Mut zum Vorstellen, neu hier

#1
Jetzt stelle ich mich auch mal endlich vor, lange vorgenommen und eine ruhige Minute gefunden. Ich habe mir vor Kurzem "Peinliche Geheimnisse" durchgelesen und war überrascht und gleichzeitig erleichtert, wie viel ich doch kenne und fand es gerade wegen der Ehrlichkeit irgendwie besser, auch etwas zu mir zu sagen( habe mich lange dadurch gelesen und hat mich tatsächlich von naja ihr wisst schon abgehlten, ein großes Dankeschön !!).

Ich weiß ehrllich gesagt gar nicht, wann es so richtig anfing. Ich weiß, dass ich immer bei Vorsorgeuntersuchungen Angst hatte vor dem Wiegen, ich war einfach immer sehr zierlich, weshalb ich glaube ich Angst hatte, irgendwie aus dieser Rolle zu fallen, wer bin ich dann?
Richtig ging es dann ab der 5. Klasse los. Heute kann ich sagen: Meine ehemalige Freundin(sie hat mich emotional erpresst und wurde vor zwei Jahren der Schule verwiesen) hatte Bulimie und Magersucht. Man hat es gesehen, jeder hat es gesehen aber ich wollte es nicht wahr haben. Ich musste ihr immer mein Wasser geben, sie entschuldigen beim Lehrer, wenn sie raus musste, in den gleichen Sportverein, wie sie gehen und das auch, wenn ich krank war. Ich durfte keine Freunde neben ihr haben, mich in den Pausen zu niemand anderem stellen, gleichzeitg traf sie sich ständig mit anderen Leuten. Bei ihr hätte die ES nicht auffallen dürfen, ihre Eltern (streng katoloisch) , durften so etwas nicht in der Familie haben, ignorierten es. Sie hat es mir gegenüber verneint, gleichzeitig sollte ich beim "Vertuschen" helfen... Sie war einfach so unendlich hilflos, untergewichtig( hoffe, das ist erlaubt zu schreiben), Zuhause oft ignoriert, schwer sozialphobisch(ich musste jeden Streit für sie schlichten und mich bei jeder Respektsperson um ihre Angelegenheiten kümmern) und obwohl sie sich im gleichen Atemzug umdrehte und mir mein Leben zur Hölle machte, konnte ich mich ja nicht wehren, da sie krank war und mein Selbstbewusstsein zerstört hat. Nach zwei Klinikaufenthalten meinerseits, einem Versuch alles hinzuschmeißen und einem Lehrer, schaffte ich es mich zu befreien. Alles "flog auf" und sie wurde der Schule verwiesen. Ihr letzten Worte waren: "Ich habe dich schon seit der 1.Klasse gehasst."

Dann stand ich aber da, keine Ahnung von mir und meinem Bedürfnissen und keinem Kontakt und irgendwie bin ich dann einfach da rein gerutscht. Seit einem Jahr, eben auch in die Bulimie. Das Gefühl die Leere mit etwas zu füllen und dann überfordert zu sein und wieder leer sein, einfach über etwas "Kontrolle" zu haben, es ging nicht anders. Gute Phasen in totale Abstürze. Alles oder nichts oder besser: Das Dazwischen, die Vorhölle: Die Essstörung

Nachdem ich entschied aus dem ganzen raus zukommen, passierte das Ganze nochmal, aber diesmal wurde es extremer und die richtige Hölle brach über mir ein: Mein Vater, der extrem auf dieses Thema bedacht ist(Phasenweise), Sport, nur so und soviel Lebensmittel und jede Minute über seine "Erfolge" berichtet --> alles, was er in meiner Gegenwart erzählt, ist in diesem Forum streng verboten(!). Und vor kurzem dann auch meine Schwester. Gründet einen dieser "kritischen" Instagram accounts, fragt nach Messgeräten, erklärt, welche Größe sie jetzt trägt. Legt die Gabel hin, wenn ich es tue. Trinkt, wenn ich es tue. Sie bricht in Zimmer in unserem Haus ein, auf der Suche nach einer Waage. es ist die absoulte Hölle, (ich meine diese Krankheit ist doch verdammt nochmal lebensbedrohlich? Es ist kein Spiel und auch nicht ersterbenswert???) Meine Mutter, die mich aus dem Haus warf, als ich ihr erklärte, wie triggernd es für micht ist. Sie kann glaube ich einfach nicht noch ein krankes Kind ertagen. Sie geht aber den gleichen Weg wie ich und meine Mutter wartet bis zum großen Knall, anstatt vorher einzuschreiten. Meine Mutter und ich im Dauerstreit, während meine Schwester trotz Bemerkungen, keinerlei Sanktionen erhält, sich lächhelnd umdreht und Sport macht.

Nun sitze ich ihr, meine Theapeutin muss mich leider bald abgeben, die nächste bekomme ich im Sommer.
Ein Neuanfang. Ich habe beschlossen: Ich will das nicht mehr. Mich macht diese Umgebung krank, ich muss hier weg und mich auf meine Gesundheit konzentrieren. Da ich ich meine Thera. noch ein bisschen habe, werde ich sie beim nächsten Termin bitten, ob wir uns um einen Termin bei Jugenamt kümmern können, ich möchte in eine Wohngruppe, alleine wohnen( ich werde bald 18), einfach raus aus diesem Umfeld. Ich will Verantwortung haben, keine Angst nach Hause zu kommen, Gesund werden ZU DÜRFEN, ohne schlechtes Gewissen und diesen Terror.
Ich kann und will mir den Untergang der nächsten Person nicht angucken. Sie genießt diese Aufmerksamkeit. Macht abfällige Berkungen über für sie "große Größen", was sie nicht essen kann, wartet, bis ich in der Nähe bin um demonstrativ in das Zimmer meiner Eltern, Zwecks Gewichtskontrolle einzudringen... Ich bin unheimlich fertig, aber gleichzeitig auch mtotiviert. Ich habe einfach schon lange das Gefühl: Hier zu Hause war es das irgendwie. Ich will etwas ändern und sie fangen gerade erst an oder schauen zu, wie es in die Unterwelt geht.

Ich freue mich und habe Angst vor der nächsten Zeit. Vieles wird kaputt gehen und wehtun, vieles wird Erleichterung und Gesundheit bringen. Und ich finde hier meine Geschichte zu schreiben, ist ein guter Anfang in Ehrlichkeit und Ruhe.
Vielen Dank !!

Re: Mut zum Vorstellen, neu hier

#2
Hallo und guten Morgen!

Das liest sich ja wirklich nicht schön...es ist ja wirklich schlimm wie es dir ergeht. Aber du bist auf dem richtigen Weg. Schau mit deiner Therpeutin nach einer Einrichtung oder gehe selbst zum Jugendamt.

Wichtig ist, dass du gesund wirst und du dich von den Dingen zuhause distanzierst, denn das ist eine Teufelsspirale, die einen nur wieder nach unten zieht.

Man muss um gesund zu werden "egoistisch" sein und wirklich nur an sich selbst denken und wenn das Zuhause so komplex gestört wie bei dir ist, gibt es nur eins...raus da!!!

Du musst jetzt wirklich an dich denken und dir dein Ziel vor Augen halten :)

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute!!