Bulimie meiner Schwester abgeguckt

#1
Hey ihr Lieben,

Ich weiß nicht, ob ich dies zu unrecht tue, aber meine große Schwester litt bis vor 2-3 Jahren selbst an Bulimie und lebt Heute relativ gesund, also Normal, soweit ICH das mal sagen darf!

Es fing bei ihr ungefähr mit 18 Jahren an (damals war ich 12) und ihr merkwürdiges Essverhallten war nicht zu übersehen.
Unmengen von Nahrung in sich reinstopfen und dann ab auf die Toilette.
Sie hat damals wahrscheinlich geglaubt, dass niemand darauf kommen würde, dass sie es auf der Toilette wieder erbricht.
Naja, ich hatte auch meine Probleme und wusste nicht wirklich, wie ich damit umgehen sollte.
Irgendwann habe ich mich in meiner Haut nicht wohl gefühlt ->Pubertät eben, und wollte einbisschen abnehmen!
Habe dann 5 Tage nichts gegessen (wollte nach paar nervigen Kilos wieder richtig essen :roll: ) und das viel meiner Mutter auf und hatte mich dann gefragt, ob ich denn noch was esse, weil sie mich nichts mehr essen sieht.
Ich: "Klar, esse ich noch!" :roll: .
Ich wollte nicht mehr,dass meine Mutter mich fragt, weil ich nicht beobachtet werden wollte und habe versucht wieder normal zu essen, aber ich wollte unbedingt etwas abnehmen!
Die erste Zeit bin ich dann wieder in mein gewohntes Essverhalten zurückgefallen (wär´ ich mal dabei geblieben-_-),
habe mich aber schrecklich gefühlt.
Dann fing ich wieder mit dem Hungern an und mir brav Essen eingepackt, damit meine Mutter sich nicht wieder irgendwelche Gedanken macht, denn das hätte mich an meiner Diät gehindert.
In der Schule angekommen, habe ich es gleich entsorgt :roll: !
Irgendwann konnte ich nicht mehr und mein Hunger wurde immer größer.
Ich träumte regelrecht von einem Essens-Meer!
Ich musste mir schnellstens was überlegen und mir kam dann kurz der Gedanke "Ich könnte doch Essen und abnehemn, wenn ich es wie meine Schwester wieder rauskotze!"
Der Gedanke blieb dann in meinem Kopf hängen, erst habe ich weiter gehungert, aber dann habe ich eine Sturmfreie Sekunde ausgenutzt und etwas gegessen, was ich unbedingt wieder loswerden zu versuchte.
Was ich dann auch leider leider geschafft habe :( .

Ich finde es schlimm, zu denken, meine Schwester hätte mich erst zu dieser Problembewältigung gebracht.
Ich will ihr nicht die Schuld in die Schuhe schieben, aber ich frage mich eben oft, was wäre, wenn sie es nicht so offensichtlich gemacht hätte, nur weil sie geglaubt hat, man würde das nicht verstehen.
Ich mache mir aber auch Vorwürfe, dass ich sie damals nicht darauf angesprochen habe!
Ich wollte ihr helfen und hatte ihr einen Brief geschrieben, aber der ist nie bei ihr angekommen.
Ich war nur die kleine Schwester!
Ich habe oft wegen ihr geweint, weil ich ihr helfen wollte (obwohl ich inzwischen selbst in der Bulimie steckte), aber auch weil ich so sauer war, da sie sich oft unfair verhalten hat, sie oft meine Gefühle verletzt und mein Aussehen kritisiert hat.
Das verletzt mich sehr und wenn ich dann mal weine, fargt sie mich dann "Warum ich denn jetzt anfange zu heulen?"

Nur sie ist inzwischen raus aus der Bulimie und ich hänge da noch mittendrin, das ist so komisch. :cry:
Kann ich meine Schwester dafür verantwortlich machen, dass ich heute die Hölle durchleben muss?

Heute weiß ich, dass vieles vieles mehr dazu beigetragen hat............

Liebe Grüße Chaya

Re: Bulimie meiner Schwester abgeguckt

#2
Hi Chaya,

das ist wirklich eine schwierige Situation und da ich kein Therapeut bin, weiß ich nicht die richtige Antwort darauf.

Aber soweit ich das evtl. beurteilen kann, denke ich, dass sie dir diese Art Problembewältigung vielleicht vorgelebt hat, sodass dir dieser Schritt dahin "leichter" fiel, ja. Aber Schuld ist sie nicht.
Ich denke, wenn zwei Töchter in einer Familie eine ES bekommen, dann liegt es definitv an etwas anderem.

Wie ist sie denn da raus gekommen? (Vielleicht ja aber auch nicht, sie weiß es evtl. jetzt nur gut zu verstecken, weil sie mitbekommen hat, dass du auch in diese Richtung wandelst?)
Hatte sie eine Therapie gemacht?
Wussten deine Eltern davon? Wie sind sie damit umgegangen?
Wurdest du auch gefragt, ob du es mitgekriegt hast, oder wurde es sozusagen vor dir verheimlicht?

Ich vermute, die Problematik liegt in der Familiengeschichte und du (und langfristig auch deine Schwester) können da nur heilen, wenn ihr alle therapeutische Hilfe bekommt.
Eine Art Familientherapie sozusagen. Muss ja nicht zwangsläufig in gemeinsamen Sitzungen geschehen, aber jedes Familienmitglied ist da mehr oder weniger aktiv oder passiv involviert.

