warum bulimie?

#1
sorry wenns so eimem thread schon gegeben hat.. aber ich werd den gedanken nicht los...

ich könnte doch genauso andere methoden verwenden um mich zu schädigen..nicht das das besser wär aber mich würds schon interessieren warum manche menschen rauschgiftabhängig, sportsüchtig, esssüchtig, spielsüchtig werden.. ich mein ich hab eine zeit lang auch wild mit drogen experimentiert aber keine droge der welt war bis jetz so stark wie die bulimie :-(

versteh ich nicht... was denkt ihr drüber?
Ich spiele Leben

Re: warum bulimie?

#2
hi highdeee,


einen aehnlichen thread hab ich grad nicht finden koennen (aber vl findet wer andrer was), aber ich erinner mich dass es die beschaeftigung mit dieser frage schon mal hier gab, und ich mich auch mal (abseits des forums) damit beschaeftigt, auch nach moegliche erklaerungen in literatur gesucht hab - hier ein artikel den ich relativ aufschlussreich fand/ finde:
Was sind die Ursachen von Anorexia nervosa, Bulimie oder anderen Formen von Essstörungen?

Es gibt eine ganze Reihe von Einflussfaktoren bei Essstörungen, die häufig in unterschiedlichen Kombinationen eine Rolle spielen. Somit gibt es eine Reihe von Ursachen für Essstörungen wie Anorexie (Magersucht) oder Bulimia nervosa.

- Die Fähigkeit zwischen Hunger und Sättigung und verschiedenen Gefühlen zu differenzieren wird in der frühen Kindheit gelernt. Gefühle und Essstörungen . Psychische Störungen in der frühen Kindheit, traumatische Erlebnisse oder Vernachlässigung oder besondere Bedingungen im Elternhaus können dies negativ beeinflussen. Die Auswirkungen treten dann häufig erst deutlich später im Leben auf.

- Essstörungen treten häufig auf, wenn eine Person versucht ihr Gewicht unnatürlich zu reduzieren. Die gesellschaftlichen Schlankheitsideale können daher einen Einfluss auf die Entwicklung einer Essstörung haben.

- Viele Menschen mit einer Essstörung können nicht normale körperliche Wahrnehmungen wie Hunger oder Sättigung spüren. Ihnen fehlt eine natürliche Kontrolle ihres Essverhaltens. Solche Menschen werden leichter in den Sog von Essstörungen gezogen, besonders wenn sie das Essen (oder Hungern) als Methode zum Unterdrücken von belastenden Gefühlen oder fehlenden Problemlösungen anwenden und somit vor einer eigenverantwortlichen konstruktiven Herangehensweise flüchten.

- Sowohl Überessen wie auch Fasten kann das Belohnungs- und Drogenzentrum des Gehirn stimulieren. Essstörungen haben daher die gleiche Wirkung im Gehirn wie Alkoholismus oder Drogenkonsum. Es spielen auch die gleichen Persönlichkeitsmerkmale, die einen Einfluss bei Alkohol-oder Drogensucht haben, eine Rolle.

- Die Persönlichkeitsmerkmale, die zu einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Essstörungen führen, sind z.T. in Form einer biologischen Veranlagung mit angeboren. Suchtprobleme oder Affektive Störungen (Depressionen etc) finden sich daher gehäuft bei Angehörigen. Dies heisst aber nicht, dass nun zwangsläufig bei einer familiären Belastung eine entsprechende Störung auftritt. Vielmehr ist ein Zusammenwirken von biologischen und psychologischen Faktoren für die Entstehung und Entwicklung verantwortlich.

- Einige dieser Persönlichkeitsmerkmale sind: die Tendenz ständig anderen Menschen gefallen zu wollen und eine niedrige Kompetenz eigene Wünsche zu äußern und durchzusetzen; das Bedürfnis unangenehme Gefühle und Anspannungen oder Ängste zu betäuben; Ängste, Depressionen und geringes Selbstwertgefühl; Perfektionismus oder Zwanghaftigkeit oder Störungen der Impulskontrolle.

- Essstörungen finden sich gehäuft bei Frauen, besonders wenn sie durch gesellschaftliche Erwartungen oder Schönheitsideale geprägt sind und ihnen die Fähigkeit mangelt, eher auf eigene Gefühle und Bedürfnisse zu achten.

- Kinder von übergewichtigen Eltern und Eltern mit einem übertriebenem Interesse für Schönheit oder Körper (z.B. Sportler) entwickeln häufiger Essstörungen. Auch Erwartungen der Familie und unsichere Familienumstände (s*x**ll*, emotionale oder körperliche Gewalt) können das Risiko deutlich erhöhen.
quelle und links zum weiterlesen: http://web4health.info/de/answers/ed-ca ... erview.htm

es gibt also keine einzige ursache, sondern mehrere - ein komplexer lebensgeschichtlicher und persoenlichkeitsbezogener hintergrund, der zu einer essstoerung fuehren kann.
sun will set

Re: warum bulimie?

#3
Finde diese Frage sehr interessant und ich hoffe, dass sich hier noch mehrere zu Wort melden.

Auch ich habe mir schon viele Gedanken dazu gemacht.
- Warum gerade Bulimie?
- Wie kam es genau dazu?
- Warum nicht etwas anderes?
- War es irgendwie absehbar?
- Wie stark spielen die genetischen Faktoren eine Rolle?
- Wie stark spielt das Umfeld in dem man aufwächst eine Rolle?

...und ja - ich hab mir auch schon speziell die Frage gestellt, warum ich genau bulimisch bin und nicht magersüchtig?
(nicht weil ich magersüchtig sein will, sondern rein aus Interesse, weil beide Krankheiten auch Gemeinsamkeiten in der Entstehung und in ihrem Verlauf aufweisen)

Je mehr ich über meine Kindheit, mein Heranwachsen und an den gegebenen Zustände nachdenke,
desto klarer werden mir auch die Entstehungsgründe meiner Krankheit. Und irgendwie verspüre ich
auch eine Wut in mir, weil es rückblickend dann doch so offensichtlich und logisch erscheint.

Ich glaube bei der Bulimie spielt die Heimlichtuerei noch eine große Rolle.
Man versucht sich von außen perfekt zu präsentieren, stark zu sein, zu funktionieren, gesteht sich
keine Schwäche und keine Gefühle ein, aber innerlich findet man oft nur mehr ein Scherbenmeer.
Keiner soll aber etwas davon mitbekommen, obwohl man sich dass doch insgeheim so sehr wünscht
und man aus Leibenskräften nach Aufmerksamkeit, Anerkennung, Hilfe und Unterstützung schreit - jedoch lautlos. :(
Magersüchtige mag das vielleicht nicht ganz so stark betreffen, da sie ja ihr Leiden nach außen hin schon eher ausdrücken (möchten?)

Das Thema Ambivalenz find ich hinsichtlich der Bulimie auch noch interessant.
Bulimisches Verhalten ist doch total widersprüchlich:
- Abnehmen wollen und Essen verbieten, aber zugleich Unmengen an Lebensmittel verschlingen, die dann aber wieder erbrochen werden.
- Schön und dünn sein wollen, jedoch sich diesen Wunsch durch übermäßiges Essen und übergeben zu verbauen
.
Auch unser Empfinden ist doch sehr oft ambivalent:
- der starke Wunsch geliebt zu werden, es aber (oft) nicht zulassen können
- die Sehnsucht frei zu sein, sich aber selbst zu geiseln
- das Verlangen schwach sein zu dürfen, jedoch dies nicht zeigen wollen/können
- etc. (ich glaube da könnte noch viele Beispiele nennen)
was ja möglicherweise wiederum bei MS nicht so stark zum Ausdruck kommt.


Jetzt hab ich mich ein wenig vom Thema der Entstehung entfernt, jedoch bin ich der Meinung, dass diese zwei Aspekte
(natürlich auch noch viele andere, --> Siehe Artikel :wink: ) dabei ebenfalls mitwirken. Bei mir zumindest. :D

Wie sieht ihr das?


Liebe Grüße,
Aschenputtel
Zuletzt geändert von Aschenputtel am So Mär 04, 2012 15:28, insgesamt 1-mal geändert.

Re: warum bulimie?

#4
Bei mir sinds glaub folgende Gründe:

- Fressen stellt eine Befriedigung dar, ich vergess meine Probleme, mir gehts besser
(besonders wenn ich Sachen esse, die normalerweise "verboten" sind)
- Kotzen stellt auch wiederum eine Befriedigung dar, wenn ich mich wieder "erleichter" und nicht mehr so voll gestopft bin, fühl ich
mich auch wieder besser
- obwohl ich weiß, dass man dadurch nicht abnimmt, red ich mir ein, so wenigsten nicht zuzunehmen oder ein kleines bisschen
abzunehmen
- das Gefühl meinen Eltern eins ausgewischt zu haben (sie könnens nicht verhindern, ist ja nicht illegal wie Drogen etc.)
- es ist nicht illegal und man bekommt den "Stoff" überall und relativ günstig
- für mein Empfinden leichter auszuleben als MS

Das soll jetzt auf einen Fall als Werbung für die Krankheit (!) rüberkommen. versteht mich bitte nicht falsch.

Natürlich sind die Ursachen warum ich überhaupt angefangen habe andere, aber ich denke ich hab mich wegen den o. g. Gründen für diese "Sucht entschieden" habe.
(Klingt vill jetzt echt blöd, aber ich hoff ihr wisst was ich meine)

Ausschlaggebend, sind für mich glaub Punkt 1 und 2. Einfach die zweifache Befriedigung.

lg

Re: warum bulimie?

