Ein kleines Hallo in die Runde

#1
Hallo liebe Foris

Ich habe mich grade hier im Forum angemeldet, weil es so ein paar Punkte gibt über die ich gerne schreiben möchte. Aber ich lese auch gern im Forum mit.
Also dann fang ich mal an.
Ich bin 22 Jahre alt und komme aus der Paderborner Gegend. Vielleicht gibts ja hier auch welche die aus der Umgebung kommen ;)
Naja aufjedenfall war/bin ich seit 3 Jahren Magersüchtig. Ich war deshalb auch schon 12 Wochen in der Klinik Roseneck in Prien.
Jetzt nach 3 Jahren hab ich es zumindest Gewichtstechnisch geschafft wieder im normalen Bereich zuliegen. Allerdings fühl ich mich damit nicht wirklich wohl und da ist die Magersucht im Kopf noch zu präsent. Jetzt hat sich seit ca. einem Monat das erbrechen eingeschlichen.
Ich bin mir grad nicht ganz sicher wieviel ich hier schreiben darf. Naja aufjedenfall hab ich letztes Jahr meine Ausbildung abbrechen müssen wegen der Magersucht und da bin ich bis jetzt mittags immer alleine zuhause. Und so bekommt es auch keine wirklich mit.
Das erbrechen und die ganzen AFM find ich echt mega ekelig aber trotzdem tuh ich es. Danach fühl ich mich wirklich erleichtert. Aber ehrlich gesagt bin ich mir garnicht sicher ob es überhaupt Bulimie oder sowas ähnliches ist. Ich kotze nur das aus, was ich in meinen Augen zuviel gegessen hab. Also nicht alles.
Und ich hab das Gefühl es dauert Stunden.
Bisher hab ich mir über Bulimie noch nicht wirklich gedanken gemacht und ich dachte immer, dass den Betroffenen es leicht fällt und das schnell geht. Aber bei mir ist das so garnicht der Fall.
Neben dem ganzen mach ich auch ne menge Sport. Also meistens Joggen oder Fahrrad fahren. Allerdings hab ich nicht so wirklich die kondition :/
Ja ich fände es toll, wenn Ihr mir vielleicht mal eure Einschätzung schreibt. Wie ihr das einschätzen würdet.
Ich weiß das ich was daran ändern sollte aber ich glaube dann würde ich wieder weniger essen und in die Magersucht zurück fallen. Keine Ahnung was das kleinere Übel ist. Nochmal ne Therapie kann ich mir momentan nicht vorstellen, weil alle denken es wäre wieder alles ok. Und ich möchte sie nicht enttäuschen. Sie sollen sich nicht nochmal sorgen um mich machen müssen.

Ja das erstmal dazu. Ich würd mich freuen, wenn ihr mir da weiterhelfen könntet.
LG

Re: Ein kleines Hallo in die Runde

#2
Liebe Mell
Herzlich willkommen in diesem forum. Wie du selbst feststellst, kann es so nicht weitergehen, wie es zur Zeit ist. Du wirst feststellen bei Antworten von anderen usern, dass es durchaus nicht allen so "leicht" fällt, zu k*. Dass nicht alles wieder rauskommt, was du gegessen hast, ist ebenfalls üblich. Betrachte dies doch als Signal deines Körpers, dass er dies nicht will. Auch den Gebrauch von AFM solltest du schnellstens unterbinden. Manche hier können dir erzählen, welche Folgeschäden sie nun auf Grund dieses Raubbaus am eigenen Körper zu tragen haben.
Es gibt kein "grösseres" oder "kleineres" Übel. Es gibt nur ein GROSSES: Es heisst ES.
Deine Argumente gegen eine Therapie sind nicht stichhaltig. Ich verstehe ja, dass du dein Umfeld nicht enttäuschen möchtest. Doch: Was glaubst du wäre ihnen lieber? Eine kranke Mell, die dazu steht und alles unternimmt, gesund zu werden oder eine kranke Mell, die auf "alle Tage Sonnenschein" macht und irgendwann den grossen Absturz erlebt?
Beim Gesundwerdenwollen musst und darfst du auf niemanden Rücksicht nehmen. Ich hoffe, deine Gesundheit ist dir auch entsprechend viel wert.

