Vater ignoriert/resigniert ?!?

#1
Hallo zusammen,

ich möchte gerne wissen ob jemand ne Idee hat was mit meinem Vater los sein kann.

Ich wohne jetzt seit nem halben Jahr nicht mehr zuhause, "offiziell" liegt meine MS/B-Zeit ca. 2 Jahre zurück und ich bin wieder gesund.
Dass ich das eben nicht bin, sieht man mir aktuell denke ich schon an meinem UG an, Freunde, Kollegen sprechen mich immer wieder drauf an dass ich nicht gesund aussehe/zuviel abgenommen hab/was essen soll etc. (ihr kennt das ja bestimmt).

Jedenfalls verhält mein Vater sich total komisch wenn ich ihn sehe, ich kann nicht einschätzen was er denkt (er spricht ja auch nie mal was aus :x ).. Ab und zu kommen in bösartigem Ton mal so Sprüche wie "du hast ja sowieso keine Kraft", "naja, so die DU aussiehst ist das auch kein Wunder", "du isst ja sowieso nicht mit" ... etc. pp. Alles aber in einem bösartigen, angenervtem Tonfall und immer so reingezischt.
Wenn ich zuhause mal angerufe ist er auch immer kurz angebunden und ich hab das Gefühl dass ich nur auf die Nerven gehe (ich ruf vllt. 1 mal inner Woche an).

Mich verletzt das total und es macht mich unglaublich ratlos und traurig, weil ich zu ihm sonst immer ein super Verhältnis hatte ... :(

Wie soll ich auf sowas reagieren?
"...wer wunde Knie hat, ist entweder bulimisch oder eine Prostituierte"

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#2
hallo!
das tut mir echt leid, dass es dir dadurch so schlecht geht.
versuch doch mal deinen vater darauf anzusprechen. ich weiß, dass sowas total schwer ist, aber wenn von ihm nichts kommt, könntest du doch den ersten schritt machen.
frag ihn warum er sich so verhält und dass es dich verletzt.
willst du nicht auch ehrlich zu ihm sein und sagen, dass du eben noch nicht gesund bist?
was hindert dich daran?
vielleicht könnte deine familie dir unterstützung bieten?

liebe grüße
ladygoth

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#3
Daür bin ich glaub ich zu feige ... :oops:

Wenn ich ihn anspreche hab ich zu sehr Schiss dass die ganze ES-Debatte von neuem beginnt... und ich hab im Moment wirklich keine Kraft mit anderen (als euch) darüber offen zu sprechen. Das würde so viele Eingeständnisse mit sich ziehen, für die ich mich zur Zeit nicht ansatzweise in der Lage fühle ..

Vllt verstehst du das irgendwie :oops: ?!?
"...wer wunde Knie hat, ist entweder bulimisch oder eine Prostituierte"

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#4
ich versteh das sehr gut. ich konnte meinen eltern auch nie sagen, dass ich krank bin. erst als ich in die klinik bin, habe ich meiner mum davon erzählt, bzw geschrieben, weil ich es nicht sagen konnte.
meine eltern lebten getrennt, und meinem vater hab ich nie etwas gesagt. er ist vor einem monat gestorben..... und ich mache mir seitdem den vorwurf, dass er nie wusste wie es seiner tochter wirklich ging...
das soll dir kein schlechtes gefühl einreden, so ging es mir damit.
ich kann verstehen, dass du gerade keine kraft hast.
aber ich glaube, dass du gerade nur 2 möglichkeiten hast: mit deinem vater zu reden bzw ihm auch zu schreiben, oder den kontakt vorerst abzubrechen.
vielleicht kannst du ihm wenigstens erklären, dass dich die sätze verletzten?
es kann doch nicht sein, dass dich das so traurig macht...!

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#5
Danke liebe Goth für deine schnellen Antworten erstmal *drückdich* :)

Das tut mir unglaublich Leid mit deinem Vater. Aber wie Eltern so sind kann ich mir gut vorstellen, dass deine Mutter vllt mit ihm drüber geredet hat und ihn gebeten, dich nicht drauf anzusprechen. Mach dir da keine Vorwürfe. Ich denke einiges bleibt unausgesprochen, bei dem man sich im Nachhinein denkt, man hätte es sagen sollen.

