eine nie enden wollende Geschichte?

#1
Hallo!

Ich bin zwar schon länger hier registriert, habe aber schon lange nicht mehr geschrieben. Und auch vorher nur ziemlich wenig... aber ich hab das Gefühl dass mir der Austausch mit Betroffenen fehlt.

Deshalb kurz zu meiner Situation: Ich habe seit fast 10 Jahren Essstörungen (typischerweise von Anorexie in die Bulimie) und bin auch seit 2,5 Jahren in Therapie. Und ich habe das Gefühl, dass ich einfach EWIG diese Störung haben werde, dass ich sie nicht loswerde! Ich bin mir der Ursachen bewusst, und glaube auch schon viel 'weitergekommen' zu sein - aber die Bulimie bleibt an mir kleben.

Dazu kommt noch dass ich sehr 'untypische' Essanfälle habe, die das Ganze auch unendlich anstrengend machen, auch wenn ich nur 2 Mal die Woche einen FA habe. Ich habe nämlich abends einen FA und zögere dann das Erbrechen extrem hinaus, lege mich teilweise hin um zu schlafen und esse dann nochmal etwas mehr (ohne vorher erbrochen zu haben). Ich übergebe mich dann schon irgendwann, aber oft erst mehr als 12 Stunden später - wobei dann natürlich schon viel von dem FA verdaut ist. Daher faste ich danach bzw. nehme Abführmittel...
Also nimmt bei mir ein FA fast einen ganzen Tag in Anspruch, und da sich diese FAs gehäuft haben in letzter Zeit (habe eine Trennung hinter mir nach 4jähriger Beziehung) ist die Angst vor dem Zunehmen groß. Ich wiege mich nicht, daher habe ich keine Ahnung wie viel ich tatsächlich zugenommen habe, aber ich fühle mich eben einfach fett.

Ich kann mir nicht vorstellen dass es noch jemanden gibt, der solche Attacken hat - aber vielleicht erkennt sich irgendwer zumindest ein bisschen?

Und ich weiß einfach nicht mehr weiter. In der Therapie habe ich viele Erkenntnisse, aber ich schaffe es nicht, diese umzusetzen! Also wenn ich z.B. Essdruck habe, schaffe ich es einfach nicht eine Freundin anzurufen. Es ist, als läge es nicht in meiner Hand dass ich den Essanfall abwehren kann.

Geht das denn bei euch, dass ihr euch wenn der Druck da ist, irgendwie wieder 'rausholen' könnt? Ich wäre so dankbar für Rückmeldungen die mir ein wenig Hoffnung geben...

Liebe Grüße
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt. Thomas Mann

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#2
Huhu Pustekuchen!

So hab ich das tatsächlich noch nicht gehört, aber die Form ist ja auch egal, belastend ist es bestimmt...
Also ich kenn das auch, dass ich rational vieles durchschaut habe, nur kommt das emotional noch nicht so wirklich durch. Das was du beschreibst, wenn du meinst, dass dich etwas anderes steuert ist dein Unterbewusstsein und das macht 98% deiner Handlungen aus, da kannst du dir ja sicher vorstellen, wie viel es nutzt, wenn du deine 2% Verstand entgegen setzt...

Also die Theorie ist, dass du dein Unterbewusstes versuchst zu erreichen. Eine Methode von mir ist in meinen Tagebüchern von früher zu lesen, das versetzt mich ganz gut in meine damalige Gefühlslage... Es geht darum, dass du deinen Gefühlen erlaubst da zu sein, denn damals hast du dich zum Schutz davor von ihnen abgekapselt, weil sie "lebensbedrohlich" für dich gewesen sind, heute bringen sie dich nicht mehr um!

Warum zögerst du denn das Erbrechen so lange hinaus?

LG Sed
Kinder dürfen nur leise weinen, damit sie keiner hört. Damit niemand merkt, dass sie gerade sterben. Kinder sterben leise und allein.

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#3
Hallo!
Kenne die Form zwar so auch nicht, versuch aber auch ganz oft das erbrechen hinauszuzögern, einfach fürs 'bessere' gewissen.

Aber ich versteh sehr gut was du mit nicht loskommen meinst - nun gut, ich leider bei weitem noch nicht so lange daran wie du, aber ich bin mir der schäden die es gesundheitlich, psychisch und auch in meiner frischen beziehung anrichtet durchaus bewusst. Ich kann auch nicht aufhören. Es ging 2 wochen lang (enorm lange zeit, normal sind edit FAs pro tag), ich hab mich wohlgefühlt weil ich ganz frisch verliebt war. Aber jetzt? Back to black..und zwar total. Ich will so gern aufhören, versuch tw irgendwie wieder in die Anorexie zurückzukommen, aber es gelingt mir nicht. ich verdränge es halt total und wenn man mich schnell fragen würde, würde ich sagen ich hätte schon seit einem monat nichtmehr erbrochen, fakt ist allerdings etwas anderes.

Aber das mit eigenartigen FAs kenne ich, nur in einer anderen form. Ich hab Obst FA's. ernsthaft, ich erbreche nach dem ich nen halben obstkorb gegessen habe, wobei es, seien wir mal ehrlich, nicht unbedingt nötig wäre. Sowieso erbreche ich zur Zeit wiedermal alles was ich esse, außer ich hab mich nicht unter kontrolle und esse in der schule, da hab ich erst paar mal gebrochen, war aber ziemlich anstrengend (danach schaut man ja nichmehr so frisch aus).

BLEIB STARK!
Zuletzt geändert von JaneDoe am Do Apr 25, 2013 4:55, insgesamt 1-mal geändert.
Everyone says: "Destroy what destroys you",right? But what if the thing destroying you is yourself?

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#4
Hej Pustekuchen,

erst mal finde ich, dass du auf dich stolz sein kannst, wie weit du mit deiner Therapie schon gekommen bist. Die Ursachen seiner Erkrankung herauszuarbeiten ist ein RIESENSCHRITT!

Deine Art der FAs kenne ich nicht wirklich, vermutlich sind die spezifischen Abläufe letztlich sowieso bei jedem unterschiedlich. Was wir gemeinsam haben ist jedoch der Umstand, dass uns die ES unheimlich viel an Zeit und Kraft kostet.

Dass ich in der Situation vor einem FA wirklich jemanden angerufen hätte um mir so Unterstützung zu holen ist mir auch nie gelungen. Die einzigen Erfahrungen in diese Richtung hab ich mit meinem Freund gemacht, dem ich mich mittlerweile anvertraue, wenn ich merke, dass der Druck steigt und der dann immer nachfragt, ob es nicht vielleicht ein zugrundeliegendes anderes Bedürfnis gibt. Was ich also eigentlich grade bräuchte, aber mir nicht zugestehe? Und die selbe Frage versuch ich mir auch selbst zu stellen, wenn ich alleine bin.
Das zu beantworten, fällt mir nach wie vor unheimlich schwer. Als er das erste Mal nachgebohrt hat, wollt ich ihm am liebsten die Augen auskratzen und einfach nur in Ruhe gelassen werden. Aber natürlich stimmt es, dass unser inneres Kind (stammt von einem Gestaltseminar, das mir sehr weitergeholfen hat) keine Lust auf Fressen & Kotzen hat, sondern sich zum Beispiel einsam, nicht angenommen oder überfordert fühlt. Das was wir mit der ES machen ist nur eine Betäubung dieser Gefühle.

Du hast geschrieben, dass dir die Ursachen deiner ES bewusst sind, vielleicht magst du dazu ein bisschen mehr erzählen?

Neben dem Reden hilft mir in den Momenten, in denen ich merke, dass ein FA droht auch das Reflektieren in Form von Schreiben. Das hilft mir oft Struktur und Klarheit in meine Gefühle und Gedanken zu bringen.
Ausserdem die klassischen Ablenkungsmethoden: spazieren gehen, laufen oder radfahren, Ordnung in der Wohnung machen, Musik auflegen und dazu herumhüpfen,...
Wenn du deine FAs abends alleine zuhause hast, vielleicht kannst du dann auch schon vorab Verabredungen mit Freunden treffen? Dir also gar nicht erst die Gelegenheit geben...

