Wenn ihr jemanden seht, der offensichtlich ein Problem

#1
mit dem Essen hat...wie fühlt ihr euch?


Ich kann mich nicht abgrenzen und fühle mich total in die Person hinein und bin abgelenkt. Es tut mir auch weh, irgendwie.

Vor mir sitzt eine wahrscheinlich 30-jährige sehr attraktive hoc aufgestylte Frau. Schickes Kostüm, stark geschminkt, rote hohe Schuhe, blonde offene lange Haare, sehr gute Figur. Vielleicht Osteuropäerin. Und sie isst einen Mager..... + Früchte und holt sich mehr und mehr heraus, alles ohne Kohlenh***etc.

Das ist die Beschreibung. Wenn ich mich jetzt völlig in ihr' verlieren würde, bzw. in meinem Gefühl, dann ging es mir nicht gut.

Wie ist das bei euch? Seid ihr auch so mitfühlend bzw. nimmt euch so etwas mit? Oder auch die Gefühle anderer? Das ist auch ein Grund, warum ich fliehen will, wenn ich mit vielen Menschen oder lange mit einem Menschen zusammen bin. Ich fühl mich dann überreizt von Eindrücken und bin absolut angestrengt...


Wer kennt das?

LG
Schlagquala
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Wenn ihr jemanden seht, der offensichtlich ein Problem

#2
ich merke auch, dass ich keinen Appetit mehr habe auf das, was ich essen wollt...vielleicht auch Angst zu essen? Ja, ein bisschen..ich sehe ja quasi eine Art Spiegel vor mir


ganz schlimm sind solche Fühlmomente bei meinem Freund, wenn ich mich da völlig verliere und gar ncit merh bei mir bin...ich will dann nur weg und oft fress**** zum entspannen auch..
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Wenn ihr jemanden seht, der offensichtlich ein Problem

#4
Hallo Schnuettchen,

bei mir hat das Erleben dieser Frau dazu geführt, dass ich mich an meine Verhaltensweisen erinnert habe und auch an diesen Anspruch, den Frauen an ihr Äußeres stellen...Alles insgesamt: ihr Auftreten, ihr Look, ihr sehr kontrolliertes Verhalten und dieses ständige Umblicken....

ich habe das oft, dass ich Menschen 'lesen' kann oder auch 'fühlen', ohne irgendwie überheblich wirken zu wollen...sie wirkte so hoch kontrolliert und gefangen in ihrem Sein.

Ist auch nicht wichtig, wie du diese Frau empfunden hättest, aber vielleicht kennst du das ja, dass manchmal dir Menschen mehr mitteilen, als das, was sie zeigen...wenn du verstehst :wink:

LG
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Wenn ihr jemanden seht, der offensichtlich ein Problem

#7
Ich glaube ich weiß was du meinst , oder wenigstens ähnliches.
Wenn ich Menschen betrachte beim Essen, empfinde ich ein seltsames Gefühl. Ich weiß nicht was das ist genau, aber ich habe einfach nur Mitleid mit den Menschen und ekel mich. Ich kann das gar nicht so genau beschreiben, aber es fühlt sich an, als ob sie mir leid tun, dass sie sich von dem Monster Essen so kontrollieren lassen bzw. abhängig von ihr sind. Komplett unvernünftiger Gedanke, ich weiß, aber mir passiert das öfters. Ich glaube bei mir hat das einfach ganz viel mit diesem Kontroll-gefühl zu tun.

Ist das das was du so ungefähr meinst ;D?

Obwohl, wenn ich mir das nochmal durchlese, hast du das ja eher auf Menschen ie ein Essproblem haben bezogen, oder? ich glaube da ist das aber ähnlich, dass ich da das gefühl habe, sie sind in der Kontrolledes essen / der nahrungsmittel... oder so
Zuletzt geändert von Almi am Mi Mai 07, 2014 21:10, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Wenn ihr jemanden seht, der offensichtlich ein Problem

