irgendwo ziwschen krank und gesund....

#1
hallo ihr lieben,

ich bin gewissermaßen "neu" hier, obwohl ich schon sehr lange immer mal wieder was quer gelesen hab....
Ich bin 24 Jahre alt und habe seit viereinhalb Jahren Bulimie....
essgestört bin ich aber eigentlich seit Beginn meines 13. Lebensjahres. Gefühlt mein ganzes Leben. Aus heutiger Sicht hab ich so ziemlich alles durch, extrem magersüchtige Phasen, Fressanfälle, das Verbot und die Kontrolle und vorallem die Angst dicker zu werden als ständiger Begleiter.
Kurz vor dem Abitur hatte ich nochmal eine Phase, in der ich sehr kontrolliert und gezielt essen konnte, das passte einfach in die Tagesstruktur und half mir irgendwie auch beim Lernen. Mit den bestandenen Abiturprüfungen und dem Ausblick auf die vollkommen ziellose Leere, die davor mir lag, kam dann die Bulimie. Ich wusste nicht wirklich was ich machen wollte, obwohl mir Eltern und Lehrer eine reihe von besonderen Talenten unterstellten, die ich meiner meinung nach nicht hatte. Zudem haben mich meine Eltern auf sehr subtile Weise sehr unter Druck gesetzt (das soll nicht als Schuldzuweisung klingen, zwar haben meine Eltern sowie ein Reihe anderer Menschen auch ihrern Beitrag geleistet, "schuld" bzw. verantwortlich für allesbin aber letztendlich nur ich, das weiß ich)...
Neben dieser Leere kamen nich einige Misserfolge in Sachen Liebe und Freundschaft. Mein sowieso eigentlich kaum vorhandenes Selbstbewusstsein war damit komplett weg.
In den letzten viereinhalb Jahren hab ich so ziemlich alles probiert. Es gab natürlich auch kurze Zeiten der Besserung, aber die gingen meist mit Erfolgen einher, die sich in kürzester Zeit große Misserfolge umwandelten und somit dasgefühl, dass jetzt sowieso alles scheißegal ist.
Neben all den Zwängen und dem dauerhaft schlechten Gefühl, was ihr sicher auch alle kennt, waren und sind die körperlichen Begleiterscheinungen wohl am schlimmsten gewesen. Ich "leide" eigentlich schon immer unter einem relativ runden Gesicht, jedenfalls war das mit ein Grund warum ich mit 12 dachte ich müsse dringend abnehmen, aber mit der Zeit kamen die üblichen Hamsterbacken und mein Gesicht und mein Hals waren dauerhaft angeschwollen und unförmig und mein Gesicht veränderte sich total. Meine Haut im gesicht war auch nicht mehr wiederzuerkennen, Pickel ohne Ende, obwohl ich damit nie Probleme hatte. Ständige Halsschmerzen. Ständiges Magenbrennen. Mein sowieso schon schwacher Kreislauf nochmals geschwächt. Herzrasen usw. Das volle Probramm eben. Im Moment frage ich mich, wie ein Mensch das so lange aushalten kann.
Denn seit ungefähr 6 Wochen bin ich ein bisschen auf dem Weg der Besserung. Das ist noch keine lange Zeit, verglichen mit vorher, aber es ist doch ein Hoffnungsschimmer, auf den ich so lange gewartet haben.
Wie das kam? Ganz plötzlich. Von einem auf den anderen Tag ging es plötzlich irgenwie. Die täglichen Fressanfälle konnte ich auf ein bis zweimal die Woche reduzieren. Für mich ist das ein riesengroßer Erfolg und ich merke jetzt schon, nach der kurzen Zeit, wie so vieles besser ist, ich hab das Gefühl dass sich mein Körper langsam aus dem ganzen Dreck befreit, der ihn so lange eingeschnürt hat.
Allerdings bleibt da natürlich auch das Wissen, dass nicht alles einfach weg sein kann von einer Minute zur anderen und eine wahnsinns Angst nicht durchhalten zu können. Im Moment läuft immer alles ganz gut, wenn ich einen Plan hab an dem ich mich entlang hangeln kann. Ändert sich spontan mal was, wird es kritisch. Dann kann es gut laufen, muss aber nicht.
Besonders Angst habe ich , dass wenn dieses Semester um ist und dann das Examen kommt, ich wieder komplett in das andere Muster zurückverfalle. Das will ich auf keinen Fall und das bedroht mich irgendiwe doch sehr.

