Doch schon viereinhalb Jahre....

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Hallo Zusammen,

durch Zufall wurde mir das Forum vor einiger Zeit empfohlen und wie viele von Euch habe ich erstmal nur gelesen und mit einer Registrierung gewartet.
Ich habe nie so explizit nach einem Forum für Essstörungen gesucht und bin nun um so dankbarer für die Empfehlung, zum einen weil hier man sich hier auch untereinander sehr helfen kann und zum anderen weil ich nun immer mehr merke: ich bin nicht allein und ich möchte so wie Ihr auch einfach nur raus aus diesem Wahn aus Zahlen, Vergleichen, Gewissensbissen, dem Hin- und Hergerissen, Essen, Nichtessen, Sport, Nichtsport...AFM, nicht AFM.....
Tja und dann finde ich mich so oft in vielen von Euren mit Gefühlen- und Verhaltensmustergefüllten Beiträgen wieder.
Sich dort selbst wieder zu finden bedeutet für mich im Moment Erleichterung auf der einen Seite (weil ich eben net allein sooo "schräg drauf" bin) und doch ein so tiefer Schmerz auf der anderen Seite.
Schmerz darüber, dass offenbar irgendwann im Leben mal irgendwas so "schief" gelaufen sein muss, dass man sich am Ende in einer Essstörung wiederfindet - es tut weh zu lesen wie kaputt man sich machen kann, wie kaputt ein Teil in uns ist, den wir nicht mal sehen oder anfassen können.

Kurz zu mir: ich bin 31 Jahre alt, arbeite im medizinischen Bereich (bedeutet: ich weiss sogar was ich mir antue :oops: :( ) und leide seit viereinhalb Jahren an Bulimie (tendentiell gehts in die nonpurging Form, allerdings gabs im letzten Jahr sehr, sehr oft Momente, wo ich versucht habe, meine FA noch zusätzlich (neben Sport und Hungern) durch AFM wieder gut zu machen.
Vor zwei Jahren sagte mir eine sehr gute Freundin: "Leddak: ich bin sicher Du hast eine Essstörung!"
Leddak hat es da natürlich völlig runtergespielt und verharmlost, sich innerlich dabei aber ertappt gefühlt - ja sogar schlecht, schuldig, ekelhaft....wie damals als kleines Mädchen, wenn sie was schreckliches angestellt hat.
Und dann hat Leddak es erfolgreich verdrängt und weiter gemacht.
Ein knappes Jahr später kam der nächste bessere Bekannte: "Leddak, was Du so tust..... Du hast sicher Bulimie."
"Hey bitte jetzt komm - ich mit Sicherheit nicht."
Nach dieser Aktion allerdings hat sich Leddak mal ans Netz gesetzt und schwer gegooglet und gelesen und festgestellt...ja doch sie hat eine ES - nicht die typische Form aber eben doch eine ES.
Der Versuch mich dann einer Freundin anzuvertrauen scheiterte kläglich: sie verbot mir ab sofort meinen Sport und fragte jeden Tag nach, was ich alles gegessen hab und wertete das alles aus.
Dabei brauchte ich doch keinen Kontrolleur - ich wusste ja selbst längst was Phase war, was gut und was schlecht war und vor allem; wies in der Theorie funktionieren müsste.

Ich hab mich dann sehr distanziert und beschlossen: ein Leben mit Bulimie geht ja auch, man muss es nur im Griff haben und überhaupt: wo fängt denn eine ES an und wo hört sie auf? Demnach müsste ja jeder Sportler (Kunstturner, Ballettänzer, Läufer...) auch eine ES haben usw.
Und dann gings los....eines Tages: nach einer geplanten FA (Essen mit Freunden) gabs eine ganze Packung AFM und ihre trügerische Wirkung alles einfach wieder loszuwerden, was man sich reinschaufelte.

Ich möchte gern wie viele von Euch in nächster Zeit einen "eigenen" Thread (vor allem der Übersicht halber) eröffnen, in dem ich einfach schreibe, wie ich mich verhalte, wie einzelne Momente in mir grad eine Katastrophe auslösen, wie verraten man sich am Ende doch von Freunden fühlen kann und überhaupt alles.
Vielleicht gibts Antworten - ich würde mich sehr freuen, vielleicht gibts Tips ja und hoffentlich gibts auch mal einen auf den Rüffel ;-) und wenns von all dem nichts gibt, so weiss ich doch, es wird gut tun, das alles mal zu beschreiben...und dabei (so sehr es manchmal auch weh tun mag) ein wenig tiefgründiger in meinen Gedanken zu suchen.

Bis dann und liebe Grüsse - die Leddak
Zuletzt geändert von Leddak am Do Jun 23, 2011 9:29, insgesamt 1-mal geändert.