#8
Hallo zusammen,


es geht weniger um die Frau an sich, denn mein Problem, wie Christie schon sagte, ist dass ich mich nicht immer gut genug abgrenzen kann. Nicht nur bei so Sachen mit dem Essen, oder so etwas...(Hat mich halt getriggert, weil ich mich gerade mit meiner Kontrolle auseinander setze und sie das Paradebeispiel für mich darstellte), sondern generell bei Menschen. Ich fühle automatisch mit und bin dann erledigt von Stimmungen oder meine helfen zu müssen.
Christie hat geschrieben:Aber mal abgesehen davon, dass wir einfach nicht wissen, ob diese Frau eine ES hat oder nicht, ist ja viel spannender zu kucken, warum du dich da so nicht abgrenzen kannst, schlafquala.
Hallo Almi,

ist interessant, was du schreibst, allerdings ist es doch etwas anderes, denn bei dir scheint es sich auf das Thema Essen zu 'beschränken'. Bei mir ist es egal, aber Gefühle usw. spielen eine Rolle...

Ich wollte erst nicht auf dieses Thema eingehen, aber ich stelle mal trotzdem den Link hierhinein. Vielleicht fühlen sich manche angesprochen. Es ist das, was ich nicht besser ausdrücken kann und mich in der letzten Zeit sehr beschäftigt. Seitdem geht es mir auch besser und ich akzeptiere mich mehr und nehm mich zurück..Zumal ich auch im Reallife eine Person kennengelernt habe, die mir darin sehr ähnlich ist und ich somit das mal hautnah erlebt habe.

Ich mag nur diesen Begriff nicht: Hochsensibilität

http://www.zeitzuleben.de/23478-mit-hoc ... aet-leben/

Sehr interessant, da eben nicht auf das Thema an sich eingegangen wird, sondern auf den Umgang zwischen nicht HS und HS...

schaut mal


vielleicht findet sich wer wieder?


LG
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Wenn ihr jemanden seht, der offensichtlich ein Problem

#9
Hallo!

Es ist doch normal, mal Mitleid usw. mit jemandem zu haben ;) Steigere Dich da doch nicht rein mit irgendwelchen furchteinflösenden Bezeichnungen, die Dich für Dich selbst noch kränker und hilfsbedürftiger erscheinen lassen. Hochsensibilität hört sich ja an, als wäre es etwas krankhaftes. Mag ja sein, dass es so Leute gibt, aber dann wäre es ja jeder irgendwie :D

Ich könnte auch heulen und durchdrehen, wenn ich höre, dass z. B. ein Hund gequält wurde. Oder wenn tote Kinder im TV gezeigt werden. ich bin doch deswegen nicht hochsensibel. Mich lassen doch dafür andere Dinge kalt. Dich wahrscheinlich auch, oder? ;)

Und das mit der Frau: Ich weiß, was Du meinst. Ich sehe bzw. glaube auch ab und zu Essgestörte zu sehen. Kp, magere Schülerinnen, die in der Mittagspause durch den Park joggen statt wie die anderen mit den Freunden abzuhängen. Oder supermegaschlanke Kassiererinnen, die XXL-Hamsterbacken haben. Aber man kann es ja nie genau wissen, ob da wirklich eine ES dahintersteckt...

lg
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Wenn ihr jemanden seht, der offensichtlich ein Problem

#10
CoCoRiCo hat geschrieben:Hallo!

Es ist doch normal, mal Mitleid usw. mit jemandem zu haben ;) Steigere Dich da doch nicht rein mit irgendwelchen furchteinflösenden Bezeichnungen, die Dich für Dich selbst noch kränker und hilfsbedürftiger erscheinen lassen. Hochsensibilität hört sich ja an, als wäre es etwas krankhaftes. Mag ja sein, dass es so Leute gibt, aber dann wäre es ja jeder irgendwie :D

Ich könnte auch heulen und durchdrehen, wenn ich höre, dass z. B. ein Hund gequält wurde. Oder wenn tote Kinder im TV gezeigt werden. ich bin doch deswegen nicht hochsensibel. Mich lassen doch dafür andere Dinge kalt. Dich wahrscheinlich auch, oder? ;)

