Bin ich hier richtig - oder schon zu alt? Neuvorstellung

#1
Guten Abend an alle da draußen, die sich meiner Nachricht widmen mögen.

Ich bin etwas unsicher, ob ich in diesem Forum richtig "aufgehoben" bin - wobei das vermutlich Blödsinn ist, denn mit meinen 32 Jahren zähle ich mich noch lange nicht zum "alten Eisen". Doch beim ersten Durchstöbern der Foren und Beiträge ist mir ins Auge gefallen, dass das Alter der Userinnen und User (sofern überhaupt angegeben) sich im Durchschnitt wohl eher bei um die 20 bewegt. Von daher habe ich einige Tage gezögert, bis ich mich überhaupt an diese Nachricht hier gesetzt habe.
Aber: Einen Versuch ist es wert!
Und da ich momentan gewillt bin, so ziemlich alles zu versuchen, damit es mir wieder besser geht, wage ich auch diesen hier.

Wie schon erwähnt bin ich also 32 Jahre jung, frisch gebackene Mutter (so fühle ich mich auch nach 10 Monaten noch ;-)) eines ganz bezaubernden und wundervollen und natürlich wunder-wunderschönen Sohnemannes, seit einigen Jahren selbstständig und das mehr oder weniger erfolgreich, noch jung verheiratet und insgesamt eigentlich genau da in meinem Leben, wo ich immer sein wollte.
Nur hatte ich mir das in meinem Kopf wohl ohne die Bulimie vorgestellt.
Die Bulimie begleitet mich nun schon seit - ich weiß gar nicht mehr genau... - mindestens 15 Jahren. Ich vermute, länger. Ich war wohl 14 / 15, als es los ging. Also bin ich schon rund 17 Jahre dabei. ich habe einiges probiert, wurde im Teenageralter noch durch die Eltern zur Therapie "genötigt", habe mir dann Jahre später - mit Mitte 20 - zum ersten Mal von mir aus eine Therapeutin gesucht und habe sie geliebt!!! Das alles hat mir auch wahnsinnig gut getan und ich persönlich bin der Meinung, eine Therapie ist der mit Abstand größte Luxus, den wir uns als Menschen leisten können - doch hinsichtlich meiner Bulimie hat sie mir leider nicht weiter geholfen.

Ich stehe damit heute ähnlich da wir noch vor zehn Jahren. Und ich frage mich, ob das überhaupt jemals ein Ende haben wird?

Nun ja, ich habe mich auf die Suche begeben, ich möchte mich dieser Krankheit wieder mehr öffnen und bewusster widmen - und hier, bei euch, würde ich gerne damit anfangen.

Wenn sich ein Austausch ergibt, bin ich dankbar, neugierig bin ich auch :-) Wenn es nicht klappen sollte, dann bin ich dennoch froh, dass Ich es versucht habe. Und wer weiß: vielleicht finden sich ja unter euch auch Leidgenossen in einer ähnlichen Lebensphase wie ich?

Ich freue mich, euch kennen zu lernen! Bis dahin allen noch einen schönen Abend und vielleicht hören wir uns ja...

Re: Bin ich hier richtig - oder schon zu alt? Neuvorstellung

#3
HalloStuffel

Grins, also wenn du alt bist, was bin dann ich mit meinen 42? :wink:

Find super, dass du den Mut gefunden hast hier zu schreiben. Was ich mich gefragt habe, während dem Lesen ist, ob du den Grund für die ES weißt?? Ich meine im Allgemeinen ist die ES eine Begleiterscheinung von etwas Anderem.

Denk mal vielleicht darüber nach, wenn du magst. Und was Therapie betrifft, vielleicht könntest du noch mal eine angehen, wo eben an der Wurzel gegraben wird-denk-

Liebe Grüße
piggi

Re: Bin ich hier richtig - oder schon zu alt? Neuvorstellung

#4
Hallo Piggi und hallo Petzi,

vielen lieben Dank für eure Antworten! Freut mich jetzt schon sehr, dass ich hier ja auch bei den Ü-30ern gar nicht alleine bin ;-)
Was deine Frage zu dem Hintergrund meiner ES angeht Piggi: In den Jahren der Therapie kam (natürlich?) heraus, dass es seinen Ursprung in meiner Kindheit und in meinem Verhältnis zu meinen Eltern hat. Einem sehr harmoniebedürftigen und auf Leistung orientiertem Elternhaus, in dem auch das äußere Erscheinungsbild immerzu eine Rolle spielte. Ich habe wohl schon in ganz jungen Jahren schnell die Rolle übernommen, immer zu für "Ordnung" sorgen zu wollen, meinen Eltern durchweg Freude zu bereiten und möglichst perfekt zu sein. Offenbar hat sich im Umkehrschluss daraus die ES entwickelt.
soviel zumindest so einer ganz kurzen und knappen Darstellung dessen, was wir in Jahrelanger Therapie erarbeitet haben :-)

Wie ist es denn bei euch?
Leidet ihr ebenfalls schon so lange unter einer ES? Habt ihr sie noch oder habt ihr sie bereits überwinden können? Wie geht es euch?

Ich freue mich, mehr zu erfahren und über einen weiteren Austausch mit euch.

Danke und viele Grüße! Stuffel

Re: Bin ich hier richtig - oder schon zu alt? Neuvorstellung

#5
hey ihr!
ich kann mich zwar noch nicht zu den ü-30er einreihen, aber ich häng da gerade zwischen den 20ern und 30ern ;)
ich mache auch seit 2 jahren eine therapie, und wir (ich und meine therapeutin) haben auch dasselbe herausgearbeitet wie bei dir, stuffel! ich war immer das 'perfekte' kind, fleißig, sensibel (zu?!), gut in der schule, selbstständing,.. ich habe damit versucht, die Sorgen, die meine eltern mit meiner kleinen schwester hatten, zu kompensieren! sie hatte eine krankheit, war nicht gut in der schule, laut.. und immer im mittelpunkt.. aber sie wurde von allen geliebt deswegen. und ich ging immer unter in gesellschaft meiner familie bzw. verwandtschaft... bei mir wars also so eine mischung aus 'ihr müsst euch nicht um mich kümmern, ich mach's euch leicht und beanspruche eure zeit nicht!' und 'niemand sieht mich!'
und da bin ich jetzt noch dran.. jedesmal wenn ich glaube ich habe jetzt endlich alles aufgearbeitet, kommt wieder irgendwas aus der vergangenheit daher. aber ich hoffe jetzt hab ich bald alles geklärt mit mir selber und meiner familie :)
alles liebe
Zuletzt geändert von lenny am Mi Sep 25, 2013 13:31, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bin ich hier richtig - oder schon zu alt? Neuvorstellung

#6
Hallo nochmal
Also die Bu*** hab ich jetzt leider auch schon fast so lange wie du Stuffel. Ne ES vermutlich schon länger. Ja , bei mir ist auch die VErgh. ein großes Thema, was ich noch immer nicht abschließen konnte. Würde mal so sagen, bei mir ist so ziemlich das Gegenteil abgelaufen wie bei dir-denk-
Beide Extreme sind wohl nicht gut-denk-

Ich kämpfe noch immer, wie wir alle wohl. Mehr weiß ich im MOment grad nicht zu erzählen. Wenn du noch Fragen hast, kannst du sie ja noch stellen-lieb sag-

piggi

Re: Bin ich hier richtig - oder schon zu alt? Neuvorstellung

#10
Heyo :D
Also jetzt mal eine Sichtweise aus Jungen Jahren ;) *grins*

Also erstmal Herzlich willkommen :D
Bei mir ist es bisher genauso abgelaufen. Nur ohne die Schwester die die ganze Aufmerksamkeit bekommt.
Ich war/bin immer das Brave Mädchen. Fleißig (okay letztes Schuljahr nicht so ... hatte einen durchänger und muss nun die 11. Klasse wiederholen) und mache eigentlich keine Probleme. Ich bin sehr ruhig, und um mich braucht man sich nicht kümmern, ich mache das schon. Wie man so schön sagt "Ich Schaukel das Schiff schon" :D
Also bei mir hatten in den letzten Jahren, immer meine Geschwister irgendwie die ganze Aufmerksamkeit. Ich immer nur dann, wenn wir Zeugnisse bekommen haben, oder ich ne gute Note geschrieben habe. Ansonsten ging es immer um meinen GANZ großen Bruder, meine Große Schwester und meinen Etwas größeren Bruder.
Zuerst mein Etwas Größerer Bruder:
Er hing in den Seilen/in der Luft und wusste nicht was er machen/werden soll.
Meine Eltern machten sich große Sorgen und ich kam schon zurecht, denn ich hatte meinen Weg den ich verfolgte.

Nun meine Große Schwester:
Sie war als Teenie (ungefähr in meinem Alter, evtl. auch jünger, ist schon etwas länger her^^) sehr anstrengend, und sehr ... mhm ich drücks mal mit "impulsiv" aus. Ich denke das trifft es schon ganz gut. Und auch damals hatte ich immer mein Ziel vor Augen. Auch wenn es da noch nicht das Ziel "Allgemein Medizin" war, sondern "Tier Medizin". Ich konnte alles beobachten, und habe mir auch so einiges Gemerkt, was (das ist mir heute klar, damals wars noch nicht so) sehr belastend ist.