Viel Erfolg
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Ein kleines Hallo in die Runde

#3
Hallo Peter

Danke erstmal für deine Antwort.

Ich bin mir über die Folge durchaus bewusst. Ich weiß nicht wie genau du in der ganzen Sache ES steckst, aber bei mir ist es so, dass ich mir ziemlich egal bin. Dann hab ich eben folgeschäden. Ja ich weiß auch das ich es vielleicht später bereuhen werde oder so. Aber es ist mir alles ziemlich gleichgültig.
Das ganze ist ziemlich kompliziert. Also ich meine meine Einstellungen und Sichtweisen. Andere Menschen die krank sind, denen würde ich jeden Wunsch von den Lippen lesen nur damit ich ihnen was gutes tun kann. Oder wenn mich jemand um einen Gefallen bittet. Ich lasse alles stehen und liegen nur um diesen Menschen zufrieden oder glücklich zumachen in dem Augenblick. Sei es ob ich meinen Bruder am Tag 3mal mit dem Auto hin und her fahre obwohl ich es nicht so gerne mache. zumindest nicht so oft. Egal ob er mir weihnachten nichts schenkt. ich schenk ihm trotzdem was, was er sich sehnlichst gewünscht hat.
Ich nehme Papa hausarbeit ab, trotzdem das er es nicht so sehr wertschätzt. Aber ich würde nie selbst etwas einfordern. Und genauso sind auch die restlichen Sichtweisen. Es ist mir egal wenn ich krank bin. Das bin ja nur ich. Stört oder schadet ja keinem.
Ja mir ist auch bewusst das ich nicht so denken sollte. Aber Gedanken die man denkt, sind kein Beinbruch wo ein Gibs hilft.
Gedanken hat man einfach. ich hab sie mir ja auch nicht einfach ausgesucht. Aber ich weiß nicht wie das Leben jetzt ohne all dem wäre.
Wäre ich für die Menschen dann noch mehr luft, weil ich so dick bin ? Naja ist ja auch egal. Aber das sind so Gedanken die ich unteranderem hab.

Und ja vielleicht schreibt ja noch wer anderes was dazu.

Re: Ein kleines Hallo in die Runde

#4
Hallo Mell,

dass Du keine große Kondition beim Sport hast, wundert mich nicht. Bedenke mal, dass Du durch die Kombination aus Essen, nicht essen, erbrechen und Kotzen den Körper stark belastest. Da geht halt viel an Elektrolyten und Nährstoffen verloren, die der Körper eigentlich dringend braucht. Vielleicht sind Dir Folgeschäden (jetzt) egal. Aber vielleicht willst Du ja weiterhin Sport machen können. Wäre das vielleicht eine Motivation, Deinem Körper was Gutes zu tun?

Und glaube mir, spätestens, wenn Du dann Folgeschäden hast, und keine Kontrolle mehr über deren Entwicklung, ist es Dir nicht mehr egal.

Und ja, kranke Gedanken kann man nicht in einen Gips stecken. Aber man kann trotzdem dran arbeiten. Wer denkt denn die Gedanken? Es ist zwar nicht einfach, solche eingefahrenen Gedankenspuren zu ändern. Aber es hat ja auch keiner gesagt, dass es einfach wird. Das heißt nicht, dass Du es nicht angehen kannst.

Denke mal drüber nach. Vermutlich denkst Du eh schon viel drüber nach. Willst du Dein ganzes Leben damit verbringen, anderen die Wünsche von den Lippen abzulesen und Dich selbst systematisch runter zu putzen? Denkst Du, dass Du langfristig Dir und den anderen so einen Gefallen tust? Dass Du anderen die richtige Haltung zu sich selbst und anderen vorlebst?

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Ein kleines Hallo in die Runde

#5
Hi Mell,

schön, dass Du Dich angemeldet hast! :-)))

Ich hab jetzt nicht so viel Zeit um alle Beiträge zu lesen, möchte aber trotzdem was zu Deinem Text sagen.

Ich bin 50 Jahre und habe MS/BM seit meinem 21. Lebensjahr. Ich lebe seit 13 Jahren abstinent nach einem Essplan der Anonymen Esssüchtigen (für die ich hier jetzt nicht die Werbetrommel rühren möchte).

Nur so viel: Die ES ist kein Schnupfen. Es braucht Zeit, um alle Hintergründe zu verstehen und vor allem, um Dich selbst zu verstehen. Wir alle haben Gründe, warum wir uns so merkwürdig aufführen. Niemand macht das aus Boshaftigkeit oder Schlechtigkeit. Wir haben Gründe, verknotete Gedanken und Gefühe, inneres Wirrwarr, wie auch immer.

Ich kann Dir nur raten, Kopf hoch und geh es an. Irgendwie, wenn Du nicht weißt wie. Niemand sonst kann das für Dich tun, das ist die unangenehme Wahrheit. Und tu es am besten sofort. Tu irgendwas Kreatives, um Dich auszudrücken, und wenn es nur Joggen oder Radfahren ist, ist das auch ok, bloß beobachte Dich dabei. Schreib Deinen Blog hier oder ein Tagebuch oder male was, tanze oder irgendwas. Wenn Du k* musst, wird Dich niemand daran hindern. Aber versuche zu verstehen, dass K* oder AFM nur ein unzulängliches Hilfsmittel sind, um etwas in Dir nach außen zu bringen, was Dich quält. Und dass Du versuchen musst, Dir dieses quälende Geheimnis zu entlocken. Es wird weniger beängstigend sein, als Du glaubst

Heute, nach fast dreißig Jahren, kann ich das tatsächlich. Das hätte ich niemals für möglich gehalten, als ich am Anfang stand. Und wenn, dann hätte ich nicht gedacht, dass es so lange dauert. Wenn ich heute einen Zustand der Ohnmacht spüre, werde ich wachsam und dann gebe ich lieber der ganzen Welt einen gedanklichen Tritt in den Ar* , als das ich mich an mir selbst vergreife.

Es gibt einen Song, da heißt es (weiß nicht von wem):
"Tell me where it hurts - to hell with anybody else..."

Dafür muss man Selbstvertrauen gewinnen und das geht nicht so schnell. Nach dreißig Jahren habe ich ich vieles, was ich analysieren und vergleichen kann und mit meinen Gefühlen kann ich inzwischen jonglieren. Vielleicht brauchst Du aber keine dreißig Jahre dafür. Es ist nicht so schwer, wenn man einmal gespürt hat, wie es geht.

Also, ich denke Kopf hoch und Herz einschalten und Dich lieben. Dann wird Dir schon was einfallen.

Hoffe ich,
LG Mary Mary

PS.: Das Beste ist, Du kannst ganz beruhigt sein, denn Du wirst garantiert schlank sein, wenn Du die Kurve gekriegt hast (im doppelten Sinn)...
Zuletzt geändert von mary mary am Mi Apr 10, 2013 4:11, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: Ein kleines Hallo in die Runde

#6
Hallo und herzlich Willkommen :)

Dass Du den ganzen Vormittag alleine zu Hause bist und mit Deiner Essstörung verbringst ist nicht so toll :S Wenn man keine Ablenkung durch Schule und co. hat, dann geht es ja immer so weiter :( Was hast Du denn jetzt eigentlich vor bzw. wie lange bleibst Du zu Hause noch? Dass Du wegen der Magersucht Deine Ausbildung abbrechen musstest, tut mir echt sehr leid. Aber Zuhause sein und essen und erbrechen ist halt auch nicht die optimale Lösung :(

Könntest Du denn vllt. einen kleinen Job ausüben? Oder Deine Ausbildung fortsetzen?

Zur Therapie: Du musst ja nicht unbedingt sagen, dass Du eine Therapie machst oder weswegen Du eine machst.

glg
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.