Und das mit der Frau: Ich weiß, was Du meinst. Ich sehe bzw. glaube auch ab und zu Essgestörte zu sehen. Kp, magere Schülerinnen, die in der Mittagspause durch den Park joggen statt wie die anderen mit den Freunden abzuhängen. Oder supermegaschlanke Kassiererinnen, die XXL-Hamsterbacken haben. Aber man kann es ja nie genau wissen, ob da wirklich eine ES dahintersteckt...

lg
Kann dir nur zustimmen!
Essgestörte sehe ich auch überall. Wenn jemand extrem dünn ist, denke ich mir auch immer, dass das bestimmt nicht normal ist. Irgendwie fühle ich dann auch mit ihnen. Seit ich aber meine Freundin kenne, die definitiv gesund ist und trotzdem mager oder meinen Papa , da wird mir immer klar, dass man das so pauschal sagen kann..

Re: Wenn ihr jemanden seht, der offensichtlich ein Problem

#11
Hallo CoCoRiCo,

und schon wieder...hatte das Thema mal vor nem Jahr hier angesprochen und genau solche Antworten erhalten...Hokus Pokus, Einbildung blabla und das hier...jetzt steh ich zu mir und sage: Jeder Mensch ist anders und denkt natürlich ganz anders...nur weil ihr das für Schwachsinn haltet, muss ich mich nicht schlecht fühlen. Für mich ist es weiterhin eine interessante Sache :wink:
CoCoRiCo hat geschrieben:Steigere Dich da doch nicht rein mit irgendwelchen furchteinflösenden Bezeichnungen, die Dich für Dich selbst noch kränker und hilfsbedürftiger erscheinen lassen. Hochsensibilität hört sich ja an, als wäre es etwas krankhaftes. Mag ja sein, dass es so Leute gibt, aber dann wäre es ja jeder irgendwie :D
Ich finde das sehr traurig, dass ich gerade hier keine Anlaufstelle für dieses Thema finde :( Es ist keine Krankheit, es ist lediglich eine Temperamenteigenschaft, die ca. 15-20% der Menschen betrifft. Ist erblich bedingt und Veranlagung und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass gerade hier unter den Essgestörten solche zu finden sind, da das Essen auch eine Art Kompensation für Stress ist und wenn man mehr wahrnimmt, und das geschieht meist unbewusst, ist unser Nervensystem eben schneller gestresst und sucht Ruhe. Da das dann eben mit unserer Gesellschaft oft nicht zu vereinbaren ist, dass man früher von PArties geht, nicht so lange an Treffen teilnehmen möchte, zieht man sich vielleicht zurück, denkt sich, ich bin irgendwie anders, vielleicht sozial ängstlich oder haben ne ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung...

was ich nicht alles über mich schon gedacht habe und Vermutungen angestellt habe..das trifft auf mich zu und ich fühle ich jetzt nicht kränker oder unnormaler oder besonders oder was auch immer...sondern einfach gestärkt in meiner Art zu sein und mich zu akzeptieren und gleichzeitig zu lernen, mich dann abzugrenzen, wenn es MIR zu viel wird und nicht, wenn ich meine, dass es mir erst zu viel werden darf und ich mich anderen da anpasse, die es eben länger aushalten mit Menschen zusammen zu sein, die gewisse Geräuschkulissen nicht als störend und stressig empfinden etc. pp.
CoCoRiCo hat geschrieben:Ich könnte auch heulen und durchdrehen, wenn ich höre, dass z. B. ein Hund gequält wurde. Oder wenn tote Kinder im TV gezeigt werden. ich bin doch deswegen nicht hochsensibel. Mich lassen doch dafür andere Dinge kalt. Dich wahrscheinlich auch, oder? ;)
Dann lies doch den Link mal genau durch...es gibt verschiedene Ausprägungen...aber da du jetzt schon so abwertend darauf reagierst, vllt wegen des Wortes 'hochsensibel' wirst es wahrscheinlich eh lassen. Ist ja auch egal...


LG
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Wenn ihr jemanden seht, der offensichtlich ein Problem

#12
Hey Schlafi,

finde mich in deinen Worten und dem Link durchaus wieder :) Den Link kenne ich auch, hab den vor Jahren mal gefunden und da schon gedacht, dass ich mich endlich mal mehr verstanden fühle, in dem wie ich so bin.

