17 Jahren und seit zwei Wochen stelle ich mir eine Frage...

#1
So, ich bin relativ neu hier... habe noch nie etwas genaueres von mir erzählt....

Ich möchte gern ein bisschen was erzählen, weil ich eine wichtige Frage habe, vielleicht kann mir jemand helfen...

kurz zum anfang... ich war noch sehr jung und im schweizer national kader im judo... hmm im judo gibt es gewichtsklassen.... dort habe ich schon mit 10 11 12 gelernt wie man schnell ( in einer Woche) *kg an gewicht verlieren kann. war wohl so ziemlich der start, wobei wir immer vor den trainings und nach den trainings vor allen auf die waage stehen mussten und sie rechneten aus ob wir uns auch genügend mühe gegeben hatten, wer am meisten geschwitzt ( also gramm verloren hatte) hatte gewonnen, war ja wohl klar, dass niemand mehr etwas getrunken hatte während einem 4 stündingen träning... wenn ich an diese zeit zurück denke, könnte ich jedem erwachsenen der dort dabei gewesen ist die augen auskratzen... wenn ich jetzt daran denke, fühle ich solchen hass.... ich habe dies jahre lang wochenend für wochenend erlebt...

leider wurde es von meinen eltern unterstützt... was wohl die meisten kennen, meine eltern waren oder sind unheimlich leistungsorientiert.... klassenbeste, schönste, bravste, dünnste.... dass musste man sein.... leider ware die schönste bravste und dünnste meine schwester... ich war der sportliche haudegen.... mit kurzen haaren und damals noch freche sprüche... leider ging mein selbstvertrauen durch dass judo, durch den leistungsdruck, durch den abnehmdruck den meine mutter auch immer wieder betonte wie fett ich sei etc verloren...

kotzende jahre kamen anschliessenend.....

meine schwester hielt den druck irgendwie auch nicht mehr aus und wurde magersüchtig, war lange in der klinik, so ug, dass ihr laufen verboten wurden etc...

bei mir kamen nebst kotzen, drogen und alk hinzu.... schwarz weiss denken auch dort....


irgendwann kam dann wieder sport hinzu ( durfte endlich mit dem judo aufhören als ich zu arbeiten anfing)

mittlerweile bin ich sportsüchtig, ich denke, dass ich es bin, da ich nicht ohne kann, und ausraste wenn ich an einem tag nichts mache....
ich kotze noch ca 2x in der woche, sonst bin ich sehr streng und verbiete mir alles ausser ein paar gesunde lebensmittel...


ich hatte mal eine cleane phase unter fluoxetin, aber irgendwie holt mich die kotzerei immer wieder ein...


vor 3 monaten kam dann der entschluss, ich will aufhören, ich muss, ich werde es schaffen... ich bin in therapie, es läuft nicht schlecht....kotze zwar noch gleich viel, jedoch kann ich mittlerweile in der woche einen sportfreien tag haben, ohne gleich durchzudrehen... und ich arbeite an meinem selbstvertrauen, ich fange mich an zu wehren, meine meinung zu sagen etc....


ich reflektiere momentan viel... und probiere nebst dem judo sonst gründe zu suchen.

irgendwie bin ich zu müde um alles aufzuschreiben, ich hoffe ihr kommt trotzdem nach....


also, mein Verhältnis zu meiner Mutter ist gut, ich weiss sie liebt mich und würde alles... alles für mich machen... sie schrieb mir jeden Tag 10 liebe sms etc... aber:
ich habe ein Problem, als meine Bulimie angefangen hat, hat sie es relativ schnell gemerkt.... sie wusste es jahrelang, hat mich aber trotzdem weiterhin ins Judo geschickt, setzte mich auf diät und beleidigte mich wenn ich zu nahm....
sie wusste, dass ich jeden abend kotze, schimpfte unheimlich mit mir wenn sie es gemerkt hat, hat mich geschlagen etc und immer wieder beleidigt.... sie hat 100 mal kotze in meinem zimmer gefunden...
Ich habe dass bis zu dieser therapie verdrängt, ich wollte es nie wahrhaben, weil ich ihr ja nicht die schuld zu weisen wollte, da sie alles für mich gemacht hat...

abr jetz frage ich mich immer wieder, warum hat sie nichts gemacht, warum hat sie mir nicht geholfen? ich habe erst mal gefragt, ob es für sie schlimmer gewesen wäre ein dickes oder ein behindertes kind zu haben...? sie streitet alles ab, sagt zwar dass das judo ein fehler war, aber sonst sieht sie keinen Fehler... meine Schwester war stationär, weil man Magersucht halt sieht, Bulimie nicht.... ich will mich nicht streiten mit ihr, aber ich will ihr verzeihen können, aber igendwie geht es nicht... ich fühle mich v*rg*wa*ig*, weil sie sich mit mir immer wieder geblufft hat und ich jeden abend weinte : mami ich will nicht mehr dorthin etc.. ich musste...
ich möchte es verstehen, wieso niemand mir geholfen hat....

ich weiss dass man nach vorne schauen sollte aber es geht nicht...... kennt das jemand? wie macht ihr dass? ich will sie nicht verlieren? habt ihr auch so eine Person?

danke sorry für das wirr warr
Zuletzt geändert von Caruso am Mo Feb 03, 2014 22:01, insgesamt 1-mal geändert.
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: 17 Jahren und seit zwei Wochen stelle ich mir eine Frage

#3
Hallo Mellibelli,

ich bin zufällig über Deinen Post gestoßen. Ich kann nur soviel sagen:

Dass Deine Mutter so mit Dir umgegangen ist, liegt sicher nicht an Dir, sondern an ihr selbst. An Dingen, die sie sehr wahrscheinlich selbst erlebt hat und wollte, dass es bei Dir anders läuft. Anders ist aber nicht immer besser. Und gut gemeint, leider auch nicht immer gut gemacht.

