High Carb gegen Bulimie

#1
Als ich das erste Mal von High Carb hörte, sträubten sich bei mir alle Nackenhaare, da ja Low Carb Diäten absolut im Trend liegen und Kohlenhydrate am Abend sowieso ein absolutes No go sein sollen zum Abnehmen. Das Problem ist nur, dass solche Diäten bekanntermaßen einfach nur viel Wasser aus dem Körper ausschwemmen und man nach ein paar Tagen sehr FA gefährdet sein kann.

Ich habe es selber erlebt, bei meinen früheren Fastenwochen die sehr extrem waren und tagelang bis auf Magerquark kaum etwas zu mir nahm, nahm ich natürlich extrem schnell einen Großteil meiner für mich überflüssigen Kilos ab. Ich bin absolut davon überzeugt, dass sich dies aber vorwiegend nur um Wasser gehandelt haben muss, da ich nach dieser Fastenzeit neben FAs auch einen riesigen Durst entwickelte und die Kilos dann so gut wie sofort wieder drauf waren. Bei erneuter Aufnahme von Kohlenhydraten sind die Glykogenspeicher leer, füllen sich dann wieder und binden das Wasser in den Zellen. Ich persönlich neige leider sehr zu Wassereinlagerungen vor allem in der Mitte meines Körpers, weniger an den Extremitäten, wie es sonst so der Fall ist. Das macht natürlich auch mehr aus auf der Waage und es macht leider auch etwas unförmig. Schwemme ich das Wasser aus mit solchen Diäten ist mein Körper sehr straff, aber wenn das sowieso keine richtige Abnahme ist und die ES fördert ist das mit Sicherheit nicht der richtige Weg.

Der weitgehende Verzicht auf KH, ist für mich, die sich sowieso schon vegetarisch ernährt, schon eine große Quälerei. Ich fühle mich dann müde, nervlich nicht belastbar und absolut neben der Spur. Da ich dieses Low Carb Prinzip immer noch bis vor kurzem ständig im Hinterkopf hatte und vor allem Abends KHs vermeiden wollte, wurde es wieder recht schlimm mit dem Hungern und den anschließenden FAs. Ich habe mir gestern einiges zu dem Thema High Carb im Web durchgelesen bzw. angehört und möchte das Experiment nun einfach mal wagen. Was habe ich zu verlieren? Ich könnte wieder etwas zunehmen, aber ich vertraue mal auf die Stimmen der Personen, die sich intensiv damit beschäftigen und eine schlanke Figur halten, ohne sich andauernd mit immer niedrigeren Kalorienbilanzen quälen zu müssen. Wichtig bei High Carb ist natürlich, dass man nicht jede Form von Kohlenhydraten verstärkt zu sich nehmen soll sondern nur die guten, naturbelassenen aus echten Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Reis, Süßkartoffeln sowie Obst und Gemüse. Pseudogetreide wie Quinoa, Amaranth, Buchweizen etc. sind auch erlaubt. Und von allem angeblich so viel wie es der Hunger verlangt, da nicht jede Kalorie aus verschiedenen Lebensmitteln laut dieser Lehre gleichzusetzen ist. Wenn man es streng praktiziert, sollte es eine rein vegane Ernährung sein und nur jeweils 10 Prozent aus Proteinen und Eiweiß bestehen. So extrem werde ich das Ganze erst mal nicht angehen, ich werde auch nicht so viele Sachen in mich reinschaufeln wie da teilweise propagiert wird, da ich keinen richtigen Sport mache und ich nur so viel Bewegung wie möglich in den Alltag einbaue. Wenn ich aber eh nicht ganz so viel über Tag zu mir genommen habe, erlaube ich mir jetzt einfach meine 2-3 Vollkornbrotscheiben ohne Belag am Abend ohne es vor lauter Panik wieder zu kompensieren. Das hat es bei mir ewig nicht mehr gegeben. Heute ging es schon mal los (ganz frei von Fetten und Proteinen ging es beim Mittagessen leider nicht, aber nen Apfel war als Nachttisch dabei) und ich muss sagen, ich fühle mich bis auf eine kurze Zeit nach dem Essen des Vollkornbrot am Abend jetzt ganz gut und normal gesättigt. An Süßkram habe ich sowieso meist kein großes Interesse, außer wenn ich total ausgehungert bin aber die guten Kohlenhydrate werde ich mir jetzt immer erlauben. Vor allem egal zu welcher Tageszeit, da ich abends die meisten Probleme mit der ES habe.

Vielleicht ist das ein guter Lösungsweg für mich. Ich kann gesunde Sachen, die ich gerne esse in ausreichender Menge zu mir nehmen und muss mich nicht ständig selbstkasteien, denn ich glaube genau das führte in die Essstörung. Der Wahn mit der Kalorienzählerei jeden einzelnen Tag sollte für uns wirklich aufhören. Vielleicht hilft es sogar über FAs hinweg, vor allen Dingen wenn man sich schon im Kopf etwas erlaubt, verliert es an sich ja sowieso seinen Reiz. Wenn ihr auch Interesse daran habt, könnt ihr euch ja bei Interesse mal auf dem bekannten Videoportal oder auf Blogs schlau machen über das Thema. Ich werde mal berichten, wie es mir damit so weiterhin ergeht und ob die befürchtete Zunahme kommen wird oder nicht. Wie gesagt ganz so streng gehe ich das Ganze nicht an, aber ich streiche die KHs jetzt nicht mehr komplett vom Speiseplan. Eventuell schließt sich ja jemand von euch an oder habt ihr schon Erfahrung damit bzw. auch mit Low Carb gemacht?

Re: High Carb gegen Bulimie

#2
Also irgendwie...klingt das wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Jetzt mal überspitzt gesagt. Von einem Wahn in den nächsten Wahn. Sozusagen. Ich will nicht bestreiten, dass diese Ernährungsform für dich richtig sein könnte. Im Sinne von, sie tut deinem Körper gut, bzw. sie richtet zumindest keinen weiteren Schaden an (obwohl das die Eiweiß Verfechter unter uns sicher auch anders sehen würden). Aber mit einem normalen, einigermaßen ungezwungenen Essverhalten hat das für mich trotzdem nix zu tun.

Re: High Carb gegen Bulimie

#3
Wie gesagt ich probiere es einfach mal aus und bin noch keine eiserne Verfechterin dieser Theorie. Es wird von den Experten behauptet, dass diese Ernährungsform für uns Menschen die Ursprüngliche sei. Keine Ahnung, ob das so stimmt. Ich kenne mich da nicht aus, ich hab nur mal gehört, dass in der Steinzeit auch über längere Zeit viel pflanzliches zu sich genommen werden musste, falls mal kein Büffel in der Nähe war oder ähnliches. Meiner Ansicht nach ist vegan leben und viele gute KHS zu sich zu nehmen doch bei Weitem besser als durch Hungern FAs zu bekommen und hinterher zu erbrechen. Für mich persönlich ist diese Ernährungsweise schon recht ungezwungen, was wohl auch daran liegt, weil ich ja eh schon Vegetarierin bin. Ich denke jeder sollte es möglichst so ungezwungen gestalten, wie es ihm beliebt aber allgemein vertrete ich die Ansicht, dass man wirklich auf alle hochverarbeiteten Lebensmittel (vor allem Auszugsmehle, Einfachzucker, Fertigprodukte etc.) eher verzichten sollte. Sowas gab es vor 60-70 Jahren auch noch nicht und diese Generation ist wie wir ja jetzt an der demographische Entwicklung sehen können mit dieser Ernährung in der Kindheit ziemlich alt geworden (klar, nicht die alleinige Ursache aber ihr wisst ja wie ich das meine). Auch Esstörungen traten ab dem Zeitraum der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln häufiger auf, klar das kann dann wieder mal auf die bessere Erfassung der Daten zurückgeführt werden, aber ich denke im Kern ist da schon was Wahres dran.

Re: High Carb gegen Bulimie

#4
Ernährung ist eines der meist-diskutieresten Themen, deswegen ist es immer schwierig, da irgendwelche Experten ausfindig zu machen. Und auch DIE richtige Ernährungsweise... Paleo? Lowcar? Highcarb? Entschlacken? Nicht nach 6 Essen? ......
Es ist schwierig, da das Richtige für sich rauszuziehen.
Allerdings halte ich es für problematisch, sich, wenn man versucht aus der Bulimie zu kommen, erneut restriktiven Regeln zu unterwerfen; einem (mehr oder weniger) strengen Plan zu folgen..
Ich glaube, man macht sich was vor, wenn man glaubt, mit erneutem Einschränken und Regelwerk dem Kreislauf von "Diät-nach-Regeln-halten, fressen, kotzen" zu entkommen.

