Re: stationäre Therapie und Sport

#2
Ich weiß ja nicht, wo du hingehst, aber eins ist klar - 2-3 Stunden Sport oder auch nur täglich wird es in einer ES Klinik wohl nicht spielen.
Ich habe vor eminer Aufnahme auch in etwa so viel Sport gemacht wie du u es war natürlich eine Horrorvorstellung. Auch ich habe es nicht zur Gewichtsregulation genutzt, sondern als Ausgleich und Ablenkung. Beschäftigung.

Aber auch das ist eben die ES - weil wir uns ablenken - wovon? Beschäftigen - weil wir sonst nichts mit uns anzufangen wissen . Ausgleich - wie wäre es mit alternativen Skills? Etwas, das ruhiger ist und weniger Kalorien verbrennt? Undenkbar? Hallo, liebe ES.

Ich kann dir nur sagen, deswegen die Therapie sausen zu lassen, würde ich auf keinen Fall. Denn der Sport ist, auch wenn du es nicht so siehst oder sehen willst, ganz klar ES Verhalten. Denn ein gesundes Ausmaß wird dir niemand verbieten. Du machst dir Sorgen um dein Ausmaß, dass es dir verboten werden könnte - weißt also, dass es fernab von normal ist.

Und zu meiner persönlichen Erfahrung: Ich war 3 Monate stationär, durfte 4 Wochen lang keine Bewegung machen, und dazu zählt auch ständiges Rumrennen usw. Und nein, mein BMI ist nicht extrem untergewichtig. Die erste Woche durfte ich überhaupt nichts tun. Ab der 5. Woche bis zur 8. durfte ich dann jeden Tag bis zu 30 min Sport machen. So lange es sich nicht auf das Gewicht ausgewirkt hat. Aber der 9. Woche dann in eigenem Ermessen aber es sollte nicht mehr als 3x die Woche sein ne Stunde oder halt jeden Tag 30 min. Wenn es sich nicht mit Gewichtsverlust geäußert hat.

Und genau das ist ein Prozess, der zur Therapie gehört - was bringts denn, wenn du mal etwas mehr isst, dich für gesund hältst aber danach Sport machst "zum Ausgliech und um dich von den Kalorien abzulenken" und ganz rein zufällig, natürlich unbeabsichtigt, die Kalorien wieder verbrennst??
Also, wenn du wirklcih gesund werden willst, musst du dir auch eingestehen, dass das bearbeitet werden sollte... Ich wünsch dir alles Gute
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH

Re: stationäre Therapie und Sport

#4
Nur kurz: In Roseneck, wo ich war, bekam eine Mitpatientin, die ähnlich viel Sport gemacht hat wie du und schon kurz vorm Sportzwang stand, einen Therapievertrag, in dem stand, sie dürfe so und so lange nur noch so und so viel Sport machen (wie viel weiß ich leider nicht mehr).
Eine andere hatte, trotz Normalgewicht, erstmal 3 Wochen lang Sportverbot, einfach, um sich daran zu gewöhnen, dass es auch anders geht und um zu vermeiden, dass der Nahrungsaufnahme durch exzessiven Sport entgegengewirkt wird.

Allerdings: wenn du den Klinikaufenthalt davon abhängig machst, ob du da Sport machen darfst oder nicht, dann würd ich mir schon Gedanken zu dem Thema machen :? Ich mein, das tust du ja eh schon, aber doch recht verharmlosend.

LG

Re: stationäre Therapie und Sport

#5
Wie gesagt ich wollte dich nicht angreifen, kanns aber halt gut verstehen weil cih 1) auch etwa 12 Jahre als Trainerin gearbeitet habe und für mich war es normal, mal 6 Stunden zu unterrichten u dazwischen noch laufen u gehen, usw. Aber - nichts hat mich derart in meiner ES bestätigt und gehalten wie ebendieser Job. Weil man nur mit ebenso fitten, und in vielen Fällen auch essgestörten Menschen zu tun hat.

Ich kann dir wirklcih wirklcih nur ans Herz legen - wenn du gesund werden willst, dann schaffst du auch ein eventuelles Sportverbot. Auch wenn es undenkbar erscheint. Aber mal ehrlich - wenn du dich verletzt hättest, ein gebrochenes Bein,, dann müsstest du auch der Gesundheit zuliebe pausieren. Ebenso ist es mit einer psychischen Krankheit. Und was sind denn schon z.b. 4 Wochen ohne Bewegung und nur sehr eingeschränktert Bewegung hochgerechnet auf die Zeit deines Lebens, die dann gesund - oder zumindest ansatzweise gesünder- vor dir liegen? DAnn wirst du dich vielleicht nicht mehr nur darüber definieren, wieviel Sport du machst und wirst andere Beschäftigungen finde, die dich erfüllen. Es heißt ja nicht, dass du nie wiedr Sport machen sollst. Aber eben mit einem gesunden Blick darauf. Ungetrübt von der ES
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH

Re: stationäre Therapie und Sport

#6
Hallo Lientje,

also, Erfahrungen habe ich auch noch beizutragen. Ich habe 2007 mal einen stationären Aufenthalt gemacht. Das waren 10 Wochen. Und 2004 war ich mal kurz in einer Klinik, die gerade eine neue psychosomatische Abteilung hatte. Da war ich zwei Wochen. In beiden Kliniken war es kein Problem, Sport zu machen. Weil man nachmittags/abends wenn das Therapieprogramm fertig war, im Prinzip machen konnte, was man will. Also bin ich raus gegangen und stundenlang durch den Wald gelaufen. Das ging auch dann noch, als ich Sportverbot hatte, d.h. ausgeschlossen war von dem therapeutischen Sportprogramm. Wir hatten so Gruppensport und Gymnastik im Wasser. Leider habe ich in der Therapie abgenommen (was zu Hause nicht geklappt hat) und ab einem bestimmten Punkt hatte ich dann ein paar Wochen Sportverbot.

Ich will jetzt nicht "pro" reden, im Sinne von: Man kann das Sportverbot (meistens vermutlich) erfolgreich umschiffen. Ich will nicht sagen, das war gut, was ich gemacht habe. Was ich sagen möchte ist: Unterm Strich hat das Personal in der Klinik doch auf Eigenverantwortung gesetzt und mich nicht ans Bett gefesselt. Würde ja eh keinen Sinn machen. Ein paar Wochen später war ich ja eh wieder zu Hause.

Und was ich noch anzumerken habe, ist, dass Du das ganze Sportprogramm vermutlich auch nicht ewig durchhältst. Früher bin ich nach dem Kotzen erst mal joggen gegangen, um die restlichen Kalorien loszuwerden. Heute bin ich nach dem Kotzen so kaputt, dass ich garantiert gar nichts mehr hinterher mache. Also, irgendwann wird sich das Problem von alleine lösen. Bulimie und Sport, das geht eine Zeitlang gut. Aber nicht ewig. Und irgendwann wird man auch mal gelassener und denkt sich, dass das Gewicht egal ist. War zumindest bei mir so.

Liebe Grüße

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: stationäre Therapie und Sport

#7
Gratulation, Sophie, dass du da so besch*** konntest in der KLinik. Und scheinbar selbst geheilt worden bist
Ich kann nur sagen - Eigenverantwortung, ja das braucht man. Aber in einer Klinik, die Erfahrung hat mit ES und auch mit dem damit verbundenen Sport usw ist das wohl eher schwer möglich heutzutage. Ich hätte es nicht geschafft, mal eben zum Sport zu verschwinden. Klar finden manche immer Wege aber - wozu dann die Klinik, wenn man eh von Anfang an dagegen arbeiten möchte.

Dass man irgendwann von selbst gelassener wird unterschreibe ich leider nicht - denn dann würden viele nicht ewig dran hängen bleiben. Es ist schön, dass du das so erlebt hast, aber es ist wie ich finde, riskant, sowas zu behaupten, allgemein.

Wenn der Klinikaufenthalt wirklcih davon abhängt und du nicht bereit bist, zumindest kurze Zeit dich nach deren SPielregeln zu richten, lass es wohl lieber, denn dann bist du scheinbar vielleicht noch nicht so weit um den ganzen Weg raus zu gehen aus der Krankheit. Dann brauchst du eben noch etwas.

Therapie ist kein Schonwaschgang und eine KLinik schon gar nicht. Es kann die beste Entscheidung deines LEbens sein, wenn du mitarbeitest u ehrlich willst. Wirklch ehrlich. Alles andre ist ZEitverschwendung

Du machst die Sportpause nicht für die in der KLinik, denen ist es egal, sondern solltest es für dich und dein Leben machen.

Man kann nicht "ein bisschen ES bleiben". Normal essen aber dafür jeden Tag 8 Stunden Sport machen oder whatever. GEsundwerden hat mit so viel mehr als geregeltem Essen zu tun. Hart, ist aber so. Und hinterher versteht man dann, wieso es so "böse böse Leute" gibt, die einem den ach so tollen gesunden Sport verbieten
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH

Re: stationäre Therapie und Sport

#9
Hallo Weltenbummlerin und Complessa,

dieses Forum ist ein Ort, wo essgestörte Menschen rumlaufen. Und manchmal sind wir gerade ziemlich gut drauf und auf einem guten Weg und können andere motivieren, und manchmal haben wir Rückfälle wider besseren Wissens. Und dieses Forum sollte eigentlich ein Ort sein, wo man in sämtlichen Phasen seines Lebens (seien es die gesunden oder die kranken) schreiben kann, wie es war/ist, ohne dafür von anderen verletzt zu werden. Verletzende, verständnislose Kommentare gibt es da draußen in der Welt genug. Und sie sind der Grund, warum Menschen ihre Gefühle nicht ehrlich ausdrücken, sondern mit einer Maske herumlaufen.

