diverse Ängste

#1
Hallo in die Runde, vielleicht hat jemand Erfahrung damit: je weniger ich Gefühle weg(fr)esse, desto eher treten diverse Ängste in den Vordergrund: die Angst ich könnte meinen Job verlieren, krank werden, mein Mann könnte mich verlassen etc. Bin etwas ratlos, denn die einzige "Lösung" scheint zu sein, dass ich wieder (fr)esse, um die Ängste zu vergessen und wieder selbstbewusster zu werden...LG Wasserfee

Re: diverse Ängste

#2
hallo,
ist doch prima, dass du jetzt diese Ängste spürst - genau der richtige Zeitpunkt um eine Therapie zu beginnen um genau diese Ängste realistisch betrachten zu können und daran zu arbeiten! Zugefressen geht es nämlich nicht ;-)
Solche Ängste können übrigens wie das Essen auch etwas zudecken. Kann also noch mehr dahinter stecken.
Das merkst du spätestens dann, wenn du mal echt deinen Job verlieren wirst, dann merkst du, wie unsinnig es ist, davor Angst zu haben, so lange man noch einen Job hat. Du betäubst dich mit Ängsten wie mit dem Essen. Deshalb....mach Therapie!
Tine

Re: diverse Ängste

#3
Hallo Wasserfee,

es kann natürlich von Person zu Person variieren, aber ich kenne solche Ängste beispielsweise auch. Als mein Essverhalten anfing besser zu werden, nahmen bei mir solche Ängste auch immens zu. Ich hätte die ganze Zeit in Selbstmitleid zerfließen und aus Angst vor allem weinen können. - Nicht kontrollierbare Sachverhalte schoben sich in den Vordergrund und die damit einhergehende Angst vieles eben nicht oder nur bedingt kontrollieren zu können. Vielleicht ist es ein Symptom des langsamen Loslassens. Ich weiß es nicht. Fest steht, dass es bei mir mit der Zeit immer besser wurde. Ich habe ausgehalten, gewartet, weiterhin am Essverhalten gearbeitet und festgestellt, dass ich mit der Zeit, so zu sagen, entspannter wurde. Vielleicht ist es bei dir ähnlich. Falls es jedoch gravierende Ausmaße einnimmt; oder auf bestimmte Konflikte etc. in der Vergangenheit o.ä. zurückzuführen ist; oder du das Gefühl hast, dass du diesem Zustand nicht alleinen gegenüberstehen möchtest, dann ist etwas Hilfe sicher ratsam.
Wichtig ist allerdings, denke ich, dass du deine Fortschritte beim Nichtfressen etc. nicht aus Panik in den Wind schießt. Auch wenn es schwierig ist - Es kann nur besser werden.

Grüße,
Sophie
Zuletzt geändert von Sophie_xyz am So Jan 25, 2015 9:44, insgesamt 1-mal geändert.

Re: diverse Ängste

#4
vielen dank fuer Eure nachrichten!hast Du alleine an Deinem essverhalten gearbeitet oder hattest Du hilfe?ich habe in der zeit nach den fas immer viel abends genascht. die aussicht darauf hat mir unter tags sicherbeit gegeben. allerdings war das ganze natuerlich sehr ungesund und ich habe versucht damit aufzuhoeren, was offenbar die angstgefuehle zutage hat treten lassen. sollte ich trotzdem bei diesem weg bleiben?ohne zucker und naschen fuehlt sich mein leben gar nicht gut an....lg wasserfee

