Oma hat Krebs

#1
Hi...

ich bin total kaputt, müde und traurig. Meine Oma kämpft seit über einem Jahr mit einer sehr aggressiven Art von Krebs. Sie hat dadurch schon ihr Auge verloren. Sie will nicht sterben und kämpft. Die Ärzte haben gesagt, dass es ein Wunder ist, dass sie noch lebt. Die ganze Familie ist im Streit deswegen. Es hat sich etwas beruhigt, weil meine Oma jetzt in einem Heim ist. Zu Hause ist die Versorgung nicht mehr möglich gewesen. Die Wunde blutet ständig und es ist wahrscheinlicher, dass sie verblutet, als dass der Krebs sie auffrisst. Heute war ich bei ihr und sie liegt nun im Bett und kann nicht mehr aufstehen. Sie sieht grausam aus. Ich hab es die ganze Zeit so verdrängt und jetzt kommt es mit einem Schlag. Ich hatte solche Angst in ihr Zimmer zu gehen und hab vorher schon geheult. Im Zimmer war ich lustig, hab Fotos gezeigt und erzählt mit meiner Oma. Auch sie hat Späße gemacht. Omas gehts ja immer gut.... Obwohl sie heute schon gesagt hat, dass es ihr nicht so sehr toll geht. Es ist so schrecklich ihr beim Sterben zusehen zu müssen und nichts tun zu können. Der Krebs ist nicht mehr therapierbar. Ich kann zu Hause nicht darüber reden, ich hab da so eine Blockade. Drüber schreiben geht, weshalb ich es hier tue. Vielleicht gibt es ja jemanden, der sowas schon durchmachen musste und weiß wie man am besten damit umgehen lernen kann. Ich hab im März erst meinen Opa verloren. Allerdings hatte ich zu ihm nicht so ein enges Verhältnis, weshalb ich das relativ leicht verarbeiten kann. Es tut nur einfach so weh. Ich wünschte es wäre vorbei, auch wenn ich meine Oma nicht gehen lassen will. Aber so ist es einfach nur schrecklich... :cry:

Re: Oma hat Krebs

#2
Liebe Juliana,

es tut weh deine Zeilen zu lesen. Ich habe so eine Situation in dieser Art noch nicht erlebt, aber anders. Meine Oma hatte Altersdemenz, und da gab es auch kein Heilmittel.
Ich bewundere die Stärke deiner Oma zu kämpfen, Omas sind stark! Auch wenn sie irgendwann diesen Kampf verlieren wird.
Ich kann dir in diesem Sinne nur sagen: "Geniesse die Zeit, die du mit ihr noch haben kannst. Auch wenn es dir weh tut, sie weiss das!"

Ich drück dich ganz doll,
Pablo

Re: Oma hat Krebs

#3
hallo juliana!

erstmal, nach deiner überschrift nach, tut es mir sehr sehr leid, dass deine omi krebs hat!
ich kann echt total nachvollziehen wie es dir nun gehen muss, bzw welchen kampf deiner oma noch bevorsteht....
ich hab meine oma auch erst vor fünf jahren zu weihnachten mit nur 56 jahren verloren (dieses jahr, werden es fünf jahre... ist echt ein wahnsinn wie die zeit vergeht - mir kommt es vor als wäre es erst gestern gewesen).....
sie hatte ein einhalb jahre gekämpft, operationen über operationen über sich ergehen lassen müssen. eine narbe mit knapp 60 haft vom hals bis zum scharmbereich (diese narbe wurde fünf mal aufgemacht um die operationen durchführen zu können) sie war sehr sehr tapfer... doch leider hat sie es nicht geschafft...
vor knapp fünf monaten haben die ärzte nun auch bei meinem opa (er ist 66 jahre alt) leber und lungenkrebs diagnostiziert. leider ist keiner der beiden operierbar. in der lunge sitzt der so blöd, dass er an der hauptschlagader und am herzen angewachsen ist.....
er hat nun chemo vor sich, und diese zeigt gott sei dank erste erfolge. sein tumor ist zwar nur sechs mm zurück gegangen. (er ist insgesamt 8,5 mal 7,5 cm groß) aber er kämpf....
wenn mir nun auch noch mein opa genommen wird, dann versteh ich die welt nicht mehr. das würde sehr sehr schwer für mich werden. ich bin nämlich bei den beiden aufgewachsen...

so aber nun genug von mir... ich wollte dir einfach sagen, dass ich weiß wie es dir nun geht. und welche gefühle, gedanken und ängste du hast...
Juliana hat geschrieben: Heute war ich bei ihr und sie liegt nun im Bett und kann nicht mehr aufstehen. Sie sieht grausam aus. I
auch das kann ich sehr gut nachvollziehen. durch meine ausbildung hab ich in verschiedensten bereiche (unter andrem im pflegeheimen, krankenhäuser, palliativstationen, etc) zwei monatliche praktikas gemacht.
ich hab da auch so einiges gesehen, wo einem der atmen stockt.
und vor allem ist es doppelt so hart, wenn es ein angehöriger, ein lieber mensch ist, der einem sehr viel bedeutet...
Juliana hat geschrieben:Die ganze Familie ist im Streit deswegen.
auch das kenn ich leider nur zu gut aus eigener erfahrung.... bei uns gehts zu hause auch so zu.... wenn es meinem opa nicht gut geht (ist oft vom wetter, von den schmerzen, und von seinem gemüt abhängig - bei ihm ist nun vieles psychisch geworden) dann gehts zu hause auch nicht so gut.... jeder zickt sich an...
Juliana hat geschrieben:Ich hab es die ganze Zeit so verdrängt und jetzt kommt es mit einem Schlag. Ich hatte solche Angst in ihr Zimmer zu gehen und hab vorher schon geheult.
auch das kenn ich mit der angst... war bei meiner oma auch so, als wir sie besucht haben im kh, vor ihrem tod.... ihr ganzer körper war nur noch haut und knochen. ihre rehbraunen augen haben mich angesehen.... es war schrecklich.... die augenhöhlen ... ach gottchen ich darf da gar nciht mehr dran denken. mir läuft schon die gänsehaut über den rücken.... ich hab nie angefangen ihren tod zu verstehen, zu verarbeiten und zu trauern...
es ist sehr sehr schwer.... ich weiß...
Juliana hat geschrieben: Im Zimmer war ich lustig, hab Fotos gezeigt und erzählt mit meiner Oma. Auch sie hat Späße gemacht. Omas gehts ja immer gut.... Obwohl sie heute schon gesagt hat, dass es ihr nicht so sehr toll geht.
und das ist gut so! genieße die letzte zeit mit deiner omi!!!! zeig ihr, dass du sie lieb hast, das du für sie da bist. verbring einfach die zeit mit ihr. das hilft. auch für sie. zu wissen, dass sie nicht allein ist.

