DBT mit/ ohne Essstörung behandeln?

#1
Hallo ihr Lieben,

ich war schon ziemlich oft in einer Klinik, die DBT anbietet.
(Ich muss dazu sagen, dass meine "Hauptdiagnose" die Borderline-Störung ist).
Dort habe ich im Laufe der letzten 12 Jahre einiges erreicht und ich bin froh darüber.
Meine ES ist eine atypische Bulimie, bzw. eine nicht näher beschriebene Essstörung.
Das heißt in meinem Fall, dass ich manchmal hungere und schnell viel abnehme oder dass ich nur fresse und schnell zunehme, bzw. ich wieder in der Bulimie stecke. Das reinste Chaos.
In der Klinik, die ich oben erwähnt habe, werden ES ausdrücklich nicht mitbehandelt.
Und ein Essprotokoll, das dann eh keiner anschaut, zu schreiben finde ich sinnlos.
Okay, so viel zum Thema Borderline + ES.

Nun ist es so, dass ich wieder viel zugenommen und wieder abgenommen habe... usw.
Ich habe momentan wieder starkes ÜG.
Seit ein paar Tagen erbreche ich jedoch wieder deutlich öfter.

Um nun aber wirklich mal zum Punkt zu kommen:
Ich überlege momentan noch einmal eine Therapie zu machen.
Nun habe ich mich an eine Klinik erinnert, in der die Borderline-Störung explizit ZUSAMMEN mit der ES behandelt wird. Das erscheint mir momentan als "sinnvoll".
Die Klinik wurde mir vor ein paar Jahren "empfohlen", doch ich habe dankend abgelehnt, da ich Panik davor hatte. Ich wollte dort nicht zum Essen "gezwungen" werden. (Damals hatte ich wieder sehr viel abgenommen).

Nun habe ich meiner Betreuerin von der Klinik erzählt, und sie war wirklich sehr begeistert, da sie auch nicht weiß, wie sie mir noch helfen kann und da sie sieht, wie sehr ich unter der ES, vor allem aber unter dem Übergewicht leide.
Ich soll morgen mit meiner Therapeutin darüber sprechen.
Und das Paradoxe ist, dass mich der Gedanke daran, dass mir bald evtl. jemand helfen könnte, momentan (im Gegensatz zu "damals") wahnsinnig erleichtert... ich kann einfach nicht mehr...

Hat von euch jemand Erfahrung damit? Also mit dem Therapieverfahren?
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich ein paar Antworten und Erfahrungsberichte bekommen könnte.
Mich würde aber auch interessieren, was ihr generell davon haltet...

LG
Flavia

Re: DBT mit/ ohne Essstörung behandeln?

#3
hallo flavia, meine beste klinikfreundin hat diese therapie mehrmals durchlaufen, aber leider ohne durchschlagenen erfolg.
ich selbst habe nur ein (das!) buch dazu gelesen. mir erschien das konzept sehr schlüssig, aber ich war längst über den punkt hinaus, wo es mir hätte weiterhelfen können.

jeder steht an einem anderen punkt und in einer anderen zeit und vielleicht passt es gerade für dich - hoffnungsmobilisation und veränderungsmotivation sprechen dafür. ich wünsche dir alles gute!

Re: DBT mit/ ohne Essstörung behandeln?

#4
Complessa hat geschrieben:Ist eigentlich schon echt erbärmlich, wie viele Frauen mit 30 und älter es gibt, die seit zig Jahren in Therapie sind, es aber immer noch nicht geschafft haben.
Ob die überhaupt noch ne Chance haben...?
ERBÄRMLICH ist DIESE Aussage! Erbärmlich ist vielleicht auch, wenn man sich selbst bemitleidet und glaubt, man kann es nie schaffen. Aber was mit Sicherheit NICHT erbärmlich ist, ist der Wunsch nach Beenden dieser Sucht/Krankheit und der Wille für Veränderung. Sich hier auszutauschen und inspirieren zu lassen macht Sinn in jedem Alter.

Jeder hat die Chance, sich zu ändern. Auch nach "zig Jahren" noch. Oder was meinst du? Sollen sich die aufgeben? Weil man es ab 30 nicht mehr schafft? Laut deiner Aussage?

Re: DBT mit/ ohne Essstörung behandeln?

#5
Bei manchen denke ich mir schon, dass sie den fünften Klinikaufenthalt doch wohl lieber bleiben lassen und dem Kassensystem nicht weiter sinnlos auf der Tasche liegen sollten. Das sind meistens die, die du beschreibst: Selbstbemitleider, Jammerer, die darauf hoffen, dass irgendwann die gute Fee kommt und sie gesundzaubert.
Scheint hier nicht der Fall zu sein.

Re: DBT mit/ ohne Essstörung behandeln?

