Ich bin neu hier
Verfasst: So Jul 10, 2016 8:33
Ich weiß nicht ob ich das jetzt richtig gemacht hab mit den verschiedenen Forumsthemen und so... wenn nicht: Tschuldigung
Hallo zusammen,
ich bin ehrlich gesagt ein bissl nervös – auch wenn ihr mich ja nicht sehen könnt fühl ich mich irgendwie ausgeliefert wenn ich das schreib.
Seit gut einer Woche hat es bei mir Klick gemacht und ich hab mir eingestanden, dass ich ein Problem habe. Erst dachte ich noch ich steh ganz am Anfang der Bulimie und will da nicht hineinrutschen und brauche darum Hilfe – nach ein paar Tagen in denen ich mir Symptome, Erfahrungsberichte, Videos,… usw angeschaut habe stellte ich dann fest, dass ich wohl nicht hineinrutsche, sondern schon mitten drinnen bin.
Bis dahin habe ich es ja als normal angesehen, Gegenmaßnahmen nach einer Heißhungerattacke zu ergreifen, ich dachte dass es ja nicht so schlimm ist. Natürlich habe ich ja auch ein perfektes Doppelleben geführt. Da ich aus Erfahrung nun wusste, dass ich keine Lebensmittel im Zimmer haben darf, da ich die ja früher oder später doch (fr)esse, hab ich auch keine mehr zur Verfügung gehabt (ich bin Rezeptionistin in einem Hotel und wohne auch da – das Angebot an vielen, sehr leckeren Speisen ist da natürlich sehr groß). Klick hats bei mir aber dann gemacht als ich in einer Heißhungerattacke aber abends nochmals aus dem Zimmer bin und mir im Hotel Lebensmittel gekrallt hab – ich weiß ja wo ich die finde, das Problem hier war dass ja immer Menschen um mich sind. So habe ich den Kühlraum und das Lager als meinen Kühlschrank angesehn und da wir im Hotel essen dürfen was wir wollen fand ich es auch anfangs nicht besonders schlimm, Lebensmittel zu stehlen und die dann mehr oder weniger wegzuwerfen. Paradoxerweise find ich es aber ganz schlimm wenn ich täglich seh, was da bei uns im Müll landet – gute Sachen die ich soooo gern essen würde! Aber natürlich verbiete ich mir die alle – in Gegenwart der anderen hab ich ja nur meine erlaubten gesunden Lebensmittel gegessen… die verbotenen wurden so schnell wie möglich entweder im Kühlhaus reingestopft oder ich hab die da irgendwie schnell rausgeschmuggelt.
Vor kurzem hab ich dann eben einigen Menschen, denen ich vertraue, davon erzählt und um Hilfe gebeten. Dazu zählen zwei Kolleginnen (eine vormittags, die andere nachmittags – da konnte ich dann ein bissl Selbstkontrolle abgeben, denn die wissen ja was ich da tu wenn ich ohne Grund im Kühlhaus verschwinde), mein Freund, zwei männliche Freude (deren Exfreundinnen hatten ebenfalls Bulimie), mein Bruder, Mama und Papa. Alle sind sehr verständnisvoll und versuchen mich zu verstehen und mir zu helfen indem sie mir zuhören. Ich habe mir schon Bücher bestellt und mich über Selbsthilfegruppen informiert (da kann ich aber erst im Oktober hin, da ich wegziehen werde) und war beim Hausarzt wegen Blutabnahme (Elektrolythaushalt wird untersucht).
Gestern habe ich dann einige Tests zu HSP gemacht – ich bin nicht hochsensibel, aber doch schon sensibler als andere. Das hilft mir jetzt auch, manche Verhaltensweisen von mir zur verstehen und jetzt habe ich nicht mehr so das Gefühl, dumm, naiv, zickig, schwach oder komisch zu sein. Weiters wurde mir klar, dass ich die letzten Jahre nicht nur ein Doppelleben, sondern auch eine Rolle gelebt habe. Den kontaktfreudigen, offenen Menschen, der wildfremde Menschen anquatscht, den gibt es eigentlich gar nicht; ich wollte nur irgendwann so sein, lauter und beliebter, weil mein eigentliches, schüchternes, ruhiges Wesen unterging, nicht gesehen und gehört wurde. Darum habe ich meine „Vorbilder“ kopiert und durch den Job als Rezeptionistin meine Rolle perfektioniert, bis ich davon überzeugt war, dass ich das tatsächlich bin. Meine Hobbys wie malen und zeichnen habe ich aufgegeben – lieber fing ich an in meinem Zimmer in der Freizeit Gleichungen zu lösen und ein Buch über Kernphysik zu lesen: ich hasse Mathematik und Zahlen, ich kann damit nichts anfangen. Und trotzdem dachte ich mir es hat einen größeren Nutzen für die Umwelt in der ich lebe und ich krieg Anerkennung dafür. Ich bin mir nicht sicher aber ich glaube ich strebe nur nach Anerkennung, Bewunderung und dem Gefühl begehrt zu sein. Das weiß ich aber nicht weil ich Angst habe, zu tief in meinem verletzten Ich zu graben. Mein Selbstwertgefühl ist ziemlich tief – ein Grund dafür ist wohl auch meine Mutter, die mir in der Pubertät (damals war ich deutlich dicker) schützen wollte indem sie sehr, sehr verletzende Dinge gesagt hat (Friss nur rein in deinen blöden Schädel! Die anderen können sich das erlauben, du nicht! Du züchtest Fettzellen, du schaust furchtbar aus!). Ja das sind so einige Beispiele – auch wenn mein logischer Verstand sehr wohl weiß, dass das nicht mehr der Fall ist, so erinnert mich doch die innere Hexe ständig daran – und dann wird wieder gehungert.
