Lebe, Liebe, Lache...

#1
Hallo,
ich wollte kurz die Gelegenheit nutzen, um mich vorzustellen, meine Geschichte kurz zu erzählen und mir infach ein paar Dinge von der Seele zu schreiben!

Ich bin eigentlich bereits seit vielen Jahren essgestört. Zum ersten Mal war ich mit 14 Jahren mit Ess-Störungen konfrontiert. Ich war immer ein relativ kräftiges Kind und dann beschloss ich abzunehmen. Mein Essverhalten (oder besser "Nicht-Essverhalten" hatte damals anorektische Züge, wobei ich damals noch allein die Kurve bekommen habe. Mit 17 sah das dann schon ein bisschen anders aus. Ich hungerte damals zusammen mit einer Freundin. Wir waren beste Freundinnen und haben uns trotzdem durch das Abnehmen irgendwie (ohne drüber zu sprechen) bekriegt. Jeder hat den anderen nur noch beobachtet und wollte dünner sein. Meine Freundin musste damals in Krankenhaus und ist fast an der Krankheit gestorben. Ich habe damals keine therapeutische Hilfe in Anspruch genommen, und habe es durch das Negativ-Beispiel meiner Freundin auch wieder allein geschafft aus der Anorexie rauszukommen.
Heute weiß ich, dass ich besser eine Therapie gemacht hätte. Ich war seit dem der lebendige Jojo-Effekt. Mal dick, mal wieder schlank. Mein Gewicht schwankte um die **kg hin und her.

Heute bin ich 25 und leide seit einem Jahr an Bulimie. Was genau der Auslöser für die Krankheit ist kann ich nicht sagen. Es ist nichts bestimmtes passiert, warum ich mich zum ersten Mal übergeben habe. Zunächst war die Bulimie auch nicht so "schlimm" (ich weiß, ist blöd ausgedrückt, aber ich finde grad keinen anderen Begriff). Ich habe wenig erbrochen und hatte auch keine Fress-Anfälle. Ich bin einfach hochkalorische "Normalportionen" nach dem Essen wieder losgeworden. Nach und nach ist das aber immer schlimmer geworden. Wenn ich allein zu Hause war, hab ich Unmengen in mich reingestopft und habe täglich manchmal 20 mal erbrochen. Auch, wenn ich nur einen Apfel gegessen habe oder so. Meine Eltern und mein Freund haben das ganze vor einem halben Jahr mitbekommen und wollten mich natürlich "zur Vernunft" bringen. Ich habe vorgeheuchelt das in den Griff zu bekommen, wobei es mir von Tag zu Tag schlechter ging.

Vor 3 Wochen hat mich mein Freund dann bei sich zu Hause rausgeworfen. Er könne nicht mehr und er gehe selber daran kaputt. Was sollte ich nun meinen Freundinnen erzählen, die alle nichts von der Bulimie wussten? Ich habe Lügengeschichten erfunden, die mich in ein gutes und ihn in ein schlechtes Licht rückten. Bis meine Mutter mir hat, ich solle mir doch bitte mal Gedanken machen, warum alles so kommen musste.

Und die Gedanken habe ich mir gemacht und innerhalb eines Wochenendes ist mir irgendwie "ein Licht aufgegangen". Ich habe in mich reingehört und gemerkt wie schlecht es mir eigentlich geht, wie schwach ich bin und dass ich eigentlich weder lieben noch lachen kann und dass einfach meine gesamte Lebensqualität verloren gegangen ist. Vor 3 WOchen bin ich dann zu meiner Ärztin, die mit mir zusammen eine Klinik für Psychosomatik rausgesucht hat. Ende des Monats kann ich dann nach 6 Wochen Wartezeit auch endlich dahin und ich muss sagen. Ich freue mich einfach. Ich freue mich, dass mir geholfen wird und ich hoffentlich zu mir selbst finde und die Krankheit, die mich meiner Lebensfreude beraubt hat endlich besiegen kann.

Mein Freund hat, nachdem er gemerkt hat, dass sich etwas in mir tut, mir gesagt, dass er immer für mich da ist und er mich liebt. Er musste das einfach so radikal machen, damit ich mir Gedanken mache. Ohne seinen vermeintlichen Schliss-Strich wäre ich heute nicht an dem Punkt, an dem ich jetzt bin.

Seit 3 Wochen habe ich mich bis auf einen blöden Ausrutscher auch nicht mehr Übergeben. Ich esse zwar kleine Portionen und habe auch an Gewicht kaum zugelegt, aber mir geht es einfach schon tausend mal besser. Tag für Tag merke ich jetzt schon, wie Energie zurück kommt und ich wieder zu Kräften komme.

Im Internet habe ich eine Selbsthilfegruppe gefunden, die ich jetzt schon einmal besucht hab. Ich war vollkommen begeistert von dem Treffen und heute findet wieder eins statt. Ich bin so poitiv gestimmt und motiviert und hoffe einfach hier Kontakte knüpfen zu können und mich austauschen zu können (auch wenn ich mal zweifeln sollte oder es mir nicht so gut geht). Meine Freunde und Familie können die Krankheit halt rein gar nicht nachvollziehen und mit "Gleichgesinnten" Kontakt zu haben tut mir einfach unendlich gut!!

Soviel zu mir =)

Liebste Grüße
He1dI
Zuletzt geändert von Caruso am Di Jun 03, 2014 21:10, insgesamt 1-mal geändert.