Enttäuschung

#1
Hey ihr,
mich würde mal interessieren, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder einen Tip hat.

Ich habe die Essstörung jetzt schon bald knapp zwei Jahre hinter mir lassen können, das SVV habe ich auch bleiben lassen können. Auch Depressionen habe ich keine mehr. Ich arbeite jetzt seit einem Jahr als Ergotherapeutin, wohne seit März mit meinem Freund zusammen, habe mich mit meiner Mutter versöhnt. Ich habe gedacht, ich bin weit gekommen. Aus Interesse habe ich den Abschlussbericht aus der Klinik damals eingefordert. Im Sommer 2009 war ich für sechs Wochen da. Als ich da gelesen habe, was mir Schwierigkeiten bereitet, war ich so erschrocken und auch enttäuscht. Denn ich habe immer noch dieselben Probleme! Ein- und Durchschlafstörungen, verminderter Antrieb, Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen, innerer Unruhe und reduziertes Selbstwertgefühl, die Angst anderen zur Last zu fallen, ich beziehe vieles auf mich, Morgentief. Ich habe das Gefühl, dass besonders die innere Unruhe und mein Selbstwertgefühl eher noch stärker betroffen sind als damals. Das enttäuscht mich total und ich hab jetzt das Gefühl auf der Stelle zu treten.
Ich musste viel an die Klinikzeit denken auch an die Angst vor der Entlassung. Damals sollte ich eine Pro und Contra Liste schreiben für meine Ergo Ausbildung. Ich hatte mehr Pro Punkte, aber habe oft gezweifelt. Ich hab aber gedacht, das liegt einfach an meinem niedrigen Selbstwertgefühl und wenn ich mich durchbeiße und merke, dass ich was schaffen kann, dann wird das besser werden. Es ist aber nicht besser geworden. Mein Examen ist eine Selbstverständlichkeit und ich halte nicht viel von dem was ich jeden Tag leiste. Es gibt Momente, da macht mir die Arbeit Spaß und ich glaube, ich habe doch den richtigen Job. Aber ich stehe jeden Tag auf mit einer so enormen inneren Anspannung, es fühlt sich jeden Tag so an, als hätte ich eine Examensprüfung. Ich halte das kaum mehr aus. Ablenkung, Sport oder Kreativität helfen nur in dem Moment ein bisschen, aber die Anspannung bleibt bestehen. Ich weiß nicht mehr wie es sich anfühlt, wenn man entspannt etwas genießt. Mein Leben lang halte ich das so nicht aus.
Mir kam schon öfter die Frage, ob ich vielleicht falsch an die Sachen rangehe. Ich versuche immer, mich meinem Leben anzupassen und mich dahingehend zu verändern. Aber vielleicht muss ich mein Leben an mich anpassen?? Was ja an sich auch viel logischer wäre. Aber jetzt umzulernen wäre so schwer aus finanziellen Gründen. Alles, wo ich glaube besser zurechtzukommen, gibt weniger Geld bis ziemlich miese Bezahlung und das kann ich mir nicht leisten, geschweigedenn erstmal die Ausbildung ohne Gehalt zu überstehen. Ich weiß einfach nicht wie ich weitermachen soll.... Ich habe vor zwei Monaten den Arbeitsplatz gewechselt, weil ich dachte, dass die Arbeitsstelle zu hohe Anforderungen hat. Jetzt bin ich woanders und im ersten Monat war es super und jetzt ist es wieder total daneben. Bin ich mit mir selbst überfordert oder mit dem Job? Ich hab einfach keine Ahnung mehr. Oder bin ich zu ungeduldig? Braucht man als Berufsanfänger wirklich noch mehr Zeit als ein Jahr, um sich einzugewöhnen? Ich weiß nicht.... mich macht das traurig.

LG
Juliana

Re: Enttäuschung

#2
Hey!

Also wenn ich das so lese, muß ich sagen, dass Du sehr viel geleistet hast, auf das Du mehr als stolz sein kannst! Und das weißt Du ja auch irgendwo selbst. Nur kannst Du dir vielleicht nicht selbst die Anerkennung geben, die Du Dir theoretisch geben könntest?
Macht der Job Dir denn insgesamt gesehen Spaß? Also was ich meine: Ist das das Richtige für Dich? So allgemein betrachtet? Traust Du Dir vielleicht weniger zu als Du könntest? Und ist vielleicht genau das das Problem? Kannst Du Dir selbst Wertschätzung entgegen bringen?
Wenn es grds ein Job ist, der Dir liegt, liegt das Problem wohl vielleicht eher an Deiner Selbsteinschätzung. Vielleicht ist es auch genau die, die Dir solchen Druck macht? (Mein Gott stell ich viele Fragen..)
Ich finde mich in vielen Deiner Wort wieder muss ich sagen. Ich habe einen Job, für den ich grundsätzlich gesehen gut geeignet bin, halte mich aber oft selbst nicht für so geeignet. In mir drin mein ich. Auch ich habe einen Job, der sehr viel Anpassung an verschiedenste Situationen erfordert, man weiß nie was kommt und auf einen zukommt. Da habe ich als "Kontrollfreak", der ja gern vorher weiß was passiert, schon ein grds. Problem mit. Allerdings denke ich dann auch wieder, dass dann so ein Job eigentlich besser ist als irgendwas "übersichtliches und immer Gleiches", weil man sich dann doch nicht nur in die Schiene vergraben kann, in der man gerne wäre und sich auch nur so persönlich weiterentwickeln kann, auch wenn das das "schwierigere" ist, als irgendwas zu machen, was einem emotional vielleicht "besser" passt. Aber ich kann gut nachvollziehen, was Du meinst und wie sich das anfühlt. Bei mir ist das oft Verstand vs Gefühl.
Ich weiß auch immer nicht, wie ich mich da zum Umdenken kriege...noch dazu kommt, dass ich mit mir selbst ziemlich ungeduldig bin und dann gerne schnell eine Problemlösung herbeiführen würde. Sowas ist aber sicherlich ein stets fortlaufender Persönlichkeitsprozess, der einen vermutlich sogar das ganze Leben begleitet/begleiten wird.

Was meinst Du dazu?

LG Nadine

Re: Enttäuschung

#3
Hallo Nadine,

ja, du hast Recht. Eigentlich ist es schon was, dass ich die ES und das SVV geschafft habe bleiben zu lassen.

Zu deinen Fragen. Ich weiß nicht, ob mir der Job Spaß macht. Es macht mir Spaß zu organisieren, manchmal gucke ich mir den Terminplan an und bin zufrieden, wenn alles schön strukturiert ist. Aber wenn es dann an die Behandlungen geht, dann hab ich einfach nur Angst. Angst vor Fehlern, Angst für inkompetent gehalten oder nicht für voll genommen zu werden. Morgens hab ich die Befürchtung, dass irgendwas anders läuft als geplant und ich nicht weiß was zu tun ist. Das ist bescheuert, aber ich kanns nicht abstellen. Aber das würde mir bestimmt in jedem anderen Job auch so gehen. Wäre ich Arzthelferin dann könnte ich alles immer schön organisieren, hätte nur oberflächlichen Kontakt zu den Menschen und würde hin und wieder mal Blut abnehmen oder sowas in der Art. Ich hatte neben meiner Ausbildung einen kleinen Job in einem Imbis. Das war gut! Struktur und stupide arbeit, die man einfach macht und dann nach Hause geht.
Ich habe mal während der Ausbildung, also zu Beginn des letzten Ausbildungsjahres meine Zweifel offen gesagt bei meinen Eltern und meine Mutter meinte dann entsetzt: "Du willst doch wohl nicht abbrechen?!" Nein..... Der Vorschlag für den Job kam von meinem Vater, weil ich ja gut mit Menschen umgehen könne und gerne helfe. Aber jetzt frag ich mich, ob das wirklich MEIN Ding ist oder ob ich mich selbst noch nicht gefunden hab und das mache, weil ich damit die Erwartungen erfülle? Ich weiß nicht, ob mir der Job grundlegend Spaß bringt. Schon irgendwie und ich lerne auch gern und finde das interessant.
Vielleicht hast du recht und es liegt einfach an meiner Selbsteinschätzung. Aber wie kann ich denn daran arbeiten? Ich schreib schon auf, was jeden Tag auf der Arbeit gut gelaufen ist, aber irgendwie ändert das nichts.
Allerdings denke ich dann auch wieder, dass dann so ein Job eigentlich besser ist als irgendwas "übersichtliches und immer Gleiches", weil man sich dann doch nicht nur in die Schiene vergraben kann, in der man gerne wäre und sich auch nur so persönlich weiterentwickeln kann, auch wenn das das "schwierigere" ist, als irgendwas zu machen, was einem emotional vielleicht "besser" passt.
Das finde ich interessant. So hab ich das noch nicht gesehen... Ist nur die Frage wo eine Herausforderung aufhört und Überforderung anfängt. Überfordert kann man sich nicht weiterentwickeln denke ich... Aber ich hab keine Ahnung in welche Sparte ich gehöre.

Ja, ich bin auch tierisch ungeduldig. Ich erwarte, dass man schnell Erfolge sieht bei dem was ich tue und wenn das nicht so ist, dann habe ich versagt. Punkt. Damit stell ich mir selbst ganz oft ein Bein.

Wie lange machst du den Beruf schon und mit welchem Gefühl gehst du hin? Wie gehst du mit Situationen um, die du eben nicht kontrollieren kannst?

LG

Re: Enttäuschung

#4
Huhu!

Also ich kann da mal gar nix kontrollieren und manchmal denke ich vom Verstand, dass das auch genau das Richtige ist. Ich komme (wenn ich da bin) auch gut damit aus, dh. es würde mir im Leben keiner anmerken, dass ich das anders für mich denke. Dennoch ist das zwischen Verstand und Gefühl doch sehr unterschiedlich. Ich kann gut verstehen, was Du meinst mit der "stupiden" Tätigkeit ect. Denke ich auch so. Allerdings frage ich mich dann, wenn man das in Gedanken so durchspielt, ob das langfristig (!) dann vielleicht doch nicht das wäre, was mir mit gut täte. Wahrscheinlich würde ich mich zwar "sicherer" fühlen, aber wer weiß schon, ob das a) gut ist und b) ob das die persönliche Entwicklung (sich auch Dingen zu stellen ect) förderlich wäre.
Ich mache incl der Ausbildungzeit schon seit 18 Jahren meinen Job, allerdings gibts da viiiiiele Sparten und eben nix Planbares oder so. Wenn man mit Menschen zu tun hat, ist immer "Überraschung" vorgeplant.
Im Grunde wäre ich (so gedanklich) gerne Tierpfleger oder sowas. DAS würde mich glaub ich erfüllen, aber erstens ist der Zug neue Ausbildung für meine Verhältnisse längst abgefahren und 2. finanziell ect nicht machbar. Da ich verbeamtet bin, hab ich natürlich so jetzt auch einen sicheren Job. Bei uns gibts grds schon viele Veränderungsmöglichkeiten, aber die müssen auch mit dem Privatleben vereinbar sein. Und da ich ein kleines Kind und noch nen Hund habe und wegen Kind in Teilzeit arbeite, muss man natürlich auch realistisch schauen, wo da Möglichkeiten sind. Keine Ahnung, ich kann Dir nur sagen, dass ich auch oft hadere, ob ich das rRchtige mache und deine Gedankengänge ziemlich gut nachvollziehen kann.

Würde es Dir vielleicht helfen es aus der Sicht zu betrachten, dass Du ja auch was Gutes tust? Ich mein Ergo ist ja wichtig , du arbeitest mit Menschen, denen es hilft und leistest so ja auch einen nicht zu unterschätzenden Beitrag an anderen!

Wie gehst Du generell mit dem Thema Ungeduld um? Ich hab leider auch keine Antworten zu deinen Fragen, weil ich vieles auch so sehe und bei mir ähnlich einschätze und ich mir Deine Fragen auch öfter stelle.

LG Nadine
Zuletzt geändert von HavaNads am Sa Nov 03, 2012 16:32, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Enttäuschung

#5
Hallo Nadine,

manchmal will ich mich gar nicht entwickeln ;-) Also so ganz stimmt das auch nicht. Klar will ich mich entwickeln, aber ich hab das Gefühl, dass von mir zu viel Entwicklung in zu kurzer Zeit verlangt wird. Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich nicht mitkomme.

Ja, es ist eben das Finanzielle, was mich abschreckt. Wäre das Geld nicht... Ich mein, ich verdiene im Moment auch nicht besonders viel, aber immerhin weiß ich wie viel ich hab.
Oh ja, mit Tieren, das wäre schön! Das wäre auch genau mein Ding, aber das kann man ja sowieso vergessen! Ich hab mich vor meiner Ergo Ausbildung umgesehen, aber das, was mir wirklich Spaß machen würde, da verdien ich nichts.

Ich habe heute überlegt, ob ich einfach mal irgendwo während meines Urlaubs ein Praktikum machen soll. So könnte ich gucken, ob mir etwas Anderes besser liegt, bevor ich mich blind irgendwo reinstürze.
Ich habe heute mit einer guten Freundin darüber gesprochen. Ihr gehts da ähnlich. Sie ist sich auch nicht sicher, aber sieht alles viel entspannter.

Ungeduld ist ein schwieriges Thema. Noch gehe ich da gar nicht wirklich mit um, weil mir jetzt erst auffällt, dass ich wirklich ungeduldig bin. Das war mir früher gar nicht bewusst. Ich dachte immer, ich wäre sehr geduldig, ist aber irgendwie überhaupt nicht so. Ich halte die Ungeduld manchmal aus, halte mich stark zurück, aber bin dann natürlich noch unruhiger. Wie ist es bei dir?

Hm, naja, ich sollte anderen helfen, habe aber das Gefühl, dass ich inkompetent bin und nichts leiste. Ich halte wenig von dem was ich tue und kann keine Erfolge erkennen. Da stört eben mein mikriges Selbstbewusstsein, meine Ungeduld und mein Perfektionismus. Daher glaube ich immer, dass die Patienten bei mir nicht gut aufgehoben sind, ihre Zuzahlung umsonst bezahlen und bei anderen Therapeuten eine Therapie sinnvoller wäre. Ich schreibe mir jeden Abend auf, was gut lief am Arbeitstag, um eben nicht nur meine Fehler zu sehen. Aber noch hat das wenig Erfolg.

LG

Re: Enttäuschung

#6
Hey!

Wie ich damit umgehe? Ich rege mich regelmäßig selbst darüber auf... :lol: Hm.. für mich ist es irgendwie auch nicht einfach aus meiner Haut zu kommen,auch wenn ichs immer wieder versuche. Ich schätze ich bin meine bester Lebensaufgabe;-)

Ich finds gut, dass Du Dir das notierst, damit Du nicht der notorische Schwarzseher bist! Wobei...kannst Du das objektiv beurteilen?? Ist ja immerhin im Rahmen des Möglichen, dass Du die bester Ergotherapeutin der Welt bist, es aber selbst niemals so sehen würdest/könntest. Bekommst Du Feedback oder hast die Möglichkeit Feedback zu bekommen? Man liest schon ziemlich raus, dass Dein Selbstbewusstsein nicht das Beste ist. Ich denke DAS ist das Problem, nicht der Job.

Allerdings finde ich es super, dass Du ein Praktikum im Urlaub erwägst! Respekt. Mach das doch ruhig. Was würdest Du da anstreben, wenn Du was aussuchen könntest? Manchmal hilft ja auch schon einfach ein Blickwinkelwechsel, die Dinge hinterher anders zu bewerten. Und dennoch wäre es auch eine Chance vielleicht neue Chancen zu ergreifen! Ich finds jedenfalls cool, dass Du Dir da so viele Gedanken machst.

Machst Du Ergo bei Erwachsenen oder Kindern? Oder beides? Habe eine Freundin, die in Sachen Ergothera selbstständig ist und hauptsächlich mit Kindern arbeitet (oft Authismus ect). Es ist wirklich ein sehr verantwortungsvoller und wichtiger Job! Und ich würde glatt drauf wetten, dass Du wahrscheinlich SUPER darin bist, ohne es selbst zu sehen;-)

Muster zu durchbrechen ist wirklich schwer,m egal in welchem Bereich. Das weiß ich selbst auch sehr gut... dennoch denkeich, selbst wenns sowas wie ein Langzeit-oder Lebenszeitjob ist, mit der Arbeit an sich selbst, so lohnt es sich doch trotzdem! Allein, dass die ES-Zeit sowas von hinter mir liegt, zeigt, dass sich da jeder Weg lohnt, egal wie lang und wie kurvig oder wie steil!

Bist Du mal in Therapie oder so gewesen? Oder bist Du noch?

LG Nadine
Zuletzt geändert von HavaNads am Mo Nov 05, 2012 21:33, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Enttäuschung

#7
Hi Nadine,

danke für deine Antwort. Du tust mir gerade richtig gut!

Ich glaube, es ist auch nicht leicht sich zu verändern und erst recht nicht, wenn man eine bestimmte Erwartung hat. Und Kurven zu gehen ist auch manchmal gar nicht schlecht, da hast du schon recht. Hast du die ES allein besiegt oder warst du in Therapie? Welche Baustellen hast du jetzt noch, die du definitiv noch beseitigen willst, also fern von einer Lebensaufgabe?

Hm, ja, da könntest du Recht haben mit dem Selbstvertrauen. Hin und wieder bekomme ich Feedback. Aber eher selten. Das ist leider etwas, was immer überall zu kurz kommt finde ich. Ich habe anfangs Feedback bekommen nach einer Urlaubsvertretung. Ich hab auch noch nie wirklich Kritik abbekommen und die Patienten kommen auch alle zu den Terminen. Das sollte mir ja eigentlich zeigen, dass das soooo schlecht nicht sein kann was ich da fabriziere. Aber mein Pessimismus hat natürlich auch dafür eine passende Ausrede: Es ist reine Höflichkeit, dass die nichts sagen. Und ich wüsste nicht wie ich das umschiffen kann. Denn wenn ich direkt frage, dann ist es irgendwie "fishing for compliments", das kann ich noch schlechter annehmen als wenn ich es spontan gesagt bekomme. Bin ja auch immer allein mit den Patienten. Da ist es schwer Feedback zu bekommen. Letztens hat mir einer gesagt, es wäre sehr angenehm wie viel Ruhe ich ausstrahle. ha....Wenn der wüsste wie es in mir drin aussieht :-D
Ich habe erst im September die Arbeitsstelle gewechselt, weil ich dachte, dass der Chef zu viel Druck macht. Der hatte auch eine hohe Erwartung, das meinte er selbst auch. Da war alles Gute eben selbstverständlich und alle Fehler wurden aufgetischt. Ist vielleicht für nen Berufsanfänger ein etwas blöder Einstieg. Ich habe erwartet weniger angespannt zu sein. Bin ich aber nicht. Es wird mit jedem Tag schlimmer.

Danke für dein Kompliment. =)
Ich arbeite mit Kindern und neurologisch erkrankten Erwachsenen. Ich liebe Kinder und ich spiele gern mit ihnen. Aber es geht ja eben nicht ums Spielen, sondern ums Lernen und da weiß ich nicht, ob das alles so richtig ist. Aber mit Kindern arbeite ich auch erst seit zwei Monaten.

Ja, ich bin noch in Therapie. Das ist ja der Grund, weshalb ich so enttäuscht bin, dass ich nicht weiter gekommen bin seit ich in der Klinik war. Ich musste jetzt erst die Therapeutin wechseln. Von ihr kam auch der Vorschlag mit den positiven Dingen aufschreiben ;-)

LG

Re: Enttäuschung

#8
Hey Juliana!

