Atypische Bulimie - Stress als Auslöser? Was tun?

#1
Hallo,
ich hatte mich schon vor langer Zeit mal hier angemeldet, einige Beiträge geschrieben und dann doch eher wieder in Diätforen rumgetrieben - aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich passe nirgends richtig hin.
Also ich habe keine "richtige" Bulimie, da ich das Essen in mir behalte, aber andererseits ist es auch kein "richtiges" Binge Eating, da ich nicht wirklich übergewichtig bin (noch nicht...). Mein Problem sind hauptsächlich die ständigen Heißhungerattacken abends, bei denen ich einfach viel zu viel esse, einfach alles was im Haus ist sozusagen. Besonders schlimm ist es oft Freitag abends, weil ich da unbewusst ja weiß, dass ich ruhig ausschlafen kann und mich morgens nicht mit vollgeblähtem Bauch und Bauchschmerzen in der Arbeit quälen muss. Wenn ich mich dann Samstag bis nachmittags ausruhen kann, habe ich auch selten solche Probleme wie Bauchschmerzen etc, das kommt hauptsächlich nur bei frühem Aufstehen und in Gegenwart der Kollegen in der Arbeit, vielleicht weil daheim der Magen halt einfach in Ruhe verdauen kann und bei dem Stress in der Arbeit geht das nicht so gut.
Da ich natürlich total Anst habe, davon zuzunehmen und doch eigentlich noch einige Kilos abnehmen will, diäte ich dann in den Folgetagen immer oder versuche es zumindest - solange bis der nächste FA kommt. Unter der Woche abends hält es sich oft noch im grenzwertigen Bereich wie gesagt, aber trotzdem esse ich einfach oft viel mehr, als gut für mich wäre oder als ich bräuchte um mein Gewicht zu halten. Mich nervt das einfach EXTREM, dieses Wechselspiel zwischen Heißhunger und planen der nächsten Diätmaßnahmen - und über kurz oder lang nehme ich dann natürlich doch mehr zu als ab! Ich muss dazu allerdings sagen, dass der Heißhunger NICHT davon kommt, dass ich zu wenig esse - im Gegenteil, oft treten FAs gerade DANN auf wenn ich mittags oder nachmittags in der Arbeit zu viel gegessen habe oder z.b. Geburtstagskuchen verteilt wurden - vielleicht ein bisschen nach dem Motto "ist heute eh schon egal" oder irgendwie der - unbewusste - Wunsch dieses "schöne Gefühl", dass nach dem vielen fettigen Essen ja durchaus entsteht, auch abends weiter beizubehalten. Vielleicht auch im Zusammenhang mit Zucker - Insulinhaushalt etc.
Also sprich Heißhunger tritt sowohl auf wenn ich genügend oder gar zu viel oder natürlich manchmal auch wenn ich zu wenig gegessen habe. Meiner Meinung nach liegt es nämlich auch überhaupt nicht am Essen - sondern ist stressbedingt. Das möchte ich jetzt noch erklären: Nach Ende meines Studiums (in dem sich die Probleme langsam entwickelt hatten) habe ich mir eine längere Auszeit genommen, habe auch die Pille abgesetzt und mein Essverhalten hat sich komplett normalisiert. Habe auch wieder bei meinen Eltern daheim gewohnt und obwohl dort früher bei Wochenendbesuchen meine FAs oft besonders schlimm waren, bekam ich jetzt in der Auszeit wieder ein komplett normales Essverhalten. Sogar eine Woche Saftfasten (wollte das mal ausprobieren) hatte ich gut überstanden. War wieder auf einem Gewicht, das zwar noch etwas über meinem Wunschgewicht lag, aber mit dem ich mich zumindest immer schon sehr wohl gefühlt hatte. Dachte schon, dass der Heißhunger nur durch die Pille kam - leider ein Trugschluss, wie sich jetzt herausgestellt hat. Kaum fing ich meinen Job an, zog allein in eine neue Stadt, fingen die Probleme wieder an wie vorher während der Diplomarbeit. Dabei ist der Job noch nicht mal besonders stressig und ich überarbeite mich auch nicht - aber trotzdem bin ich immer so fertig wenn ich abends heimkomme, dass ich nur noch essen und mich vor den Laptop sitzen will und mit Abscheu daran denke, dass ich morgen wieder um halb sieben aufsehen muss. Hab versucht, eine Ablenkstrategie einzuführen, indem ich mich für einen Sportkurs angemeldet habe, aber bin dann nur einmal hingegangen. Die Müdigkeit und der Wunsch nach diesem schönen Gefühl (ja das ist es wohl) durch das Essen waren einfach größer.
Hat jemand Tipps was ich tun kann? Mir ist schon geraten worden, Autogenes Training o.ä. zu machen, aber ich glaube, das Problem entsteht ja schon in der Arbeit und nicht erst danach - danach fällt ja der Stress von mir ab und gerade dann kommt der Heißhunger. Wenn ihr versteht was ich meine. Also in der Entspannungsphase, nicht in der Stressphase! Ich möchte endlich wieder normal essen können und nicht z.B. spontane Einladungen ausschlagen müssen, weil ich einfach nur zwanghaft fressen will oder aber z.B. schon seit einer Stunde wieder nur Müll in mich hineingestopft habe und mich nicht mehr raustraue o.ä.

