Das Gefühl zu lügen

#1
Hey,

mich würden eure Erfahrungen und vielleicht sogar Lösungen zu folgendem Thema interessieren. Ich beschreibe mal meine Situation. Wenn ich über meine Probleme und mich reden soll, sogar wenn ich über die Vergangenheit rede und über das was passiert ist, was mich emotional irgendwie sehr betrifft, dann habe ich immer das Gefühl zu lügen! Besonders bei meiner Therapeutin fühle ich mich oftmals so ertappt und glaube mir selbst überhaupt nicht. Ich kann die Gefühle und das Erlebte irgendwie nicht richtig begreifen und fassen und so sage ich eben das, was ich in dem Moment als richtig empfinde, aber dann wechselt das ständig. Den einen Tag bewerte ich die Situation so, den anderen so. Besonders in den Therapiestunden wechselt meine Stimmung so schnell, dass ich mich teilweise total verstricke und mich dann zu der gleichen Sache unterschiedlich äußere. Das mache ich nicht absichtlich aber es fühlt sich immer so an, als würde ich mir das alles nur ausdenken. Dann habe ich immer Angst, dass in dem Falle meine Therapeutin das auch so sieht und denkt, ich würde sie bewusst anlügen oder mir was ausdenken, damit sie sich mit meinen Themen befasst. Aber das ist nicht so! Mich verwirrt das und es ist mir unangenehm. Ich weiß echt nicht wie ich das ändern kann. Hat einer von euch eine Idee?

Viele liebe Grüße,
Juliana

Re: Das Gefühl zu lügen

#2
und so sage ich eben das, was ich in dem Moment als richtig empfinde
dann kann es ja gar keine lüge sein, oder?

und dass du sprunghaft in deinen äußerungen bist, ist doch ganz normal. so eine sitzung bzw. das thema bedingen ja eine ziemliche innere anspannung. außerdem sind viele dinge eben differenziert zu betrachten. deine therapeutin weiß das sicher auch, es ist ja ihr job, anderer leute gedanken zu entwirren... aber falls du glaubst, sie bekommt einen falschen eindruck von dir, kannst du sie ja konkret auf deine bedenken hinweisen.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."

Re: Das Gefühl zu lügen

#3
Hey:)

Also, ich muss Aisle Recht geben. Wenn du es in diesem Moment so empfindest, dann ist es keine Lüge, sondern eine Beschreibung. Blickwinkel ändern sich eben und gerade wenn man emotional etwas aufgewühlt ist, kann das auch sehr schnell oder öfters passieren. Trotzdem kann ich gut verstehen, dass dir das unangenehm ist, deswegen würde ich auch einfach deiner Psychologin sagen, warum du dich manchmal so "verstrickst" bzw. die selbse Sache unterschiedlich bewertest. ich bin mir sehr sicher, dass sie es verstehen wird!:)

Kannst du denn mit deiner Psychologin über alles reden? Als ich damals in Therapie war, konnte ich das nämlich nicht... Es gab ein Erlebnis/ein Thema, über das ich nicht reden konnte (vllt auch nicht wollte)... Ich weiß nicht genau, ob es an ihr lag (eigentlich hab ich mich mit ihr super verstanden und über alle anderen Probleme konnte ich wirklich gut mit ihr reden und sie hat mir sehr geholfen!!) oder ob es meine "Schuld" war... Heute erkenne ich, dass ich darüber hätte reden sollen, dass es mir gut getan hätte...aber das ist jetzt vorbei...-.- Ich hab ihr damals quasi nur die "themenüberschrift" erzählt, also, ihr gesagt, dass "das und das" passiert ist/ich mit "diesem und jenem" Problem zu kämpfen habe, ich aber nicht darüber reden möchte... Sie hat zwar mehrmals versucht, mich dazu zu bringen, ihr mehr davon zu erzählen, aber ich habe immer abgeblockt. Und da es genügend andere Problem-bereiche gab, war das irgendwann auch ok....
Kennst du das auch? Oder kannst du deiner Psy. wirklich alles erzählen??

Liebe Grüße!!
Jamie

Re: Das Gefühl zu lügen

#4
Danke ihr zwei für eure Antworten und sorry, dass ich so lange gebraucht habe zum Antworten.
dann kann es ja gar keine lüge sein, oder?

und dass du sprunghaft in deinen äußerungen bist, ist doch ganz normal. so eine sitzung bzw. das thema bedingen ja eine ziemliche innere anspannung. außerdem sind viele dinge eben differenziert zu betrachten. deine therapeutin weiß das sicher auch, es ist ja ihr job, anderer leute gedanken zu entwirren... aber falls du glaubst, sie bekommt einen falschen eindruck von dir, kannst du sie ja konkret auf deine bedenken hinweisen.
Hm, ja, ich weiß nicht. Kann man auch unbeabsichtigt lügen? Also ich würde ja nicht vorsätzlich lügen, aber es fühlt sich so an, als würde ich irgendwas sagen, nur um nicht schon wieder "ich weiß nicht!" zu sagen. Schon blöd irgendwie.....
Hm, sie drauf hinweisen, das wird mir schwer fallen, aber wahrscheinlich der beste Weg.
Kannst du denn mit deiner Psychologin über alles reden?
Nein, kann ich nicht. Ich hab mich irgendwie noch nicht an sie gewöhnt. Aber ich habe auch nur einmal im Monat einen Termin. Das reicht mir auch, aber es ist schwer, eine Bindung aufzubauen. Ich blocke an sich nicht ab, ich hab dann ein blackout irgendwie, wenn ich mich zu sehr unter Druck gesetzt fühle. Also ich kann dann gar nicht denken und weiß nicht mehr was ich eigentlich antworten soll. Wenn ich mich dann soweit wieder gefasst habe, dann kommt es eben auch oft zu solchen spontanen Einfällen und Aussagen, die sich später ändern.
Aber ich hab das auch hier im Forum schon gehabt. Da war ich mir dann einfach nicht mehr sicher wie ich mich damit fühle oder damals mit irgendwelchen Situationen gefühlt habe. Ich kann es nur noch erahnen. Ich möchte jetzt nicht, dass ihr denkt, ich sauge mir bei meinen Antworten irgendwas aus den Fingern. Ich beantworte die Themen anderer wirklich mit meinem allerbesten Gewissen. Allein schon zuzugeben, dass ich mich so fühle, als würde ich lügen, macht mir schon ein schlechtes Gewissen und ich glaube fast, dass ich wirklich gelogen habe. Und ich habe Angst, dass mich jetzt keiner mehr ernst nimmt und mir glaubt. Ohmann, was für ein Wirrwarr :roll:
Zuletzt geändert von Juliana am Mi Feb 13, 2013 17:12, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Das Gefühl zu lügen

#5
Juliana hat geschrieben:
Hm, ja, ich weiß nicht. Kann man auch unbeabsichtigt lügen? Also ich würde ja nicht vorsätzlich lügen, aber es fühlt sich so an, als würde ich irgendwas sagen, nur um nicht schon wieder "ich weiß nicht!" zu sagen. Schon blöd irgendwie.....
Hm, sie drauf hinweisen, das wird mir schwer fallen, aber wahrscheinlich der beste Weg.

Ich blocke an sich nicht ab, ich hab dann ein blackout irgendwie, wenn ich mich zu sehr unter Druck gesetzt fühle. Also ich kann dann gar nicht denken und weiß nicht mehr was ich eigentlich antworten soll. Wenn ich mich dann soweit wieder gefasst habe, dann kommt es eben auch oft zu solchen spontanen Einfällen und Aussagen, die sich später ändern.
Aber ich hab das auch hier im Forum schon gehabt. Da war ich mir dann einfach nicht mehr sicher wie ich mich damit fühle oder damals mit irgendwelchen Situationen gefühlt habe. Ich kann es nur noch erahnen.
Also, wie du selbst erkennst - du tust es ja nicht bewusst. Du fühlst dich unter Druck gesetzt und weißt nicht was du sagen sollst. Ist nur logisch, dass du dann das sagst, was dir gerade "spontan" als eine "leichte" oder "sinnvolle" Antwort einfällt und vorher keine genaue Analyse durchführst... Das kann schon sein, dass du bei längerem darüber nachdenken zu einem anderen Ergebnis kommst, aber das ist doch auch ok! Wenn es dich so sehr stört, könntest du ja deiner Therapeutin eine Email schreiben und dich quasi "berichtigen", wenn dir daheim was einfällt, was du in der Sitzung deiner Meinung nach "falsch" gesagt hast? Dann hättest du vllt kein so schlechtes Gewissen mehr...
Wobei das meiner Meinung nach soweiso unnötig ist...du bist schließlich keine Maschine, sondern ein Mensch, dessen Blickwinkel sich eben hin und wieder mal ändert!!!:)

LG & viel Kraft:)
Jamie

Re: Das Gefühl zu lügen

#6
Danke Jamie,

deine Worte haben mich etwas beruhigt und ja, das stimmt, ich analysiere nicht vorher. Ist wahrscheinlich ungewohnt für mich, weil ich sonst immer alles ersteinmal genau überprüfe, bevor ich etwas sage. Das kann gut sein. Vielen Dank für deine Hilfe! Werd mir deine Worte in Erinnerung rufen, wenn ich mal wieder Zweifel habe =)
Hast du denn jetzt eine Therapeutin, mit der du richtig sprechen kannst oder hast du keine Thera im Moment?

LG

Re: Das Gefühl zu lügen

#7
Hey Juliana,

freut mich, dass ich dich etwas beruhigen konnte:)

Ne, ich bin im Moment [leider] noch im Ausland und komme erst in knappen 4 Wochen nach Deutschland zurück. Zur Zeit habe ich also keine Therapie - ich weiß auch nicht, ob ich wieder gehen werde, wenn ich wieder zu Hause bin. Ich warte erstmal ab, wie sich die Situation dann so entwickelt...

LG

Re: Das Gefühl zu lügen

#8
Hi Jamie,
ah okay, das ist natürlich auch nicht so einfach. Ich hoffe, dass du für dich deinen Weg schnell findest, wenn du wieder hier bist! Dauert ja auch immer ein Weilchen bis man nen Platz bekommt, wenn man sich denn zu einer Therapie entscheidet. Vielleicht schonmal einen Platz "reservieren", abspringen kann man dann immer noch.

LG und ein schönes Restwochenende!