Re: diverse Ängste

#5
Überwiegend habe ich alleine daran gearbeitet ...und tue es immer noch ...- Natürlich basierend auf einigen Selbsthilfebüchern bzw. Infos im Netz - Habe viel dazu gelesen und überlegt, was für mich plausibel klingt, was nicht... Habe dazu jedoch noch irgendwann meinen Freund einbezogen, so dass auch das sicher stark zur Besserung der Situation beigetragen hat, weil ich die für mich richtigen Ansätze mit ihm besprechen konnte und auch bewusster umsetzen kann.
Das mit dem Naschen ist mir ebenfalls vertraut. Bei mir war jedoch das problem, dass die abendliche Nascherei häufig doch ausgeartet ist, weil ich mich tagsüber zurückhielt, aber abends ja "konnte". Deshalb hatte ich es eher tagesabhängig gestaltet und esse nun eher dann Süßes wenn ich Lust darauf habe. Es hatte etwas gedauert, bis es so funktioniert hatte, aber mittlerweile scheint es zu klappen. Abends verspüre ich zwar manchmal noch das Bedürfnis weiterzuessen, aber es ist nicht mehr so stark und ich kann oft zuordnen, was eigentlich dahintersteckt (bei mir ist es meist Müdigkeit, Langeweile, Unzufriedenheit mit irgendwelchen Gegebenheiten) und sobald ich merke, dass es nicht wirklich das Bedürfnis zu essen ist, verfliegt es auch meist. Manchmal esse ich natürlich auch irgendwas, weil es sich gerade anbietet und weil ich Lust auf etwas bestimmtes habe...Es artet jedoch nicht mehr aus, weil die Sättigung und Zufriedenheit schneller erreicht ist. Mittlerweile nehme ich den Geschmack sogar etwas intensiver wahr, als zu Zeiten von häufigen FAs - Das hilft auch ungemein ;)
Ich bin kein Ernährungsberater und kein Therapeut, ich kann nur von mir schreiben: Mir hat es geholfen eine Zeit lang zu akzeptieren, dass es etwas ungesünder wurde, da es immernoch besser ist als FAs zu haben. Nach einer Weile hatte sich der Appetit bei mir eingependelt von beispielsweise ständig Lust auf Schokolade auf gelegentlich mal Lust darauf.
Meine Empfehlung an dich wäre dran zu bleiben, regelmäßig zu essen, dir Süßes zu erlauben und diese Angstphase auszuhalten (bzw dir jemanden zu suchen, der dir dabei hilft), aber auf jeden Fall an deinem Essverhalten zu arbeiten bzw. FAs oder vollkommenne Enthaltsamkeit nicht als vertretbare Lösungen für etwas anzusehen. Das sind sie nicht. Das Gehirn braucht eine Weile, um sich and die Veränderungen anzupassen. Es kostet eben Zeit und Kraft, aber es lohnt sich :)

Re: diverse Ängste

#6
liebe sophie, vielen dank fuer Deine lange antwort und Deinen rat. werde ich mir zu herzen nehmen und mich an die umsetzungwagen . koenntest Du mir bitte noch sagen welche selbsthilfebuecher etc Dir weiterheholfen haben. danke lg wasserfee

Re: diverse Ängste

#7
Liebe Wasserfee,

leider keine sehr hilfreiche Antwort - ich möchte mich aber gerne für deinen Thread bedanken. Ich kann deine Ängste komplett nachvollziehen und dachte schon ich bin verrückt - auch wenn es natürlich nicht schön ist, tut es doch gut zu hören, dass man nicht die Einzige ist.

Bei Selbsthilfebüchern kann ich dir vielleicht ein bisschen weiterhelfen. Es gibt aber schon eine Bücherliste hier, auch mit Kommentaren und ich denke jeder muss selbst finden, was ihn eben anspricht. Bei mir hat die Kombination aus "Die Frau die im Mondlicht aß", "Weiblicher Narzissmus", "Das kompetente Kind", "Das Drama des begabten Kindes" ganz viel geholfen. Das war so zwischen verstehen was mit mir los ist und Seele streicheln lassen, also sich einfach besser verstanden fühlen. Für eine längere Beschreibung ist dies aber denke ich nicht ganz der richtige Thread.

Hervorheben möchte ich nur ein Erlebnis, das vielleicht hilfreich sein könnte. Das Buch (gibt es kostenlos als PDF im Internet) "Wenn Leiden einen Sinn haben soll". Darin wird auf lange (und leider wenig unterhaltsame) Weise beschrieben, wie man selbst alte Erinnerungen nochmal erleben kann um sie zu verarbeiten und nicht mehr ihren Konsequenzen, wie z.B. Ängsten, ausgesetzt zu sein. Trotz ewig langer Therapie und bestimmt ewig langen Gedanken habe ich mich danach das erste Mal getraut, mich wirklich einfach nur hinzulegen und auf im Buch beschriebene Gedankenreise zu gehen. Bitte entschuldige meine Wortwahl falls es sich esoterisch anhört, das ist es nämlich überhaupt nicht. Jedenfalls war das zwar ein recht tränenreicher Tag, aber auch erleichternd und lösend. Danach ging es mir zum ersten Mal innerlich auch besser, ohne dass das nur eine Kurzzeitlösung wäre (Joggen ist bei mir zum Beispiel eine funktionierende Alternative, jedoch leider keine Lösung zur ES, ich rutsche sofort wieder zurück wenn ich aufhöre zu laufen).

Ich weiß nicht, ob die Antwort dir jetzt so sehr helfen konnte, aber wie gesagt möchte ich mich auch eigentlich vor allem für deinen Post bedanken!