Was bleibt... ist nichts

#1
Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll.

Mein jetziger Lebensinhalt ist meine Familie - mein Mann und meine Kinder.
Ich definiere mich darüber, eine miserable Hausfrau zu sein, eine Mutter, die sich um moderate Erziehung bemüht und die Tage der Kinder nach deren Bedürfnissen füllt und eine Ehefrau, die ansehnlich an der Seite des erfolgreichen Mannes steht.
Für ihn informiere ich mich über seine Fachwelt, um mitreden zu können. Lerne eine Fremdsprache und lernte ein perfektes Makeup und Frisuren, um an seiner Seite einen entsprechenden Eindruck zu machen.
Denn mehr habe ich nicht. Ich habe es nie geschafft eine Ausbildung abzuschließen oder zu arbeiten, ich bin stark übergewichtig (= erfolglos in Körperdisziplin) und habe nur eine einzige Freundin (alle anderen Kontakte gelten der Kinder).
Fällt das alles weg, bleibt nichts.

Da sich bei meinem Mann in letzter Zeit beruflich vieles tut, gehöre ich nicht mehr in den Kreis, der als Ehefrau dabei sein darf und von neuen Projekten erfahre ich oberflächlich nur zufällig.
Bleiben meine Kinder. Diese sind noch Kindergartenkinder und in einem Alter, wo sie sich den ganzen Tag nur zanken und die Wohnung "schmücken", ich also nur am hinterherräumen bin und mir der Kopf pulsiert. Oder Spieletreffs mit anderen Kindern, aber nur mit Mama! Auf der anderen Seite erleben sie meine labilen Nerven um so mehr (starke Stimmungsschwankungen), ich befürchte, sie werden eines Tages selbst zur Therapie müssen. Ich wollte immer Mutter sein, hatte aber nie erwartet, dass es fürchterlich anstrengend ist. Immer jammert, weint oder schreit ein Kind, immer wird an einem gezogen, gezerrt oder gesprungen. 24 Std am Tag in Alarmbereitschaft sein. Seit 5 Jahren keine ruhigen Nächte...
Meine Freundin arbeitet viel und hat einen neuen Freund, daher wenig Zeit für mich.

Was bleibt, ist nichts. Und in diese Leere stopfe ich wieder Essen und ko* meinen Frust wieder aus.

Hobbies? Klar. Durch viel arbeitenden Mann und anhänglichen Kindern komme ich immer raus zu jeglichen Kursen und sonstiges. *Achtung Ironie*
Im Sommer backte ich einige Motivtorten. Mein Interesse verschwand, zu teuer auf Dauer und wenn kein Anlass war, wollte die auch niemand. Vor ein paar Wochen strickte ich, ein paar Schals und Stulpen. Interesse ist verschwunden, zu teuer auf Dauer und alle sind eingedeckt, man will mein Zeug nicht und ich selbst auch nicht.
Naja. Ich werde auch wieder ein themporäres Hobby finden, sobald wieder Geld da ist und ich wieder Antrieb finde.
Denn ich bin auch nur noch müde. Durch den anhaltenden Schlafmangel schwindet meine Energie. Bringe kaum Konzentration mehr auf. Will eigentlich nur noch meine Ruhe.

Momentan muss ich nur daran denken, dass mein Suizidversuch nun 8 Jahre her ist. Ich seit dem so viel gemacht habe, Therapien, Ausbildungsversuche, Jobversuche, Kinder bekommen, meinen Mann unterstützt. Und doch bleibt diese Leere in mir. Es hat sich nichts geändert...

PS: Suizid kommt für mich nicht mehr in Frage! Allein schon durch die Kinder. Wollte ich nur erwähnt haben.
Eigentlich ist das schlimm, denn so bleibt mir weiterhin nur aushalten, die Tränen und Leere bekämpfen, weitere Versuche, mein Leben irgendwie zu füllen um doch wieder und wieder festzustellen, dass die Leere immer bleiben wird.
Zuletzt geändert von kugel am Do Dez 18, 2014 0:11, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Was bleibt... ist nichts

#2
Nicht dein Ernst oder?
Wenn man nur für andere lebt KANN es einem doch auch fast nicht gut gehen...