Solche Kommentare wie ihr sie geschrieben habt, bringen nichts - außer, dass Leute sich noch tiefer in die ES zurückziehen (um mit ihren verletzten Gefühlen klarzukommen) und sich zurückziehen. Ehrlich gesagt, ich habe früher auch bissige Kommentare geschrieben, weil ich dachte, alles andere perlt ja von den Betroffenen ab und ich muss sie mal "wachrütteln". Das ist eigentlich die eigene Hilflosigkeit, die hinter den harten Worten steht. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass Leute hart anpacken nichts besser macht. Das ist eine Illusion, dass Leute einen verstehen würden, wenn man mal so richtig laut wird. Um nicht zu sagen: Es ist eine Lüge. Das Gegenteil ist der Fall: Die Leute ziehen sich nur zurück und fühlen sich schlecht, was dann mit essgestörtem Verhalten kompensiert wird.

Vielleicht hattet ihr auch einen schlechten Tag und habt euren Frust dann hier abgelassen, was auch menschlich verständlich wäre. Dann wäre es aber hilfreicher, ihr sprecht darüber, was euch frustriert, anstatt die Beiträge anderer Forenschreiber zu kommentieren.

Wenn ihr zwar die Erkenntnis habt, was bei den anderen verkehrt läuft, es aber nicht in Liebe, Verständnis und Einfühlungsvermögen rüber bringen könnt, wird es nichts bringen, bzw. sogar nach hinten losgehen. (Das hat mir vor sechs Jahren ungefähr auch mal ein Moderator geschrieben. Kann Caruso gewesen sein, ich weiß nicht mehr, wer es war.) Ist ja schön, dass ihr so viel wisst und anderen helfen wollt. Ich hoffe, ihr findet auch die richtigen Worte demnächst dafür, die erbauen, trösten und ermutigen.

Liebe Grüße

Sophie
Zuletzt geändert von Sophie11 am Fr Mär 31, 2017 7:46, insgesamt 1-mal geändert.
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: stationäre Therapie und Sport

#10
Und du bist der Meinung, Hinweise darauf, wie man Regelungen, die einem selber helfen sollen, aus der ES rauszukommen, umgehen kann und sich selber bescheißen kann, bringen was?

Edit:
(Und ich bin nach wie vor der Meinung: Essgestörte zu hutschen und in Watte zu packen bringt noch viel weniger als klare Worte. Wir belügen uns alle schon zur Genüge selbst. Da braucht es zumindest ein Mindestmaß an Ehrlichkeit von außen.)
Zuletzt geändert von Complessa am Fr Mär 31, 2017 10:53, insgesamt 1-mal geändert.

Re: stationäre Therapie und Sport

#11
Also ich muss schon sagen .- wunden Punkt getroffen?

Nein, ich hatte keinen frustrierten Tag als ich geschrieben habe. Und ich kenne mich aus mit den ES Phasen, das kannst du mir glauben.

Ich finde es nur etwas zweifelhaft, hier Tippe zu geben, wie man Verbote umgehen kann, die einen gesund machen. Verharmlosen, mit Sätzen wie "das wird schon, das Gewicht wird irgendwann unwichtiger" - denn auch genau SOLCHE Sätze bekommen wir doch alle von den "normalen" zu hören.

Ich sehe jetzt nicht, wo ich verletzt habe - ich war ehrlich, ja und ich stehe dazu, dass zu einer ehrlichen, umfassenden Behandlung der Essstörung auch eine Reduktion des Sportzwangs, sei er benannt wie man acuh will, und des gesamten Umfelds dazugehört. Aber ich hab auch viel Krankheitserfahrung, viel Therapieerfahrung und Klinik hinter mir, die mich diese ehrliche Denkweise gelehrt hat. ICH sage klipp und klar, ich bin nicht gesund und geheilt aber würde dennoch nie Tipps geben, die schaden.

Es gehört eben mehr dazu, als "nur" zu essen. Und sich nur um das Essen zu kümmern, thematisch.

Wenn es dich verletzt hat - sorry. Aber sein wir uns mal ehrlich - unter den Voraussetzungen Behandlung anzutreten, die einem selbst passen, um sich mit gewissen Themen nicht auseinandersetzen zu müssen - wieviel Heilung kann das bringen? Wenn dann wieder alles verlagert wird? Das gilt für jede Art von Krankheit und Behandlung. Entweder, man kann dem Facharzt und den Professionisten einen Schuss Vertrauen gegenüber bringen, dass sie wissen, was sie tun und sich auf ein Therapiekonzept einlassen, oder nicht. Wenn nicht - wieso dann Klinik andenken? Wenn man vorab mit dem Gedanken reingeht, wie man was umgehen kann - sollte man sich anderswo helfen lassen und jetzt ganz brutal gesagt nicht dort seine kostbare Zeit verschwenden.
Es geht nicht drum, dass man asu etwas nicht rauskommt. Dazu gibt es Hilfe. Wenn man WILL gibt es immer Hilfe. Es geht um das WOLLEN. Und das muss da sein. Wenn man WILL kann sich meiner Erfahrung nach auch sehr viel Unterstützung von den Fachleuten holen, egal wie oft man wieder kippt usw.

Complessa - jaaaa wir sind da wieder einer Meinung, dein Beitrag gab den Kick, mich hier mal wieder zu melden.
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH