die "Freundschaft" bleibt ein Leben lang?

#1
Hallo ihr Lieben,

ich bin ja nun seit fast 3 Monaten clean (abgesehen von dem einen Rückfall vor 2 Monaten) und ich habe sogar eine leichte Abneigung gegen das Ko* entwickelt.

Für mich ist es derzeit leichter, es nicht zu tun, selbst wenn mir danach ist, weil es einfach so fürchterlich anstrengend ist.
Das ist auch gut so und bleibt hoffentlich.

Aber gestern, da schaute meine "Freundin" mal wieder vorbei...
Ich hatte abends Alkohol getrunken und durch meine neue Schilddrüsen-Medikamente vertrage ich anscheindend nichts mehr.
Die Folge, mir stieg es sofort extrem in den Kopf und mir wurde total übel.
Ich lief zum Klo, dachte, ich müsse evtl. etwas nachhelfen, aber es kam schon von alleine wieder raus.

Was mich daran so erstaunt - es fühlte sich so angenehm an!
Es war so vertraut.
Dieses Gefühl des Würgens, wie alles "Schlechte" wieder aus mir raus kam, diese "Erleichterung".
Es war, wie "zu Hause"...

Das zeigt mir - meine "Freundin", die Bulimie wird wohl doch immer an meiner Seite sein.
Vielleicht ist das auch gar nicht schlimm?
Sie ist doch immerhin ein Teil von mir.
Ich sollte vielleicht lernen, sie zu akzeptieren.
Dann schaffe ich es vielleicht auch, weiterhin clean zu bleiben.
Weil ich weiß, sie ist (für mich) da.
So muss ich sie vielleicht nicht durch FAs und Ko* "zwingen", mich zu besuchen, sondern kann sie in mir drin tragen.
Und wenn es mal wieder passieren sollte, dass ich mich übergeben muss - aus Krankheit oder zuviel Alk - dann darf sie mal wieder "hallo" sagen und es sich gut anfühlen.

Klingt das jetzt alles etwas seltsam?
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: die "Freundschaft" bleibt ein Leben lang?

#2
Warum musst du dich damit abfinden? Die Bulimie kann der Vergangenheit angehören und du kannst sie auch loslassen. Das was du da erlebt hast, war vielleicht ein "gutes" Gefühl aber du weißt, dass es dir nur schadet. Niemand muss sich damit abfinden die ES immer bei sich zu haben. Du bist auf einem guten Weg sie gehen zu lassen. Du kommst auch ohne sie klar und lässt dir nicht dein Leben von ihr kaputt machen- 3 Monate sind doch toll! Und lass dich nicht von dem Erlebnis abschrecken. Du weißt es besser. Du weißt, was WIRKLICH gut für dich ist.
Diese Freundschaft bringt dir nichts. Du brauchst sie nicht mehr. Denk an die negativen Seiten und dann entferne dich von ihr.

Ich wünsche dir, dass du so gut weiter machst.

LG

Re: die "Freundschaft" bleibt ein Leben lang?

#3
Klingt das jetzt alles etwas seltsam?
nein-tuts nicht

die Bulimie wird wohl doch immer an meiner Seite sein.
ja-wird sie
aber du kannst sie unter kontrolle halten
wenn du willst..
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...

Re: die "Freundschaft" bleibt ein Leben lang?

#4
@Unique
Und lass dich nicht von dem Erlebnis abschrecken.
Nein, tu ich nicht. Ich war einfach nur über dieses angenehmen Gefühle dabei erstaunt.
Sehe gestern auch nicht als Rückfall, weil es ja von alleine wieder rauskam (und vom Alk her auch raus gehörte).
Diese Freundschaft bringt dir nichts. Du brauchst sie nicht mehr.
Hm, da bin ich mir noch nicht sicher. Ich denke, dann hätte es sich nicht so gut angefühlt.
Irgendwas gibt sie mir noch - indirekt.
Ich bin aber vermutlich nun bereit, mich zu lösen.
Mich von den negativen Seiten zu lösen.
Ich bin noch immer der Meinung, dass sie ein Leben lang ein Teil von mir sein wird, aber ich muss mich ihr ja nicht unterwerfen.


@zornröschen
aber du kannst sie unter kontrolle halten
wenn du willst..
Ja, das will ich! Ich denke auch, dass ich es schaffen kann. Denn ich WILL es schaffen...
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: die "Freundschaft" bleibt ein Leben lang?

#5
Liebe kugel!

Ich kann dich verstehen, mir ging es auch gleich - bin aber dabei, zu akzeptieren, dass ich eine Krankheit habe die ich wohl nie zu 100% hinter mir lassen kann, immerhin habe ich seit ca. 6 Jahren Bulimie und diese Jahre kann ich nicht einfach aus meinem Leben streichen. Und ich bin auch gewachsen durch die Beschäftigung mit mir selbst, zu der mich die Bulimie gezwungen hat.
Aber es werden Rückfälle kommen - wobei ich Erbrechen aufgrund von Alkohol auch nicht als Rückfall sehe. Also lass dich nicht unterkriegen!

Was mich aber stutzig macht ist, dass du die Bulimie so personalisierst. Das ist keine Person, keine Freundin, sondern eine Krankheit - man sollte sie nicht schönreden und das Kranksein als Freundschaft bezeichnen. Auch wenn wir manchmal dachten und denken ohne das Kotzen nicht leben zu können, so ist das keine Beziehung, sondern nichts anderes als eine Sucht.

Liebe Grüße
Wo wachsen eigentlich die Purzelbäume?

Re: die "Freundschaft" bleibt ein Leben lang?

#6
... und um Bittersweet noch ein wenig zu ergänzen.

ein "bischen" Sucht geht nicht.

Ein ehemaliger Alkoholiker wird und kann sich nicht wieder mit dem "Problemlöser" Alkohol befreunden. Weil es gibt auch kein "nur ein bischen trinken" nach dem Entzug. Es gibt kein Arrangement mit Suchtkrankheiten noch eine Akzeptanz, die man willentlich unter Kontrolle halten kann.
Weil was hindert Dich nun daran, um das "schöne Gefühl" wieder zu reproduzieren nun einfach ein paar Gläser zuviel zu trinken ? Weil dann war es ja nicht die Bulimie, sondern der Alkohol. Eine fadenscheinige Ausrede, oder ?

lG
Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: die "Freundschaft" bleibt ein Leben lang?

#7
Freundschaften gehen doch auch immer wieder auseinander. Man verändert sich, dass Leben geht weiter. Du bist jetzt stark genug und brauchst die Bulimie nicht. Ich habe damals meiner Bulimie einen Brief geschrieben, dass ich Sie nicht mehr brauche und warum ich Ihr jetzt die Freunschaft kündige und habe Ihm dann in einen großen Fluss geworfen und habe Sie gehen, bzw. schwimmen, lassen. Ich habe dann zwar noch fast ein Jahr gebraucht, bis ich mich wirklich von Ihr abgelöst habe, aber ich habe mich weiter entwickelt, die Bulimie hat mich nur aufgehalten. Sie ist keine ehrliche Freundin, Sie ist falsch oder gemein. Du musst erkennen, was und wer Dir gut tut.

Klar, am Anfang denkt man öfter daran, aber Sie wird immer unwichtiger, dass Wichtigste ist, keinen Rückfall mehr zu haben, weil wie schon geschrieben wurde, entweder ganz oder gar nicht.
Das Leben ist zu kurz um es aufzugeben!

Re: die "Freundschaft" bleibt ein Leben lang?

#8
@Bittersweet:
Hi Bittersweeet, erst mal danke für deinen Zuspruch.
Was mich aber stutzig macht ist, dass du die Bulimie so personalisierst
Hm, ja, habe da eine Weile drüber nachgedacht.
Zunächst, ich habe die B* vorher nie personalisiert. Ich las hier im Forum zum ersten Mal von dieser sogenannten "Freundin".
Ich schreibe es ja auch in "...", gerade, weil ich ich weiß, dass es eine Krankheit und keine Person ist.
Also ist es zum einen eine Übernahme von vorher gelesenem, zum anderen wählte ich diesen Ausdruck aber auch bewusst.

Denn ich finde, dass die B* so nicht mehr ganz so übermächtig und brutal nüchtern wirkt, nicht mehr so absolut schlecht.
Denn, solange die B* nicht ruht, solange profitiert man ja auch von ihr irgendwie. Nicht unbedingt gesundheitsfördernd, aber wir Menschen tun eigentlich ja nur Dinge, die uns gut fühlen lassen.
Also muss die B* in einer aktiven Phase uns irgendwas Gutes bringen. Und es ist eine psychische Krankheit, die wir in gewisser Weise beeinflussen können. Es ist keine Krankheit, der wir ausgeliefert sind, wie z.B. Diabetes. Bei der wir nur mit Medikamenten unser Leben verbessern können, sondern bei einer ES können wir mit unserer mentalen Kraft etwas tun.
Verstehst du was ich meine?


@Caruso:
Weil was hindert Dich nun daran, um das "schöne Gefühl" wieder zu reproduzieren nun einfach ein paar Gläser zuviel zu trinken ?
Oh ja, den Gedanken hatte ich auch! Ich weiß, dass es eine Sucht ist und eben ein Leben lang zumindst die Gefahr einer Rückfälligkeit bei mir sein wird.
So bleibt mir nur, mir zu vertrauen, dass ich eben nicht zu viel zur Flasche greife, damit ich Ko* kann.
Und falls es doch passiert, dass ich es bemerke und rechtzeit etwas unternehme.
Dazu kann ich nur sagen: Ich will ja gesund werden! Ich will, dass die B* ruht! Und zwar so lange wie möglich!
Und dass mich Rückfälle, die es immer geben kann, nicht komplett zurückwerfen.
Ich weiß, dass ich es schaffen kann!


@Schlumpfine:
Du bist jetzt stark genug und brauchst die Bulimie nicht.
Danke dir! Ich habe auch das Gefühl, dass ich nun endlich stark genug bin.
Nach 8 Jahren B*, 2 stationären Theras und 3 Jahren ambulante Thera - ich bin soweit!
Und ich freue mich schon auf die Verhaltensthera, denn ich hoffe, dass es mir dadurch leichter fallen wird, alte schädliche Muster zu ändern.
Vom Kopf her weiß ich, dass ich die B* nicht mehr brauche.
Ich kann aber leider noch nicht beurteilen, ob es wirklich nur noch die gewohnten Verhaltensmuster sind, die mich in letzter Zeit noch immer mal wieder kurz vor einem FA landen lassen und den mich gegen den Ko*-Drang ankämpfen lassen, oder ob es da noch etwas in mir gibt, was noch nicht loslassen will.

Aber ich gebe nicht auf! Ich will und werde es schaffen!!! Ganz gleich, ob die B* nun ein Leben lang an meiner Seite stehen wird, wenn auch ruhend, oder ob ich mich ganz von ihr lösen kann.
Hauptsache, ich lasse nicht mehr zu, dass sie mir schadet!
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: die "Freundschaft" bleibt ein Leben lang?

#10
Das Gefühl das du beschreibst kenne ich gut, auch wenn ich die Bulimie niemals als Freund betrachtet habe. Warum das nicht gut ist, wurde ja schon ausgeführt. Was ich aber auf jeden Fall bestätigen möchte ist die Sache mit dem Alkohol. Bei mir wurde es dann schon oft so, dass ich, wenn ich nüchtern keine Rückfälle hatte, alkoholisiert doch reingefressen und das dann wieder erbrochen habe. Nicht Bulimiker essen ja mitunter auch mehr rein wenn sie betrunken sind, das ist halt die Wirkung des Alkohols, nur haben diese auch kein schlechtes Gefühl dabei. Es war dann z.B. auch so, dass wenn ich auf Parties war, ich leicht auch dort kotzen gehen konnte, denn wenn es jemand bemerkt hat, dachte er bloß, ich hätte zu viel getrunken. Mit dem Alkohol wird es dann auch noch in der Hinsicht schlimmer, als dass man als Betrunker sich einfach nicht schlecht fühlen kann, auch gar keinen Ekel mehr vorm Erbrechen hat, was ja nüchtern, wenn man sich schon auf dem Weg der Besserung befindet, durchaus wieder so ist. Und es hat sich dann eben oft addiert. Klassischer Fall, man ist auf einer privaten Party: Es gibt nicht nur zu trinken sondern auch allerlei zu essen, auch ungesunde Sachen, die man selber gar nicht kaufen würde (Chips, was weiß ich) und nach ein paar Bierchen isst man dann ein wenig mehr, und irgendwann kann man sich gar nicht mehr halten und frisst ungebremst rein und danach gehts schnurstraks aufs Klo...

Re: die "Freundschaft" bleibt ein Leben lang?

#13
Ich kann mir das gar nicht vorstellen.

Ich habe mich nie davor geekelt zu k* oder darüber, dass ich es überhaupt tue. :roll:

Deshalb meine Frage. Ich habe ja schon von vielen gehört, dass sie Ekel empfinden.
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.