Re: Nur Erbrechen- kein Bissen normaler Nahrung

#19
Wer schon ein paar Beiträge von Christie gelesen hat, der weiß, dass sie eine sehr direkte Art hat, mit der ja auch nicht jeder klar kommen muss. Aber sie hat hie niemanden beleidigt und ich finde auch ihre Kritik nachvollziehbar.

Nallery00 hat in keiner Weise gezeigt, dass sie ihr Verhalten bereut oder etwas ändern möchte. Sie hat es lediglich geschildert und nach Erfahrungen gefragt. Und als wichtigste Frage hat sie dann sehr direkt nachgehakt, ob man durch dieses (absolut indiskutable, da stark krankhafte und schädigende) Vehalten ab- oder zunimmt. Ob hier ein Wunsch besteht, wirklich etwas zu ändern oder ob die Aussage, dass man abnimmt, eher triggert und bestärkt, das ist zumindest fraglich.

Insofern kann ich Christie verstehen. Auch wenn sie nunmal eine bissige Art hat, dies rüber zu bringen.

Ich stelle mich aber auf keine Seite und halte mich jetzt im weiteren Verlauf da raus. Ich wollte nur mal wieder die Fakten darlegen.
Lebe wild und wunderbar.

Re: Nur Erbrechen- kein Bissen normaler Nahrung

#23
favole hat geschrieben:Dieses extreme essverhalten bestimmt schon seit geraumer zeit mein leben. dabei hab ich immer in etwa ein leichtes bis "normales" ug gehalten. allerdings habe ich in letzter zeit die fas reduziert und fange damit erst gegen nachmittag bzw abend an und vorher esse ich nichts. seitdem habe ich nochmal sehr stark an gewicht verloren. ich weiß nicht warum, aber dieses glücksgefühl wenn die waage wieder etwas weniger anzeigt und umgekehrt das schlechte gewissen wenn es etwas mehr ist, macht es mir im moment unmöglich dieses verhalten zu ändern. ich weiß dass es so nicht mehr lange weitergehen kann. ich habe eine reha beantragt, aber bis diese genehmigt wird (wenn überhaupt) kann es dauern. meine ärztin droht mir schon mich zwangseinweisen zu lassen. davor habe ich große angst, aber ich schaffe es einfach nicht etwas zu ändern...

ah und dass die verdauung schon im mund beginnt mag zwar stimmen, aber ich kann mir kaum vorstellen dass das allzu viel ausmacht. in einer klinik in der ich mal war, wurde sogar von einer therapeutin behauptet, dass mind 30% der kcal von einem fa drinbleiben würde. darauf hab ich nur gesagt, dass ich dann sicherlich nicht in der anorexie/bulimie gruppe, sondern in der adipositas-gruppe sitzen würde. wie gesagt, ich bin im moment stark ug und jeder außenstehende denkt ich würde so gut wie gar nichts essen, aber ich habe immer noch * "große" fas am tag, die sich bis tief in die nacht ziehen und ich nehme sogar langsam aber stetig weiter ab...

tut mir leid wenn das jetzt zu detailgenau war oder so, aber ich musste das gerade einfach mal loswerden
Also ich melde mich nun hier auch mal zu Wort.
Weil ich diesen Beitrag ebenfalls ein wenig triggernd empfinde und genau dasselbe aus eigener Erfahrung kenne, werde ich nun von meiner Seite schildern. Ich war zu Anfang meiner Bulimie schon sehr stark untergewichtig, da die Bulimie meine Magersucht ersetzt hatte. Ich konnte am Anfang sogar zwei grosse Mahlzeiten essen und einen FA am Tag haben und habe stetig abgenommen. Sehr langsam aber ich habe abgenommen. Bei mir hat sich sehr schnell auch diese intensive Phase eingespielt da ich nach einigen Monaten keine normale Nahrung mehr essen konnte ohne zuzunehmen. Mit dieser intensiven Phase, die ich über viele Monate lang durchzog, habe ich nochmals einige Kilos verloren und war schliesslich so tief im UG, dass ich fast künstlich ernährt werden musste. Mir ging es in dieser Zeit sehr sehr schlecht. So schlecht wie noch nie in meinem Leben. Ich hatte Depressionen, hatte Herzrhythmusstörungen bis zur Bewusstlosigkeit nach dem Kotzen und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Jede Nacht habe ich durchgeweint aus Angst zu sterben. Ich wurde sehr einsam. Die Menschen um mich herum haben sich grosse Sorgen um mich gemacht und teilweise von mir abgewendet. Vielleicht auch aus Selbstschutz. Meinen knochigen Körper konnte ich kaum noch im Spiegel ansehen und beim Sitzen und Liegen spürte ich jeden Knochen was mich fast zur Verzweiflung brachte. Aufhören konnte ich nicht mit dem Kotzen. Auch wenn das Kotzen von Tag zu Tag anstrengender wurde und mein Körper langsam aber sicher keinen Bissen mehr hergeben wollte. Schliesslich konnte ich ja alles essen was ich wollte und nahm nicht zu. Nach einem halben Jahr hat sich das eingestellt. Das Kotzen fiel mir plötzlich sehr schwer, ich hatte keinen Würgereflex mehr und brachte trotz grösster Anstrengung meist nur noch die Hälfte raus. Mein Körper bunkerte nun aus eigenem Schutzmechanismus alles und fing an sehr schnell zuzunehmen, obwohl ich immer Unmengen frass und mit grösster Anstrengung manchmal Stunden und mit diversen "Tricks" versuchte zu kotzen.
Dann tastete mich langsam wieder an normale Nahrungsmittel heran und war plötzlich super stolz darauf wenn ich es wieder einen Tag ohne zu kotzen geschafft hatte. Ich bekam richtige Glücksgefühle wie andere nach einem Marathonlauf. Ich fing langsam auch wieder an meinen Körper zu mögen. Natürlich kotzte ich noch immer sehr oft. Irgendwie brauchte ich das auch noch. Ich kann nur kleine Mengen normaler Nahrung essen ohne zuzunehmen, aber meist achte ich gar nicht darauf wie viel ich esse an meinen "clean Tagen". Weil ich dann einfach stolz bin wenn ich es schaffe nicht zu kotzen. Anfangs war es schwierig wieder umzustellen, da mein Körper die normale Nahrung gar nicht zu verwerten wusste und ich regelrecht Hitzewallungen bekam. Ich habe viele Kilos zugenommen und bin froh darum. Wahrscheinlich wäre ich sonst gestorben. Ich denke es kommt auch ganz auf den Körper drauf an, wie schnell man von der Kotzerei ab oder zunimmt. Warst du schon immer UG? Bei mir war das so. Ich hatte noch nie in meinem Leben NG. Vielleicht spielt auch das noch eine Rolle. Jedenfalls will ich damit andeuten, dass das ganz und gar kein Spass ist eine solche intensive Kotz-Phase. Der Körper macht früher oder später schlapp oder er rettet dich mit seinem eigenen Schutzmechanismus und wehrt sich gegen deine Bulimie. Ich habe noch jeden zweiten Tag FA's und jeden zweiten Tag esse ich normal. Und mir geht es schon viel besser. Ich fange wieder an zu leben. Vorher habe ich das nicht. Da habe ich nur noch dahinvegetiert. Ich bin noch nicht an meinem Ziel, aber ich arbeite daran die Bulimie ganz loszulassen. Favole ich wünsche dir viel Kraft!

LG Joya