Über einen Brief habe ich auch schon nachgedacht, sich einfach mal die Zeit nehmen seite Gedanken und Situation aufzuschreiben, vielleicht fühle ich mich danach auch erleichtert. Schön, dass jemand versteht wie schwer sogar sowas fallen kann.

Ich kanns mittlerweile echt kaum fassen wie tief ich in diese Sch*** reingerutscht bin und mir Gedanken über SOWAS mache, obwohl ich gut 3 Millionen schönere Sachen machen könnte.

Liebe Grüße
"...wer wunde Knie hat, ist entweder bulimisch oder eine Prostituierte"

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#6
hey bittersweet!

ich kenne das so ähnlich von meinen eltern. vor allem meine mum hat öfters auch schmerzhafte kommentare abgelassen als ich so dünn war, mein vater beließ es meistens nur bei blicken die aber genauso schlimm für mich waren.

ich sag dir was ich glaube ... dein vater weiß, dass es dir schlecht geht. meine eltern habens auch immer gemerkt wenn ich mal wieder tiefer reingerutscht bin nach einer besseren phase - und das obwohl ich mir selber noch was vorgemacht hab wie gut es mir nicht geht, obwohl ich schon wieder fleißig am kotzen war. eltern merken halt manchmal doch einfach, wenn es ihren kindern nicht gut geht - vor allem wenn du und dein vater ja eine gute beziehung zueinander habt.
und dein vater wird gerade am verzweifeln sein - stell dir mal vor wie das für ihn sein muss. seine geliebte tochter kotzt und hungert sich zu tode, ist viel zu dünn und unglücklich und lügt ihn auch noch an dass es ihr gutgeht, obwohl er SIEHT dass das nicht so ist ... zu dünn ist krank, und das sieht man einfach auch.

ich möchte dir auch meine erfahrung mitteilen, und die ist dass in solchen momenten nur die wahrheit hilft. ich weiß genau wie schwer das ist, weil man sich schämt und den eltern nicht wieder das ganze zumuten will, oder weil man es sich selbst nicht eingestehen will. aber wenn du dich jetzt überwindest, zu deinem vater hingehst und sagst "papa, mir gehts leider wieder ziemlich schlecht, kannst du mich bitte mal ganz fest umarmen" dann hat sich bei uns meistens immer ein wirklich super gespräch entwickelt, und nachher ging es mir so viel besser! ich bin mir sicher dein vater wird alles tun um dir zu helfen, und er wird stolz auf dich sein dass du zu ihm gekommen bist. aber das verheimlichen, das lügen macht alles nur noch schlimmer - und du siehst ja auch, wie das deiner beziehung zu deinem vater schadet. das ist ja das verteufelte an der bulimie ... den kreis kannst nur du durchbrechen indem du das eingefahrene muster brichst und offen zu deinem vater gehst mit deinem problem.
Zuletzt geändert von Felidae am So Jul 04, 2010 12:40, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#7
[quote="Felidae"]
aber wenn du dich jetzt überwindest, zu deinem vater hingehst und sagst "papa, mir gehts leider wieder ziemlich schlecht, kannst du mich bitte mal ganz fest umarmen" quote]

Da musste ich doch gerade erstmal anfangen zu heulen :(

Ich muss darüber glaube ich nochmal eine Nacht schlafen. Ich weiß was du meinst, Felidae, ich glaube es ist offensichtlich. Trotzdem ein besch*** großer Schritt ehrlich zu sein.

Wünscht mir Glück und ganz lieben Dank an euch :)
"...wer wunde Knie hat, ist entweder bulimisch oder eine Prostituierte"

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#9
hmm... also ich kenne das auch so von meinem vater... dazu muss ich sagen, dass mein vater in der familie eigentlich eher nicht vorhanden war/ist. in der früh raus ging zur arbeit und erst irgendwann abends wiederkam, und ich nie wirklich überhaupt irgend ein verhältniss zu ihm hatte und habe.

als bei mir die magersucht anfing war ich noch im oberen üg und habs nie ins niedere ug "geschafft" sah also eigentlich immer gesund aus, nie krank oder irgendwas. aber ich erinnere mich noch dass ich einmal nachhause kam und meinte ich hätte keinen hunger und will nur einen apfel essen, worauf hin mein vater mich anschrie und meinte ich solle mich mal anschauen wie ich schon aussehe, was ich denn noch abnehmen will. dann gab es noch eine situation wo wir einkaufen waren mit meiner mutter, ich schon ausser haus wohnte und halt nur obst und gemüse kaufte, da machte er wieder einen aufstand.

