Ekelgefühle beim Essen, aber nicht beim Erbrechen???

#1
Hallo :)

Ich weiß nicht, ob ich hier in dem Forum mit dem Thema ganz richtig bin, oder ob es besser ins Gesundheitsforum passt, aber denke eigentlich, dass es hier hingehört ;)

Was bei mir (im Zusammenhang mit der Bulimie?) das beinahe größte und gesellschaftlich auffälligste Problem ist, sind meine 'Ekelgefühle'. Ich ekel mich vor Dingen, die aus dem Kühlschrank kommen, kann den nicht öffnen, ohne dabei die Luft anzuhalten. Das Gleiche gilt für Geschirrspüler und Restmüll. Außerdem muss ich mir 3x die Hände waschen, nachdem ich da etwas reingetan oder rausgeholt hab. Ich kann kein Teller benutzen, wenn da vorher etwas anderes drauf lag. Tisch abräumen/Putzen find ich auch ganz schrecklich, die Essenreste von den anderen sehen... An Geschirrwaschen ist gar nicht erst zu denken. Das Gleiche gilt für Messer/Löffel, die etwas anderes berührt haben, kann ich nicht benutzen. Ich berühre Besteck (gabel, Löffel) auch nie mit dem Mund, sondern wenn ich Essen davon nehme, berühre ich das Besteck nur so wenig wie möglich, mit den Zähnen. Sieht wahrscheinlich ziemlich bescheuert aus...
Außerdem ekel ich mich unheimlich vor Fleisch, Ei oder kaltem Essen, das man eigentlich warm ist, oder das kalt geworden ist. Ich kann auch nicht mal eben einen Löffel von dem Essen eines anderen nehmen, oder lasse Freunde etc. sich an meinem bedienen. Außerdem kann ich ALLE Dinge nicht komplett aufessen, den letzten Rest finde ich einfach 'ekelig'. Ich mag auch nichts essen, das zB Bekannte gekocht haben, wenn ich dort eingeladen bin...
Das sind sicher nicht alle Beispiele, aber beschreiben das, was ich damit meine, denke ich ganz gut.

Jetzt meine Frage:
Kennt das jemand (so, oder so ähnlich)?
Warum ekelt mich Essen bzw. Dinge, die damit zu tun haben, so extrem an? Aber unkontrolliert Dinge in mich reinstopfen (natürlich selbst zubereitet/gekauft..) und anschließend mit dem Kopf in der Toilette hängen, in Erbrochenes starren, welches einem über die Hand läuft, die man sich trotzdem wieder in den Hals steckt, geht??? DAS ist doch das eigentlich Ekelige!

Musste diese Gedanken mal loswerden... Vielleicht bin ich damit ja gar nicht so alleine.

Liebe Grüße,
Kisulitschka

Re: Ekelgefühle beim Essen, aber nicht beim Erbrechen???

#2
Hallo kisulitschka,

das, was Du beschreibst, kenne ich jetzt nicht direkt. Aber mir fällt dazu eine Geschichte ein, denn "Ekel" ist ein Phänomen, das wir alle kennen.

Ich bin heutzutage eine "arme" Person (wenn es um das Geld geht). Aber ich stamme aus einer wohlhabenden Familie, und so haben wir als Kinder jahrelang jedes Jahr Urlaub an der Nordsee gemacht. Wir haben dort alles gemacht, was man als Kinder macht: Löcher graben, Burgen bauen, Federball spielen, uns gegenseitig einbuddeln, Wasserkanäle anlegen bei Ebbe.

Jeden Abend haben wir einen Spaziergang gemacht und Muscheln gesucht, während die Sonne unterging. Mit besonderer Leidenschaft suchten wir Wellhornschnecken. Sie sind selten und daher besonders kostbar. Während man bei Flut eher flache Muscheln findet, findet man bei Ebbe im Ebbewasser eher gedrehte. Das Ebbewasser ist meist trüb und unterschiedlich tief, das macht das Suchen schwerer. Wellhornschnecken gibt es in verschiedenen Größen, etwa von zwei bis acht Zentimeter Länge. Oft werden sie zerbrochen angespült. Man findet dann entweder das untere Teil, das obere, oder überhaupt nur ein Teil. Findet man eine ganze, hat sie oft ein Loch an der Seite. Ganz intakt sind wenn überhaupt nur die kleineren.

Einmal habe ich im Ebbewasser etwas gesehen, das aussah wie ein Hundehaufen. Viele Leute gehen mit ihren Hunden am Wasser spazieren, und tatsächlich liegen entsprechend auch Hundehaufen herum. Zumindest war das damals so. Irgendwann gab es dann spezielle "Hundestrände", an allen anderen Orten waren Hunde verboten. Aber zurück zum Thema. Ich stand also im Ebbewasser und vor mir die trübe, braune Masse, die aussah wie ein Hundehaufen. Ich weiß nicht, was mich motiviert hat, aber ich habe trotzdem danach gegriffen. Und in der Hand hielt ich eine große Wellhornschnecke. Komplett ganz. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals davor oder danach eine so große, schöne, schwarze, intakte Wellhornschnecke gefunden habe. Sie war einfach perfekt. Nass glänzend lag sie in meiner Hand. Sie war wunderschön. Ohne die kleinste Beschädigung und ohne Kalkablagerungen. Das Freudengeschrei war groß. Immer wieder an dem Abend habe ich beim Heimgehen das Horn aus dem Eimer geholt und mir von allen Seiten angeschaut.

Hätte ich damals nicht meinen Ekel überwunden und in den "Hundehaufen" gegriffen, hätte ich diese Muschel nie gefunden. Und hätte sie damals nicht so getarnt da gelegen, hätte sie vermutlich jemand vor mir gefunden.

Dank mal darüber nach. Es kann gut sein, seinen Ekel zu überwinden. Manchmal verpasst man sonst etwas wirklich Schönes.

Liebe Grüße

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)