Puh, das war jetzt ein sehr langer Text und auch wenn ihn niemand liest, war es irgendwie gerade mal gut es aufzuschreiben....asber vielleicht geht es ja jemandem von euch genauso? Dass man sich gerade auf der Schwelle irgendwo dazischen befindet und sich gegenseitig ein bisschen motivieren kann, dass es sich lohnt durchzuhalten...Das wäre schön, denn ich muss gestehen dass ich noch nie wirklich mit jemandem Kontakt hatte, dem es möglicherweise ähnlich geht wie mir.
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Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#2
hi.

ich bin 15 jahre alt. ich fühle mit dir. ich denke ich befinde mich in der anfangsphase der bulimie. ich weiß nicht was los ist aber ich fühle mich von allen allein gelassen, nun verlässt mein bester freund, mein einziger nahestender und jemand der mich versteht, mich auch. ich habe noch nicht oft erbrochen, aber immer diese gedanken in meinem kopf, diese unzufriedenheit. ich habe nicht vor "geheilt" zu werden oder keine bulimie haben zu wollen, allerdings mache ich gerade so eine psychische phase durch, welche für mich eine art horrortripp wird. ich spalte mich von allen ab, bin sehr ruhig und möchte eigentlich gar nichts essen nur erbrechen, allerdings bin ich selten allein um es zu tun. doch dann habe ich diese fressattacken & denke mir, egal du kannst es doch nachher auskotzen, doch mama ist zu hause also was tun? ich verzweifle ich will es doch nur raus haben. denn schließlich behalte ich nichts in meinem körper was mir schmerz zufügt..

verstehst du mich?

Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#3
hey,

schön dass du mir geantwortet hast :) Und ja, ich erkenne da einiges wieder von dem was du schreibst. Wie gefestigt sind denn die Essattacken und das Erbrechen schon bei dir? Wenn du das "Glück" hast, dass es noch selten vorkommt, dann zwing dich es nicht zu tun, ich wünsch dir dass du es schaffst dich mit all deiner Kraft dagegen zu stellen, denn es wird nichts, rein gar nichts besser damit.
Gerade am Anfang dachte ich auch, dass ich es gar nicht loswerden will, ich dachte wo alles schon so schlecht läuft ist es das einzige was man noch hat, die einzige "Waffe" gegen den bösen Alltag und das Leben, das sich gegen einen verschworen hat. Aber dabei merkst du nicht wie schleichend diese Angewohnheit zwanghaft wird. Das wird mir jetzt erst richtig bewusst. Es ist ein Zwang und der hält dich gefangen. Aber ich glaube auch das wir das schaffen können....mit ganz ganz viel Kraft und Disziplin.
Hätte mir das jemand vor vier Jahren gesagt, hätte ich vermutlich auch nicht viel darauf gegeben, weil man das Gefühl hat jederzeit aufhören zu können. Aber irgendwann kennst du es vielleicht nicht mehr anders und dann wird es umso schwerer.
Schwer ist es allemal, aber ich glaube wir schaffen das. Ich wünsch es dir sehr :)
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Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#4
hey

das freut mich sehr zu erkennen das ich nicht die einzige Gestörte bin :)
Ich weiß ich weiß, nicht gut blablabla.
In letzter Zeit allerdings fühle ich mich so extrem allein, meine Familie ist mit sich selbst und den kleinen Kindern beschäftigt, meine beste Freundin entfernt sich immer weiter von mir, weil sie mir meinem Ausländischen Freundeskreis nicht klar kommt & zu guter Letzt geht mein bester Freund, mein Seelenverwandter, der der mich als einziger versteht & alles weiß, wegen Drogenproblemen für 1 Jahr in Therapie. Als ob das nicht schon alles schlimm genug wäre + meine körperliche Unzufriedenheit, habe ich mich auch noch verliebt -.-'
Ich sehe ihn jeden Tag in der Schule, wir sind immer zusammen in den Pausen, aber ich habe das gefühl, dass mein Körper ihm vielleicht nicht Gefallen könnte..