#6
Vicky1992 hat geschrieben: - es ist nicht illegal und man bekommt den "Stoff" überall und relativ günstig
Die Bezugsquellen sind natürlich überall und stets präsent, aber meiner Meinung nach alles andere als günstig.
Natürlich hängt das von der Anzahl und Größer der Essattacken ab, aber Bulimie kann einem ganz schön finanziell ruinieren.

Re: warum bulimie?

#9
Die Frage, warum ausgerechnet Bulimie und nicht etwas anderes (rein interessehalber, nicht, um andere Süchte zu verharmlosen!), habe ich mir auch schon oft gestellt.

Ich habe mal gelesen, dass Essstörungen die Süchte für 'Brave' sind - mag sein, dass es Ausnahmen gibt (wie immer eben), aber ich denke, dass etwas Wahres dran ist, wenn man sagt, dass viele von uns über weite Strecken hinweg Musterkinder/-schüler etc waren.

Kann zwar nur für mich reden, aber ich empfinde es auch so, dass ich mir nichts 'Neues' suchen dürfte, weil meine Eltern in sämtliche meiner Lebensbereiche eingreifen, über alles die Kontrolle haben wollen. Und ich habe extreme Angst, sie zu enttäuschen, ihnen Kummer zu bereiten.
Vermutlich bleibt dann nicht mehr allzu viel, wenn man auch noch rein ordnungsgemäß 'legal' bleiben möchte.
Sicherlich sind das keine bewussten Überlegungen, die am Anfang einer ES stehen, aber rückblickend würde ich es so einstufen. Vor dem Hintergrund all der oben bereits genannten Faktoren, die natürlich auch mit hineinspielen.
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: warum bulimie?

#11
Vicky1992 hat geschrieben:bei mir gehts halt zZ noch, weil ich daheim wohn und ich ja eigentlich sonst nichts zahlen muss.
bin mal gespannt, wies ist, wenn ich auszieh...
Spätestens dann wirst du merken wie diese Sucht ins Geld geht.
Oder aber auch früher, wenn du die Kontrolle über deine Essattacken verlieren solltest.
Aber das ist ja nicht das Thema hier.

Re: warum bulimie?

#12
hey !
erst einmal danke das ihr euch alle so an diesen thread beteiligt :-)
ich finde da sind echt ein paar wirklich gute thesen gekommen.
...ich denke das die bulimie bei mir auch schon in der kindheit angefangen hat..
. eltern haben süßes verboten
. ich hab IMMER schon heimlich genascht (auch wo ich noch keine ES) hatte
. war bis in die 3 hauptschule ein mauerblümchen (was ich heute absolut nicht mehr bin) aber i don´t know
. angefangen hat das ganze nach meiner ver****** wie ich 13 war. (eig. eh voll logisch)

aber was ich einfach nicht versteh ist, ich bin eig. überhauptnicht angepasst und lass das auch die meisten leute "spüren" warum will ich das dan verheimlichen und warum kann ich dan nicht einfach ein drogenjunky sein (auch wenns nicht besser ist!!)

als junky hast du immerhin meistens "freunde" die mit dir zusammen abhängig sind (weil man sich dan in solchen umkreisen bewegt..)

aber als Bulimie-kranke bist du einfach alleine ;-(
Ich spiele Leben

Re: warum bulimie?

#13
@Nightmare:
Danke für deinen Beitrag, finde diesen Ansatz sehr interessant.
Auch ich kann dem etwas abgewinnen.

highdeee hat geschrieben:hey !
. eltern haben süßes verboten
. ich hab IMMER schon heimlich genascht (auch wo ich noch keine ES) hatte
Hier das gleiche.
Zusätzlich kam dann noch hinzu, dass meine Mutter nicht anders konnte, als ihre Liebe, Fürsorge, Trost, etc. über das Essen auszudrücken.
Und ich ihre Muster bezüglich "Gefühle ausdrücken, (bzw. unterdrücken), Problemlösungsstrategien, Verheimlichen, etc." leider total unreflektiert übernommen habe.

Re: warum bulimie?

#14
Hallo!!!

Das mit dem Musterkind kann ich nur bestätigen!!! Ich war auch immer sehr brav!!!! Hab nie was ausgefressen, aber ich hab gefr.... und dann gek.... - seit 21 Jahren!!!!

Drogen haben mich immer fasziniert, aber ich hab nie im Leben auch nur irgend eine Substanz ausprobiert!!! Gar nix!!! Dazu war und bin ich viel zu brav und feig!!!! Dann schon lieber hungern, fressen und k....!!! ist doch viel gescheiter - :cry: :cry: :cry: :cry: :cry: :cry:

Ich hab auch früher nie gezeigt wie es mir geht!!! Hab immer gelächelt und hab gedacht, dass es eine Schwäche sei zu zeigen wie es mir geht!!! Zeitweise gelingt es mir jetzt schon aber eben sehr selten und ich stecke in der Sucht schon viel zu tief drin!!!!

Schönen Tag

Petzi