Ich verstehe, dass man keine Zeit (und oft auch kein Geld) für Hobbys hat wenn man eine Familie mit kleinen Kindern und viel arbeitendem Partner hat.
Aber wenn du da irgendwann zusammenklappst bringt das auch niemandem etwas, ganz im Gegenteil.
Daher würde ich sagen, NIMM dir die zeit "einfach", wenn dein Mann auch Abends nicht mal zwei oder drei Stunden Zeit hat gibt es in jeder Schule Mädels, die gewillt sind, für ein bisschen Taschengeld auf kleine Kinder aufzupassen, so dass du mal raus kommst.
In fast jeder Stadt finden sich gute, günstige Sportvereine, Hobbygruppen, Clubs, Interessengemeinschaften, was immer du willst und da kann man oft auch nette Leute kennenlernen und vielleicht auch Freundschaften schließen.
Es ist nicht nur in deinem eigenen Interesse, dass es dir gut geht, wie du selbst schreibst bekommen zumindest die Kinder ja auch etwas von Stimmungsschwankungen und so mit, die sind halt auch nicht doof und auf Dauer ist man meiner Meinung nach auch ein eher zweifelhaftes Vorbild wenn man sich ständig für andere opfert und kaum etwas für sich selbst tut.
Stell dir mal vor, die machen das später auch so und es geht ihnen dabei so ähnlich wie dir...

Wenn du gerne Strickst, bastelst, handarbeitest, was auch immer, hast du nicht einmal versucht, das Zeug auf dawanda, etsy, ebay oder sonst wo zu verkaufen?
Das würde einerseits ein wenig die Ausgaben für das Material ausgleichen und andererseits wäre es doch auch schön und selbstwertpolierend wenn jemand die Sachen auch wirklich haben will, sich darüber freut und sie auch benutzt...?

Und wie ist das Verhältnis zu deinem Mann wenn ich mal so indiskret fragen darf?
Lässt er dich noch an den Sachen teilhaben, die ihm wichtig sind und die ihn beschäftigen, auch wenn du vielleicht auf Grund der beruflichen Veränderung nicht mehr zu Veranstaltungen mitkommen kannst?
Weiß er, wie es dir geht?

ich denke, wenn du etwas für dich tust, dich entspannst und glücklicher wirst, dann wird sich vielleicht nicht sofort deine Essstörung in Luft auflösen aber vielleicht pendelt sich dein Hungergefühl eher ein als wenn du dich weiterhin aufopfert.
Und je besser dein Hunger- und Sättigungsgefühl funktioniert, desto eher näherst du dich wieder deinem set-Point-Gewicht an.

Liebe Grüße
"You," he said, "are a terribly real thing in a terribly false world, and that, I believe, is why you are in so much pain."

Re: Was bleibt... ist nichts

#3
Hast du schonmal darüber nachgedacht, dass das Temperament deiner Kinder nicht von ungefähr kommt? Ich meine damit, dass es durchaus nicht normal ist, dass du ihretwegen keine ruhige Nacht mehr verbringen kannst, sie so unausgeglichen sind und gleichzeitig so sehr an dir hängen. Auch Kinder spüren Instabilität, Unruhe, Unausgeglichenheit und sie kriegen deine Stimmungsschwankungen ja mit.

Was ist denn mit der Zeit, in der deine Kinder im Kindergarten sind? Zu der Zeit könntest du ja Kurse machen oder einem Minijob nachgehen, dir ein Hobby aneignen wie Tanzen, Fitness, Quigong, Schwimmen...
Immerhin bist du ja den ganzen Tag zu Hause und für die Kinder da, wenn sie vom Kindergarten kommen.

Re: Was bleibt... ist nichts

#4
Das jüngere Kind ist noch zu Hause, kommt erst nächsten Sommer in den Kindergarten. Vormittags ist also auch ein Kind da. Kurse am Abend geht nicht, überschneiden sich mit der Bettzeit und die Kinder lassen sich nur von mir ins Bett bringen (vom Papa auch, aber der arbeitet meist bis sehr spät). Und nach 20:00 h bin ich platt, da raffe ich mich zu nichts mehr auf.
Das mit dem Babysitter ist nicht so einfach, der muss regelmäßig kommen, damit die Kinder an ihn gewöhnt sind. Und das können wir uns so dann doch nicht leisten.
Abgesehen davon fehlt mir die Freude an jeglichem. Finde für kurze Zeit Dinge interessant und verliere das Interesse dann schnell wieder. Manchmal halte ich noch ne Weile durch, aber es erscheint weiterhin sinnlos. Ich muss mehr Energie reinstecken als dass es mir Kraft gibt.

