Wie war das bei euch?

#1
hallo :) ich habe mich vor 4 tagen meiner Mutter anvertraut und war am nächsten Tag gleich mit ihr beim Hausarzt, nun habe ich nächsten Monat ein Termin in einer Klinik - erstmal zum Gespräch und dann wird entschieden wie es weiter geht (wobei ich gerne eine stationäre Therapie machen würde, da ich mit meinem gesamten Alltag überfordert bin...)
Auf der einen Seite bin ich definitiv froh darüber, das meine Eltern und mein Arzt Bescheid wissen und ich bald Hilfe bekomme und Hoffnung haben kann das ich gesund werde... Auf der anderen Seite stresst es mich innerlich so sehr... Fühle mich beim essen nur noch beobachtet (obwohl meine Eltern mich nicht kontrollieren, zumindest nicht offensichtlich), diese ständigen Gedanken... Wie es weitergeht... Was ich auf der Arbeit sage wenn ich in Therapie gehe, diese Scham... Usw. das stresst mich alles dermaßen das ich nur noch einen fa nach dem anderen habe... Wie war das bei euch als ihr euch jemandem anvertraut habt/ euch Hilfe geholt habt? Wie habt ihr das empfunden und wie gings euch danach? Könnt ihr mir vielleicht auch noch sagen wie lange eine solche Therapie mindestens geht? Danke schon mal und liebe grüße!! :)
Alle Lebewesen außer dem Menschen wissen, das der Hauptzweck des Lebens darin besteht, es zu genießen.
(Samuel Butler)

Re: Wie war das bei euch?

#2
Hey whiteheavenbeach!

Find es super, dass du dich deiner Mutter anvertraut hast und sie auch gleich die ersten Schritte mit dir gesetzt hast!
Darf ich fragen, in welcher Klinik du das Vorstellungsgespräch hast?
Vielleicht ist ja jemand hier, der in der Klinik war und dir speziell dazu etwas sagen kann!

Ich kann dir sonst nur bissi erzählen wie es bei mir war!