Nun mein GANZ Großer Bruder:
Mein Vater und er hatten streit, weshalb er und nicht mehr so oft besuchen kam. Es kam alle Jubeljahre mal vor, dass er vorbei kam. Mein heißgeliebter GROßER Bruder. Und irgendwann ging ich hin, und rief ihn an, um den "Streitschlichter" zu spielen. Ich habe es versucht, und einige Jahre ging das auch gut. Aber heute sind wir wieder am selben Punkt angelangt wie es damals genauso der Fall war. Und immer wieder kreisten die Themen um ihn.
Was ein schlechter Sohn er doch sei, und dass ich niemals so werden soll. BLABLABLAAA ... -.-

Meine Eltern wissen gar nicht wie viel die mich damit belastet haben. Okay, das mit meinen Geschwistern, dafür können sie nichts. Aber dennoch.
Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt sehr egoistisch rüber komme. Denn eigentlich habe ich immer genug aufmerksamkeit erhalten. Und überhaupt, darf ich mich nicht beschweren. Es gibt so viele die es hier schwerer haben wie ich.

Nun, ich wollte meine Situation nur mal schildern, weil sie sich für mich, ziemlich ähnlich wie mit deiner anhört. (war das jetzt Deutsch? Ich weis es nicht, und wenn ich hier irgendwie unverständlich schreibe, dann tut es mir sehr leid. Morgen ist wieder Schule und mein Gehirn will noch ein bisschen frei haben ;) ) Und ich wollte auch fragen, ob man daher auch die B bzw. eine ES bekommen kann? ... Ich meine ja nur, ich bin damit aufgewachsen und ich kenne es nicht anders. Ich musste mir auch schon immer ein zimmer Teilen. (anfangs mit Schwester UND Bruder. Und jetzt nurnoch mit meinem Bruder)
Für mich hört sich das so Normal an .. aber vielleicht für euch nicht? Ach ich weis es nicht.

Tut mir leid, dass ich jetzt so viel über mich geschrieben habe, aber vielleicht hilft dir ja eine (etwas) präzisere Perspektive einer anderen Situation ja doch weiter.

LG Knuffeline <3 :wink:
Leb jeden Tag als wäre es dein letzter!
Veni Vidi Vici! Ich kam, ich sah, ich SIEGTE!

Re: Bin ich hier richtig - oder schon zu alt? Neuvorstellung

#11
hallo stuffel,

wie geht es dir und deinem Sohn? Herzlichen Glückwunsch!
Habt ihr die ersten Monate gut überstanden?

ich bin ebenfalls neu hier ... ich glaube es war für mich ein wichtiger Schritt mich hier anzumelden ... sei es um ganz eigensinnig mal einfach einigen Ballast loszuwerden, oder um andere Sichtweisen kennen zu lernen bzw. einfach mal miteinander zu reden.

Ich bin 23 Jahre und die B. begleitet mich inzwischen schon geschlagene 10 Jahre. Mal gings besser mal schlechter ...

Aber nun eine Frage ... Wie ist es denn bei dir? Kannst du dich noch an "alles" bzw. vieles erinnern? Du hast die B doch auch schon eine lange Zeit und irgendwie ist für mich alles so verschwommen... Ich schätze mal, dass ich mich nicht wirklich erinnern will ... Aber ich kann dir nicht sagen, wann ich ES das erste Mal gemacht habe bzw. wieso!

Ist es bei dir noch sehr schlimm? Weiß dein Mann von der B.?
Ich könnte mir zur Zeit keine Beziehung vorstellen. Ich habe mich selbst irgendwie verloren und bin zur Zeit so sehr darauf fixiert mich selbst wieder zu finden. Vielleicht ist das auch nicht richtig. Ich weiß es nicht.

Oh Gott... Wo bin ich denn jetzt schon wieder gelandet??? ;) Ich hab mal wieder einfach so drauf los getippt! Tut mir leid, falls ich ein wenig durcheinander geschrieben habe!

Re: Bin ich hier richtig - oder schon zu alt? Neuvorstellung

#13
Hallo Stuffel,

möchte mich auch noch in die Reihe des Begrüßungskomitees stellen. Nö, zu alt bist du nicht, um über dein Problem zu reden. :mrgreen: Wie du siehst bin ich schon 51! und seit 36 Jahren mit der Bulimie beschäftigt. Auch so etwas gibt es. Aber Anmerkung dazu: ich war dazwischen, zwei Mal mehr als acht Jahre und immer wieder mal 2 bis 3 Jahre clean.

