Re: 100 Tage bis Weihnachten

#16
Hallo Apfelbaum!
Ich finde es toll, wie du auf dein "Scheitern" reagierst. Dass du hier zugibst, dass es nicht geklappt hat und dass du auch weißt, warum es nicht funktionieren konnte.
Und daher finde ich, dass du nicht gescheitert bist, sondern einen Schritt nach vorne gemacht hast.
Nicht die Bulimie bekämpfen, denn die Bulimie ist nur ein Symptom. Erst mal dein Leben ordnen, damit die Bulimie nicht mehr so stark im Vordergrund ist. Das ist meines Erachtens genau der richtige Ansatz! Du musst dich nicht dafür verachten, dass du Bulimie hast. Und nicht der Mensch bist, der du deiner Meinung nach sein könntest und mal warst. Würdest du dir auch solche Vorwürfe machen, wenn du eine andere Krankheit gekriegt hättest? Es gibt sehr wohl einen Grund, so etwas passiert nicht umsonst. Du bist der Mensch, der du jetzt nunmal bist und das ist gut so. Wir wachsen an unseren Aufgaben. Ich merke, allein durch das was du schreibst, dass du den Willen hast zu kämpfen - für ein glückliches Leben. Du wirst das schaffen und dann kannst du wirklich stolz auf dich sein. Schwierige Lebenssituationen können uns stark machen, wenn wir sie meistern.
Ich wünsch dir viel Kraft dazu!
Ganz liebe Grüße,
Nachtigall

Re: 100 Tage bis Weihnachten

#17
ich finds erstaunlich wie gut du deinen rückfall realisiert/analysiert hast... weist wieso es dazu kam... und was du ändern kannst/solltest .. damit es besser wird. also ich denke du bist trotz rückfall auf einen guten weg!

darf ich fragen wieso du wärenddessen arbeitslos geworden bist?
ich bin gut so wie ich bin. egal was andere sagen oder denken. ich bin richtig!

1 1/2 jahre clean! (5.10.14)

Re: 100 Tage bis Weihnachten

#18
Hallo ihr,


ich hatte meine Ausbildung beendet und wurde nur für eine Urlaubsvertretung beschäftigt und hatte gehofft, dass diese noch verlängert wird, wurde sie aber nicht und daher bin ich zur Zeit arbeitslos.

Ich war mit meinem Freund für ein paar Tage weggefahren. Wir sind oft laufen geangen und waren auch oft essen, und ich habe keine Minute an die Bulimie gedacht. Jetzt ist der Urlaub zu Ende, ich bin wieder bei mir und auf mich gestellt und bin mal gespannt wie die folgenden Tage verlaufen werden.

Ich habe durch die ganzen Therapien gelernt, zu analysieren und ich habe immer den Eindruck eigentlich, dass ich die Bulimie recht gut verstehe. Aber trotzdem kann ich sie nicht loslassen. Na ja, und zugegeben, kann ich auch erst rumanalysieren, wenn es mal wieder gehörig schief gegangen ist. Aber ich versuche immer aus dem, was ich "falsch" gemacht habe zu lernen, und so wird es stück für stück besser. Man darf nur nicht aufgeben. Auch wenn es verdammt viel Geduld benötigt.... das zehrt sehr an den Kräften....

Diese Tage, mal rauskommen, einfach mal was anderes sehen, Fotos machen, den ganzen Tag im Bett liegen, egal was, ohne Vorgaben, ohne Pflichten und Angst tun wirklich gut und ich kann das nur Jedem empfehlen. Auch wenn man keinen Freund hat, auch alleine mal weg zu fahren, einfach mal zu machen. Eine Stadt, Ausstellung, Fest, Konzert, etc. besuchen ....

Ich hab das vor, mehr zu unternehmen, schauen was mich interessiert, na und wenn mans so sieht hab ich ja dank der Arbeitslosigkeit genügend Zeit wohl...


Vielen Dank für euer Verständnis. Mein Kalender hängt weiterhin und ich hab heute erst mal 8 Urlaubs Tage abreißen können. Es geht weiter, trotz der beiden Tage. 98 Tage sind auch nicht schlecht, oder?


Viele Grüße!

Re: 100 Tage bis Weihnachten

#19
es ist schön von dir das zu lesen was du schreibst... auch wenn du noch nicht loslassen kannst, ich finde du machst das echt gut :)
und 98 statt 100 tage ist auch wirklich gut... (oder selbst wenn es am ende "nur" 90 sind...fänd ich das immer nur gut... das wäre ja alle 10 tage ein mal..und das fänd ich auch schon einen schritt in die gute richtung... es muss nicht immer gleich die vollen 100% sein ;) )
ich finds auch gut das du schauen willst das du raus kommst, dass tut immer gut wenn man das schafft nicht drinne zu vergammeln.. sondern spass hat.. unter leute kommt.. oder für sich was macht.
ich bin gut so wie ich bin. egal was andere sagen oder denken. ich bin richtig!

