#5
von lientje
Ok, ich kann sehr gut verstehen, dass man nach so einer langen Zeit irgendwann Phasen hat, wo man einfach keine Lust mehr hat. Warum ist das bei dir so? Denkst du, dass du austherapiert bist? Es keinen Sinn mehr macht irgendetwas zu versuchen? Was ist der Grund dafür, das du dich aufgibst? Was ich dich frage, meine ich ernst. Ich möchte es wirklich verstehen. Ich war 10 Jahre bulimisch / anorektisch. Hatte eine kurze Phase ohne ES (ungefähr 1 1/2 - 2 Jahre). Bin jetzt seit knapp drei Jahren wieder in der ES. Es gab Tage, da wollte ich die ES wirklich als Teil von mir akzeptieren und beginnen, damit leben zu lernen. Aber nicht weil ich die ES als Krankheit annehmen, sondern aufgeben wollte. Jedoch kam es mir wie mich selbst aufgeben vor. Und mich selbst abschreiben möchte ich nicht. Ich kämpfe jeden Tag. An manchen gebe ich mich zwangsweise der ES hin. Ärgere mich und bin enttäuscht von mir. Ich fange wieder an zu kämpfen. JEDEN verdammten Tag und hoffe, dass es besser wird. Ich habe den ganzen Tag geschafft. Ordentlich gegessen. Es war nicht leicht. Immer diese Gedanken in meinem Kopf. Vier Situationen gemeistert. Ich hätte stolz sein können. Ich wollte aber noch mehr. Konnte mich nicht zufrieden geben. Und das, hat mir das Genick gebrochen hat. Mich selbst wieder zu sehr unter Druck gesetzt. Ich habe für heute verloren. Gehe jetzt noch eine kleine Runde spazieren und dann ins Bett. Was würde ich lieber machen? Richtig! Mindesten noch eine Stunde Sport. Die Kalorien, welche zu viel aufgenommen wurden, abtrainieren. Ich lasse es. Warum? Ich habe meinen Körper - mir selbst - heute schon viel zu viel zu gemutet. Was ich jetzt brauche, ist etwas entspannendes und Ruhe. Ich starte nicht erst morgen einen neuen Versuch, sondern gleich heute. Was ich damit sagen möchte ist einfach, dass man sich nicht selbst so bestrafen darf. Ich kann jetzt nur für mich sprechen aber ich wurde in meinen Leben schon so oft verletzt - mir wurde so viel Scheiße angetan und was mache ich ? Ich tu mir selbst weh. Immer und immer wieder. Ich brauche nichts von dem Verzeihen, was mir irgendwer, irgendwann einmal angetan hat aber ich muss mir endlich verzeihen lernen. Na klar, fühlt sich für mich gigantisch an, dünn zu sein. Ich habe ein unglaubliches Selbstbewusstsein. Ich gehe so unglaublich selbstverständlich mit mir um, weil ich mich dann sehr mag. Mich jetzt so zu akzeptieren, mit fast *kg mehr, ist schwer. Ich wäre so gerne wieder dünn. Aber das schaffe ich nur, in dem ich krank bin und bleibe. Lohnt sich das? Für mich nicht. Ich hoffe, dass ich meine Probleme gelöst bekomme, normal leben kann und vielleicht durch eine gesunde Lebensweise, irgendwann doch an mein Ziel mit meiner Wunschfigur komme.
Ich wünsche mir sehr für dich, dass du irgendwann wieder die Kraft dazu aufbringen kannst, weiter zu kämpfen. Ich bin davon überzeugt, dass wir es hier alle schaffen können. Jeder von uns braucht nur den richtigen Grund und eben unterschiedlich Zeit um den Kampf gegen die ES zu gewinnen.
Und was ich noch kurz zum Kotzen sagen wollte: bei mir ist es definitiv nicht so. Früher, als ich nur einmal in der Woche mich übergeben habe, ging es auch alles ganz easy. Umso öfter ich es jedoch getan habe, umso schwieriger wurde es. Aber das ist auch egal. Jedes Mal ist zu viel.
Liebe Grüße