LG

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#5
Hallo Pustekuchen,

bei mir ist es leider ähnlich. Auch ich zögere das Erbrechen oftmals hinaus und zwar aus Bequemlichkeit und aus Angst vor den Qualen. Schonmal dauert es bis zu vier Stunden in denen ich immer wieder erneut anfange zu essen und vorm PC klebenbleibe oder telefoniere und mir graut vor dem üblichen Horror, der mich erwartet. Das es mit jeder Minute die ins LAnd streicht schwieriger wird, weiß ich, komme oft aber nicht dagegen an. EInerseits geniesse ich das hemmungslose Hineinstopfen, da ich vorher tagelang wieder total unzureichend gegessen habe und der FA total vorprogrammiert war. Andererseits ist die Angst vorm Zunehmen aber übermächtig und ich sage mir in jeder Minute "Ab ins Bad", und lasse mir dann doch wieder Zeit weil ich mich so quäle dabei. So oft schon sagte ich mir, das es völlig sinnentleert ist, so lange mit dem Erbrechen zu warten, aber ich stehe mir selbst im Weg.
Aber auch ich hab das Gefühl das der Essdruck und der ständige Gedanke daran ein Leben lang anhält und nichts stärker als das ist. Bin seit über 10 Jahren essgestört, es begann mit Anorexie wie bei Dir und nun bin auch ich seit ner gefühlten Ewigkeit in der Bulimie.
Du bist nicht allein damit, fühl Dich gedrückt!!!

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#6
Guten Morgen,

ich wollte noch mal was reinwerfen - vielleicht kennst du ihn schon, aber was mich einen Riesenschritt weiter gebracht hat sind die Vorträge von Robert Betz! Ich habe mir stundenlang sämtliche Vorträge bei Youtube reingezogen und so viele Aha-Erlebnisse wie noch bei keinem anderen gehabt! Durch ihn bin ich auf Byron Katie gestoßen und bin gerade dabei mir täglich einen meiner unwahren Glaubenssätze zu untersuchen nach "The Work"!

Ich merke, wie in mir was arbeitet und diese neuen Gedanken immer stärker gegenüber den alten krankmachenden! Schau es dir doch einfach mal an, wenn du es nicht schon getan hast :wink:
Kinder dürfen nur leise weinen, damit sie keiner hört. Damit niemand merkt, dass sie gerade sterben. Kinder sterben leise und allein.

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#8
Hallo!

Vielen Dank für eure Antworten und dass ihr mir Mut zusprecht! Das tut unendlich gut! Und tut mir Leid dass ich erst heute antworte, ich war die letzten Tage viel unterwegs. Untertags im Park (hab derzeit sehr wenig für die Uni zu tun) und abends bin ich eigentlich immer ausgegangen. Was natürlich auch nicht zur Gewohnheit werden soll, dass ich jeden Tag Alkohol trinke... Habe darüber aber auch schon mit meiner Therapeutin gesprochen, und sie meinte dass ich schon etwas aufpassen soll. Weil man merkt es glaub ich gar nicht, und schon ist man in einer Abhängigkeit drin. War ja beim Essen und Brechen nicht anders!

@Sed
Danke für den Tipp mit den Vorträgen, werd sie mir heute gleich ansehen und dann berichten!
Die letzten Tage gings mir besser, ich hatte keinen Essanfall - ich hab das Gefühl, dass ich mehr 'in Kontakt' mit meiner Innenwelt bin. Eben dieses steuernde Unterbewusstsein, das du angesprochen hast. Ich hab ehrlich gesagt etwas Angst davor, alte Tagebucheinträge von mir zu lesen... Ich war, wenn ich das mal gemacht hab, bis jetzt danach immer ziemlich schockiert was ich da teilweise schreibe. Aber mein Zugang ist derzeit das Reden mit Freundinnen. Das nämlich habe ich nur dank der Therapie geschafft, wieder wirkliche Freundschaften zu Frauen aufzubauen! Konnte das früher nicht so, war hauptsächlich mit Männern unterwegs. Wobei solche Freundschaften irgendwie meist viel oberflächlicher sind, weil weniger über Probleme und Gefühle gesprochen wird als unter Frauen.

Was bei mir auch ein Problem ist, ist dass ich in letzter Zeit sehr oft nach dem Ausgehen Essanfälle hatte. Und das auch wenn es mir wirklich Spaß gemacht hat. Aber ich glaub es war vor allem das alleine nach Hause kommen, wo mich dann eine unendliche Einsamkeit überfallen hat. Das spüre ich vor allem jetzt nach der Trennung von der wirklich langen Beziehung... Und ich glaube, dass dieses Hinauszögern des Erbrechens auch mit Einsamkeit zusammenhängt. Weil ich vollgefressen einfach betäubt bin. Aber diese Woche war es eben viel besser, ich bin nach Hause gefahren und habe mir einfach eingeredet: "Du musst jetzt nicht essen. Du bist nicht alleine, es gibt so viele Menschen die dich lieben und denen du wichtig bist!". Weil ich brauche keinen Mann der mich rettet... Heilung kann nur von Innen heraus kommen, natürlich mit Hilfe von außen.

@mäuschen
Jaa das kann ich total nachvollziehen, Verliebtsein lässt einen einfach mal alles vergessen! Aber ich finde es toll, dass du dich trotz Bulimie auf eine Beziehung einlassen hast können, das erfordert glaub ich schon mal viel Kraft! Ich wär jetzt nie im Leben bereit dafür. Wobei ich natürlich auch erst seit 2 Monaten getrennt bin. Aber ich könnte mich jetzt nicht auf jemanden so voll und ganz einlassen.

Ich glaub dass ganz Wesentlich bei dir ist, dass du dir die Anorexie wieder herbeisehnst... Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, sich das Essen zu erlauben wenn man aufhören will mit dem Kotzen. Wobei das für mich wiederum etwas leichter geht, da ich durch die Bulimie ja zunehme und weiß, dass ich in kotzfreien Zeiten eher an Gewicht verliere - auch ohne Hungern.
Interessant, dass du solche Obst-FAs hast. Aber im Grunde ist der 'Modus' der FAs ja eh egal, die wichtigen Sachen laufen im Hintergrund ab.

@flora
Danke, es tut so gut so etwas zu hören dass ich eigentlich schon sehr viel geschafft habe. Und du hast ja Recht, ich weiß schon sehr viel über mich.
Das ist ja wirklich schon toll dass du es deinem Freund sagen kannst wenn der Druck aufkommt! Ich hoffe ich schaffe das auch mal, mich in so einem Moment nicht von der Bulimie verführen zu lassen und den einfachen Weg zu gehen. Es auszuhalten ist eben der schwere Weg, und ich glaube es kann sehr weh tun.
Ich arbeite in der Therapie auch mit dem 'inneren Kind', das ist bei mir ein ganz wesentlicher Punkt. Die große Pustekuchen in mir hat halt irgendwann diese Strategie mit dem Essen und Brechen entwickelt, um die kleine Pustekuchen zu beschützen. Weil die kleine sonst zu Grunde gegangen wäre.
Also zu den Ursachen... Ich will hier keinen Roman schreiben (hab eh schon wieder so viel geschrieben), deshalb etwas kurz gefasst: Ganz wesentlich in meiner Geschichte war, dass meine Eltern beide mit ihrem Leben nicht 100% zurechtkamen und viel auf mich übertragen haben. Ich musste schon sehr früh 'groß' werden, es ging meinen Eltern vor allem darum, dass ich funktioniere. Und das kann ich perfekt. Mein ganzes Leben lang habe ich einfach nur funktioniert. Dadurch ist die kleine Pustekuchen aber viel zu kurz gekommen, ich habe emotional einfach nicht das bekommen, was ein Kind braucht um eine stabile Persönlichkeit zu entwickeln. Mein Vater war teilweise sehr stark paranoid, meine Eltern trennten sich dann als ich 11 war mit einem riesen Drama. Ich hatte das Gefühl, mich dann um meine Mutter kümmern zu müssen, und hatte auch fast drei Jahre lang keinen Kontakt zu meinem Vater (wobei das von ihm ausging, ich hätte ihn gerne mehr gesehen; hatte andererseits wegen seiner Paranoia aber auch ein bisschen Angst vor ihm).

@Baluga
Ja, du beschreibst genau das was auch in mir vorgeht! Es ist einfach schrecklich...
Du hast ja auch schon so lange eine ES, bist du denn in Therapie? Hat sich was bei dir schon geändert? Ich denke nämlich, es hat sich ja bei mir schon etwas geändert, also wieso sollte es nicht auch irgendwann so weit sein dass der Druck weg ist? Aber diese Gedanken habe ich eben wenn es mir halt ein paar Tage gut geht und ich Abstand gewinnen konnte. Ich weiß dass das genauso schnell wieder umschlagen kann und ich in die totale Verzweiflung rutsche.


Ich merke, dass es mir wirklich gut tut hier zu schreiben. Und ich hoffe, dass ich einige von euch auch noch näher kennen lernen kann. Es hilft einfach, Menschen mit demselben Problem zu treffen!

Ich drücke euch alle ganz fest! Vielen vielen Dank für eure lieben Worte!!
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt. Thomas Mann

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#9
Hallo Pustekuchen,

ja, ich habe schon Psychotherapien gemacht. Insgesamt drei Mal, es waren Gesprächstherapien bei immer der selben psychologin, zu der ich ich sehr schnell Vertrauen fassen konnte und die mir sehr helfen konnte. Es waren jeweils immer zwei Jahre, in denen ich mind ein Mal in der Woche zur Gesprächstherapie gegangen bin.
Ich bin zwar noch in der Bulimie fest verankert und es liegen noch Lichtjahre zwischen mir und einem normalen Essverhalten, aber eines konnte sie mir nehmen: Die tierische Abhängigkeit von der Waage. Bin täglich etliche Male draufgestanden und sogar nach dem Erbrechen habe ich gecheckt, ob alles rauskam (Wie töricht im Nachhinein...als wenn die Waage das so genau Aufschluß drüber geben würde...) Aber ich war total abhängig von der Waage und der Tag war gelaufen wenn nicht das zu sehen war, was ich mir erhoffte. Habe etliche Male zu Abführmitteln gegriffen, um nach den FAs und dem dazugehörigen Erbrechen die im Körper verbliebenen Kalorien schleunigst herauszuholen. Ebenfalls lächerlich...sie sind dann ja längst verdaut...aber die Tatsache, auch nur eine Kleinigkeit dringelassen zu haben, was ansetzen könnte, brachte mich um den Verstand. Gemeinsam mit meiner Therapeutin habe ich es geschafft, sowohl Waage als auch Abführmittel und Entwässerungstabletten aus meinem Leben zu verbannen, was harte Arbeit war. Durch den Kauf der Medikamente war ich sehr hoch verschuldet. Hätte ich meine Therapeutin nicht gehabt...würde ich jetzt vermutlich unter ner Brücke wohnen ;)
Zwar dreht sich in meinem Leben alles, wirklich alles NUR ums Essen und egal wie beschäftigt ich bin, es gibt nichts was stärker ist. Sogar wenn ich tolle Erlebnisse in meiner Freizeit habe bzw meinen Hobbies nachgehe, habe ich es immer im Hinterkopf.
Ich wünsche Dir ganz ganz viel Kraft, Pustekuchen!!!! Fühl Dich nicht allein damit!!
Zuletzt geändert von Baluga am Sa Apr 27, 2013 15:11, insgesamt 1-mal geändert.

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#10
Hallo Baluga!

Das ist ja großartig, dass du schon so viel geschafft hast! Von der Waage habe ich mich zum Glück auch verabschieden können. Wobei ich da auch eher in den anorektischen Phasen extrem war, jetzt mag ich mich auch einfach nicht mehr draufstellen weil ich weiß dass es soooo viel mehr als damals ist (na klar, war ja auch UG).
Es ist furchtbar wie langwierig die Bulimie ist und wie unglaublich schwer loszukriegen! Aber es ist auch sehr wichtig, die Fortschritte anzuerkennen, die man gemacht hat. Da gibt es ja auch abgesehen vom Essverhalten (was natürlich das Allerschwierigste ist) ganz viel, was wir schon erreicht haben.
Machst du denn zur Zeit auch Therapie?

Danke, es ist toll zu wissen dass man nicht alleine ist. Drück dich :)
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt. Thomas Mann

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#11
Hey Pustekuchen, da geht es mir wie Dir. Vor der Waage habe ich inzwischen richtige Panik und niemals würde ich freiwillig eine betreten. Habe meine Waage entsorgt und als ich kürzlich zur gynäkologischen Routineuntersuchung war, sollte ich mich auf die Waage stellen. Dies habe ich abgelehnt.
Ich mache momentan keine Therapie, bin auch, so denke ich, austherapiert was Essstörungen angeht. Habe so viel an Ratschlägen mitgenommen...weiß genau was ich falsch mache und in der Theorie bin ich Meister...aber die Umsetzung ist so so schwierig und hinter jeder Ecke lauern neue Tücken.
Morgen verreise ich für ein paar Tage mit meiner Mama und anschließend noch mit meinen Freunden. Habe ziemlich Angst vor den Herausforderungen was das Essen unterwegs angeht. Wie sehr ich die Menschen beneide, die sich ohne darüber nachzudenken ein Eis holen oder Kuchen bestellen...und für uns ist so etwas so gut wie unmöglich, da es FAs auslösen könnte oder weil wir so Angst vorm Zunehmen haben.
Bei mir wissen alle über meine Essstörung Bescheid und gerade meine Mutter beobachtet wie eine Lupe...puh, die nächsten Tage werden anstrengend und meine Willenskraft und mein Mut wird auf ne harte Probe gestellt.
Wünsche Dir auch ganz viel Kraft in den nächsten Tagen. Alles wird gut!!! Drück Dich auch :) .

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#12
Hallo Baluga!

Ja ich glaube wenn ich mich jetzt beim Arzt auf eine Waage stellen müsste würd ich das auch verweigern :roll:
Okay, aber glaubst du dass es wirklich 'nur' an der Umsetzung scheitert? Ich kann mir das irgendwie schlecht vorstellen, dass man wirkich austherapiert ist wenn die Essstörung dann noch da ist (was wohl auch von meiner Angst kommt, dass vielleicht irgendwann keine Therapie mehr hilft :( )
Ich geh da jetzt halt nur von mir aus, aber ich merke dass mir die Regelmäßigkeit der Therapie extrem wichtig ist. Weil in der Theorie denk ich hab ich auch alles und weiß alles, aber ich bin emotional noch nicht genug entwickelt um ganz auf mich gestellt zu sein, also ohne Therapeutin.
Oh da kommt ja wirklich viel auf dich zu... Aber mir hilft es schon im Urlaub ein wenig, dass ich mich an anderen orientieren kann, und dass beim Essen einfach wer da ist. Ich mein ich kann mir auch nicht einfach ein Eis oder Kuchen bestellen, aber bei mir wissen auch alle von der ES und deshalb akzeptieren sie, dass ich solche Sachen eben nicht esse, weil sie mich zu sehr triggern.
Vertraue darauf, dass deine Mutter und deine Freunde dich lieben wie du bist und du dich nicht verstellen musst. Und vielleicht könntest du ja deiner Mutter auch sagen, dass es dir unangenehm ist wenn sie dich was das Essen angeht so beobachtet?

Wünsche dir einen erholsamen Urlaub und schöne Tage!
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt. Thomas Mann

Re: eine nie enden wollende Geschichte?

#13
Guten Morgen Pustekuchen,

hab ganz lieben Dank für Deine aufbauenden Worte und das Du mir Mut machst.
Hatte gestern schon ein paar Hürden zu bewältigen und die Lippen meiner Mutter wurden gleich wieder schmal, als sie mittags auf meinem Teller bloß Salat vorfand, aber umso zufriedener wirkte sie, als ich dann abends Steak mit Kräuterbutter und Bratkartoffeln bestellte.
Ach jaaa...was tut man nicht alles für die Harmonie :)
Heute gehts dann munter weiter!
Du hast recht, eigentlich ist man nie austherapiert als Essgestörte. Wäre man tatsächlich austherapiert, hätte man auch keine Esstörungen mehr, so einfach ist das. Ich weiß was Du meinst, die regelmäßigen Sitzungen und das Treffen mit meiner Therapeutin gab mir auch immer einen großen Halt und irgendwie eine Sicherheit. So nach dem Motto "Wenns gar nicht mehr geht, Frau XY ist sofort zur Stelle."
Finde ich klasse das Deine Freunde so gut mit Deiner Esstörung umgehen und Dich so auffangen. Das ist ganz wichtig und ich befürchte nicht die Regel. Zum Glück habe auch ich so einen Freundeskreis.
Dieser innere Druck zu stopfen und zu essen bzw zu verzichten auf total banale und gängige Mahlzeiten ist so gegenwärtig...ich habe ein großes Problem mit dem Frühstück. Fange ich morgens schon an zu essen, finde ich kein Ende und die Kontrolle ist hinüber, esse dann aber auch viel viel mehr als jeder Gesunde.
Dies fiel mir gerade ein als ich die Überschrift Deines erstellten Threads hier nochmal las "Eine nie enden wollende Geschichte."