#6
Also ich war 2010 lange Zeit in einer Klinik bei Hamburg und dort mehr als zufrieden.
Sie liegt in der Lueneburger Heide.
Ich habe auch die Borderline + ES Diagnose,wobei das Borderline die Haupterkrankung ist,die ES ist mittlerweile kein Thema mehr.
Die Klinik ist natuerlich auf ES spezialisiert und zugleich auf Patienten mit ADS/ADHS.
Wenn du Fragen hast schick mir ruhig eine PN.

Lg maokai

Re: DBT mit/ ohne Essstörung behandeln?

#8
Hallo Flavia, es spielen wohl immer sehr viele Faktoren mit, warum man einen schritt schafft zu gehen, von dem man nie im Leben gedacht hätte den zu tun. ich war Anfang des Jahres in Behandlung in der Klinik Eggenburg in Österreich. Bin 32 und habe 12 Jahre meines Lebens mit B. verbracht. War auch in der Abteilung für Borderline mit Diagnose Komb. PS, ADhs Bulimie und Alkoholabhängigkeit. Die Klinik ist spezialisiert auf DBT. Auch wenn ich in mein normales Leben nicht alles habe übernehmen können hat mir doch dieser Aufenthalt sehr geholfen, an die Kern Probleme zu stoßen, weil ich nicht davonlaufen konnte. Ja, Struktur war wichtig, auch was Essen anbelangt, dann zu lernen einen Rückschritt zu verzeihen. Auch wirklich konsequent skills zu erarbeiten, Gefühle Zustnde zu erkennen und nicht zu übergehen. Das alles bracuht viel Zeit, - ob ich mal komplett für immer clean sein werde weiß ich nicht. Ich bin aber von wöchentlich 3 bis 4 mal va nachts stundenlang zu Essen u K. mittlerweile auf 1 mal im Monat bzw seit 2 Monaten ohne richtigen Anfall ausgekommen. Geholfen hat mir, dass ich eine stabile Beziehung habe, dass ich komplett ernst nehme, dass ich mich darum kümmere, auf mich zu achten, (versuche zb zu gehen wenn ich es wo gar nicht mehr aushalte) dass ich einen Beruf habe, den ich liebe, und dem ich mich nun mehr widmen kann, dass ich mit 32 merke, körperlich das nicht mehr zu packen. Versuche zu lernen, meinen Körper mehr Respekt zu zeigen, denn er tut ganz schön viel für mich. Ist alles sehr schwierig, wenn man sich nie richtig mögen hat. Aber es lohnt sich, weil man wirklich stärker wird, - durch DBT Methoder lernt man, genau hin zu schauen, - die Gefühle nicht automatisch zu beurteilen, sondern als erstes mal zu erkennen, was ein erster schritt sein kann, dem ewigen "Fliehen in den Essanfall" zu entkommen. Vielleicht die eigene Sensibilität einmal als wahre Stärke zu begreifen, das ist etwas was ich mir wünsche.
Viel Glück! Pola

Re: DBT mit/ ohne Essstörung behandeln?

#9
Hallo Pola,
erstmal danke für deine Antwort!
Bei mir steht jetzt definitiv ein Schritt an, vor dem ich immer Angst hatte, doch jetzt bin ich bereit, die Bulimie „aufzugeben“. Der Leidensdruck ist stärker denn je, insofern werde ich mich nun auf die Therapie einlassen. Meine Motivation liegt nun bei 100%. Ich WILL das schaffen!!!
Ich habe von der DBT auch bei weitem nicht alles mit in den Alltag genommen und nicht alles Theoretische umgesetzt. Doch ich merke nun, dass das Gelernte hauptsächlich gut ist, insofern werde ich mir „den Arsch aufreißen“. Alles, was ich schon erreicht habe möchte ich noch besser umsetzen! Der Veränderungswille ist endlich da!
Was Du erreicht hast klingt gut, Glückwunsch!!! Dass Du die Anfälle so stark verringert hast, finde ich super. Das freut mich für Dich! Sehr sogar!
Eine Beziehung habe ich leider nicht, doch meine Arbeit gibt mir auch viel Halt! Zum Glück!
Ja, das DBT-Konzept ist wirklich gut!
Ich habe durch die DBT-Behandlungen auch sehr viel erreicht. Was meinen Körper angeht, habe ich leider keine positiven Gedanken. Ich muss auch mehr auf mich achten.
Wie Du auch schreibst, ist es wichtig, auf seine Gefühle zu achten und sie nicht immer zu bewerten.
Ich habe in der Klinik auch gelernt, Selbstfürsorge zu betreiben. Das fällt mir zwar oft schwer, doch ein paar „Kleinigkeiten“ habe ich schon für mich entdeckt und ich setze sie auch so gut es geht um!
Ich betrachte die Klinik als Chance, der ich offen entgegen gehe.
Es wird zwar harte Arbeit werden, doch ich bin bereit dazu!

LG
Flavia