So, der letzte Wunsch meines Besten Freundes war, dass ich mit jemandem darüber rede & mir Hilfe suche so wie er. Also habe ich all meinen Mut genommen & mich heute schließlich mit meiner Ethik/Vertrauenslehrerin zusammen gesetzt & ihr alles erzählt, naja fast alles. Für Umsonst meines erachtens nach, denn sie hat mich lauter so Psychologenzeugs zugelabert, das ging links rein & rechts wieder raus.

Und nun zu deinem text. Ich kann verstehen, dass du mich warnen willst oder so. Aber ich habe diese Attacken und das Erbrechen noch nicht regelmäßig, wobei mein wunsch wäre regelmäßig zu erbrechen, ich habe das gut unter kontrolle.. in meiner Familie geht gerade der Magendarmvirus rum, ich glaube ich werde das die nächsten paar Tage als ausrede nutzen wenn ich mutig bin ;D

Lg ;)

Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#5
Hallo catie
Nein, wenn du mutig bist, wirst du genau diese Situation NICHT ausnutzen, sondern dich mit aller Kraft gegen das K* stemmen. Frag mal hier herum unter den Betroffenen, wer nicht irgendwann mal der vollen Überzeugung war, dies unter Kontrolle zu haben. Alle! Und haben dann irgendwann in einem lichten Moment feststellen müssen, dass dem eben doch nicht so ist.
Sei froh, dass du gar nicht so gut die Möglichkeit hast, nach Belieben im Bad zu verschwinden. Betrachte dies als deine Chance. Vertrau auch den Worten deines besten Freundes. Er haut ja nicht einfach ab und kehrt dir den Rücken wegen dir. Er hat die Möglichkeit, sein eigenes Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und möchte diese Chance nutzen. Mach du also gleich dasselbe. Such dir noch einen anderen Gesprächspartner, dem du dich anvertrauen kannst. Wäre es eine Möglichkeit, deinen Eltern die Wahrheit zu erzählen? Jetzt in diesem frühen Stadium wäre der Aufwand wohl am kleinsten, dich da wieder rauszuholen.
Versuch es. Du kannst fast nur gewinnen.

Hallo Schnuddel
Es freut mich, dass dein Leben eine unerwartete und erfreuliche Wende genommen hat. Geh diesen Weg weiter. Es ist noch ein langer und steiniger Weg vor dir. Das weisst du. Aber der Anfang ist gemacht. Reflektiere auch ganz genau, was denn zu diesem Umschwung geführt haben könnte. Mit diesen Erkenntnissen fällt es dir in Zukunft immer leichter, "heiklen" Situationen auszuweichen bzw. mit schon durchdachten Massnahmen zu begegnen. Ich wünsche dir weiterhin den Erfolg, den du zur Zeit hast und lass dich durch einen allfälligen Rückfall nicht aus dem Konzept bringen.

liebe Grüsse an beide
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#6
Hallo ihr,
ich bin auch neu hier... und mir geht es auch oft so, dass ich einfach das Gefühl habe mich nicht unter Kontrolle zu haben. Allerdings erbreche ich nicht täglich.. Bei mir ist es immer unterschiedlich... Manche Wochen und Tage geht es super und dann gibt es wieder so Phase (wie jetzt gerade) wo ich einfach das Gefühl habe nichts mehr unter Kontrolle zu haben...

Schnuffel, wie hast du es geschafft dich zu kontrollieren?

Sollte ich meiner Mutter von meiner Sucht erzählen? Ich habe jedoch große Angst, dass sie mich dann verurteilt und es jemandem erzählt...
Ich bin erst 18 und habe einen Freund und ich möchte auf keinen Fall, dass er es erfährt... Ich habe Angst ihn zu verlieren..

Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#7
Hallo ihr,

ja Peter ich schätze das du Recht hast, trotzdem ist mein Wille zu stark um es nun abzubrechen. Ich habe Spaß daran gefunden mich da so reinzustürzen und finde es Aufregend meinen Körper bald im Wandel betrachten zu können. Das klingt vielleicht dumm oder Naiv, aber sorry ich bin 15 & möchte gern meine eigenen Erfahrungen machen.

Hi Leni,

ich weiß wie du dich fühlst, du willst nicht das es jemand mitbekommt. Das will ich auch nicht. Mir graut es davor, daran zu denken das meine Mutter oder sonst jemand von meinen Gedanken und Taten weiß. Jemand von dem ich will das er es nicht erfährt, weil ich auch angst habe geliebte Menschen so zu verlieren, zum einem das sie sich von mir Abwenden würden oder meine Mom kurzen Prozess macht und mich in eine Klinik schickt, das sage sie bereits öfters. Also ich halte dicht und erzähle niemanden davon außer meiner Ethiklehrerin, diese liegt außerdem unter Schweigepflicht.

Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#8
Ich habe Angst..
Ich gehe morgen mit meinem Schwarm auf den Weihnachtsmarkt und anschließend Shisha rauchen.
Allerdings hatten wir schon gestern eine kleine Diskussion weil ich nach einem Verlorenen Kartenspiel nicht wie verlangt so einen mit Kalorien und Zuckerversehrten Apfelring gegessen habe.

Er meinte, dass er morgen die größte Tüte Gäbelchen kaufen wird und wir die Essen, alle!
Omg ist er denn verrückt? Das kann ich doch nicht machen?
So viele Kalorien und der ganze Puderzucker o:
Ich will das nicht, aber er würde nicht locker lassen & ich will ihn doch nicht verlieren..

Was soll ich machen?

Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#9
liebe Leni,

was die Sache mit der Kontrolle angeht....das ist bei mir auch unterschiedlich. Die letzten Jahre war es eigentlich so, dass ich gar nicht mehr wirklich versucht habe, sowas wie Kontrolle über das was ich tue oder nicht tue auszuüben. Ich hab mir im Prinzip gar nicht mehr auferlegt, mal nicht zu kotzen, weil dann war es um so härter es doch zu tun. Ich wusste, dass ich den Kampf sowieso verliere. Ich hab das gefühl gehabt vollkommen fremdbestimmt zu sein. mein Handeln war und ist sicherlich auch immernoch ziemlich oft zwanghaft.
ich kann dir kein Patentrezept geben, wie ich das geschafft hab. Ich bin auch nicht sicher ob ich es geschafft habe. Ich hab das nur alles plötzlich so satt. Ich hab mir jetzt in kritischen Momenten angewöhnt, ganz laut Nein zu sagen. Ich sage mir dann immer wieder "Nein ich will den Scheiß nicht mehr. Ich will eseinfach nicht mehr. Ich will nicht wieder dass mein Gesicht so aussieht wie die ganze Zeit, ich will diese Schmerzen nicht mehr. Ich will einfach nicht. mehr" ....Gestern hatte ich auch einen Rückschlag, es war lange nicht so heftig wie noch vor einiger Zeit, aber eben doch eine kleinere Fressattacke und Erbrechen. Danach hab ich geheult, weil ich es nicht geschafft hab. Heute war es auch nicht so leicht. Als ich vorhin von der Uni nachhause kam, hatteich auch so einen kritischen Moment, da hab ich mir mal einen typischenTagesablauf von vor etwa 4 monaten aufgeschrieben. Was ich getan habe. Was ich eingekauft und danach gegessen habe. Dann das erbrechen. Das kam mir unglaublich pervers vor so aus der Distanz...ich muss sagen ,dass mir das heute ziemlich geholfen hat.
Was mir vor allem bewusst geworden ist, ist dass Bulimie kein rationales Handeln ist und das macht es ja so schwer. Deswegen hilgt wohl nichts wie eiserne Disziplin....
Aber ich konnte mir die ganze Zeit auch nicht mehr vorstellen, nur einen einzigen Tag ohne die Bulimie zu schaffen, vielleicht motiviert dich das ein wenig zu hören..
Ahnt deine Mutter oder dein Freund denn etwas davon oder sind sie völlig ahnungslos?
Zum Schluss vielleicht noch was positives: Heute abend rief mich ein Freund an und sagte, dass wir (mein Freundeskreis) spontan bei ihm treffen und Glühwein machen. Normalerweise hätte ich irgendwas vorschieben müssen,warum ich nicht kann, weil ich nach dem alten Schema wahrscheinlich gerade am fressen gewesen wäre.
Heute habe ich einfach gesagt, okay, in einer halben Stunde bin ich da. Das klingt so banal, aber das hat für mich in diesem Moment so wahnsinnig viel freiheit bedeutet...
Ich wünsch dir ganz viel Erfolg und dass du es schaffst.