Die letzten beiden Tage ging es mir sehr gut, ich hatte keinen Heißhunger und der tägliche morgendliche Gang zur Waage war sehr zufriedenstellend.
Und jetzt bin ich in einem Dilemma weil ich denke: wenn du keine Heißhungerattacken mehr hast und auch nicht kotzen willst und trotz normalen Essen (also eher Hungern) trotzdem abnimmst – hast du dir das vielleicht alles nur eingebildet? Bist du vielleicht gar nicht krank? Wenn es dir gut geht kannst du ja nicht krank sein? Und wenn du nicht mehr solchen Hunger verspürst dann muss das doch genügen – oder sollte ich weniger essen?
Das verwirrt mich innerlich – einerseits freu ich mich natürlich wenn nicht Weltuntergangstimmung herrscht, ich nicht das Verlangen hab irgendwas schnell in mich reinzustopfen und ich mich körperlich nicht erschöpft fühle. Andererseits macht es mich auch ganz nervös, weil ich mir selbst nicht traue. Bild ich mir das also nur ein?
Vielleicht kennt das einer von euch – es würde mir helfen eure Meinung zu hören. Wenn ihr das Gefühl auch kennt dann gebt mir bitte Bescheid – dann wüsste ich nämlich dass ich nicht spinne.
Eigentlich wollt ich gar nicht so viel schreiben – aber ich stell das jetzt mal so rein ohne es nochmals gelesen zu haben (sonst manipulier ich mich vielleicht wieder nur selber)
Vielen herzlichen Dank im Voraus
Hallo zusammen,
ich bin ehrlich gesagt ein bissl nervös – auch wenn ihr mich ja nicht sehen könnt fühl ich mich irgendwie ausgeliefert wenn ich das schreib.
Seit gut einer Woche hat es bei mir Klick gemacht und ich hab mir eingestanden, dass ich ein Problem habe. Erst dachte ich noch ich steh ganz am Anfang der Bulimie und will da nicht hineinrutschen und brauche darum Hilfe – nach ein paar Tagen in denen ich mir Symptome, Erfahrungsberichte, Videos,… usw angeschaut habe stellte ich dann fest, dass ich wohl nicht hineinrutsche, sondern schon mitten drinnen bin.
Bis dahin habe ich es ja als normal angesehen, Gegenmaßnahmen nach einer Heißhungerattacke zu ergreifen, ich dachte dass es ja nicht so schlimm ist. Natürlich habe ich ja auch ein perfektes Doppelleben geführt. Da ich aus Erfahrung nun wusste, dass ich keine Lebensmittel im Zimmer haben darf, da ich die ja früher oder später doch (fr)esse, hab ich auch keine mehr zur Verfügung gehabt (ich bin Rezeptionistin in einem Hotel und wohne auch da – das Angebot an vielen, sehr leckeren Speisen ist da natürlich sehr groß). Klick hats bei mir aber dann gemacht als ich in einer Heißhungerattacke aber abends nochmals aus dem Zimmer bin und mir im Hotel Lebensmittel gekrallt hab – ich weiß ja wo ich die finde, das Problem hier war dass ja immer Menschen um mich sind. So habe ich den Kühlraum und das Lager als meinen Kühlschrank angesehn und da wir im Hotel essen dürfen was wir wollen fand ich es auch anfangs nicht besonders schlimm, Lebensmittel zu stehlen und die dann mehr oder weniger wegzuwerfen. Paradoxerweise find ich es aber ganz schlimm wenn ich täglich seh, was da bei uns im Müll landet – gute Sachen die ich soooo gern essen würde! Aber natürlich verbiete ich mir die alle – in Gegenwart der anderen hab ich ja nur meine erlaubten gesunden Lebensmittel gegessen… die verbotenen wurden so schnell wie möglich entweder im Kühlhaus reingestopft oder ich hab die da irgendwie schnell rausgeschmuggelt.
Vor kurzem hab ich dann eben einigen Menschen, denen ich vertraue, davon erzählt und um Hilfe gebeten. Dazu zählen zwei Kolleginnen (eine vormittags, die andere nachmittags – da konnte ich dann ein bissl Selbstkontrolle abgeben, denn die wissen ja was ich da tu wenn ich ohne Grund im Kühlhaus verschwinde), mein Freund, zwei männliche Freude (deren Exfreundinnen hatten ebenfalls Bulimie), mein Bruder, Mama und Papa. Alle sind sehr verständnisvoll und versuchen mich zu verstehen und mir zu helfen indem sie mir zuhören. Ich habe mir schon Bücher bestellt und mich über Selbsthilfegruppen informiert (da kann ich aber erst im Oktober hin, da ich wegziehen werde) und war beim Hausarzt wegen Blutabnahme (Elektrolythaushalt wird untersucht).
Gestern habe ich dann einige Tests zu HSP gemacht – ich bin nicht hochsensibel, aber doch schon sensibler als andere. Das hilft mir jetzt auch, manche Verhaltensweisen von mir zur verstehen und jetzt habe ich nicht mehr so das Gefühl, dumm, naiv, zickig, schwach oder komisch zu sein. Weiters wurde mir klar, dass ich die letzten Jahre nicht nur ein Doppelleben, sondern auch eine Rolle gelebt habe. Den kontaktfreudigen, offenen Menschen, der wildfremde Menschen anquatscht, den gibt es eigentlich gar nicht; ich wollte nur irgendwann so sein, lauter und beliebter, weil mein eigentliches, schüchternes, ruhiges Wesen unterging, nicht gesehen und gehört wurde. Darum habe ich meine „Vorbilder“ kopiert und durch den Job als Rezeptionistin meine Rolle perfektioniert, bis ich davon überzeugt war, dass ich das tatsächlich bin. Meine Hobbys wie malen und zeichnen habe ich aufgegeben – lieber fing ich an in meinem Zimmer in der Freizeit Gleichungen zu lösen und ein Buch über Kernphysik zu lesen: ich hasse Mathematik und Zahlen, ich kann damit nichts anfangen. Und trotzdem dachte ich mir es hat einen größeren Nutzen für die Umwelt in der ich lebe und ich krieg Anerkennung dafür. Ich bin mir nicht sicher aber ich glaube ich strebe nur nach Anerkennung, Bewunderung und dem Gefühl begehrt zu sein. Das weiß ich aber nicht weil ich Angst habe, zu tief in meinem verletzten Ich zu graben. Mein Selbstwertgefühl ist ziemlich tief – ein Grund dafür ist wohl auch meine Mutter, die mir in der Pubertät (damals war ich deutlich dicker) schützen wollte indem sie sehr, sehr verletzende Dinge gesagt hat (Friss nur rein in deinen blöden Schädel! Die anderen können sich das erlauben, du nicht! Du züchtest Fettzellen, du schaust furchtbar aus!). Ja das sind so einige Beispiele – auch wenn mein logischer Verstand sehr wohl weiß, dass das nicht mehr der Fall ist, so erinnert mich doch die innere Hexe ständig daran – und dann wird wieder gehungert.
Die letzten beiden Tage ging es mir sehr gut, ich hatte keinen Heißhunger und der tägliche morgendliche Gang zur Waage war sehr zufriedenstellend.
Und jetzt bin ich in einem Dilemma weil ich denke: wenn du keine Heißhungerattacken mehr hast und auch nicht kotzen willst und trotz normalen Essen (also eher Hungern) trotzdem abnimmst – hast du dir das vielleicht alles nur eingebildet? Bist du vielleicht gar nicht krank? Wenn es dir gut geht kannst du ja nicht krank sein? Und wenn du nicht mehr solchen Hunger verspürst dann muss das doch genügen – oder sollte ich weniger essen?
Das verwirrt mich innerlich – einerseits freu ich mich natürlich wenn nicht Weltuntergangstimmung herrscht, ich nicht das Verlangen hab irgendwas schnell in mich reinzustopfen und ich mich körperlich nicht erschöpft fühle. Andererseits macht es mich auch ganz nervös, weil ich mir selbst nicht traue. Bild ich mir das also nur ein?
Vielleicht kennt das einer von euch – es würde mir helfen eure Meinung zu hören. Wenn ihr das Gefühl auch kennt dann gebt mir bitte Bescheid – dann wüsste ich nämlich dass ich nicht spinne.
Eigentlich wollt ich gar nicht so viel schreiben – aber ich stell das jetzt mal so rein ohne es nochmals gelesen zu haben (sonst manipulier ich mich vielleicht wieder nur selber)
Vielen herzlichen Dank im Voraus