Doch, mir ist klar, dass die Kinder auf mich reagieren.
Hatte schon über eine Mutterkindkur nachgedacht und mich beraten lassen. Die Beratungsstelle meinte aber, zum einen wären die Kinder noch zu klein (als dass es währenddessen und danach stressfrei laufen könne - und ehrlich finde die Vorstellung allein mit zwei kleinen Kindern an einem fremden Ort zu sein stressiger als zu Hause zu bleiben) und zum anderen würde ich sehr wahrscheinlich eine normale Kur gar nicht erst genehmigt bekommen, weil ich nicht in 3-4 Wochen "genesen"/erholt wäre und meinem Gesundheitszustand nach statt dessen einen Klinikaufenthalt von 8 Wochen oder mehr bräuchte, was nur ohne Kinder ginge. Und dafür sind mir die Kinder zu klein! Zudem werde ich keine fremde Haushaltshilfe in der Zeit bei meinen Kindern lassen, mein Mann kann sich nicht so lange frei nehmen.
Daher muss ich irgendwie durchhalten bis die Kinder groß genug sind.

Meine Therapie wurde im Sommer nach 4 Jahren von der Krankenkasse beendet.
Es geht auch so irgendwie. Nur diese Leere ist schwer zu ertragen. Aber diesen Zustand kenne ich, seit dem ich 13 Jahre alt bin...
Zuletzt geändert von kugel am Do Dez 18, 2014 19:06, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, kugel

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Re: Was bleibt... ist nichts

#5
Du musst also quasi noch bis nächsten Sommer durchhalten, bis du den Tag über frei hast?

Oder du sprichst mit deinem Mann ab, dass er wenigstens ein bis zweimal die Woche früher nach Hause kommt, sodass er die Kinder ins Bett bringen kann.
Bitte bitte sag jetzt nicht, dass das nicht geht, weil er immer so lange arbeiten muss. Niemand MUSS täglich bis nach 20 Uhr arbeiten. Es sei denn, er stellt seine Karriere vor das Wohlergehen seiner Familie.

Hast du Angehörige, die in der Gegend wohnen und mal zum Babysitten aushelfen könnten?
Wie ist es mit Mutterkindgruppen, in die du dein Kind mitnehmen kannst?

Re: Was bleibt... ist nichts

#6
Mein Mann ist selbstständig, kann die Arbeitszeiten nur bedingt beeinflussen, er muss nutzen was kommt. Klar ist er auch mal am Wochenende zumindest einen halben Tag da. Dann lässt er mich auch mal ausschlafen oder so. Oder er ist mal abends etwas früher zu Hause und ich kann mal ins Kino. Aber es gibt da keine Regelmäßigkeit. Nein, Bekannte und Verwandte sind alle selbst sehr eingespannt. Mutterkindkurse gibt es, sind aber extrem stressig, bringt mir nix.
Liebe Grüße, kugel

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Re: Was bleibt... ist nichts

#10
In unserer Stadt sind alle Kitas bis nächsten Sommer voll. Bzw in welchen mit ganz schlechtem Ruf gäbe es freie Plätze, aber das mache ich nicht. Da ich nicht berufstätig bin werden natürlich berufstätige Mütter auch vorgezogen. Aber der Platz im Sommer ist sicher immerhin.
Liebe Grüße, kugel

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Re: Was bleibt... ist nichts

#11
hmm... ich kenne diese Situationen nur zu gut von meinen Freundinnen mit Kindern und Ehemänner mit viel Arbeit.

Ich kann, dass einfach nicht verstehen... In vielen Familien ist es einfach so, dass "nur" die Frau Kinder hat. Man entscheidet sich zusammen für Kinder, also "habt" diese auch zusammen. Es ist doch sicher möglich, einmal in der Woche, egal an welchem Tag, er entweder früher nach Hause kommt oder fest z.B am Samstagmorgen in seinem Arbeitskalender "Kinder" reinschreibt und du etwas für dich machen kannst! Oder ein Mädchen aus der Nachbarschaft.

