampf gegen bulemie, ist das einizig was mir helfen kann, an meinem leben wieder spass zu haben. ich hoffe ich hoer mich nicht all zu schlau an, aber manchmal lass ich einfach so meine gedanken schweifen, weil es hier meine einzige moeglichkeit ist, von meinem problem zu sprechen, weil ich mich naemlich niemand anvertraut habe und ich es auch nicht moechte.
julia


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Betreff: Re: | K r e b s |
Von julia am 21.03.2002


ich moechte dir noch einmal viel glueck wuenschen und du kanst dich jeder zeit bei mir melden, ich wuensche dir auf jeden fall viel kraft und durchhaltevermoegen.
alles liebe
julia


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Betreff: Re: | K r e b s |
Von sam am 23.03.2002


hallo

willst du wirklich aufhören,dasnn halte dir vor augen das es auch scheisse wäre wenn es keine nebenwirkungen körperlicher seite hätte!
denn die psychischen narben sind eigentlich genauso schlimm oder noch schlimmer!
es frisst dich auf,es macht dich nicht stark sonder im gegenteil,SCWACH

ich hab seit 10 jahren bulimie,und ich hab es jetzt in die hand genommen mir selbst zu helfen ,und hab freunden davon erzählt!
das hat mir sehr geholfen ist zwar hammer schwer aber es tut gut!
ich hab ein drehbuch über bulimie geschrieben und dreh nim sommer einen film darüber,der soll nicht nur mir sondern auch vielen anderen helfen!
würd mich sehr über eine mail von dir freuen

könnten uns dann austauschen ,und ich würd dich auch dann gerne zu der premiere einladen!

ich wünsch dir und deinem bruder nur das beste!


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Betreff: Re: | K r e b s |
Von Marie am 24.03.2002


Hallo Ally!

Als man mir damals sagte, daß mein Vater Krebs hat(bösartig, metastasierend, schnell wachsend, im Endstadium), da hatte ich die Bulimie die Zeit davor gerade halbwegs im Griff. Aber ab dem Zeitpunkt habe ich den ganzen Tag nur gefressen und gekotzt. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie das Leben danach ohne ihn sein wird. Der Arzt hatte gesagt, er soll noch einmal in den Urlaub fahren und das Leben genießen. Ich habe damals keinen Urlaub bekommen und konnte nicht mit. Ich hatte Angst, daß er aus dem Urlaub nicht wiederkommt. Das ich ihn nie wieder sehe und ihm nicht sagen kann, wie lieb ich ihn habe. Ich hatte - genau wie Du jetzt bei Deinem Bruder - verdammt Angst meinen Vater zu verlieren. Die Bulimie hat mir - prima facie -geholfen, meine Probleme und Ängste zu vergessen. Aber nach ein paar Wochen, als nichts mehr ging und ich total am Boden war ist mir aufgefallen, daß die Bulimie alles nur noch schlimmer macht(Es ist mir vorher tatsächlich nciht bewußt gewesen). Das ich mir dadurch zusätzliche Probleme schaffe (Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit......)und ich meinem Vater noch weniger helfen kann, weil ich selbst zu schwach bin. Ab dem Tag habe ich immer wieder versucht, die Bulimie zu bekämpfen. Ich habe es noch nicht geschafft, aber ich möchte eines Tages richtig (Ohne Bulimie) leben können, und dafür lohnt es sich zu kämpfen!

Bitte gib nicht auf!

Ich wünsche Dir und Deinem Bruder alles Gute!

Liebe Grüße!

Marie


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Betreff: Re: | K r e b s |
Von berry am 29.03.2002


hallo ally!

ich kann gut nachfühlen, wie es dir geht. seit etwa zwei jahren, weiss ich dass auch meine mama an krebs sterben wird. ihr ganzer körper ist praktisch voll damit und der gedanke daran, dass sie schon morgen nicht mehr hier sien könnte,macht mich oft so fertig, dass ich das gefühl habe vor schmerz kaum noch atmen zu können. es hilft, wenn du darüber redest, aber kotzenmacht alles nur noch schlimmer, obwohl ich mich selbst auch darin flüchte. was ich eigentlich sagen wollte: wenn du lust hast, wirklich zu reden, dann schreib mir doch ein (cactus5@sms.at) und wenn du auch in wien wohnst, können wir uns auch mal treffen, wenn du lust hast. es tut weh, einen menschen den man so sehr liebt, so leiden zu sehen, ich weiss. aber du musst dir auch immer vor augen halten, dass dein vater bestimmt schreckliche schmerzen hat und der tot eines tages eine echte erlösung für ihn sein wird. so hart es sich anhört: du kannst ihm nur wünschen, dass es nicht mehr alzu lange dauert, bis es vorbei ist. solange du ihn in deinem herzen hast, wirst du ihn nie verlieren, aber es ist auch wichtig, ihn los zu lassen.
schreib mir einfach, wenn du magst!
Trotz allem wünsche ich dir ein frohes osterfest und lass den kopf nicht hängen!! denn dein leben geht weiter!
alles liebe!
berry