1 1/2 jahre clean! (5.10.14)

Re: 100 Tage bis Weihnachten

#20
Hallo Apfelbaum,

ich finde Deine Idee auch sehr schön. Daher werde ich auch versuchen von heute an nicht zu k*** und besser noch auch keinen FA zu haben! (88 Tage bis Weihnachten)
Das Problem das Du beschreibst kenne ich auch nur zu gut; in Gesellschaft habe ich kein Problem "normal" zu essen. Es sind diese heimtückischen Abende zu Hause oder freien Tage die auch mir immer zum Verhängnis werden. Ich hab auch schon Urlaube mit meinem Freund verbracht da war es als wäre ich nie ES gewesen und kaum bin ich wieder zu alleine Hause klappt es mit dem Essen nicht mehr, das ist wirklich traurig und frustrierend. :|
Und für Dich muss es ja im Moment auch total schwer sein ohne strukturierte Tagesabläufe... puh! Da kannst Du wirklich mega stolz auf jeden Tag sein den Du ohne Bulimie überstanden hast denn das sind wirklich die schlimmsten!
Herzlichen Glückwunsch und gib die Hoffnung nicht auf.
Nur wenn wir kämpfen können wir auch gewinnen! (Sorry wenn das etwas pathetisch ist aber irgendwie find ich das Motte gerade gut- denn wir sollten auch auf unseren Willen stolz sein! Ohne den geht garnichts- deswegen dürfen wir ihn auf keinen Fall verlieren!!!)

Ich wünsch Dir weiterhin viel Erfolg und lass Dich nicht entmutigen!
Ganz liebe Grüße.
Lenyna.

Re: 100 Tage bis Weihnachten

#21
Hallo Lenyna,

vielen Dank für den Zuspruch. Ich hab das ja zum Glück von Anfang an nicht so "ernst" genommen. Also schon ernsthaft, aber ohne einen Zwang dahinter und ohne zu viel Druck, dass wenn ich es nicht schaffen sollte, ich mich nicht verurteile und wieder in Selbsthass und Vorwürfen versinke.

Das mit dem Kämpfen stimmt schon, gerade wenn man wieder mal einen Rückfall hatte, dann wieder weiter zu machen, aufzustehen, das ist wirklich immer ein sehr großer Schritt, auch wenn man eigentlich schon fast die Gewissheit hat, wieder von sich enttäuscht zu werden und gar nicht mehr zu hoffen vermag.

Aber ich habe mir auch in der letzten Zeit Gedanken gemacht, dass es doch gar kein "Kampf" sein muss. Die Bulimie will uns ja nur helfen. Wir wollen uns durch sie helfen und trösten und können auf sie vertrauen, wenn z.B. wir mal wieder auf uns alleine gestellt sind. In gewisser Weise bin ich dafür irgendwie dann dankbar, zu wissen dass man den Rückhalt hat, wenn man die Bulimie braucht, dass sie dann da ist.
Aber vielmehr versuche ich einen sanften Weg zu finden, dass ich mir mein Leben so gestalte, dass ich Spaß daran habe und dann merke ich auch (wie z.B. im Urlaub) dass die Bulimie - ganz ohne Kampf - in den Hintegrund gerät und ich sie teilweise vergesse. Sie verschwindet aus meinen Gedanken und ich fühle mich viel freier, weil die Bulimie meine Gedanken und mein Handeln nicht mehr vereinnahmt. Und das will ich auch in meinem Alltag erreichen, dass ich mir Dinge suche, die mich interessieren (z.B. en gutes Studium), die mich beschäftigen, die mir Spaß machen (Musik, Sport, Reisen, Fotografieren), gan egal was und wenn es auch der größte Blödsinn ist :)

Und ich habe nicht die Erwartung, dass ich von jetzt auf gleich stark genug sein werde, dass es ab jetzt ganz ohne Rückfälle klappen wird. Wenn typische, für mich sehr belastende Situationen auftreten, wie z.B. im Moment das ich mich verrückt mache manchmal, weil ich nicht weiß, wie es beruflich für mich weitergeht, wie meine Zukunft wird, ich viele Zukunftsängste habe, dann auch wieder Selbstzweifenl, etc... und dass dann alles zu viel wird und mich erdrückt, dass ich durchdrehe und wenn ich dann einen Rückfall habe... dann kann ich das akzeptieren und sagen: ok, das war jetzt noch ne Nummer zu groß für mich. DAS schaffe ich noch nicht. Ich kann mit den Ängsten noch nicht umgehen und brauche dann in diesem Moment die Bulimie noch.

Versteht ihr? Ich versuche die Bulimie nicht als Gegner mehr zu Begreifen, sondern viel mehr als eine art Krücke, die mich stützt, wenn ich noch nicht wieder alleine gehen kann.

Ich habe das Glück und habe es schon erreicht, dass ich nicht mehr täglich Fressanfälle habe. Zwischenzeitlich einmal in der Woche, jetzt sogar noch seltener.
Und ich muss sagen, dass ich seit 2 Wochen etwa angefangen habe ein AD (Citalopram) einzunehmen und merke, dass die Gedankenkreise, die ich oben angesprochen habe, dadurch weiniger werden, bzw. ich es schaffe, konstruktiv zu denken und nicht in Selbstzweifel und Ängsten versumpfe, die immer mich total gefangen nehmen und ich in eine Art Starre dann verfalle, nichts mehr sehen will und nichts mehr sprüren will, aus Selbstschutz, weil ich komplett überfordert bin.
Und da bin ich sehr dankbar. Ich hoffe das Medikament kann mir helfen, dass ich in der Lage bin, Dinge umzusetzen, die ich mir vorgenommen habe, bis ich wieder Strukturen habe, die mcih halten und ich dass Medikamet dann wieder absetzen will.


Euch allen viel Kraft und Geduld.

Es ist möglich, gesund zu werden, ich glaube fest daran!
Wir müssen nur mit uns selber lernen, verständnisvoll umzugehen und uns Schwächen verzeihen. Denn Schwächen hat jeder.

Viele Grüße!
Zuletzt geändert von Apfelbaum am Mo Okt 15, 2012 8:19, insgesamt 1-mal geändert.