Ich weiss, dass Kurse etc alles teuer ist, nur k* ist auch unheimlich teuer und das wirst du weiterhin tun, wenn du dich aufopferst für Kinder und deinen Mann.

Weiss er wie du fühlst?
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: Was bleibt... ist nichts

#12
Ich kann melibelli da nur zustimmen. Auch, wenn du nicht arbeitest, sind es ja trotzdem eure Kinder und nicht nur deine. Ein Abend, ein Morgen die Woche könnte er sich sicher freihalten.
Warum hast du eigentlich keine Ausbildung?

Re: Was bleibt... ist nichts

#13
Meine FAs halten sich mengenmäßig in Grenzen, das kostet mich kaum was extra.

Ich habe keine Ausbildung weil- nach dem Abi wusste ich erst mal nicht, was tun. Hatte noch nie einen klassischen Berufswunsch. Dafür aber war ich seit Pubertät depressiv und in ES.
Nach einem Jahreskurs Berufsorientierung für Jugendliche fing ich an zu studieren. War damit aber nicht glücklich. Ich suchte darauf hin ca 2 Jahre nach einem Ausbildungsplatz in unterschiedlichen Berufssparten, bekam nur Absagen (den dicken Ordner damit habe ich immer noch). Fing dann eine schulische Ausbildung an, brach da aber psychisch zusammen (der Suizidversuch), danach erst mal stationäre Thera und lange nichts außer ambulante Thera und Minijobs. Als ich einen weiteren Versuch startete wurde ich schwanger. Und bin seit dem Mutter.

Mein Mann steht mir seit dem Abi zur Seite und geht mit mir durch alles durch. Er tut, was er kann. Aber vor allem kümmert er sich darum, dass wir eine finanzielle Sicherheit haben. In wie weit ich irgendwann mal arbeitsfähig sein werde ist nicht einzuschätzen. Kinder wollten wir immer haben und uns beide somit für die klassische Rollenverteilung entschieden. Wenn er Zeit für die Familie hat nutzt er sie auch.
Es ist ja mein Problem, wenn ich nicht fähig bin, irgendwo raus ausreichend Freude zu schöpfen, das es mir richtig Kraft gibt. Dass ich mich selbst nicht finden kann, nicht sozialfähig bin was mich selbst betrifft.
Dass ich psychisch zwar einigermaßen stabil bin und ohne AD zurecht komme, aber dennoch weiterhin mehrmals im Jahr unterschiedlich starke und lange depressive Phasen habe.
Ich bin sehr dankbar, dass mein Mann meinen gesundheitlichen Zustand aus- und durchhält. In unserem Bekanntenkreis kennen wir recht viele Menschen mit psychischen Problemen und fast alle deren Beziehungen sind daran zerbrochen.
Liebe Grüße, kugel

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Re: Was bleibt... ist nichts

#14
Ganz ehrlich, du klingst sehr sehr stark so, als wärst du mit der Sitwü+uation zwar furchtbar unzufrieden, würdest aber nicht wirklich was ändern wollen; für jeden Vorschlag bringst du eine Begründung, warum das nicht geht.
Aus Dankbarkeit zu deinem Mann und aus finanziellen Gründen bittest du ihn nicht darum, dir mal einen Abend die Kinder abzunehmen. KiTa hat keine Plätze oder ist dir nicht gut genug. Du musst auf die Kinder aufpassen. Deswegen kannst du nicht raus; Mutterkindkurse wiederum sind dir zu stressig.

Ist das nicht furchtbar anstrengend, nur Mutter zu sein, sein ganzes Sein den Kindern und dem Haushalt zu opfern? Noch dazu bist du ja finanziell abhängig von deinem Mann.
Aber irgendwie scheint das ja dein Lebensmodell zu sein, das du dir ausgesucht hast.

Du musst dir halt nur überlegen, inwieweit du das genauso möchtest und inwieweit etwas verändern möchtest und vielleicht auch bereit bist, eventuelle Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen.