Meine Tochter hat Bulimie

#1
Hallo!
Dies ist heute mein erster Besuch in diesem Forum. Ich bin vor 3 Tagen draufgekommen, dass meine Tochter Bulimie hat. Nachdem sie gestern eine Entscheidungsprüfung in der Schule hatte, hab ich bis heute gewartet, bis ich sie mit meinem Wissen konfrontiert habe. Ich bin sehr besorgt, ich habe ihr keine Vorwürfe gemacht und wir haben sehr lange miteinander gesprochen. Allerdings wissen wir nun beide nicht, wie es weitergehen soll. Einerseits möchte sie selber gerne die Krankheit loswerden, andererseits kann sie sich nicht vorstellen zu einer Therapie zu gehen. Ich weiß nun selber nicht, was ich weiters machen soll.
Ihre Fressanfälle finden täglich abends vor dem PC statt.
Heute hat sie gar nichts gegessen, weil sie sich blöd vorkam, dann doch wieder alles zu kotzen, obwohl ich es weiß.
Könnt ihr mir vielleicht ein paar Tipps geben, wie ich weiter vorgehen soll?

Re: Meine Tochter hat Bulimie

#2
Hallo,

Ich kann Ihnen nicht sehr viel weiterhelfen, da ich selbst nicht weiß, wie ich es tun soll. Aber ich bitte Sie, dass Sie Ihrer Tochter niemals Vorwürfe machen oder ihr sozusagen den Teller voller gesundem Essen jeden Tag anzwingen und sie dabei beobachten, wie sie isst, um sie zu kontrollieren. Haben Sie schon ihre Tochter gefragt, ob sie die Gründe für ihr Erbrechen weiß? Und wann sie damit begonnen hat? Vielleicht liefert dies Dinge zutage, von denen Sie vielleicht nie etwas bemerkt haben, aber Ihre Tochter diese Dinge sehr mitgenommen haben. Ich weiß nicht, in welchem Verhältnis Sie zu Ihrer Tochter stehen, aber wenn Sie kein gutes Verhältnis zu ihr haben, wäre es für sie besser, eine gute Freundin einzuweihen. Denn vor der Mutter kann man oft nicht offen sprechen.
Und behandeln sie ihre Tochter nicht irgendwie anders, sondern ganz normal. Sie ist nämlich kein Untier oder eine Verrückte, sie ist ein ganz normaler Mensch, der dringend Hilfe braucht und vielleicht mit den Essanfällen nach Hilfe schreit.
Eine Therapie ist wohl die einzige Lösung, aber da müssen Sie schon jemand anders darüber fragen.

Ich wünsche Ihnen viel Glück bei allem.
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

#3
Hallo!
Ich sage jetzt einfach mal du.. und hoffe, dass das so ok ist.
Erstmal muss ich sagen, dass ich es unglaublich toll finde, dass du dich informieren willst, nach Hilfe suchst, Fragen stellst- leider tun das nicht viele Eltern, manche ignorieren es einfach.
Ich gehe davon aus, dass du zu deiner Tochter ein recht gutes Verhältnis hast, da dir aufgefallen ist, dass sie ein Problem hat und du ja offensichtlich auch mit ihr darüber reden konntest.
Wie hat sie denn reagiert als du sie mit deinem Wissen konfrontiert hast? Und- weißt du wie lange sie schon daran leidet? Wie alt ist deine Tochter?
Wie du vorgehen kannst? Leider ist das eine sehr schwierige Frage, da jeder von uns unterschiedlich reagiert. Ich würde vorschlagen, dass du sie fragst, wie du mit ihr umgehen sollst. Kontrolle und Zwang sind in den meisten Fällen die am wenigsten effektivsten Lösungen, aber ich habe den Eindruck, dass du dir darüber bereits im Klaren bist. Für sie wird es jetzt vermutlich erstmal schwierig werden überhaupt in deiner Gegenwart zu essen, weil sie weiß, dass du denkst, dass sie es sowieso erbricht (selbst, wenn sie es vielleicht nicht tut)...
Das mit der Therapie- nun ja, auch ich würde natürlich sagen, dass das wichtig und gut wäre, aber so lange sie nicht selbst dazu bereit ist, ist das leider eher sinnlos. Warum will sie keine Therapie machen?

Ich weiß, dass ich leider keine große Hilfe sein kann, aber ich hoffe, dass du hier im Forum einige Menschen findest mit denen du dich austauschen kannst, die dir helfen können mit deiner (durchaus sehr schwierigen) Situation umzugehen, du vielleicht Informationen dazu findest, was wir uns von unseren Eltern erwartet hätten, ect.

Liebe Grüße, Anna
Über den Wolken der Gedanken gibt es einen Himmel wunderbarer Stille, den nur die Seele kennt, die keine Angst vor´m Fliegen hat

#4
späte stunde, darum mache ich es kurz (und sage auch einfach mal du?)

was mir am wichtigsten ist: definiere deine tochter niemals über ihr gewicht. das läuft bei meinen eltern so und es macht mich wahnsinnig! habe ich zugenommen geht es mir gut (falsch, ich fresse nur mehr!) habe ich angenommen geht es mir schlecht (irgendwie auch falsch weil ich in meiner ms phase regelrecht aufgehe...). verstehst du, was ich meine? und geb deiner tochter zeit, teil ihr deine gedanken mit und stell sie nicht vor vollendete tatsachen (nach dem motto: ich war bei ner beratungsstelle, die haben gesagt du musst jetzt das und das machen). sie ist diejenige die sich auf den weg machen muss. und wenn sie es erlaubt, dann begleite sie. und falls sie lieber eine freundin mitnimmt, dann akzeptiere es...

ansonsten kannst du dich vielleicht mal an hedi wenden. das ist unsere forums mami und noch dazu einer der mods drachen :wink:
ihre tochter ist leider an den folgen der bulimie gestorben aber ich denke sie wird dich am besten verstehen können. denn genauso wie ihr uns nie wirklich verstehen könnt werden wir euch jemals voll und ganz verstehen können, denke ich.

#5
Hallo hilfe42
Ich finds so toll, dass Du dich um Deine Tochter so kümmerst und sorgst. Ich bin Betroffene, Tochter und selber Mutter und ich hätte damals auch gerne Hilfe gehabt. Meine Mutter hat nur gesagt "Wenn ich gewußt hätte, dass du alles wieder ausk*, hätte ich es gleich ins Klo gekippt!"
Am wichtigsten ist es wohl, dass Du ihr zuhörst und sie weiß, dass du immer da bist.
Schön, dass es Mamas wie dich gibt

#6
Liebe Hilfe42,

erstmal herzlich willkommen. Schön, dass du hierher gefunden hast.
Also es wäre natürlich äußerst wichtig, dass deine Tochter so schnell wie möglich einsieht, dass ihr eine Therapie helfen würde. Du kannst das nur leider nicht beeinflussen. Sie muss wollen und sie muss entscheiden, wann sie damit anfängt. Wenn du sie dazu zwingst, bringt es nix. Weil sie dann sowie gegen die Thera arbeitet.
Versuche sie in guten Gesprächen zu einer Thrapie zu überzeugen.
Wie alt ist deine Tochter eigentlich? Und hat sie dir auch gesagt, wie lange sie schon an der Krankheit leidet?
Ich hoffe sehr, dass ihr offene Gespräche führen könnt. Versucht aber bitte auch ein Leben neben der Bulimie zu führen. Also nicht immer voranging das Gespräch davon suchen.
Und bitte kontrolliere deine Tochter nicht!!!!!!!!!!!!!!1

Aller liebste Grüße
Hedi

#7
Liebe Hilfe42,

ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, dass den ganzen Tag ncihts essen auch keine Lösung ist.<Dann kommt der nächste Anfall von Heißhunger garantiert. Anscheinend ist deine Tochter noch in einem recht frühen Krankheitsstadium, sonst wäre hr das bewusst. Du wirst wenn du dich hier durchliest feststellen, dass es Leute gibt, die auf dem WEg rein sind, in die ES, und welche, die aus dem WEg raus sind.

Ich bewundere dein Verständnis, denn dei Erfahrungswelt eines Essgestörten ist quasi unmöglich nachzuvollziehen.

liebe Grüße

#8
Hallo!
Erst einmal vielen dank für die netten Antworten. Es ist mir eine jede sehr hilfreich.
Meine Tochter ist knappe 16 Jahre und sie sagt, sie macht das jetzt seit einem Jahr. Ich hab keine Ahnung, ob man da noch von einem frühen Stadium spricht. Ich werde sie auch zu keiner Therapie zwingen, vielleicht wird es ihr jetzt selber klarer, dass sie etwas unternehmen sollte, nachdem wir Eltern es jetzt auch wissen. Heute habe ich bei der Essstörungshotline angerufen und die haben gemeint, ich solle ihr eine Frist setzen bis zu der sie sich überlegen sollte, wie sie vorhat weiter vorzugehen. Eine allgemeine Untersuchung beim Arzt wäre auch nicht schlecht. Einerseits möchte ich sie keinesfalls zu etwas nötigen, andererseits werde ich wohl auch nicht ewig zuschauen können. Ich habe beschlossen ihr jetzt einmal 3 Wochen Zeit zu geben sich etwas zu überlegen. Denkt ihr, dass das reichen wird?
Sie hat ja nun doch ein Problem. Denn sie kann nun nicht mehr ihre (Fr)eßtätigkeit am Computer ausführen, weil dieser im Wohnzimmer steht, wo die ganze Familie um sie herum ist. Sie wird sich beobachtet fühlen und jetzt wahrscheinlich gar nichts mehr essen. Da befürchte ich aber, dass sie noch mehr abnimmt und sie ist mit ihrem BMI geringfügig schon unter dem "starken Untergewicht".
Ein Aufruf von meiner Seite an jene, die auch "ertappt" worden sind. Wie sind Eure Eltern vorgegangen. Was wäre denn für Euch hilfreich gewesen? Und - ihr könnt mich gerne mit Du anreden, ich hab damit kein Problem.

#9
also bei mir kams auf der sportwoche raus, als lehrer meine eltern verständigten.

ich wollte am liebsten sterben ... rückblickend war es das beste, das mir passieren konnte. ich war auch ungefähr so alt wie deine tochter ... und ebenso körperlich stark ug.

meine eltern haben eine therapie für mich organisiert, ziemlich schnell. alleine wär ich nicht mal auf die idee gekommen ...

sie wird wahrscheinlich versuchen wollen, das allein in den griff zu bekommen, um zu beweisen dass sie stark ist ... greif ihr unter die arme, und schau dass sie eine thera bekommt. nach einem jahr kommt man da nicht mehr so leicht raus!!

ich kann jetzt natürlich nur von meinen erfahrungen reden ...
meine eltern haben mich gezwungen, mich vor ihnen zu wiegen. ich natürlich unmengen an wasser vorher reingekippt ... das war ein schritt in die falsche richtung von ihnen. mit zwang geht nichts ...
solange man in der krankheit steckt, gibt es nur abnehmen bzw nicht zunehmen, essen und erbrechen.