Warum schaffe ich es einfach nicht, das Leben zu führen, das

#1
Letzte Nacht habe ich mir viele Gedanken gemacht.

Warum schaffe ich es einfach nicht, das Leben zu führen, das ich möchte?

Ich nehme mir vor, nicht jeden Abend eine Diskussion aus dem Duschen zu machen (bis ich mich dazu aufraffe, kann es bis zu einer Stunde dauern.) Trotzdem tue ich es jedes Mal.

Ich nehme mir vor, mich nicht mehr schlecht zu reden, um mal ein Lob zu bekommen. Was mache ich? Mehr oder weniger jede Gelegenheit nutzen.

Ich nehme mir vor, nicht mehr alles negativ zu sehen, sondern entspannt mit Fehlschlägen umzugehen. Was tue ich? Springe im Kreis wie ein kleines Kind....

Ich nehme mir vor, mich mehr auf andere zu konzentrieren und nicht ständig meinen Bedürfnissen nachzulaufen. Wird auch nichts draus. Ständig bin ich mit meinen Gefühlen beschäftigt. Und damit, sie halbwegs im Gleichgewicht zu halten, damit ich funktionieren kann.

Ich nehme mir vor, einen Job zu finden. Was tue ich? Einen Monat lang keine Bewerbung schreiben. Immer wieder auf den nächsten Tag verschoben. Und dann war der auch rum. Und auf einmal war's ein Monat.

Ich nehme mir vor, den Momennt zu genießen, statt zu grübeln. Was tue ich? Grübeln bei jedem Spaziergang.

Ich nehme mir vor, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich tue. Und schon wieder muss ich zur Tür zurücklaufen, um nachzusehen, ob ich sie angeschlossen habe.

Ich nehme mir vor, fleißig zu sein. Für die Berufsschule was zu tun. Was tue ich? Ich lasse mich immer mehr fallen.

Ich nehme mir vor, regelmäßig zum Sportverein zu gehen. Entweder gehe ich erst gar nicht zu den Stunden. Oder ich gehe nach einer viertel Stunde wieder, weil mir alles zu anstrengend ist.

Ich nehme mir vor,um 8:00 aufzustehen. Weil ich weiß, dass der Tag für mich zu kurz ist, wenn ich so spät aufstehe. Wann stehe ich auf? Um 9:17.

Ich will nicht alleine sein. Aber die zwei Freundinnen, die nir angeboten haben, ich könnte mit ihnen reden, bei denen melde ich mich auch nicht. Weil ich Angst habe, die wären überfordert mit mir und würden die Freundschaft abbrechen. Wie andere vor ihnen.

Warum mache ich mir nur immer selbst das Leben schwer?

Ich meine: Ja, ich hatte es nicht leicht. Ich hatte es vermutlich nie leicht. Nicht als Kind. Jetzt, wo ich arbeitslos bin, auch nicht. Aber andere haben es auch geschafft, aus miesen Situationen raus zu kommen. Warum ich nicht??

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Warum schaffe ich es einfach nicht, das Leben zu führen,

#2
Sophie11 hat geschrieben:Ich meine: Ja, ich hatte es nicht leicht. Ich hatte es vermutlich nie leicht. Nicht als Kind. Jetzt, wo ich arbeitslos bin, auch nicht. Aber andere haben es auch geschafft, aus miesen Situationen raus zu kommen. Warum ich nicht??

LG

Sophie
ich kann dir jetzt nicht zu allem was schreiben, ich mache es selber und weiß nicht immer wieso das so ist, aber zu deinem letzten Satz wollte ich mal was schreiben.
Nämlich, dass es wahrscheinlich nicht gut ist sich dauernd mit anderen zu vergleichen. Denn jeder ist anders, womit andere ohne Probleme klar kommen, können andere nicht. Ich habe auch immer so gedacht und deswegen nie den Grund für mein Verhalten gefunden. Auch wenn andere es schaffen, ändert es nicht dran, dass es für dich vielleicht zu viel ist.

Bist du in Therapie oder kriegst du sonst irgendwie Unterstützung ?

Lg

Re: Warum schaffe ich es einfach nicht, das Leben zu führen,

#3
Liebe Sophie,

der Text hätte, vor einem Jahr, eins zu eins von mir stammen können!!

Immer habe ich mir alles vorgenommen, wollte sovieles tun und erledigen und habe mir mein Leben zur Hölle gemacht.
Ich habe mich zum Versager degradiert, habe mir dauernd eingeredet was ich doch für eine miese Niete bin, berufstechnisch wie auch privat...

