Ich bin neu und brauche eine Beurteilung

#1
Dann fange ich mal an.
Ich habe vor ca 3 Jahren angefangen mir manchmal die Finger in den Hals zu stecken, wenn ich zu viel gegessen hatte aber ich habe es nie als Krankheit gesehen. Es war eher die bequemste Alternative zu Sport.
Ich hatte teilweise Pausen dazwischen wo ich auch nicht das Gefühl hatte, ich müsse mich zwanghaft erbrechen und es auch nicht getan habe.
In den letzten Monaten habe ich aber leider teilweise keinen Tag ausgehalten wo ich nicht über der Schüssel hing.
Ich bin 17 und esse (schul und stressbedingt) sehr unregelmäßig und meist nach der Schule sehr viel.
Natürlich ist es schwer nicht alles danach raus zu lassen wenn man alleine zu Hause ist.
Ich habe vor einigen Monaten feststellen müssen, dass ich doch größere Probleme mit dem aufhören habe als gedacht.
Ich war 1 1/2 Wochen clean und hatte eben wieder einen Rückfall.
(Deswegen auch der Entschluss mich euch anzuvertrauen)
Ich weiß wirklich nicht wie ich damit umgehen soll.
Ich kann es auch meiner Familie und meinen Freunden nicht erzählen, weil ich mich auch einfach dafür schäme und sie es eh nicht verstehen würden.
Ich spüre jetzt leider schon leichte Folgen (trockene Haut, glanzlose Haare, empfindliche Zähne ....)
Könnt ihr mir etwas raten was euch vielleicht geholfen hat aufzuhören? Oder was ihr gemacht habt um mit der ganzen Geschichte klarzukommen.
Außerdem wäre es schön zu wissen wie schlimm ihr es bei mir einschätzt.

Re: Ich bin neu und brauche eine Beurteilung

#2
Was dagegen hilft bzw. helfen kann, wenn man es nicht (mehr) unter Kontrolle hat: Therapie.

Wie "schlimm" eine Essstörung ist, hängt m.E. nicht vordergründig von der Frequenz oder von der Dauer des essgestörten Verhaltens ab, sondern vom Leidensdruck, den der/die Betroffene spürt. Je mehr du subjektiv daran leidest, desto schlimmer.

Re: Ich bin neu und brauche eine Beurteilung

#5
Mit 17 war ich an genau dem gleichen Punkt wie du. Und ich habe keine Therapie gemacht, weil ich überzeugt war da selbst rauszukommen. Jetzt werde ich bald 21, mache eine Therapie und wünschte ich hätte das damals schon getan. Ich kann dir nur an Herz legen dir jetzt Hilfe zu suchen. Nicht erst, wenn die Essstörung schon fast chronisch ist. Ansonsten kann ich dir noch raten regelmäßig zu essen. Nicht erst nach der Schule. Das Phänomen hatte ich auch oft, dass ich ausgehungert nach Hause kam. Nimm dir ein Frühstück mit, iss zu Mittag, mach dir evntl einen Plan für den nächsten Tag. Alles Liebe!

Re: Ich bin neu und brauche eine Beurteilung

#6
Complessa:
ich glaube ich möchte einfach nicht noch tiefer in dem Ansehen meiner Eltern sinken wenn ich ihnen erzählen muss dass ich eine Essstörung habe.
Außerdem würden sie nicht damit umgehen können und eine Therapie zu machen ist halt auch noch ein großer schritt und ich könnte halt nicht verbergen dass ich dort hin gehe und freunde und Familie würden es bestimmt merken.

Re: Ich bin neu und brauche eine Beurteilung

#8
Du musst ja morgens nicht superviel essen, vlt. ein kleines Müsli mit etwas Obst oder zwei Scheiben Vollkornbrot mit Frischkäse? :)
Ich kann außerdem total nachfühlen, warum die Angst hast in Therapie zu gehen und damit deinen Eltern zu sagen was los ist. Aber es geht nicht darum was deine Eltern oder Freunde denken oder ob du im Ansehen von irgendjemandem sinkst. Es geht um dich, um deine Gesundheit und um dein Leben. Vielleicht gibt es ja in deiner Nähe eine Beratungsstelle, zu der du gehen kannst? Das habe ich damals gemacht. Bis zum 21.Lebensjahr ist das kostenlos, zudem unverbindlich und deine Eltern müssen davon rein gar nichts mitbekommen.
Liebe Grüße!

Re: Ich bin neu und brauche eine Beurteilung

#10
Genau diese Angst vor der Reaktion deiner Eltern ist ja wahrscheinlich einer der Hauptgründe für deine ES!
Diese Angst wird nicht von alleine verschwinden! Ganz im Gegenteil - die wird immer schlimmer werden! Und die ES wird auch nicht von alleine wieder verschwinden, wenn du die Eltern-Thematik nicht bearbeitest...
Es ist nicht deine Aufgabe, deine Eltern vor der Realität zu beschützen. Sie sind die Erwachenen - du bist das Kind! Nicht umgekehrt!
Und natürlich wäre es erstmal schlimm für deine Eltern - aber da müssen sie durch... Und da musst du auch durch! Und im besten Fall geht ihr alle am Ende gesärkt aus dem Prozess hervor.
Überleg dir gut, ob du dein Leben opfern willst um deine Eltern vor etwas zu schützen, was sie wahrscheinlich selbst mitverursacht haben.

Und abgesehen davon gibt es mehrere Möglichkeiten, Therapie oder Beratung in Anspruch zu nehmen, ohne dass irgendjemand etwas davon mitkriegt... Beratungsstellen, Telefonberatung, Schulpsychologin, etc... Erkunige dich mal! Da gibts bestimmt auch in deiner Wohngegend etwas...

Re: Ich bin neu und brauche eine Beurteilung

#11
um an Complessa anzuschließen - der Punkt, dass man denkt, man hat es "verdient" wird kaum kommen.... weil man immer wieder rechtfertigen kann, wieso man tut, was man gerade tut.
Jemand mit eingerissener Sehne wartet ja auch nicht, dass die Sehne ganz reißt, damit sich der Arztbesuch auszahlt.
Glaub mir - umso länger man wartet umso schlimmer und länger ist das Rauskommen. Jeden Tag verlierst du Lebenszeit.

Es gibt so viele Arten, wie du dir Hilfe suchen kannst - wenn du WILLST ist der wichtigste Schritt getan und dann findet sich was. Du musst aber den Mut dazu haben!!

Alles gute!!
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH

Re: Ich bin neu und brauche eine Beurteilung

#12
Hallo mein Name ist Sabine Wiesinger und beschäftige mich dem Thema Essstörrungen seit vielen Jahren.

Ich bin Ärztin und Zahnärztin. Es ist für mich ein besonderes Anliegen auf diesem Gebiet mehr Aufklärung zu

bringen!- Auch Fragen beantworte ich gerne. Unsere Ordination ist in Wien und wir arbeiten in einer

Vorsorgeordination.

Ich habe selbst vor 14 Jahren mit grossen gesundlheitlichen Problemen gekämpft- das hat mein ganzes Bild von der

Medizin in Richtung Vorsorge verschoben. :roll:

Vieles kann man gegen die empfindlichen Zahnhälse und Zähne tun!

Ebenso sind Blutbilder und viele andere Befunde sehr wichtig-ebenso wie die Psyche!!!!!!!

Ich werde Euch gerne -soweit es mir möglich ist.Fragen beantworten,denn ich weiß wie

alleingelassen man sich fühlen kann.Eure Sabine