Hast Du mit Deinem Therapeuten in der Zwischenzeit - Dein Post ist ja schon eine Weile her - bereits darüber gesprochen, ihm vielleicht das ähnlich wie hier geschildert und ihm mal diese Frage gestellt?
Und: Wie geht es Dir inzwischen? Besser?
Zuletzt geändert von cris am Mi Apr 16, 2014 21:56, insgesamt 1-mal geändert.

Re: 17 Jahren und seit zwei Wochen stelle ich mir eine Frage

#4
hey.....

wie es mir jetzt geht:
Ja, in der Therapie ist das Thema "Eltern" eigentlich das Hauptthema. Wütend bin ich immernoch, aber nicht mehr so oft. Ich habe mich in den letzten zwei Monaten fast nicht mehr bei meiner Mutter gemeldet, wodurch ich zwar ein unheimlich schlechtes Gewissen habe und ich ringe immer wieder mit mir, ob ich mich nicht bei ihr melden "muss". Meine Therapeutin ermutigt mich den Kontakt so gering wie möglich zu halten. Wir haben gemerkt dass ich immer FA habe, wenn ich mit meiner Mutter Kontakt hatte, auch wenn sie nur eine Sms gesimst hat.

Ich bin immer noch wütend. An manchen Tagen erwache ich schon so, mir kommt irgend etwas in den Sinn oder lese in meinen Tagebüchern. Diese Wut erdrückt mich fast, sie ist so stark. Leider habe ich noch kein Mittel gefunden mich dagegen zu wehren. Letzten Monat bin ich wiedermal so wütend zu ihr gefahren und habe alles gesagt.Sie weint dann unheimlich, hat doofe Erklärung und rechtfertigt sich. das bringt mir jedoch nichts. Auf die Frage, wieso hast du nie etwas gemacht, wieso hast du mich kotzen lassen etc... Antwortet sie: ich dachte dass sei einfach ein Pupertätsproblemchen. Wenn ich so was dann aus Antwort bekommen, könnte ich ausrasten...

Ich habe auch Nachforschungen gemacht was sie alles genau erlebt hat, in ihrer Kindheit und ich weiss jetzt sie hatte es nicht leicht... Sie hat uns auch immer belogen was ihre Ausbildung betrifft etc... solche Sachen machen mich traurig und es ist schwierig verständnis dafür zu haben. Es zeigt mir aber auch, wieso ich in der Schule immer die beste sein musste, weils sies eben nicht war. etc
Ihr geht es nicht gut, weil sie merkt wie scheisse es mir geht und ich denke sie hat ein schlechtes Gewissen, was ich ihr aber nicht abnehmen kann und will.
ich bin jetzt dran meine Wut zu akzeptieren, ich darf das.... Vielleicht legt sie sich mal und vielleicht auch nicht! Es ist schwierig, sehr schwierig!

Es geht mir aber besser... irgendwie... klar K* ich noch, klar kann ich mich nicht im Spiegel anschauen. Ich fühle mich oft schlecht und einsam... der Sport ist auch immer noch ein grosses Thema, ich mache täglich mehrere Stunde und kann nicht wirklich einen sportfreien Tag einhalten, selbstvertrauen ist immernoch so gut wie keins da...die suizidgedanken sind aber weniger und die schwarzen tiefen Löcher sind nicht mehr so tief und ich kann besser wieder aufstehen... ich versuche netter zu mir zu sein und mich nicht mehr so zu verachten nach dem Kotzen.... und seit dem ist es weniger geworden.... ich lasse mir mehr Zeit, ich meine ich habe es seit so langer Zeit, es ist klar wirds nicht von heute auf morgen besser.... das wichtigste: ich gebe nicht auf und ich will gesund werden... Ich kann jetzt mehr nachvollziehen was wieso passiert ist aber verzeihen kann ich nicht.
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: 17 Jahren und seit zwei Wochen stelle ich mir eine Frage

#5
Hi melibeli,

das tut mir alles sehr leid zu hören!

Dass Du wütend bist auf Deine Mutter, kann ich gut nachvollziehen. Mich macht es bereits wütend, zu lesen, was Du schreibst, wie sie war. Und ich glaube Dir gerne, dass das Wissen, dass Deine Mutter es als Kind selbst schwer hatte, nicht reicht, um sie zu entschuldigen und Deine Wut zu lindern.

Ich glaube diese Wut darf sein. Vielleicht kannst Du sie dann, wenn Du sie Dir selbst zugestehst, ja irgendwann einmal loslassen und ziehen lassen, damit sie Dir nicht mehr schaden kann.

Hast Du schon einmal daran gedacht, stationär in eine psychosomatische Klinik zu gehen?

Ich wünsche Dir alles Gute und bin mir sicher, dass Du gut bist, wie Du bist!