Zu Catie kann ich nur sagen, dass ich diese "Erfahrungen" niemandem wünsche und dass dir niemand die Zeit und deine Gesundheit zurück gibt, wenn es erstmal zu spät ist.....Wenn du noch Pläne mit deinem Leben hast, dann schalt deinen Kopf ein und streng dich an, so schwer das ist. Bulimie ist keine Erfahrung die man in deinem Alter macht, sondern eine beschissene Krankheit, die dich nicht mehr loslässt....
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Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#10
Hey Schnuffel,

ich weiß ich kann dich und all die anderen sehr gut verstehen.
Ich versuche es loszuwerden, aber es sitzt wie eine Zecke in meinem Kopf fest & mir scheint als hätte ich meinen Willen nicht unter Kontrolle.

Ist das normal, das man nach dem Erbrechen immer so happy ist und wenn man dann angesprochen wird gleich total aggressiv ist?

Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#14
Liebe Schnuddel,

willkommen hier im Forum erst einmal! :D
Schön zu lesen, dass Du gerade in einer Phase bist, in der es Dir ein wenig besser geht als zuvor. Ich wünsche Dir viel Kraft, dass Du diesen Weg weiter gehen kannst. Was die Examensphase angeht kann ich Deine Ängste natürlich gut verstehen, aber auch ermutigend sagen, dass es bei mir in harten Prüfungsphasen immer recht gut lief mit dem Nicht-Erbrechen. Ich hatte einen durch lernen (oder Abschlussarbeiten schreiben) sehr strukturierten Tag, in den ich ganz bewußt Pausen für Kochen und Essen eingebaut habe, das hat mir sehr geholfen. Versuch vielleicht eher zu denken: während des Examens habe ich echt besseres zu tun, als mich selbst durch Fressen und Kotzen seelisch und körperlich kaputt zu machen. Ich brauche all meine Kraft, um das zu packen - nicht die Bulimie. Die hilft nämlich ganz und gar nicht beim Lernen...Nur mut, Du packst das!

@Catie:

Ich frage mich ein wenig, warum Du Dich hier angemeldet hast...? Offenbar bist Du ja recht überzeugt davon, dass Du das "Bulimie-Ding" durchziehen willst. Wir alle hier kämpfen jedoch dagegen an, weil wir wissen, wie schrecklich und zerstörerisch diese Krankheit ist. Und ich muß Peter recht geben: Jeder hier hat sich irgendwann einmal eingebildet, die Kotzerei unter Kontrolle zu haben. Aber niemand, der sich ernsthaft hineinbegeben hat, ist mal eben so wieder rausgekommen.
Ich habe Spaß daran gefunden mich da so reinzustürzen und finde es Aufregend meinen Körper bald im Wandel betrachten zu können.
Tja, wenn das mal so wird wie Du Dir das jetzt vorstellst. Der Körper im Wandel, damit meinst Du wohl einen Körper, der zusehends dünner wird, nehme ich an. Das kann durch Bulimie passieren, ist aber bei weitem nicht immer der Fall. ich z.B. habe niemals langfristig durch die Bulimie abgenommen, eher im Gegenteil, so wie viele hier.
Das ewige Brechen wird Dich so aushungern, dass Du nur noch an Essen, Essen, Essen denken kannst. Du wirst irgendwann so viel in Dich hinein stopfen vor lauter Gier, dass Du bei weitem nicht alles herausbekommst. Und selbst wenn Du es schaffst und dünn wirst - der Wandel Deines Körpers wird sich noch ganz anders zeigen. Hast Du Schnuddels esten Post eigentlich aufmerksam gelesen? Da wird der "Wandel des Körpers" recht gut beschrieben.
mit der Zeit kamen die üblichen Hamsterbacken und mein Gesicht und mein Hals waren dauerhaft angeschwollen und unförmig und mein Gesicht veränderte sich total. Meine Haut im gesicht war auch nicht mehr wiederzuerkennen, Pickel ohne Ende, obwohl ich damit nie Probleme hatte. Ständige Halsschmerzen. Ständiges Magenbrennen. Mein sowieso schon schwacher Kreislauf nochmals geschwächt. Herzrasen usw. Das volle Probramm eben. Im Moment frage ich mich, wie ein Mensch das so lange aushalten kann.
Die Erfahrungen möchtest Du also unbedingt selbst machen? Auch wenn Du erst 15 bist solltest Du Dich das ernsthaft fragen. Schnuddel hat noch vergessen die zerstörten Zähne zu erwähnen, die Dir nach ein paar Jahren viel Freude machen werden.
Ganz abgesehen von den psychischen Veränderungen: Angst vor essen, Angst vor damit verbundenen gesellschaftlichen Zusammenkünften (das merkst Du ja jetzt schon, Thema: Weihnachtsmarkt), Heimlichkeiten, Vermeidungsstrategien, soziale Isolation bis hin zu Depressionen.
Beziehungen: schwierig. Wenn Du nichts sagst, hast Du immer Angst, dass Dein Freund es rauskriegt. Wenn Du was sagst hast Du Angst, dass er Dich kontrolliert oder sich vor Dir ekeln könnte. Ein großer Streßfaktor.

Hätte mir vor 15 Jahren (denn so lange schleppe ich die Bulimie schon mit mir rum) jemand gesagt, was Bulimie haben wirklich bedeutet - nämlich nicht bloß: "Och, wenn ich zuviel esse dann kotz' ich eben, dann nehm' ich trotzdem ab" - dann hätte ich mich vielleicht nicht so begeistert hineingestürzt. Du hast hier eine Chance bekommen. Man hat Dir ganz klar gezeigt, was mir Dir passieren wird, wenn Du weitermachst. Sei bitte nicht so arrogant zu denken: "Ach was, ICH hab' das unter Kontrolle, ich will ja bloß ein bißchen abnehmen." Es wird Dich so schnell vereinnahmen, dass Du es zunächst nicht einmal realisieren wirst, und dann ist es zu spät, um einfach aufzuhören.

Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: irgendwo ziwschen krank und gesund....

#15
Cooky

Ich meine das allgemein. Egal auf was man mich anspricht, auch wenn meine Mutter nur sagt: "Mach mal bitte das Hundefutter." -dann reagier ich schon total genervt und aggressiv.


Bela

Ich verstehe dich, ich verstehe Schuddel, ich verstehe euch alle! Ich kommt so arrogant rüber, aber in Wirklichkeit verberge ich doch nur meine Angst. Mein Körper, der wie ich immer gesagt bekomme, gut aussieht, verschafft mir Minderwertigkeitskomplexe. Ich versuche mich im Kopf Tagtäglich abzulenken, anders zu denken und diese Stimmen zu ignorieren. Doch es hat mich eingeholt. Gegen meinen Willen! Ich will ja keine Bulimie haben, aber es ist wie ein Drang, unbeschreiblich. Es ist wie eine Droge, man denkt nicht nach, macht es einfach, fühlt sich gut & dann kommen die Folgen die das Leben zerstören.

Ich merke ja selbst, wie es mich zerstört. Ich will nur hier ungern zugeben, dass ich Hilflos bin & keine Chance habe diese kranken Gedanken aus meinem Kopf zu entfernen. Die Gedanken machen mich mehr fertig als die Taten..

Es tut mir Leid, falls du oder andere den Eindruck bekommen haben, ich wäre eine dumme 15 Jährige die sich Bulimie mit Absicht verschafft und das cool findet. Falsch. Ich habe einfach nur Angst vor der Einsicht dieser Krankheit. Aber so langsam glaube ich hat das hier jeder ..

catie