auch das mit dem späße machen kenne ich... aber ich hab mich so verhalten, weil ich nicht wollte das die andren alle mitbekommen, dass es mir scheiße damit geht. mit der situation und den gedanken meine oma mal das letzte mal gesehen zu haben.
aber glaub mir. meine oma hat das gespürt das es mir nicht gut geht. und deine wird das auch spüren. nur sie wird sich vll nicht trauen mit dir darüber zu reden. oder dich zu fragen. viel, so wie ich es kennen gelernt habe von der arbeit her, haben angst über das ende nachzudenken... und einigen macht das gar ncihts aus, und wollen drüber reden.
einfach einsteigen. erzählen lassen,.....
Juliana hat geschrieben:Es ist so schrecklich ihr beim Sterben zusehen zu müssen und nichts tun zu können.
auch das kenn ich... meine oma konnte die letzten monate nichts mehr essen und trinken. sie erbrach sich schon nach jedem noch so kleinen schluck.... sie wurde dann schon vollgepumpt mit morphium...
es war für mich auch keine leichte zeit mitansehen zu müssen wie sie dahinvegitiert, immer dünner und dünner wird. immer mehr an kraft abbaut und schlussendlich wirklich nur mehr im bett liegt und atmete. und auch da hat man sich gedacht, ach scheiße, lebt sie noch...

ich war bei vielen leuten dabei und hab die hand gehalten auf dem weg zu dem letzten atemzug.... auch wenn man denkt sie bekommen das eh nicht mit...
viele menschen bekommen das alles noch mit und sind dankbar (auch wenn sie es nicht zeigen können) dass sie den weg nicht allein gehen müssen. das jemand da ist, der den weg (sei er steinig, oder auch erlösend) mit einem geht.
Juliana hat geschrieben:Ich kann zu Hause nicht darüber reden, ich hab da so eine Blockade. Drüber schreiben geht, weshalb ich es hier tue.
bei mir ist es so, dass ich zu hause dadrüber nicht reden WILL.... ich mag nicht das die wissen das es mir damit immer noch nicht gut geht... das ist der grund warum ich das fünf jahre verdrängt habe und immer noch verdränge.... in zwischen kann ich darüber aber auch schon etwas schreiben... aber ich muss aufpassen was ich schreibe. sonst kommen die bilder und die gedanken und gefühle wieder hoch und das ist nicht gut...
deshalb bitte, wenn du etwas los werden willst, hast du es schon richtig gemacht. einfach raus damit. einfach aufschreiben!
Juliana hat geschrieben: der sowas schon durchmachen musste und weiß wie man am besten damit umgehen lernen kann.
ich kann dir leider keine tipps oder eine anleitung geben.. denn jeder mensch trauert oder verarbeitet es auf eine andre weise...
ich kann dir nur sagen, wie es bei mir war,...
als wir in der kirche gesessen sind, mein cousin und ich haben sich nur angesehen und sich gedacht, die haben doch einen vogel. die heulen da alle rotz und wasser... das ist ja so peinlich.... am liebsten wären wir rausgegangen...
er wollte hart bleiben. er wollte zeigen das er schon ein mann wird.... damals war er erst 12 jahre alt...
doch dann ganz ganz ganz am schluss, beim grab, ist es über ihn gekommen, er hat die tränen zugelassen und rausgelassen und das war gut so!
mein onkel (sein vater) zb. hat nie geweint, nie wenn jemand anwesend war... er ist dann immer in den garten in sein kellerstüberl gegangen und hat das bild von oma (seiner mama) rausgeholt, ne kerze angezündet und ist einfach still und leise dortgessesen. und wenn eine träne rausgekommen ist, dann hat er es zugelassen....
glaub mir, das schlechteste was du machen kannst ist sie zu verstecken oder zu verdrängen...
genau das problem hab ich nämlich damit...
Juliana hat geschrieben:Ich hab im März erst meinen Opa verloren.
das tut mir sehr sehr leid!
Juliana hat geschrieben:Es tut nur einfach so weh. Ich wünschte es wäre vorbei, auch wenn ich meine Oma nicht gehen lassen will.
ja... das habe ich mir für meine oma auch gewünscht... einfach das leben los lassen zu können.. doch solange sie noch denkt, sie hat noch nicht alles erledigt, sie kann noch nicht gehen, sie wartet noch auf etwas oder jemand, konnte sie nicht...
und auch bei mir war das so wo ich gedacht hab: bitte lieber herrgott, lass es doch aufhören ihr leiden. nimm sie auf zu dir, erlöse sie von den schmerzen... doch auf der andren seite hab ich zu ihm gebetet: bitte nimm sie mir noch nicht, ich brauch sie ja, ich werd sie ja vermissen, was mach ich ohne sie etc etc...
es ist sehr sehr schwer... es tut weh sie leiden zu sehen, und trotzdem will man sie nicht verlieren...

wenn du darüber sprechen magst, einfach bescheid sagen. ich werd so gut es geht zuhören und "tipps" geben, oder einfach nur da sein. ja?

ich wünsch dir viel viel kraft!

glg

Re: Oma hat Krebs

#6
Liebe Juliana
einen lieben Menschen zu verlieren ist nie einfach. Egal, ob alt oder jung, egal ob wegen Altersschwäche, Krankheit oder Unfall, der Verlust eines geliebten Menschen schmerzt immer.
Das Bild, das du jetzt von deiner Oma gewinnst, prägt sich in dir ein. Doch achte darauf, dass du auch das andere Bild, das der gsunden Oma in guter Erinnerung behältst. Deine Oma scheint eine Kämpferin zu sein. Sei stolz auf sie. Sie möchte euch (und auch sich) trotz der Widerwärtigkeiten am Schluss ihres Lebens noch eine Weile um sich haben. Sie will sich wohl würdig verabschieden können von euch. Mit allen nochmals intensiv Zeit verbringen. Dass du mit ihr Fotos anschaust und ihr euch Geschichten und Anekdoten erzählt, ist eine sehr gute Idee.

Wie du lernen kannst, damit umzugehen, da kann ich dir auch keinen Rat geben. Wie Broken Wings schon gesagt hat, trauert jeder Mensch anders. Finde du die Weise, wie du mit dem nahenden Verlust umgehen kannst. Manche Menschen wollen wie schon erwähnt damit allein sein, andere suchen sich jemanden zum reden, zum zuhören, wieder andere gehen oft in die Kirche usw. Du musst einfach eins wissen: KEINE dieser Arten von Trauer ist FALSCH!

Vielleicht hilft es dir, wenn du vesuchst zu akzeptieren, dass der Tod ein Teil des Lebens ist, dazu dazugehört. Wir wissen nicht, welche Lebensdauer uns zugedacht wurde und wie wir einst sterben werden. Ich meine, das ist auch gut so.
Du hast eine sehr tiefe Bindung zu deiner Oma. Freue dich, dass ihr beide das Glück habt und hattet, einen Teil des Lebensweges gemeinsam gehen zu dürfen. Freue dich an den Stunden, die ihr gemeinsam verbracht habt und noch verbringen werdet und trauere nicht schon jetzt den Stunden nach, die ihr einst nicht mehr zusammen verbringen könnt.
Dies könnte dir den Verlust vielleicht etwas leichter machen.

Auch wenn es deiner Oma möglicherweise immer schlechter geht, besuche sie trotzdem und geniesse noch jede Minute, die ihr gemeinsam erleben könnt. Ich wünsche dir dabei alles Gute und viel Kraft.

Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Oma hat Krebs

#7
Hallo ihr lieben,

Pablo,
ja, es wird das beste sein die Zeit mit ihr zu genießen, die noch bleibt, obwohl das echt verdammt schwer fällt positiv an die Sache ranzugehen.


Broken Wings,
es tut mir leid, dass du auch schon Familienmitglieder verloren hast. Und dann auch auf so eine grausame Art und Weise. Dennoch bin ich froh und dankbar, dass du geantwortet und mir dein offenes "Ohr" anbietest.
Ich hoffe, dass dein Opa Kraft genug hat weiter gegen den Krebs zu kämpfen und es ja vielleicht sogar schafft. Möglich ist es ja, mir hat letztens erst eine Bekannte von der Heilung ihres Vaters erzählt, auch Krebs. Ich drücke ihm bzw euch ganz fest die Daumen, dass ihr die schwere Zeit meistert!

Bist du Krankenschwester? Klingt so. Ich selbst bin seit August letzten Jahres Ergotherapeutin und habe mich sowohl während der Ausbildung als auch in den vergangenen Monaten mit leben und sterben beschäftigt. Ich hab viel in der Geriatrie gearbeitet und mir ist dort auch der Tod begegnet. Aber da hab ich es als weitaus weniger schlimm erlebt. Es war eben so. Ich hatte emotional genug Abstand zu den Personen. Jetzt bei meiner Oma hab ich das Gefühl, ich kann das was ich über den Umgang mit dem Tod gelernt hab, überhaupt nicht umsetzen. Die Gefühle sprudeln so aus mir raus, wenn die Blockade erstmal weg ist. So wie jetzt, wo ich eben allein bin.

Deine Familie ist auch im Streit? Ich habe schon oft mit meiner Cousine gesprochen darüber. Wir finden es irgendwie traurig, dass so eine Situation nicht eher zusammenschweißt als dass sie die Familie spaltet. Das macht doch eigentlich alles noch schwerer und ja auch für Oma nicht leichter.

Beschäftigst du dich denn noch mit dem Tod deiner Oma?
Ja, meine Oma sieht auch nur noch aus wie Haut und Knochen. Sie selbst meinte zu mir: Ich hab schon mindestens *kg abgenommen. Dabei hat sie vorher schon maximal *kg gewogen.

Es fühlte sich so falsch an, als ich bei ihr war und rumgespaßt habe. Ich hatte das Gefühl sie anzulügen, weil ich ihr eigentlich nur um den Hals fallen könnte um zu weinen. Aber das will ich ihr nicht antun. Ich würd ihr so gern sagen, dass ich sie lieb hab, aber es kommt einfach nicht über meine Lippen. Ich würde dann sofort anfangen zu weinen.
Im Moment sind wir alle immer mal wieder bei ihr. Sie ist quasi nie wirklich allein, immer nur für ein paar Stunden und nachts. Auch das fühlt sich so komisch an. Vorher war ich nie so oft bei ihr. Ich hab ihr hin und wieder einen Brief geschrieben und nach der Schulzeit hab ich sie nur ein oder zweimal im Jahr gesehen. Ich hab damals schon gedacht, du musst mehr hin, sie lebt JETZT. Aber im Endeffekt hab ichs dann doch nie gemacht, weil es ja auch um die 75 km zu fahren sind. Und mein Leben war so voll, ich schäme mich, dass ich nicht genug Zeit für meine Oma hatte. Vorwürfe bringen nichts und ich weiß, dass auch das zum Abschiednehmen dazu gehört, aber wie gesagt, es rollt so über mich weg und ich kann das nicht kontrollieren.

Ich weiß nicht, ob ich nicht reden kann oder wie du, ob ich es nicht will. Ich will nicht, weil mein Freund mit sowas immer maßlos überfordert ist und dadurch ist bei mir sowieso schon eine Blockade eingebaut. Und meine Mutter, naja, sie redet gern von sich und ihren Gefühlen, da bleibt für mich kein Platz, weshalb ich auch da glaube ich nicht will. Mein Vater, der kann zuhören und mit ihm würde ich drüber reden, denk ich... Aber es ist so komisch. Ich will nicht weinen, obwohl ich es ja darf. Weinen macht mir irgendwie Angst, total bescheuert, ich vermeide es. Nur weiß ich, wenn ich es zu lange wegdrücke, dann bin ich innerlich leer und gefühlstaub. So wie nach dem Besuch von meiner Oma. Ich war danach nichts. Ich wollte nicht reden, nicht angesprochen werden, nicht dasein, erstmal für mich. Und wenn ich dann anfange zu schreiben und nachzudenken, dann platzt es raus. Ich hasse das...

Es ist unheimlich wie schwer es mir fällt, mich damit auseinander zu setzen. Bei meinem Opa fiel mir das so erschreckend leicht. Das klingt total blöd. Natürlich hab ich auch um ihn geweint. Auch vorher schon, als er im Krankenhaus lag, wo er ja auch langsam gestorben ist. Aber die Bindung zu meiner Oma ist einfach viel intensiver, obwohl sie weiter weg gewohnt hat. Ich war früher mit meiner Cousine jede Sommerferien da. Wir haben es geliebt. Letztens haben meine Cousine und ich alte Videos von damals angesehen. Meine Güte, als Teeny ist man vielleicht blöd. Wir haben uns für unsere patzigen Antworten und die Selbstverständlichkeit geschämt, mit der wir mit Oma umgegangen sind. Meine Cousine ist da wie ich. Zwar vertrauen wir einander, aber voreinander weinen, das würden wir nie. Jedem von uns ist das erst einmal passiert. Danach nicht mehr.

Ach.... Oma hat das einfach nicht verdient. Sie ist der liebste Mensch auf Erden, hat nie geschimpft, obwohl wir manchmal doof waren, hat Wünsche von den Lippen ablesen können und tat einfach nur durch ihre Anwesenheit unwahrscheinlich gut. Sie ist immer der Mittelpunkt der Familie gewesen. Sie hat sich immer gewünscht, wenn ihre fünf Kinder alt genug sind, dann mit meinem Opa viel zu verreisen und die Welt zu sehen. Aber das durfte sie nicht, weil mein Opa Alkoholiker ist und jetzt inzwischen auch schon ein Pflegefall, allerdings noch körperlich fit. Da macht die Psyche nicht mehr mit, Korsakow denk ich. Sie hat ihr ganzes Leben lang immer nur was für andere gemacht. Manchmal ist sie nach Schweden gefahren zu ihren Schwestern, aber das war´s. Und das finde ich so ungerecht.

Wir haben schon vor einer Weile angefangen ihre Wohnung auszuräumen... Scheußlich.... Ich hab viel Geschirr von ihr bekommen. Sie wollte, dass wir alles verteilen und nichts an fremde Leute oder in den Müll kommt. Aber trotzdem war das so ein ungutes Gefühl. Das kennst du bestimmt auch...
Ich hab so oft von Patienten gehört und sie auch weinen sehen, wenn sie davon erzählten, dass die Wohnung aufgelöst wird und es tat mir auch immer sehr leid. Aber ich hab es (gottseidank) nie SO empfunden...

Danke dir nochmal für deine Hilfe!! Es tut doch irgendwie gut darüber zu schreiben...



Peter,
ja, das ist mir auch wichtig und das war auch irgendwie ein Grund, weshalb ich hin und wieder gezögert habe nochmal zu ihr zu fahren. Tatsächlich ist es auch bei meinem Opa so, dass sich das letzte Bild extrem eingeprägt hat. Ich hab aber meinen Opa nicht vergessen. Und so wird es auch bei meiner Oma sein. Allein durch die Videos kann ich sie mir immer wieder zurückholen.
Vom Verstand her sehe ich das so wie du es beschreibst. Nicht schon jetzt über das weinen, was noch gar nicht ist, sondern sich über das Erlebte freuen. Das versuche ich und ich versuche, sie an meinem Leben weiterhin teilhaben zu lassen. Auch wenn sie heute nicht mehr so darauf eingehen kann wie früher.

Viele liebe Grüße an euch alle!

Re: Oma hat Krebs

#8
hey =)
Juliana hat geschrieben:es tut mir leid, dass du auch schon Familienmitglieder verloren hast.
dankeschön...
joa... ein halbes jahr bevor meine oma gehen musste, hab ich noch meinen freund und dessen Bruder (also meine Schwager) bei einem Autounfall verloren.... 24 und 21 jahre waren sie.... ) man sieht.... viele haben mich schon verlassen...
Juliana hat geschrieben:Ich hoffe, dass dein Opa Kraft genug hat weiter gegen den Krebs zu kämpfen und es ja vielleicht sogar schafft.
mein opa hat die kraft schon verlassen.. er hat heut wieder seine chemo bekommen. ihm gehts ganz und gar nicht gut....
jetzt müssen die auch noch ein paar körperteile röntgen weil sie vermuten, dass zwar der krebs bzw die metastasen und tumore zum stop gekommen sind in der lunge und leber, aber dafür wo anders neue aufgetaucht sind.....
Juliana hat geschrieben:Bist du Krankenschwester? Klingt so
so was ähnliches.... eine fast krankenschwester... eigentlich bin ich bald dipl. fachsozialbetreuer für alte Menschen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen..
ich darf fast alles machen, was auch eine Krankenschwester macht. ja. aber nur ein paar kleinigkeiten eben nicht..
Juliana hat geschrieben:ch hab viel in der Geriatrie gearbeitet und mir ist dort auch der Tod begegnet. Aber da hab ich es als weitaus weniger schlimm erlebt. Es war eben so. Ich hatte emotional genug Abstand zu den Personen.
ja.... so ist das... bei mir auch... ich fands zwar schon "schlimm" alle dahinvegitieren sehen zu müssen udn nicht wirklich helfen zu können, außer da zu sein.... aber es ist halt doch etwas andres wenn es "fremde" sind als die eigene Familie....
Juliana hat geschrieben: Jetzt bei meiner Oma hab ich das Gefühl, ich kann das was ich über den Umgang mit dem Tod gelernt hab, überhaupt nicht umsetzen. Die Gefühle sprudeln so aus mir raus, wenn die Blockade erstmal weg ist. So wie jetzt, wo ich eben allein bin.
ich denke einfach das es einfach total normal ist... es ist ein mensch der zu bzw in dein leben gehört...
da kann man eifnach nicht nach "buch" oder "vorschrift" handeln und so.... es spielen auch sehr sehr wesentliche dinge mit, auch von der kindheit und so....
Juliana hat geschrieben:Deine Familie ist auch im Streit?
joa......
Juliana hat geschrieben:Beschäftigst du dich denn noch mit dem Tod deiner Oma?
eigentlich sollte ich es, ja...
aber momentan mache ich es nicht... ich hab das ein paar mal in den zwei jahren meiner therapie angesprochen und ein bisschen darüber haben wir auch gemacht.... aber ich hab ziemlich stark abgeblockt... ich fühlte mich noch nicht richtig bereit dazu..
eigentlich hab ich darüber noch gar nichts so richtig gemacht oder überhaupt so richtig mal damit angefangen...
ich weiß nicht..
Juliana hat geschrieben:Es fühlte sich so falsch an, als ich bei ihr war und rumgespaßt habe. Ich hatte das Gefühl sie anzulügen, weil ich ihr eigentlich nur um den Hals fallen könnte um zu weinen. Aber das will ich ihr nicht antun. Ich würd ihr so gern sagen, dass ich sie lieb hab, aber es kommt einfach nicht über meine Lippen. Ich würde dann sofort anfangen zu weinen.
ohhhh ja.. verdammt... das kenn ich sehr sehr gut!!!!
ich bzw wir haben das dann so gemacht.... meine sis, ich und mein cousin (die beiden sind gleich alt) haben ihr eine karte gebastelt mit einem spruch drinen und ein bidl drinnen und dann haben wir herzal gemalt und geschrieben,d as wir sie lieb haben...
anders hätten wir das auch nicht rausgebracht... also ich nicht... wies den andren beiden gegangen wäre, das weiß ich nicht...
Juliana hat geschrieben:Auch das fühlt sich so komisch an. Vorher war ich nie so oft bei ihr.
ich war seit meiner geburt bis zu ihrem tod jeden tag bei ihr für mehrere stunden. und als ich noch kleiner war (also kindergarten, volks und hauptschulzeit) war ich den ganzen tag dann bei ihr vor und nach der schule, kindergarten...
auch als meine mutter zu hause war wegen meiner sis, weil sie halt geboren wurde, war ich auch bei oma..
Juliana hat geschrieben:Und mein Leben war so voll, ich schäme mich, dass ich nicht genug Zeit für meine Oma hatte. Vorwürfe bringen nichts und ich weiß, dass auch das zum Abschiednehmen dazu gehört, aber wie gesagt, es rollt so über mich weg und ich kann das nicht kontrollieren.
ja das kenn ich auch..
genauso gehts mir bei opa grad... als ich von in der früh bis am abend in der schule war, hatte ich fast keine zeit mehr zu ihm zu fahren... außer am wochenende und wenn ich früher aus hatte... da hat mich dann auch das schlechte gewissen geplagt und mir gedacht... alter schwede.. du siehst deinen opa ja kaum mehr... was machst du wenn er mal nicht mehr da ist.... dann hast du ihn nicht wirklich so oft gesehen, wie du eigentlich wolltest....
oder wenn ich, so wie jetzt in den ferien, zu haus bin und meine eltern fahren zu opa (sie fahren jeden Tab am Abend für ein, zwei stunden zu ihm rauf kaffee trinken und reden, damit er nicht so allein ist... und jeden tag zu mittag kommt er zu uns mittagessen.... er wohnt ja nur zehn gehminuten von uns entfernt) und ich fahr mal nicht mit, dann denk ich mir schon im nachhinein.....und was machst du jetzt, wenn du ihn morgen dann nie wieder siehst? warum bist du denn heut nicht mitgfahren.....
das sind schon komische gedanken und tun weh, und dann pack ich mich meistens zusammen und gehe auch zu ihm rauf...
Juliana hat geschrieben:Weinen macht mir irgendwie Angst, total bescheuert, ich vermeide es
=) kenn ich..... ich hab schon jahre nicht gweint... ich hab zwar das gefühl noch, wie weinen geht und was man tun muss und so... und oft möcht ich es auch.. aber ich kanns nicht mehr...
Juliana hat geschrieben:Wir haben schon vor einer Weile angefangen ihre Wohnung auszuräumen... Scheußlich.... Ich hab viel Geschirr von ihr bekommen. Sie wollte, dass wir alles verteilen und nichts an fremde Leute oder in den Müll kommt. Aber trotzdem war das so ein ungutes Gefühl. Das kennst du bestimmt auch...
ja.... mir ist es so nach dem tod meienr oma gegangen...
mein opa hat eine rote rose auf ihr bett gelegt und bis jetzt nicht mehr da drin geschlafen, also im schlafzimmer... seitdem er auch krebs hat und nicht mehr auf der couch schlafen kann, schläft er wieder dort..... aber er hat auch gesagt am anfang war das ein ganz ungutes gefühl...
und nach dem sie gestorben war haben wir ihr gewand ausgeräumt vom kasten und alles einfach von ihr... mir hat das sowas von weh getan... ich hab auch oft die kleider genommen und daran gerochen... einfach ihr parfum riechen und so einfach ihre nähe riechen und spüren.... das war ziemlich schrecklich.... hört sich sicher jetzt total bescheuert an....
Juliana hat geschrieben:Danke dir nochmal für deine Hilfe!! Es tut doch irgendwie gut darüber zu schreiben...
immer wieder gern!
wenn dich was bedrückt einfach drauf los!

Re: Oma hat Krebs

#9
Hallo BrokenWings,
tut mir leid, dass ich so lange nicht geschrieben habe. Es fällt mir sehr schwer mich damit zu befassen und ich muss mir immer gut überlegen, ob ich jetzt die Kraft habe und mich nachher nicht noch irgendwie konzentrieren muss oder emotional anstrengende Sachen zu erledigen habe. Gerade, weil ich jetzt eine neue Arbeitsstelle habe und alles ohnehin neu ist und mein Kopf raucht. Ich hoffe, du verstehst.
mein opa hat die kraft schon verlassen.. er hat heut wieder seine chemo bekommen. ihm gehts ganz und gar nicht gut....
jetzt müssen die auch noch ein paar körperteile röntgen weil sie vermuten, dass zwar der krebs bzw die metastasen und tumore zum stop gekommen sind in der lunge und leber, aber dafür wo anders neue aufgetaucht sind.....
Das klingt ja grausig... Ist inzwischen schon was Neues rausgekommen?
ich hab das ein paar mal in den zwei jahren meiner therapie angesprochen und ein bisschen darüber haben wir auch gemacht.... aber ich hab ziemlich stark abgeblockt... ich fühlte mich noch nicht richtig bereit dazu..
Das kann ich wirklich gut nachvollziehen! Denn obwohl mich meine Oma wirklich sehr belastet, weiß ich noch nicht, ob ich es bei meiner Thera ansprechen soll oder nicht.... Wie gesagt, allein das Schreiben fällt mir schwer, aber wenn ich spreche, dann verliere ich noch schneller die Fassung. Ich bin so eine, sobald extreme Gefühle im Spiel sind, muss ich heulen, egal in welche Richtung das Gefühl auch gehen mag.
meine sis, ich und mein cousin (die beiden sind gleich alt) haben ihr eine karte gebastelt mit einem spruch drinen und ein bidl drinnen und dann haben wir herzal gemalt und geschrieben,d as wir sie lieb haben...
anders hätten wir das auch nicht rausgebracht... also ich nicht... wies den andren beiden gegangen wäre, das weiß ich nicht...
Das ist eine schöne Idee... Ja, vielleicht sollte ich meiner Oma einen Brief schreiben und ein paar Fotos reinlegen... Das wäre noch eine Idee, dann kann ich ihr auch noch einmal sagen, dass ich sie lieb hat und sie hat auch etwas da, wenn mal gerade niemand bei ihr ist.

und was machst du jetzt, wenn du ihn morgen dann nie wieder siehst? warum bist du denn heut nicht mitgfahren.....
das sind schon komische gedanken und tun weh, und dann pack ich mich meistens zusammen und gehe auch zu ihm rauf...
Eben, genau dieser Gedanke ist so grausig. Was ist, wenn es nun das letzte Mal gewesen ist? Was, wenn du sie nicht wieder siehst? Ich hab ja schon Angst, dass der Apfelmus, den ich ihr schicken will, nicht rechtzeitig ankommt... Sie hat sich das so gewünscht mal wieder selbstgemachten Apfelmus zu essen und da wollt ich ihr welchen schicken. Meine Mutter hat mich da irgenwie so doof ausgebremst und meinte, sie mache welchen und schicke ihn ihr dann, weil sie nicht mehr so viel esse und das Glas vielleicht zu groß sei. Wir haben gerade kein kleineres und ich wohne nicht mehr bei meinen Eltern. Ich hab eingewilligt, weil der Apfelmus sowieso nicht von mir, sondern von meiner Schwiegermutter ist und ich nicht weiß, ob er ihr zu süß ist. Mache mir jetzt eben Gedanken, dass meine Mutter das nicht so ernst nimmt und es vielleicht sogar vergisst...
=) kenn ich..... ich hab schon jahre nicht gweint... ich hab zwar das gefühl noch, wie weinen geht und was man tun muss und so... und oft möcht ich es auch.. aber ich kanns nicht mehr...
Das kenne ich auch. Allerdings hab ichs inzwischen wiedergefunden, wie gesagt, ich bin sehr nahe am Wasser gebaut. Es braucht nicht mehr viel, aber das liegt daran, dass ich Gefühle auch stärker empfinde als normal und das für mich sehr schwer kontrollierbar ist. Früher hab ich alles eingeschlossen und ich war eben ein wandelndes Etwas, der Hauptbestandteil war die Essstörung ohne viele Gefühle. Das ist heute zum Glück nicht mehr so. Wie gehst du damit um, wenn du gern weinen möchtest, was tust du stattdessen?
mir hat das sowas von weh getan... ich hab auch oft die kleider genommen und daran gerochen... einfach ihr parfum riechen und so einfach ihre nähe riechen und spüren.... das war ziemlich schrecklich.... hört sich sicher jetzt total bescheuert an....
Das haben meine Tante, meine Cousine und ich letztens auch gemacht mit ihren Sachen... Kamen uns auch etwas eigenartig vor, aber es war eben in dem Moment das einzige, was wir hatten von Oma...

Liebe Grüße!
Juliana

Re: Oma hat Krebs

#10
hallo =)

schon ok, schon ok... brauchst dich doch nicht zu entschuldigen! is doch alles gut! ich versteh das tooootal.... ich will mich damit auch nicht beschäftigen... ich will mich auch nicht damit auseinander setzen, dass mein opa bald gehen muss. das ich dann gar niemanden habe, der mir früher das gefühl gegeben hat liebenswert und doch gemocht auf dieser welt zu sein....
von den andren hörte ich immer: du bist zu nichts nutze, du bist blöd, du bist fett, du bekommst nichts auf die reihe, du bist nicht mal ein wunschkind, du bist ein unfall und bla bla bla...
meine großeltern waren die einzigen die mir wirklich irgendwie verständnis, dasein und auch ein wenig liebe gebracht haben (auch wenn ich die liebe nicht wirklich zu lassen konnte - was mir nun im nachhinein total leid tut!!)
Juliana hat geschrieben:Das klingt ja grausig... Ist inzwischen schon was Neues rausgekommen?
es wurde gesagt, sie geben ihm nur noch so ungefähr vier monate...
Juliana hat geschrieben: Ich bin so eine, sobald extreme Gefühle im Spiel sind, muss ich heulen, egal in welche Richtung das Gefühl auch gehen mag.
aber das ist doch gut, wenn tränchen fliessen!!! lass sie zu, lass sie raus!
ich kann über die verluste immer noch nicht weinen, auch wenn es meine gefühle wünschen....
Juliana hat geschrieben:Das ist eine schöne Idee... Ja, vielleicht sollte ich meiner Oma einen Brief schreiben und ein paar Fotos reinlegen... Das wäre noch eine Idee, dann kann ich ihr auch noch einmal sagen, dass ich sie lieb hat und sie hat auch etwas da, wenn mal gerade niemand bei ihr ist.
jaaaaaaaa!!! mach das bitte! glaub mir, auch wenn sie es nicht zeigen kann, auch wenn tränchen fließen sollten, sie wird sich tooooootal freuen!!!!!
Juliana hat geschrieben:Eben, genau dieser Gedanke ist so grausig. Was ist, wenn es nun das letzte Mal gewesen ist? Was, wenn du sie nicht wieder siehst? I
je mehr es für dich ok ist und du denkst: ich hab die restliche zeit mit meiner oma so gut es geht genutzt. dann kannst auch du deinen frieden später finden...
also versuch so gut es geht da zu sein für sie, so viel zeit mit ihr zu verbringen wie du magst und wie es dir gerade möglich ist!
Juliana hat geschrieben: Mache mir jetzt eben Gedanken, dass meine Mutter das nicht so ernst nimmt und es vielleicht sogar vergisst...
kannst du mit deiner mutter sprechen? also hab ihr ein gutes verhältnis? falls ja, dann sag ihr doch wie wichtig es für dich sei! und was deine bedenken sind. wenn ihr ein gutes verhältnis habt und deine mama ein bisschen "verstand und gefühl" dann wird sie das verstehen!!!!
Juliana hat geschrieben:Das ist heute zum Glück nicht mehr so. Wie gehst du damit um, wenn du gern weinen möchtest, was tust du stattdessen?
das ist eine wirklich gute frage!!! ich muss ehrlich nun gestehen ich weiß es wirklich nicht.. oft mach ich dann glaub ich was anderes... und versuch die gedanken und die gefühle nicht die oberhand gewinnen zu lassen und sie wieder in eine schublade in meinem gehirn weckzusperren....
Juliana hat geschrieben:Liebe Grüße!
Juliana
viele liebe grüsse
broken! =)

Re: Oma hat Krebs

#11
Hallo BrokenWings,

hab mal wieder lange gebraucht.

Ich hab mit meiner Therapeutin über meine Oma gesprochen. Das tat überraschend gut, weil sie mir auch den Druck genommen hat, den ich von meiner Familie immer bekomme, man müsse ständig hinfahren. Meine Therapeutin hat gemeint, dass sie die Erfahrung gemacht hat, dass Sterbende gern auch mal allein sind und über ihr Leben nachdenken. Daher sieht sie das so, dass ein Brief manchmal sogar eine bessere Lösung ist als ein Besuch. Sie sagt auch, dass sie viel Kraft für die Krankheit aufwenden muss und demnach vielleicht gar nicht immer genug übrig hat, um ständig jemanden bei sich zu haben. Das hat mich sehr beruhigt und ich kann jetzt entspannter rangehen.
Jetzt will ich einen Brief schreiben, wie ich schon erzählt habe. Aber ich weiß nicht worüber... Ganz eigenartig. Ein Tip von meiner Thera ist, über Vergangenes und Schönes zu schreiben, was wir gemeinsam erlebt haben. Ich kann mich bloß so schlecht konzentrieren! Immer wenn ich mich damit beschäftige ist da irgendwie ein Loch und Leere und alles was ich vor mir sehe ist wie sie da im Bett liegt.
Meine Oma ist jetzt wieder im Krankenhaus, weil sie die Blutung von ihrem Auge nicht gestoppt bekommen haben. Danach kommt sie wahrscheinlich in ein Hospiz. Es geht eben aufs Ende zu.... Immerhin gehen die damit dann etwas besser um als im Heim. Das ist sicher besser so... Ich frage mich wie es meiner Oma damit geht, aber ich traue mich nicht sie zu fragen.

Liebe Grüße

Re: Oma hat Krebs

#12
Meine Oma hat es jetzt endlich geschafft. Sie ist gestern morgen im Schlaf gestorben. Als mein Freund mir das erzählte, war ich erst einfach nur erleichtert, dass es für sie endlich ein Ende hat. Erst ein paar Minuten später habe ich begriffen, dass sie jetzt für immer weg ist und ich sie nie wieder in den Arm nehmen oder mit ihr reden kann. Ich weiß, dass es besser so ist. Viel besser sogar nach den letzten Wochen. An ihr war nichts mehr dran und sie lebte auch nur in der Vergangenheit. Keiner weiß was sie noch alles mitbekommen hat. Ich bin froh, dass ich ihr bei meinem letzten Besuch gesagt hab, dass ich sie lieb hab...
Nächste Woche ist dann irgendwann die Beerdigung und dann geht das Leben einfach weiter..... Ich hab überhaupt keine Lust zur Arbeit zu gehen heute, aber ich denke, es ist besser als hier zu Hause zu hocken und sich die Augen auszuheulen.

Re: Oma hat Krebs

#14
Juliana hat geschrieben:Meine Oma hat es jetzt endlich geschafft. Sie ist gestern morgen im Schlaf gestorben. Als mein Freund mir das erzählte, war ich erst einfach nur erleichtert, dass es für sie endlich ein Ende hat.
Nächste Woche ist dann irgendwann die Beerdigung und dann geht das Leben einfach weiter..... Ich hab überhaupt keine Lust zur Arbeit zu gehen heute, aber ich denke, es ist besser als hier zu Hause zu hocken und sich die Augen auszuheulen.
ow, auch von mir mein beileid :( ..

ich kann nachempfinden dass du ihren tod fuer dich und sie als erleichterung empfindest .. aber ich denke dass es bestimmt nicht schlecht ist, deine trauer richtig rauszulassen, also fuer eine weile zu hause zu sein und zu weinen .. denn das ist vollkommen ok und auch gesund fuer dich, also deine emotionen zu- und rauszulassen. sonst kommt wahrscheinlich alles zu einem anderen zeitpunkt wieder hoch.
andrerseits hattest du auch einige monate zeit um dich auf diese situation einzustellen .. vielleicht geht es dir eh recht ok damit grad ?
sun will set

Re: Oma hat Krebs

#15
Oh man... das tut mir sehr leid, Juliana... :cry: Auch wenn es besser ist,macht das die Traurigkeit für Dich ja nicht weniger... Ich denke an Dich!
Danke! Nein, da hast du recht. Die Traurigkeit wird dadurch nicht weniger. Das braucht einfach Zeit.
ow, auch von mir mein beileid :( ..

ich kann nachempfinden dass du ihren tod fuer dich und sie als erleichterung empfindest .. aber ich denke dass es bestimmt nicht schlecht ist, deine trauer richtig rauszulassen, also fuer eine weile zu hause zu sein und zu weinen .. denn das ist vollkommen ok und auch gesund fuer dich, also deine emotionen zu- und rauszulassen. sonst kommt wahrscheinlich alles zu einem anderen zeitpunkt wieder hoch.
andrerseits hattest du auch einige monate zeit um dich auf diese situation einzustellen .. vielleicht geht es dir eh recht ok damit grad ?
Auch dir danke. Ja, wir hatten alle wohl etwas zu viel Zeit, um uns auf Tag X vorzubereiten. Und wenn es spontan passiert wäre, dann hätte ich auch nicht arbeiten können. Sie ist eben meine Lieblingsoma gewesen und hatte eine enge Bindung zu ihr. Deshalb bin ich da so zwiegespalten. Mir gings in letzter Zeit ohnehin nicht so gut und da kam das jetzt obendrauf. Daher kann ich nicht sagen, dass es mir ok geht.
Hab noch gar nicht so darüber nachgedacht, dass ich das auch nur wegschieben könnte.... Aber ich habe Angst davor das zuzulassen. Ich werde sehen wie es mir Montag geht. Morgen ist ein relativ kurzer Arbeitstag, das wird schon gehen. Habe alles gut vorbereitet, da muss ich nicht mehr so viel denken. Und spätestens zur Beerdigung wird alles hochkommen. Aber da bin ich auch nicht allein und wir alle können uns Halt geben. Da fühle ich mich sicherer.
Zuletzt geändert von Juliana am Do Nov 29, 2012 18:28, insgesamt 1-mal geändert.