Ist ein langer Text geworden ich weiß, aber ich hoffe wirklich dass mir hier jemand helfen kann!

Re: Atypische Bulimie - Stress als Auslöser? Was tun?

#2
Hallo bingelina!

ich denke du ist hier ganz und gar nicht verkehrt
bingelina hat geschrieben:Also ich habe keine "richtige" Bulimie, da ich das Essen in mir behalte, aber andererseits ist es auch kein "richtiges" Binge Eating, da ich nicht wirklich übergewichtig bin (noch nicht...). Mein Problem sind hauptsächlich die ständigen Heißhungerattacken abends, bei denen ich einfach viel zu viel esse, einfach alles was im Haus ist sozusagen
für liest sich das ganz klar so, dass man dein Essverhalten als Binge-Eating intrpretieren kann, das hat nichts mit dem Gewicht zu tun. Allein die Tatsache dass du schon selbst erkannt hast, dass dieses Verhalten durch Stress bedingt sein könnte und du dich sehr intensiv mit deinem Gewicht beschäftigst ist Grund genug NICHT in einem Diätforum rum zu schwirren. Also schön dass du den Weg wieder hierher gefunden hast.
Wie ist es denn deine sonstige Lebensituation? dein soziales Netzwerk?
bingelina hat geschrieben:aber trotzdem bin ich immer so fertig wenn ich abends heimkomme, dass ich nur noch essen und mich vor den Laptop sitzen will und mit Abscheu daran denke, dass ich morgen wieder um halb sieben aufsehen muss.
und macht dir dein Job Spaß?


liebste Grüße
Mit der Sehnsucht im Magen
mit müden Füßen kraftvolle Gedanken tragen.
Mit dem Leben im Sinn
auf dem Weg zur Stund von Neubeginn

Re: Atypische Bulimie - Stress als Auslöser? Was tun?

#3
Nitchen hat geschrieben: Wie ist es denn deine sonstige Lebensituation? dein soziales Netzwerk?
Soziales Netzwerk? Also im Moment eher mau, ich habe ja schon geschrieben, dass ich in eine neue Stadt gezogen bin. Kenne hier noch nicht wirklich viele Leute, aber fühle mich jetzt nicht direkt einsam oder sowas. Wünsche mir zwar mehr Freunde und wieder einen Freund, aber denke da auch nicht krampfhaft drüber nach. War noch nie ein Mensch der ständig Leute um sich rum braucht und bin eig. mittlerweile mit dem Job fast froh, wenn ich mal ein, zwei Tage meine Ruhe habe. Aber nicht dauerhaft natürlich, unternehme grundsätzlich gern was. Probleme gibts nur ab und zu, wenn das ganze zu spontan abläuft, wie schon erwähnt kommen dann manchmal die FAs dazwischen und ich muss irgendwie eine Ausrede erfinden, wieso ich heute gerade nun mal nicht in einer Stunde mit in der Bar sein kann. Kommt aber jetzt nicht sooo oft vor, ich mag solche spontanen Aktionen auch aus anderen Gründen nicht besonders.
Nitchen hat geschrieben: und macht dir dein Job Spaß?
geht so. Klar würde ich lieber wieder den ganzen Tag Freizeit haben wie noch vor einigen Monaten, als ich erstmal den ganzen Studienstress für eine Weile hinter mir gelassen habe. Aber irgendwo muss die Kohle ja schließlich herkommen. Für mich ist der Job dazu da, ich kann das nicht wirklich als Selbstverwirklichung oder sowas sehen - denn was man letzten Endes den ganzen Tag über macht, ist nun mal nicht außergewöhnlich spannend und oft doch ganz schön stressig, vor allem der Umgang mit manchen "schwierigen" Kooperationspartnern. Aber im Grunde habe ich das spannenste Projekt im Vergleich mit meinen Ex-Kommilitonen. Also klare Antwort: "jein" :wink:

Re: Atypische Bulimie - Stress als Auslöser? Was tun?

#4
Ich habe genau dasselbe Problem momentan. Bei mir ist es so, dass ich noch zur Schule gehe. Morgens und auch während der Schulzeit fällt es mir unglaublich leicht, auf essen zu verzichten doch direkt wenn ich nach Hause komme, packt mich das Hungergefühl. ich glaube, es hat genau wie bei dir damit zu tun, dass ich ausspannen und mich vor den Fernseher o.ä. setzen will, selbst, wenn ich gar keinen Hunger versprüe. Einmal war es so, dass ich von morgens bis abends vollends beschäftigt war mit dingen, die mir spaß bereiteten und ichhabe mittags einen bagel und abends einen Gemüseaufauf gegessen. Danach ging es mir so gut und ich fühlte mich so wohl! Doch auch bei mir ist sonst das Problem, dass das alles stressbedingt verläuft. Ich versuchte momentan genauso wie du, eine Lösung dafür zu finden, du bist also nicht allein! :)