Die erste der ich mich anvertraut habe war meine Großcousine. Bzw hat sie es eigentlich aus mir herausgekitzelt weil sie die Essstörung mitbekommen hat weil ich damals fast jedes Wochenende bei ihr verbracht hab und ich ihr irgendwann von den Depressionen erzählt habe und sie fragt plötzlich "Und? Bulimie? Machst du's oder nicht?" Ich war so perplex dass ich einfach ja gesagt hab.
Sie hat dann alles in den folgenden Wochen aus mir herausgeholt und mich dann gezwungen bei einer Therapeutin anzurufen und es meinen Eltern zu erzählen.
Bei meiner Großcousine war ich am Anfang irrsinnig erleichtert, dass ich endlich jemanden hatte, mit denen ich nach Jahren des Schweigens (auch wenn die Bulimie selber erst kurz da war) reden konnte. Nur wie sie mich gezwungen hat es meinen Eltern zu erzählen war es dann ein Schlag ins Gesicht. Obwohl ich es verstanden habe dass sie die Verantwortung nicht tragen konnte (bei mir war es ja mehr als die Bulimie).
Im Nachhinein war es auch gut so.
Meine Eltern waren irrsinnig geschockt und sind dann auch in der nächsten Woche gleich zu meiner Thera gefahren (wobei ich mittlerweile das nicht mehr machen würde dass meine Eltern ohne mir mit meiner Therapeutin reden und meine jetzige thera sagt dass is auch unüblich vor allem wenn man volljährig ist).
Bei mir hatte nur blöderweise eine Woche nachdem ich es ihnen erzählt habe mein Opa einen schweren Unfall und ist 8 Wochen auf der Intensiv gelegen und es war nicht klar ob er wieder aufwacht und dadurch bin ich wieder komplett in den Hintergrund gerutscht. Aber es war gut, dass es draußen war.
Aber ich kenn dieses Gefühl, dass man sich beobachtet fühlt.
Ich glaub meine Mama hat es auch irgendwie getan phasenweise wenn sie das Gefühl hatte, die Bulimie war wieder stark da. Weiß noch wie ich einmal wie üblich nach dem Essen abhauen wollte und sie meint "Du bleibst jetzt sitzen."
Für die Klinik hab ich mich erst fast eineinhalb Jahre nachdem ich es ihnen erzählt habe entschieden, als es wirklich nicht mehr anders ging.
Ich hab mich zuerst in einer Klinik mal angemeldet für ein Erstgespräch, bin dann zu meiner Studiengangsleiterin gegangen und hab ihr die Wahrheit erzählt und dass ich eine Pause brauche und erst wie alles geklärt war, dass ich auch wirklich unterbrechen kann für ein Jahr, bin ich zu meinen Eltern gefahren (hab damals in Wien gelebt) und hab sie vor vollendete Tatsachen gestellt.
Meine Studiengangsleiterin hat irrsinnig verständnisvoll reagiert. Sie hat mich irrsinnig unterstützt (tut sie auch heute noch) und alles organisiert damit ich unterbrechen kann und selber möglichst wenig Aufwand habe. Sie hat sich wirklich um alles gekümmert um mich zu entlasten.
Meine Eltern waren einerseits geschockt, wie sie gehört haben, dass es noch immer/wieder so schlimm ist, dass ich stationär gehen muss, andererseits waren sie erleichtert, dass die Entscheidung von mir gekommen ist.
Mein Bruder hat mir das erzählt. Dass mein Papa mal gemeint hat, dass es ihm so schwer fällt, weil ich immer so fröhlich wirke und er einfach nicht sieht wie es mir wirklich geht und er Angst hat, dass er den Punkt nicht erkennt, wo es ohne Klinik nicht mehr geht. Drum war er froh, wie ich gekommen bin und gesagt habe, jetzt gehts nicht mehr. Und haben mich unterstützt.
Es ist dann eine andere Klinik als geplant geworden.
Bei mir waren 12 Wochen Aufenthalt geplant. Ich wurde dann einmal verlängert beim stationären Aufenthalt auf 14 Wochen. Und während des Aufenthaltes haben sie erkannt, dass ich mir irrsinnig schwer tue, Tagesstruktur aufzubauen derzeit und dass ich aber noch viele MOnate habe bis mein Studium losgeht, darum haben sie mir eine Tagesklinik organisiert. In der war ich dann insgesamt 15 Wochen. Da wären ebenfalls 12 Wochen geplant gewesen aber da bin i 2x verlängert worden.
Das sind die 2 Klinikaufenthalte, die ich als die wichtigsten erachte. Wo ich begonnen hab mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Auch wenn ich heuer noch 2x in der Klinik war. 10 Tage auf der Akut und 5 Wochen nochmal stationär auf der Therapiestation.
Die Aufenthaltsdauer sind aber von Klinik zu KLinik unterschiedlich. Manche haben fixe Aufenthaltsdauern, manche machen es nach Bedarf und mit Verlängerungen.
Ich hab in 3 Kliniken Vorstellungsgespräche gehabt. In den anderen 2 Kliniken wären auch jeweils 12 Wochen geplant gewesen aber da hätte es soweit ich weiß bei beiden keine Verlängerung und keine Tagesklinik gegeben. (Wobei die TK wo ich war eigentlich unabhängig von der Therapiestation is sie is nur im selben KH)
In einer Klinik wo ich hingeschrieben hab um mich zu informieren aber dann mich doch nicht angemedet habe wären es nur 6 Wochen gewesen die fix bewilligt worden wären und dann wäre jeweils für 2 weitere Wochen geschaut worden, ob man verlängert wird oder nicht.
Ich hab für mich gesagt, dass ich unbedingt 12 Wochen gehen möchte. Deshalb war mir das ein zu großes Risiko immer schauen zu müssen ob man wieder 2 Wochen verlängert wird. Vor allem weil die Ärztin in der ersten Klinik gemeint hat ich brauch auch auf jeden Fall die 12 Wochen.
Im Endeffekt hab ich die 14 Wochen stationär gebraucht bis ich mich bereit gefühlt habe, wieder zu gehen. (Aber bei mir waren es auch mehr Themen als die Bulimie)
Falls du noch irgendwelche Fragen hast, jederzeit!

Lg
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!

Re: Wie war das bei euch?

#3
Vielen dank louve, für deine schnelle und ausführliche Antwort! :)
Ich werde vermutlich nach Bonn “auenbruggerhaus“ gehen. Ich habe überhaupt keine Vorstellung wie das abläuft und bin ziemlich gespannt und aufgeregt, wobei ja noch farbecht feststeht ob es eine stationäre Therapie sein muss, was ich zwar hoffe, aber abwarten ;) allein der Gedanke an das Vorgespräch... Es fällt mir so schwer darüber zu reden und es ist mir alles so unangenehm vor meinen Eltern.. Ich versuche es immer vor ihnen “halb so wild“ darzustellen weil ich nicht will das sie sich solche sorgen machen! Wenn die wüssten wie heftig es wirklich ist... :/ kannst du mir vielleicht noch sagen wie das in der Therapie so ist, was man den ganzen Tag so treibt, wie sehr das essverhalten kontrolliert wird, wie das mit Besuch aussieht... Wie offen bist du damit umgegangen? Ich habe so angst die Situation auf der Arbeit zu erklären... ohje so viele fragen :D aber in meinem Kopf ist so ein Chaos!
Alle Lebewesen außer dem Menschen wissen, das der Hauptzweck des Lebens darin besteht, es zu genießen.
(Samuel Butler)

Re: Wie war das bei euch?

#4
Hey!

Ich hab vor meinen Eltern auch immer so getan als wäre es nicht so schlimm....war dann natürlich nie einfach für sie wenn ich dann irgendwann gestanden hab, dass es doch so schlimm ist (das kam dann meistens irgendwie dadurch raus dass ich in die Klinik musste).

Den Rest schick ich dir per PN :)

lg
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!