Hallo,
ich bin schon lange nicht mehr hier gewesen.

(Ich hoffe, dass dieser Text niemanden runterzieht - das täte mir leid)

Momentan bin ich total durch den Wind.
Was will ich? Und ist das so einfach?
Auf der einen Seite möchte ich gesund werden und "normal" leben.
Doch auf der anderen Seite habe ich Panik und möchte nicht gesund werden... diese beiden Einstellungen halten sich die Waage.
Wenn ich auf facebook sehe, was aus meinen Schulfreundinnen vom Gymi geht, bin ich nicht neidisch oder so... ich bin eher sehr traurig und verzweifelt... ich bin nun 30 Jahre alt und immer noch viel zu krank zum Arbeiten etc.
Ich bin ständig am weinen und habe Panik... was soll aus mir werden?
Und dann frage ich mich, ob das eine "Entscheidungssache" ist... gesund... krank... was auch immer...
Oft "entschließe" ich mich gesund zu werden... doch dann lande ich wieder in der Klinik und resigniere...
Ich kann nicht mehr, jeden Tag habe ich Panik... was wird die Zukunft bringen?
Ich bin maßlos überfordert... ich möchte nicht arm sein im Alter... ich habe Angst davor...
Außerdem habe ich Angst, dass ich alleine sterbe... habe noch nie eine "richtige" Beziehung gehabt... und wer würde mich denn schon "aushalten"?
Habe stark vernarbte Arme und Angst, dass das auffällt...
Naja, und wenn es mir schlecht gehen würde, wäre mein Partner wahrscheinlich überfordert...
Ich möchte ich auch mal richtig verlieben...
(Ich hoffe, dass dieser Text niemanden runterzieht - das täte mir leid)
--> Kennt Ihr diese Zerrissenheit?
--> Wie geht Ihr damit um?

Liebe Grüße!

Flavia

Hallo Flavia,

an dich erinnere ich mich noch wegen des Avatars!

Ja, ich kenne diese Zerrissenheit.
Ich weiß nicht, ob es eine Entscheidungsfrage ist, ob man gesund oder krank sein möchte.
Für mich persönlich war die Erkenntnis, dass ich krank sein WILL (und dass es überhaupt die Möglichkeit gibt, etwas in Bezug auf die Bulimie zu wollen) einer der ersten Schritte auf dem Weg zur Besserung.
Von daher finde ich die Frage, die du dir stellst gar nicht so doof (auch wenn ich natürlich keine Psychologin bin und mir bewusst ist, dass so etwas bei jedem anders sein kann).

Wenn ich bei Facebook stöbere, dann wird mir ehrlich gesagt manchmal auch ganz anders,
Manche meiner ehemaligen Schulkollegen haben ihr Studium beendet, verdienen Geld ohne Ende, sind verheiratet und haben teilweise sogar schon Kinder.
Aber sich deswegen verrückt zu machen bringt nichts außer dass man sich deswegen unnötig stresst was für den Weg aus der Bulimie absolut kontraproduktiv ist.
Vielleicht ist das ja gar nicht dein Weg?
Vielleicht wird was völlig anderes aus dir?
Ich denke, mit Fragen wie wer man ist und was man will muss man sich automatisch auseinandersetzen wenn man gesund werden will (bzw. mit den Antworten darauf... Meiner persönlichen Erfahrungen nach sind die Fragen an sich ja mal gar nicht unbedingt das schlimmste)

Genauso ist das glaube ich mit dem Verlieben.
Ich kann nur für mich sprechen aber im Moment bin ich noch nicht bereit für eine "richtige" Beziehung weil ich dann viel zu viele Probleme auf meinen Partner abwälzen würde (was dann wiederum mindestens in eine ungesunde Beziehung, wenn nicht sogar in Abhängigkeit führen würde).
Trotzdem kenne ich natürlich den Wunsch danach.
Aber das wird sich alles finden wenn es soweit ist, bei dir genauso wie bei mir.
Jeder Mensch ist schön wenn er er selbst ist, das einzige was die Leute hässlich macht ist dieses ewige Verstellen und die Versuche, jemand anderes zu sein.
Wieder nur meine Meinung aber ich bin sicher, dass ich nicht alleine damit bin.