Re: High Carb gegen Bulimie

#5
Hallo Rathara,
also mir geht es gerade ähnlich wie dir. In den letzten Jahren hört man Überall nur noch low carb hier low carb da und es hat zwar auch Vorteile wie eine schnelle Abnahme, allerdings denke ich wie du dass es hauptsächlich Wasser ist was man da abnimmt.Außerdem macht man keine Erfolge wenn man alles macht wie alle anderen auch, sondern wenn man mal gegen den Strom schwimmt uns das kommplette Gegnteil von dem allen bekannten ausprobiert.Ich versuche mich möglichst vegan zu ernähren und auf gluten sowie Lactose zu verzichten. Ich denke das ist eine sehr gesunde Art sich zu ernähren und wüsste nicht welche Nachteile es haben könnte außer einen. Und zwar dauert es bei mir etwas länger bis der Muskelkater weg ist wenn ich Sport gemacht habe. Kommt wohl dadurch das man weniger Eiweiß zu sich nimmt. Low carb habe ich zwar auch mal gemacht, würde ich jetzt aber auf keinen Fall noch mal probieren. Zu dieser Zeit hatte ich überhaupt keine Energie und alles war viel anstrengender als sonst. Da fühl ich mich vegan und mit Kohlenhydraten viel besser.Jedenfalls denke ich es kann nicht schaden es mal auszuprobieren. Learning by doing
Liebe Grüße

Re: High Carb gegen Bulimie

#7
Hi melibeli.
Ich weiß im ersten Moment denkt man dass m noch wasrig bleibtjnj was man essen kann aber wenn man sich erst mal informiert hat wo gluten drin ist dan ist es eigentlich kein großes Problem mehr. Statt normalem Mehl nimmt man dann z.B. Buchweizenmehl oder Reismehl. Mann muss beim backen nur etwas üben, denn glutenfrei zu backen ist gar nicht so leicht. Mittlerweile gibt es ja fast jedes Produkt auch in glutenfrei. Für Brot habe ich eine Fertigmischung die schnell gemacht ist. Als Beilage sind Reis, Buchweizen, Mais, Hülsenfrüchte, Hirse, Amaranth, oder Quinoa geeignet. Außerdem jede Art Obst und Gemüse. Ich muss aber sagen ich schaff es leider nicht immer mich so zu ernähren. Besonders wenn ich einen FA ha
b. Und Reszepte dazu gibt es auch in Hülle und Fülle. Wie wäre z.B. mit Zuchini spaghetti mit Tofubolognese?

Re: High Carb gegen Bulimie

#9
Hallo zusammen,
ich hab dieses Thema vor ein paar Wochen entdeckt und nach anfänglicher Skepsis hab ich mich tiefer in die Thematik eingelesen und mach das jetzt seit 4 Wochen.

Dazu wollte ich euch nur ein kurzes Zwischen-Fazit geben:
Eckdaten:
- vegan (bin ich aber eh schon seit 1,5 Jahren)
- hauptsächlich Kohlenhydrate (ich erlaube mir auch Zucker und Weißmehl)
- viel Gemüse und Obst
- wenig Fett (kein zusätzliches Öle, Nüsse, etc...)
- Eine Mindestanzahl an Kalorien (ich darf hier ja keine Zahl schreiben, aber is ungefähre 40 % mehr als sonst)

Positives:
- Seit sage und schreibe 4 Wochen nun sympthomfrei, keine FAs, kein Übergeben
- Ich fühle mich unglaublich fit und vital, keine Leistungseinbrueche mehr im Sport oder Arbeit, Kaffe ist überflüssig geworden
- Lebensmittel, die mich früher getriggert haben, sind ziemlich uninteressant geworden, weil ich sie ja essen darf wann immer ich will (--> Phänomen des blauen Elefanten)
- Mehr Energie auch für das Soziale Leben (ich geh wieder öfter raus, und Essen in Gesellschaft ist nicht mehr so schlimm)
- Keine depressiven und antriebslosen Tage mehr
- Bisher keine Zunahme

Negatives bzw. Noch-dran-Arbeiten:
- Ich muss mich noch ziemlich dran gewöhnen, solche riesige Mengen zu essen und dass mein Magen übervoll ist.
- Ganz traue ich dem Braten noch nicht und daher führe ich nach wie vor Essenstagebuch und komme noch nicht weg von der ewigen Zahlen-Kontrolle (Kalorien und Fett-Gramm)
- Sportzwang ist immer noch da

Mir ist klar, dass solch eine Ernährung nur die Symptome bekämpfen kann und die psychischen Faktoren völlig ausblendet und ich daran noch arbeiten muss.
Aber ich glaube auch, dass das einher geht und ich damit den Ausbruch aus dem Teufelskreis aus Depression, Kontrolle und FAs geschafft habe. Ich merke schon, dass durch meine körperliche Fitness und Geselligkeit, meine negativen Gedanken schon sehr viel weniger geworden sind.
Es ist zwar bestimmt nicht Weisheit letzter Schluss und funktioniert auch nicht für jeden. Für mich jedoch könnte es vielleicht der Ausweg sein, wobei ich auch sagen muss, dass ich momentan auch nicht mehr in einer akuten Phase war.

Ich hoffe is war nicht die Anfangs-Euphorie, aber ich werde es beibehalten und berichte auch gern wieder nach einigen Monaten.
Liebe Gruesse
Giggles