Jep, Du bist definitiv so ungeduldig wie ich;-) Die letzten beiden Sätze hätten auch von mir sein können^^

Und Du hast Recht: Lob kriegt man in der Tat überall zu wenig. Wen wunderts dann, dass die meisten Mitarbeiter unmotiviert sind, wenn sie wissen, dass nur das Negative angesprochen wird. Ist bei uns auch meist so.Und wenn dann tatsächlich mal kommt: "Gut gemacht oder so", dann denkt man gewohnheitsgemäß erstmal: Will der mich jetzt verarschen? Oder ist das Sarkasmus?

Ich wette nach wie vor, dass Du deinen Job tatsächlich super machst und es dir selbst gegenüber nur nicht eingestehen kannst oder das halt momentan tatsächlich nicht so siehst. Das hat vermtl. auch was mit dem Streben nach Perfektion zu tun. Nur wenn man ALLES kann und ALLES weiß, dann ist man auch gut, nicht? :-) Ich denk auch manchmal so, habe mich davon aber trotzdem auch verabschiedet vom Verstand, weil es mal schlichtweg nicht möglich ist, alles zu können oder zu wissen... Ist auch nicht Sinn der Sache, denn dann würde man ja auch nie was dazulernen können.

Meine Baustellen? Oh je, wo soll ich anfangen. Da sind so einige derzeit. Ist momentan eine eher schwierige Zeit und Du weißt ja wie es mit der Geduld so ist...ich gesteh mir ja auch oft nicht ein, dass es einfach Zeit braucht, sich an gewisse neuen Umstände einfach erstmal zu gewöhnen. Nö, ich möcht ja am liebsten immer alles zackzack im Griff haben (auch wenn ich weiß, dass das nicht funktioniert). Das ist mein Kontrolldenken und daraus resultiert vermtl. auch mein allgemeiner Pessimismus, immer glkeich erstmal vom Schlimmsten auszugehen. Dann wird man nicht enttäuscht. Und wenn man dann mal einmal nicht vom schlimmsten ausgeht, wird man am Ende doch enttäuscht. Tja und dann liegt es wieder an einem selbst, seine Lehren daraus zu ziehen, OHNE aber irgendwie verbittert zu werden. Das will ich ja nun auch nicht.

Baustelle 1: Liebesenttäuschung verarbeiten und abschließen. Bin auf dem Weg und werde mich auch nicht weiter verarschen lassen. Das Problem ist, das sowas Zeit braucht und jaaaa...die Geduld...aber ich bin auf dem Weg mich ausschließlich auf meinen Sohn und mich selbst zu konzentrieren, auf unser Leben, denn das zählt für mich. Mein Sohn und ich. Soll der andere Part zu der Story zusehen, wie er selber klarkommt. Der hatte alle Chancen und hat sie alle vergeigt, also ist irgendwann mal Ende und das ist jetzt.

Baustelle 2: Verhältnis zum Kindvater mittels Beratungsstelle ect. auf eine Basis kriegen, die der Elternbasis entspricht und nicht diesem Drama der letzten Monate (der ist allerdings nicht mit Baustelle 1 gemeint). Das ist in Arbeit, habde mich zur Beratung angemeldet und auch auf meiner Arbeit Dinge in die Wege geleitet, um den Umgang und die Absprachen ect. so zu regeln, dass ich weder dauernd der Sündenbock bin für meinen Ex, noch ich im Dauerstress bin. Ich kann nämlich langsam nicht mehr auf egal welchen Stress.

Baustelle 3: Mein Hund. Leider muss ich mich mit dem Gedanken anfreunden, ihn evtl. abgeben zu müssen, da ich Job ,Kind und Hund sehr schwierig unter einen Hut bekomme, sich der Ex nicht mehr um den Hund kümmert und ich mir dauerhaft keinen Hundesitter leisten kann. Da mein neues Lebensplanungsmodell letzte Woche zusammenbrach und ich jetzt ein neues Konzept erarbeiten muss, ist das auf jeden Fall eine Sache, mit der ich mich irgendwie auseinandersetzen muss...mach ich echt nicht gerne, aber ich bin kein Mensch, der vor Tatsachen wegrennt und sich nicht stellt. Man wird sehen..


Baustelle 4: Mutter-Kind-Kur. Wurde mir vom Doc angeraten und darum werde ich mich auch noch kümmern. Nächste Woche ist die Beraterin des Müttergenesungswerks wieder aus dem Urlaub zurück und dann mach ich erstmal mit der einen Termin

Baustelle 5: Arbeit. Nach Elternzeit, Trennung vom Ex, Umzug ect. bin ich auch noch auf ner neuen Dienststelle gelandet, weil das organisatorisch mit Krippe ect. einfacher fürmich ist. Ich arbeite nach 1,5 Jahren Abwesenheit (Mutterschutz/Elternzeit/Resturlaub) jetzt wieder auf 22 h Basis. Leider bin ich durch den ganzen anderen Stress oder Dauerstress auch andauernd irgendwie von Infekten geplagt und insgesamt kommt mir Arbeiten im Moment echt nur aus lästiges Übel vor. Gut, wen wunderts, meine Aufmerksamkeit kann nicht überall liegen und das ist halt das, was hinter runterfällt. Ich bin wirklich nicht blöd und ich habe auch selten Probleme mit Leuten auszukommen ect (kein Mensch würde bei mir manchmal vermuten, was im Kopf rumgeht, wenn er mich erlebt), aber ich fühle mich auf der neuen Dienststelleeinfach noch nicht sonderlich wohl. Erstens weil es echt doch schwieriger ist, sich in viele Materien wieder einzufinden, wenn man über ein Jahr weg war und auch weil es schwieriger mit Kind ist und ich jetzt ganz andere Sachen um die Ohren hab, als vorher. Da konnte man sich auf Arbeit ganz anders konzentrieren. Da konnte man vor dem Nachtdienst noch schlafen oder sowas. Heute fast immer ein Ding der Unmöglichkeit. Das Leben ist total anders, aber man soll in allen Rollen super funktionieren (diese Erwartung hab ich an mich selbst ja auch irgendwie) ... naja auf jeden Fall ist es schwierig im Moment. Es ist irgendwie alles too much , aber ich kämpfe und mich hat auch noch nix untergekriegt bislang. Kann ich mir mit Kind auch nicht leisten!
Deshalb heißt es: Auf sich selbst aufpassen. Und das werde ich.

Und das wichtigste ist: Ich hab echt nen richtig coolen Sohn und ich hab echt die coolsten Freunde. Wenn das nicht wär...keine Ahnung, was dann wär.. also Du siehst: Ich kann auch das Positive mal werten;-))

Zur ES-Zeit hab ich mir nen Thera gesucht. Sogar schon recht zu Anfang. Die beste Entscheidung ever! War zwar trotzdem anstrengend, aber die Tatsache, dass ich mit dem ganzen Mist im Moment nichtmal an ES oder so denke, sagt mir: Ich habs geschafft und ich bin saufroh. Und das Rauchen lasse ich grad auch. Ok, Tag 2, aber da sehe ich kein Problem. Wenn ich erstmal wieder aufgehört habe, dann bin ich motiviert;-)

LG Nadine

Re: Enttäuschung

#9
Hi Nadine,

wow, da hast du ja eine ganz schöne Menge, an der du arbeitest. Geduld ist da tatsächlich das beste und schwerste Stichwort. Alles auf einmal kann man da gar nicht bewältigen und erst recht nicht von heute auf morgen. Zur Zeit scheinst du sehr im Umbruch zu sein, aber es klingt sehr viel Wille durch, sodass du dein Ziel oder deine Ziele sicherlich erreichen wirst. Wenn auch vielleicht nicht in dem Tempo, das dir lieb wäre.
Hast du eigentlich einen positiven Ausgleich zu dem ganzen Stress?

LG

Re: Enttäuschung

#10
Huhu!

Ich hab irgendwie das Gefühl, seit Jahren im Umbruch zu sein... :roll: ich weiß auch nicht. Vielleicht such ich mir tatsächlich immer komplizierten Kram, damit mir nicht langweilig wird (also unbewusst) oder das Leben hat Großes mit mir vor und bereitet mich langsam drauf vor :lol: 8)
Ausgleich? Hm..ne im Moment nicht wirklich. Bislang war immer die Liebe aus Baustelle 1 mein Ausgleich. Allerdings frage ich mich inzwischen, ob das tatsächlich einer war, oder eher ein zusätzliches Problem. Hm...ne aber zu dem anderen ganzen Kram war das schon ein schöner Ausgleich. Tja und nu...nu muss ich mir da wohl irgendwo anders Ausgleich suchen. Nur hab ich gar keine wirklich e Zeit. Mein Plan ist also, wenn das ander mal so langsam in der Reihe ist, mir bewusst öfter mal was gutes zu tun. Beispielsweise habe ich hier Laufschuhe stehen, die noch nie den Boden draussen gesehen haben;-) Oder halt mal wieder schwimmen (ich stellte fest ich kanns noch ganz gut^^) Ich hoffe, dass wenn ich nen festen Dienstplan habe, auch einfach regelmässig planbarer zu sein und mir dann auch selbst Termine mit mir machen zu können. Für was schönes.

Und bei Dir?Kannst Du Dir Ausgleich schaffen? Und wenn ja, wasmachst Du und wie machst Dus?

LG Nadine

Re: Enttäuschung

#11
Hey Nadine,

vielleicht fühlt es sich auch nur so groß an bzw du hast das Gefühl seit Jahren im Umbruch zu sein, weil die kleinen Dinge nicht auffallen?

Wie bekommst du denn alles in eine Reihe? Also ich mein, wenn du sagst, dass das schon Jahre so geht, wann ist denn dann Zeit? Es kommt ja sicher immer irendwas dazu... Naja, aber ab und zu gehst du ja schwimmen, ist ja schonmal was =)

Also jein, ich gehe seit neustem zweimal in der Woche zum Reiten. (Aber ich hab auch noch kein Kind ;-) ) Da stell ich mir leider oft selbst ein Bein, weil ich gerne glaube, dass mich da keiner haben will, auch wenn ich dafür keine "Beweise" habe- Früher bin ich joggen gegangen. Das war super!! Wenn man einfach den ganzen Körper spürt und danach war ich einfach mal entspannt. Herrlich! Das schaff ich nichtmal mit reiten. Aber geht aus gesundheitlichen Gründen leider nicht mehr. Also so ideal ist das alles auch noch nicht. Aber da harperts ja hauptsächlich, wie du schon sagst, am Selbstbewusstsein. Danke übrigens dafür. Du hast mich da wirklich zum Nachdenken gebracht und mir Mut gemacht. Selbstbewusstsein kann man verbessern, das hat nichts mit mir an sich zu tun. Das kann ich ändern und in dem Job doch noch glücklich werden. =)

LG

Re: Enttäuschung

#12
Hi Nads,

ich habe gerade Deinen letzten Beiträge gelesen. (Man liest ja recht wenig Persönliches von Dir hier in letzter Zeit). Das ist ja schon immens viel, was Du gerade um die Ohren hast. Ich bewundere das echt, wie Du Dich da durchbeißt, und alles irgendwie auf die Reihe kiregst, und alle Rollen ausfüllst....

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Enttäuschung

#14
Huhu!

Ne das täuscht im Grunde nicht. Ich muss und ich will funktionieren und irgendwie das Beste rausholen! Klaro (!) hab auch ich meine Einbrüche, meine Zweifel (mehr als genug) aber ich kann trotzdem sagen, dass ich immer gekämpft habe , es auch irgendwie so gewöhnt bin (zum Glück ) und auch weiter kämpfen werde. Ich weiß, dass es das wert ist und deshalb gebe ich auch nicht auf. Und ausserdem mache ich das ja nicht nur für mich, sondern auch für den kleinen Frechdachs in der Signatur!

Ich schreib dazu nochmal ausführlicher, wenn ich Zeit hab;-)

THX für Eure Worte!!