Zwischendurch hatte ich aber auch schon ganz schlimme Monate, in denen ich täglich am Reihern war.

Momentan bin ich wieder so "zwischendurch" dabei, versuche es aber wieder auf "Jahre" ohne Rückfall zu bringen.

Eine Therapeutin habe ich nie besucht, nur mal eine Selbsthilfegruppe, die mir aber tatsächlich sehr geholfen hat.

Auch ich bin mit einer unglücklichen Kindheit behaftet, in der Gefühle, meine Gefühle überhaupt nicht zur Debatte standen. So bin ich in Gefühlsdingen nicht sehr sicher im Sattel. Und immer, wenn ich gefühlsmäßig ziemlich mitgenommen bin, bin ich auch sehr rückfallgefährdet.

Jetzt naht auch schon wieder die sentimentale Weihnachtszeit und als Trostpflästerchen stehen in jedem Supermarkt auch schon wieder Spekulatius und Lebkuchen parat. Eine Wahnsinnsverführungsfalle für mich.

Ich habe mir aber FEST VORGENOMMEN, es dieses Jahr noch auf NULL Brechanfälle zu bringen.
Heute stand ich im Supermarkt und wollte mir gerade eine Packung Spekulatius kaufen, mit den Gedanken an einen "gemütlichen" Fressabend. Zum Glück konnte ich mich mit den Gedanken "Bist du wahnsinnig geworden? Es gibt überhaupt nichts!" mit meinen restlichen gesunden Lebensmitteln durch die Kasse schleusen. Habe mir heute Abend stattdessen zwei Reibekuchen und eine kleine Portion selbstgemachten Apfelkompott gegönnt. So, nun bin ich "gemütlich" satt und genieße den Abend tatsächlich geruhsam hier vor dem PC. Der Sieg gehört heute wieder mir. Morgen möchte ich ihn wieder genießen und so weiter.

Ja, diese Krankheit kann einen sehr lange anhaften. Und ob man sie je ganz überwindet. Weiß nicht so recht. Ich denke, es ist wie beim Alkoholiker: es gibt sehr lange oder sogar lebenslange Zeiten ohne Rückfall. Aber Alkoholer ist der Alkoholiker trotzdem und er muss immer wachsam sein.

Ich bin schlank und möchte es auch gerne bleiben. Das war schon immer ein sehr wichtiges Argument für meine Brechanfälle. Außerdem beruhigt es mich, mich zwischendurch vollzustopfen (mit Süßkram) und mich danach zu entleeren. Ist wie eine schmutzige Küche wieder zu säubern und sich danach wieder wohl darin zu fühlen.

Hast du außer dem Gewichtsaspekt noch sonstige "Vorteile" davon?

Viele Grüße
Ariadne
Zuletzt geändert von Ariadne am Mo Sep 30, 2013 20:10, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bin ich hier richtig - oder schon zu alt? Neuvorstellung

#14
Hallo Stuffel,

auch ich bin seit heute neu hier und möchte mich nun auch einmal intensiver mit dem ganzen beschäftigen.
Bin Mitte 20 und leide mittlerweile seit fast 13 Jahren an B. Das alles ist gerade zurzeit auch sehr belastend
und hoffe, dass ich durch dieses Forum auch ein paar Leidensgenossinnen finde, mit denen ich mich austauschen kann.

Meine Familie und auch mein Freund wissen mittlerweile von meiner Krankheit und als das alles noch ganz "frisch" damals war,
war ich auch schon mal bei einer Therapeutin aber ich denke, es ist wirklich schwierig jemanden zu finden, den man sich
wirklich offen anvertraut und seine Seele vor einem "Wildfremden" komplett entblößt. Woher meine B kommt, dass konnte auch
die Therapeutin nicht so wirklich herausfinden da ich ja nicht sehr lange da war. Ich bin aber jetzt an einem Punkt angelangt,
an dem ich meine Krankheit wirklich mal in Angriff nehmen will und schauen, dass ich endlich mal wieder "normal" werde. Mein Umfeld
leidet natürlich auch sehr darunter und vor allem natürlich meine Mama und mein Freund da sie die Menschen sind, die mir am nächsten stehen und mit denen ich die meiste Zeit verbringe.

Hoffe wirklich, dass ich das irgendwann mal schaffe und irgendwie ein normales Leben führen kann. Schließlich geht der ganze Mist
auch ziemlich ins finanzielle :(

Liebe Grüße
Mieze
Zuletzt geändert von mieze_katz88 am Mo Okt 07, 2013 23:59, insgesamt 1-mal geändert.