Wenn du dich in Ruhe mit dir selbst auseinandersetzt und dir die Zeit nimmst, dich so kennenzulernen und anzunehmen, wie du bist, dann bin ich mir sicher, dass dich jemand finden wird, der dich liebt so wie du bist (und der darüber hinaus auch noch Gnade in deinen Augen findet, was ja auch nicht soo unwichtig ist! )

Hallo Hirngespinst,
(Ja, mein Avatar ist immer noch der alte)
danke für Deine schnelle und aufbauende Antwort.
"Aufbauend" in dem Sinne, dass Du diese Gedanken versthen kannst und ja in einigen Punkten auch damit zu tun hast.
Es macht mich einfach nur traurig... ich meine, eigentlich sollte ich mich nicht mit Leuten von früher vergleichen.
Schließlich sind die alle gesund und mussten das Abi nicht aufgrund einer Erkrankung abbrechen.
Und ein Studium würde mich maßlos überfordern.
Aber dennoch tut es weh... aber arbeite daran, dass mich das nicht mehr so trifft.
Ich muss lernen, diesen Umstand zu akzeptieren. Schwere Aufgabe, aber ich WILL das nicht mehr!
Wer weiß was die Zukunft bringt!?

Das Thema feste Beziehungen ist auch schwer.
Ich wünsche mir das schon sehr, aber was Du schreibst finde ich treffend: "Im Moment" noch nicht bereit sein für eine Beziehung --> Schön ausgedrückt!
Deutlich besser als zu denken, dass das nie was wird.
So gesehen "steht uns ja noch alles offen"... warum also nicht auch mal positiv in die Zukunft blicken?
Das wird ein Kampf...
Ich hoffe, dass bei mir auch bald der Schalter umgelegt wird, der positiv in die Zukunft blickt.
Das wäre super! Das wünsche ich Dir auch!!!

LG

Bezüglich des Studiums habe ich so ähnlich gedacht wie du.
Ich habe auch kein Abitur, ziemlich kurz vor den Prüfungen bin ich in eine Klinik gegangen und hatte damals auch wirklich andere Sorgen.
Und jetzt habe ich eine abgeschlossene Berufsausbildung, Studiere im 3. Semester und bin zumindest mit diesem Bereich meines Lebens absolut Glücklich.
Und ich denke, wer mich hier noch "von früher" kennt, der weiß, dass ich das NIE und ich meine wirklich NIEMALS (!!!) für möglich gehalten habe.

Mag sein, dass es dir jetzt nicht gut genug geht, um dich auf deine berufliche Zukunft zu konzentrieren.
Aber das ist eine Momentaufnahme, morgen, übermorgen oder in zwei Jahren kann das alles schon ganz anders aussehen.
Hör niemals auf zu träumen!

Und ich denke, wer mich hier noch "von früher" kennt, der weiß, dass ich das NIE und ich meine wirklich NIEMALS (!!!) für möglich gehalten habe

Ja, dem ist so.

Um so mehr freut es die Menschen, die an Dich geglaubt haben, daß es nun so geworden ist !

[quote
Mag sein, dass es dir jetzt nicht gut genug geht, um dich auf deine berufliche Zukunft zu konzentrieren.
Aber das ist eine Momentaufnahme, morgen, übermorgen oder in zwei Jahren kann das alles schon ganz anders aussehen.[/quote]

(--> Ich hoffe, ich habe das Zitat nicht verhauen... bin mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig mache!?)

Dieses Zitat von Dir finde ich sehr motivierend.
Es ist wirklich toll formuliert. Sehr aufbauend!

Es freut mich für Dich, dass Du mit Deinem beruflichen (Rest weiß ich ja nicht wirklich) so glücklich bist!
Ich finde es immer wieder toll, dass hier nicht immer verglichen wird, wem es am schlechtesten geht, sondern dass auch immer wieder Menschen darunter sind, die viel geschafft haben und gesund werden wollen!

Ich habe mich wieder ein bißchen gefangen.
Meine Betreuerin hat mich auch wieder etwas beruhigt und geerdet.
Nun versuche ich, mich nicht mehr "reinzusteigern".
Es fällt mir zwar schwer, aber ich muss lernen zu akzeptieren, dass Abi und Studium im Moment nicht im Bereich des möglichen liegen und dass mir das Grübeln nicht gut tut!!!
Auch wenn es schwer ist, das ist der Weg.
Und wenn ich immer nur über die Zukunft nachdenke, geht mir im Hier & Jetzt vieles flöten.
Und das möchte ich definitiv nicht!!!
Wie Du schon geschrieben hast, ist mein Hier & Jetzt eine Momentaufnahme!!!
(Danke für diese Formulierung)

LG

hey....

ich glaube ich fühle mich teilweise auch so....
ich bin, denke ich, zwar weiter als auch schon, habe ein Jahr mit einem riesen Kampf hinter mir.... leide seit 17 Jahren an Bulimie... und ja habe immer wieder Angst, dass es stark zurückkommt... dass ich es nie ganz schaffe, dass ich mein Leben verpasse und ich im Alter mit Hass zurück schaue und denke viel falsch gemacht zu haben....

Ich habe, oder hatte die Sehnsucht nach einem Freund, nach Liebe, nach einer tollen Beziehung auch sehr stark. Ausser ein paar ausnahmen haben meine Freunde alle Kinder und sind verheiratet. Es ist schon traurig, dass immer ich alleine auf Feiern aufkreuze.... ( Zum Glück habe ich eine sehr gute Freundin, die den selben Beziehungsstatus hat wie ich... ewiger Single)

Gut, ich habe mich im Sommer ein wenig verliebt, dachte es zumindest.... ich habe mich sehr billig verkauft ( dass heisst nach seiner Pfeiffe getanzt) obwohl ich eigentlich immer wusste, dass es keine Zukunft hat und wir eigentlich gar nicht zusammen passen. Die "netten" Männer, die genauso gut aussahen und eigentlich viel besser zu mir passen habe ich ignoriert...

was ich dir damit sagen will, ich habe dann hier und mit meiner Therapeutin herausgefunden: dass ich genau diesen Typen will, weil ich eigentlich genau weiss dass es keine Zukunft hat. Ich laufe einer Seifenblase hinterher, ich weiss genau dass ich die nie fangen kann, aber genau vor dem habe ich dann keine Angst. Vor allem anderen habe ich Angst, vor echten Beziehungen, obwohl ich es mir eigentlich wünsche mich zu verlieben. Ich bin einfach nicht soweit, lasse mich jetzt nicht mehr so stressen und versuche mit mir selber glücklich zu sein... das klappt gut. Klar habe ich ab und zu ein einsames Gefühl in mir nebst der Angst alles zu verpassen.... aber ich schiebe es dann zur Seite, weil ich in mir drin weiss, es kommt irgendwann anders.... auch ich habe eine tolle Beziehung verdient, mit einem Mensch der mich respektiert, das gibt wo ich ihm auch gebe.... es ist einfach noch nicht soweit!

weiss nicht ob ich dir damit helfe....

Lg

Hallo nochmal!

Die Antworten von Euch bauen mich wirklich auf, sie beruhigen mich. Danke dafür!
Das Grübeln macht es ja nicht besser. Ganz im Gegenteil... ich muss lernen zu akzeptieren, dass nicht ALLES und SOFORT funktioniert. Ich werde wohl "einfach" versuchen alles, was in meiner Macht steht dafür zu tun, dass es mir momentan gut geht und ich schon viel geschafft habe... außerdem kann keiner wissen, wie es morgen oder übermorgen oder in 10 Jahren sein wird!
Ich schaffe das schon! Positiv denken!
Es macht mir Angst, doch ich werde versuchen zu kämpfen... in meinem Tempo!