Ich kann dir das Geheimnis des Glücklichseins nicht verraten, denn ich kenne es nicht.
Aber ich kann dir sagen das ich auch immer geglaubt habe, das es nicht besser wird...
Ich bin auch heute noch ein furchtbarer Pessimist, aber ich habe mich damit abgefunden...
Ich mache mir keine Gedanken mehr darüber was gestern war und morgen sein wird...
ich versuche im Augenblick zu leben und die kleinen Dinge zu geniessen und sei es nur ein profaner Sonnenaufgang etc.

und was soll ich sagen?
es funktioniert, so unglaubwürdig es auch klingt...
hätte mir das jemand vor einem Jahr gesagt, hätte ich schallend gelacht und ihn durch die "hab mich mal gern" Tür geschickt...

das Grundübel, der Unzufriedenheit ist das "hätte/könnte/wenn"...
weil es einfach alles vermiest, was man geschafft hat und man nicht mal kleine Erfolge sehen und feiern kann...
denn man "hätte/könnte/wollte/" ja....
und der Vergleich mit anderen ist auch mehr als nur frustan...
andere haben immer das was man selbst nicht hat...
besseres Aussehen
mehr Geld
besseren Job
bessere Einstellung
besseres Leben
fragt sich nur, ob das Leben der anderen immer soviel schöner ist...
und ob dein Leben soviel besser wäre wenn du all die Eigenschaften hättest die du oben aufgezählt hast..
du bist nun mal du...
du lernst eben nicht fleissig...(hab ich auch nie)
du stehst nicht gerne früh auf....(ich auch nicht)
du gehst nicht gerne zum Sport...(ohh ich auch nicht)
na und?!
dann ist das eben so!
du bist eben ein Mensch der sich das Leben "gerne" schwer macht, obwohl kein Grund besteht...
diese Eigenschaft wird man nicht los. man kann nur versuchen mit ihr umzugehen, sie nun mal hinzunehmen...
denn alles andere ist ja doch nur vergebene Liebesmüh...

Vielleicht solltest du einfach mal ausprobieren alles so zu nehmen wie es ist ohne dir Gedanken zu machen wie es besser sein könnte/sollte...
vielleicht kommt dann iwann alles von alleine...

ich weiss, das ist bestimmt so hilfreich, als wenn ich dir eine schimmlige Kartoffel entgegen werfe und sage das ist ein Batzen Gold...
aber vielleicht baut es dich ja auf, das es mir vor knapp einem Jahr ganz genauso ging und ich es auch geschafft habe=)

(und glaub mir mein Leben ist bei weitem nicht so wie ich es mir früher gewünscht hätte/vorgstellt habe, ic bin meilenweit entfernt von meinem Utopialeben und dennoch zufrieden und glücklich!)

Liebe Grüsse!!

Re: Warum schaffe ich es einfach nicht, das Leben zu führen,

#4
Hallo,
klingt nach ziemlich viel, was du auf einmal ändern willst.
Fang doch erstmal mit ganz wenig an!
Und z.Bsp. wegen dem Duschen...akzeptiere es doch einfach, dass es dir nicht leicht fällt (mir auch nicht, grauenhaft). Wenn man etwas akzeptiert hat, dann lebt es sich viel leichter damit. Es wird schon seinen Sinn haben (oder bist du gerade depressiv?Dann könnten dir Medis helfen, dass du es besser unter die Dusche schaffst) dass du nicht direkt unter die Dusche hüpfen kannst. Akzeptiere es, sag dir, ok ich weiß, ich werde wieder 1h rumdiskutieren mit mir, aber ok, es ist einfach so. Danach wird es dir wirklich besser gehen!
Vielleicht hat es auch deine Gründe, dass du dich nicht bewirbst. Vielleicht bist du momentan damit überfordert, zu arbeiten? Oder es waren die falschen Jobs? Irgendwas wird da schon dran sein.
Und mit anderen vergleichen ist in unserer Situation nicht so ratsam. Du brauchst deinen eigenen Weg, so, wie du ihn gehen kannst. So, wie du ihn gehen möchtest. Das kann auch langsamer sein oder ganz anders als bei den 'normalen'....aber es ist dein Weg. Du weißt ja auch nicht, wozu die anderen in der Lage wären, bzw. nicht in der Lage wären, wenn sie dein leben gehabt hätten oder haben....vielleicht würdest du dann im Vergleich superspitze abschneiden. Wobei das eigentlich total egal ist. Es geht nämlich allein um dich.
Tine