Ich hoffe, du findest einen Weg da raus!
Am besten natürlich im Halt deine Familie. Aber wenn das nicht möglich ist, dann auch alleine!

Hast du mittlerweile deine Schwester eigentlich mal darauf angesprochen?
Vielleicht kann eine Aussprache zwischen euch beiden viel positives bringen.
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Bulimie meiner Schwester abgeguckt

#9
Ist doch nicht wahr, was?!!! :shock: Hab die Antwort doch nur einmal abgesendet! Und dann erscheint sie im Minutentackt nochmal und nochmal und naochmal!... :roll:
Zuletzt geändert von kugel am So Apr 19, 2009 16:38, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Bulimie meiner Schwester abgeguckt

#10
kugelchen, da sind dir ein paar beiträge zu viel in den thread gekugelt :mrgreen:


ich wollte dir nur sagen chaya dass es bei mir eine sehr ähnliche geschichte hat, und dass es bei mir anstatt der schwester die mutter war, die unter bulimie leidet. ich hab mich auch immer gefragt, wie viel verantwortung wer trägt, trotzdem ich weiß, dass man selbst denken und handeln muss...

Re: Bulimie meiner Schwester abgeguckt

#12
@kugel

Erstmal Danke ich dir für deine Antwort!!

In meiner Familie gibt es leider viele Probleme und die existierten schon in meiner frühsten Kinderheit, das hat mich/uns sehr geprägt.
Ich kann mir vorstellen oder bin mir sicher, dass meine Essstörung durch diese Probleme entstanden ist.

Meiine Schwester ist da ca. 2 1/2 Jahre raus, da bin ich mir eigtl ziemlich sicher.
Sie hatte damals eine vereiterte Luftröhre, so war das glaube ich, auf jeden Fall hatte sie irgendeine Entzündung und seit dem ernährt sie sich bewusster und hat keine Fressattacken mehr gehabt.
Sie hatte das nie hinter Schloss und Riegel gemacht. Ihr Ess-Verhalten war nicht zu übersehen und extrem auffällig.
Ja, diese Entzündung muss ihr wohl richtige Angst gemacht und ihr die Augen geöffnet haben, zum Glück!!
Bis auf die Tatsache, dass sie sich zu einem Hypochondra entwickelt hat, geht es ihr körperlich gut!
Das heißt auch, dass sie keine Therapie gemacht hat, was natülich blöd ist...
Sie hat zwar ihre Bulimie im Griff, aber die psychischen und andere Probleme sind ja noch da.
Man merkt ihr an, dass sie noch darunter leidet -> ständige Stimmungsschwankungen, die ich ständig abbekomme!!
Ich weiß dann nie, ob ich mitleid haben soll oder wütemd sein soll.
Sie behandelt mich wie den letzten Dreck und sprcht mich ständig auf mein Aussehen an! Ziemlich oberflächlich!
Und ich denke nicht, dass sie das machen würde, wenn sie wüsste, was mit mir los ist!!
Sie weiß sicher nicht, dass ich Bulimie habe. Sie ist/war den ganzen Tag am arbeiten (gewesen), bis auf morgens und abends, da hatte sie dann ihre Fressanfälle gehabt.
Hat mich zwar oft gefragt, ob ich abgenommen hätte, aber ich habe es dann mit Schulstress begründet oder das es vllt. auch an meiner Schilddrüsenüberfuktion liegen könnte, die ich hatte.
War ja sehr logisch...und bezweifeln konnte es so niemand.

Mit meiner Schwester darüber reden könnte ich nicht, weil sie es nicht weiß und weil ich noch nie mit ihr über ernste Themen reden konnte. Wie gesagt, es ging/geht nur um Oberflächliches. Sie ist extrems aufs Aussehen fixiet und muss alles und jeden kritisieren. Bei mir ist es z.B. so, dass ich sehr unsicher bin, was mein Aussehen angeht (und da kann man sich wohl denken, was passiert, wenn sie es dann bei mir macht :roll: ), aber sie schien mir trotz ihrer Bulimie, immer so (zu) selbstbewusst und selbstsicher.

Und meine Mutter hat es gemerkt- bei uns Beiden! Das tut mir so leid, weil sie es auch schon so schwer hat!
Früher als ich noch nicht Betroffen war (mit 13/14), habe ich meine Mutter oft gefragt, warum sie denn nach dem Essen immer auf die Toilette geht, aber meiner Mutter hat nie etwas gesagt, eben nur sowas wie "Ja, ich weiß!.
Meine Mutter war hilflos und wusste nicht , wie sie mit umgehen sollte.
Wir haben nie in der Familie über solche Probleme gesprochen. Und mein Vater, ist ein Vater der nur sein Leben sieht...hauptsache alles "scheint" zu funktionieren.
Er trägt viel zu den Problemen bei, aber die Leidtragenden waren immer die Anderen!
Es wird bis Heute nicht darüber gesprochen. Alle wissens (bis auf mein Vater!!), keiner hat mich /sie angesprochen.
Ein sehr großes Problem in meiner Familie -> Nichts an-/aussprechen!

Meine Familie und Therapie? Das ist genauso, wie wenn man Eis aufs Herd legen würde.
Deswegen versuche ich auch alleine davon wegzukommen!! :|

Ganz liebe Grüße Chaya