Nach 10 Jahren ES endlich Austauschen mit Betroffenen

#1
Hallo, ich lese seit einigen Jahren hier im Forum mit und war schon vielmals dankbar hierfür! 8) Ich habe seit bald 10 Jahren eine Essstörung, abwechselnd Bulimie und Anorexie. 3 Jahre lang hatte ich eine ambulante Therapie gemacht, die mir zwar geholfen hat, leider jedoch nicht was die ES anbelangt.
Letztes Jahr hatte ich eine stationäre Behandlung kurzfristig abgesagt, ich stand einfach nicht mehr über mir. Ich hatte insbesondere Angst vor der "Konkurrenzproblematik", die eben diese Regeln im Forum vermeiden. Das "begleitete Wiegen" habe ich mir auch als Horror vorgestellt, ständig von Leuten umgeben zu sein, die einen beim Essen zusehen, nicht mehr tun zu können, was man will, die Kontrolle den Mitarbeitern der Klinik zu übergeben und wichtige Pflichten und Personen zuhause zu vernachlässigen, usw. Ich fand es egoistisch von mir, und hatte auch das Gefühl, dass ich diese Behandlung nicht verdiene.
Und ich habe so eine Eigenart, die Ihr vielleicht auch kennt: Für mich scheint die Sonne, wenn ein Tag gut läuft (keine EA, kein Erbrechen, kein ausgeprägtes Gedankenkreisen um's Gewicht und Essen), dann bin ich überzeugt, ich sei geheilt. Das ist so trügerisch, weil es mir praktisch täglich bewiesen wird, dass dem nicht so ist. Daher denke ich, es hilft sicher, in einem Forum mit anderen Betroffenen über solche Dinge zu reden. Das Forum scheint sehr konstruktiv mit dem Thema ES umzugehen! :) Einige Menschen mit einer ES leiden auch unter komorbiden psychischen Störungen - wird hierüber auch diskutiert?

Liebe Grüsse
"We either make ourselves miserable or we make ourselves strong. The amount of work is the same" - Carlos Castaneda

Re: Nach 10 Jahren ES endlich Austauschen mit Betroffenen

#2
mich wundert , dass dir noch niemand geantwortet hat :D

ich habe ganz ähnliches durchgemacht und das mit deiner beschreibung mit den guten tagen kenn ich nur zu gut . wenn aber dann ein tag nicht wirklich gut verläuft , dann ist das wie ein gewitter bei mir . dieses hoch und tief ist so unglaublich belastend und es ist grauenhaft , dass ich mich von den guten tagen so leicht blenden lasse , aber mich von den schlechten gleich wieder vom weg abbringen (nicht auf dauer) lasse :?

was manchmal an den schlechten hilfreich ist : mach dir klar was an dem tag gut gelaufen ist . vllt hat dir jmd ein kompliment gemacht oder du hast iwas geschafft oder du bist morgens einfach aus dem bett aufgestanden anstatt liegen zu bleiben und dich schlecht zu fühlen . wenn du genau darauf achtest findest du überall , in jedem donnerwetter ein kleines fünkchen glück oder hoffnung :mrgreen: :D

und ja es wird teilweise auch über komorbide psychische störungen diskutiert , aber nicht hauptsächlich . ist eben thread-abhängig :wink:

Re: Nach 10 Jahren ES endlich Austauschen mit Betroffenen

#4
Hey, ich bin auch ziemlich neu angemeldet und lese auch seit Jahren mit.

Ich glaub, das Anmelden ist schon ein großer Schritt, weil man eben akzeptiert, dass man noch nicht geheilt ist. Gute Tage hin oder her. Ich hab nun mal mit meiner Schwester geredet und sie hat mir etwas sehr hilfreiches gesagt - sie hat die Buimie mit Rauchen verglichen. Erstens war es schön, dass die Krankheit nicht "dramatisiert" wird, so dramatisch sie auch ist. Es hatte sowas von "jeder Mensch hat Probleme im Leben und jeder geht anders damit um." Manche Rauchen - das ist auch ungesund. Bulimie ist natürlich problematischer, aber trotzdem.. es hatte plötzlich was normaleres.

Worau ich aber eigentlich hinaus will, ist, dass es um's aufhören ging. Jeder, der mal geraucht hat und aufhören wollte, oder aufgehört hat, kennt den Prozess. Da kommt ein Schicksalsschlag oder ein schwerer Tag und ZACK! will man eine Zigarette.. aber es ist ein Prozess und bei mir war es jedenfalls so, dass ich es irgendwann geschafft habe.
An schlechten Tagen denke ich mir jetzt: es ist ein Prozess. Es geht nicht von heute auf morgen, aber nur weil ich einen Rückschlag hatte, heißt es nicht, dass ich aufgeben muss.
So, wie manche sagen "ich höre gerade auf zu rauchen" und ab und an schwach werden, denk ich mir jetzt "ich höre gerade damit auf, an meiner ES festzuhalten".. das nimmt den Druck zumindest von diesem Thema ein bisschen weg.
..::this too shall pass::..