Ich folgte bis vor ein paar Jahren auch noch der Anschauung, dass es wohl falsch, krank, schädlich usw ist, dass ich so extrem fühle. Das wird einem ja von aussen so eingetrichtert; es scheint ein gewisses Mittelmaß des Gefühlserlebens in der Gesellschaft genormt und anerkannt zu sein und alle anderen Formen werden hartnäckig ausgegrenzt (da ist man automatisch schon wieder als kranker oder "extremer" Mensch eingestuft).
Diese niedrige Toleranz für Andersartigkeit in der Welt müssten wir ja langsam alle gewohnt sein und dennoch hängt man sich immer wieder daran auf, zwangsläufig, denn dadurch wird im sozialen Kontext Einem das eigene Leben eben einfach schwerer gemacht.
Wir leben nun mal in dieser sehr verfahrenen Gesellschaft, die weder Offenheit, noch Eigenheit des Menschen zulässt und vor allem äußerst starrsinnig gegen jede Gefühlsregung vorgeht.

Unsere Welt ist eine Rationale, es wird immer auf den "gesunden Menschverstand" plädiert, der in dem Zusammenhang stellvertretend wohl für ein faktenbezogenes Denken stehen soll.
Kategorisch ausgeschlossen aus der Bedeutung des Wortes "Vernunft" ist in der deutschen Auffassung dementsprechend die Gefühlskomponente. Meistens wird "gefühlsbetont handeln" und "vernunftorientiert handeln" doch sogar als Gegenteile benutzt.
Wir sind alle entfremdet vom ureigenen Empfinden, wir werden von Anfang an zur Abstraktion erzogen.

Wenn meine Auffassungen nun im Ganzen ziemlich abwertend klingen, dann liegt das daran, dass ich mittlerweile nicht mehr mich als falsch / krank / komisch empfinde, sondern eindeutig die Gesellschaft.
Früher habe ich Briefe / Texte geschrieben, in denen ich mich für mein extremes Empfinden quasi bei der Umwelt entschuldigt habe und mich versucht zu rechtfertigen, weshalb ich so bin. Wenn ich das heute lese, kommt mir sprichwörtlich das Kotzen, weil sich darin dieses unfassbare Schuldbewusstsein widerspiegelt, das ich empfunden habe, nur weil ich so bin, wie ich eben bin.
Das würde ich heute so nie wieder tun, ich habe mich davon zum Glück völlig abgrenzen können: Dem äußeren Erwartungsdruck der Konformität (das Leben macht es einem leider trotzdem schwer).
Wenn du mit etwas anstrengenderer Sprache gut zurecht kommst, empfehle ich dir die Bücher von Arno Gruen! Insbesondere "Der Verrat am Selbst" und "Der Verlust des Mitgefühls". Ich habe dadurch unglaublich viel Hilfestellung bekommen können, meine "ich bin schuld"-Perspektive endlich mal ändern zu können und die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das war vielleicht Balsam für die Seele!

Deshalb möchte ich nur immer wieder betonen: Lass dich nicht verunsichern! Die Menschheit ist mittlerweile ( oder schon immer?) einfach ver-rückt im wörtlichen Sinne, denn sie hat sich vollkommen von ihrer Ursprünglichkeit & Lebendigkeit abgespalten.

Auch dein Gefühl im anderen Thread mit dem innerlichen Schmerz, kann ich ziemlich gut nachempfinden, ich habe auch oft überwältigende Anfälle von Gefühlsausbrüchen. Mittlerweile denke ich (und das kann sich auch wieder ändern, denn das Denken hört ja nie auf und lernt immer neu dazu), dass das vielleicht viel mit meiner Unfähigkeit zu tun hat, mich auch nur mal auf mich selber zu beziehen und in mir selbst zu ruhen. Ich lebe (noch) in/mit einer ganz krassen Verlassenheitsangst.

Alles Gute,
wispy
Zuletzt geändert von Wispy am Mo Mai 19, 2014 14:03, insgesamt 1-mal geändert.
Kraft kommt nicht aus körperlichen Fähigkeiten, sie entspringt einem unbeugsamen Willen.