später hat mir dann mal meine mutter erzählt dass er angst hätte ich wäre magersüchtig und würde noch verhungern...... also er hatte einfach angst und wusste anscheinend keinen besseren weg mir das mitzuteilen....... davon abgesehen, mitleid und "ach du armes, iss doch was" ist doch genau das was wir essgestörten hören wollen, ich verstehe diesen rauhen umgang auch irgendwie, weil, krankheit hin oder her, du entscheidest doch irgendwie selber was du dir da antust, und dann entsteht klarerweise auch irgendwie eine wut auf dich, weil du dich selber zugrunde richtest.

ironischerweise meinte mein vater letztens erst ich hätte zugenommen....
Frauen machen Diäten während Männer Karriere machen. - A. Schwarzer

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#10
liebe bittersweet,
ich wünsch dir alle kraft der welt dass du diesen schritt machen kannst. aber wenn du ihn einmal gemacht hast, dann hast du nicht nur einen stein vom herzen, sondern du hast was für dich getan, du hast was für deinen vater getan, und du hast was für eure beziehung getan. und von diesen drei sachen ist das "für dich" das größte ... ich würde dir so gern bestimmte situationen aus meinem leben zeigen, damit du verstehst was da wirklich dahintersteht. wenn du gesund werden willst, dann ist das auch ein schritt aus der bulimie raus.
ich selber hätte gerade eine richtig feste umarmung von meinem vater nötig ... mit ihm hatte ich, seit ich daheim ausgezogen bin, die besten gespräche, richtig ehrliche, sinnvolle die mir noch tagelang zu denken gegeben haben. wie viel von dem ganzen mist die eltern doch mitbekommen, das man am liebsten auch vor sich selber verstecken würde ... und vor allem, wie schmerzhaft es ist ihren schmerz zu sehen, ihre sorgen auch zu hören.
tu es, bitte tu es für dich!!
alles, alles liebe und den mut dich zu überwinden wünsche ich dir.

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#11
Ich konnte mich bis jetzt immer noch nicht durchringen, es ihnen zu sagen..

Vor allem weils mir seit meinem letzten "Absturz" wieder relativ gut geht und ich alles wieder garnicht so dramatisch sehe. Vielleicht kennt ihr das, für ein paar Tage ist es einigermaßen okay, man kommt damit klar, ist körperlich recht fit und freut sich über alle bis dato verlorenen Kilos. Jetzt würde ich mir wieder wie eine Heuchlerin vorkommen, wenn ich großartig "beichte" dass ich immer noch erbreche.. :shock:
"...wer wunde Knie hat, ist entweder bulimisch oder eine Prostituierte"

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#12
ach das kenne ich doch auch :( mach nicht den fehler dir jetzt was vorzumachen. du kannst deinem dad ja sagen dass es dir jetzt gerade wieder ein bisschen besser geht - aber das grundproblem besteht ja noch immer! du lügst dir selber in die tasche, und das weißt du auch. Einigermaßen "okay" bist du ja nur nach außen ... und das ist nur eine Frage der Zeit, bis es dir wieder schlechter gehen wird. Wie oft war das denn schon genau so, überleg mal ganz ehrlich wie oft du dir selber schon was vorgemacht hast.
ich versteh deine situation jetzt sehr gut ... kenne ich ja von mir selber. ich wünsch dir wirklich dass du es schaffst, ehrlich zu sein - zu dir selbst und zu deinem vater. und ich bin mir nicht sicher, ob nicht das sich selber eingestehen und wirklich verstehen was da gerade abgeht der schwierigere teil ist.

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#13
Hi Bittersweet,

Wie hat dein Vater denn damals reagiert, als du "offiziell" unter der ES gelitten hast?
War er einfühlsam, oder hat er es verständnislos hingenommen. Ich meine: war er damals schon so Richtung "dann iss doch was".
Also, ich denke, entweder ist er gekränkt, dass du dich ihm nicht anvertraust (ist bei meinem Vater auch so.. egal worum es geht... Existenzängste, Liebeskummer etc.), oder er versteht einfach nicht, warum du jetzt doch wieder (für ihn warst du ja genesen) in die ES gerutscht bist...
Ich kann sehr gut verstehen, dass du das ganze Thema ES nicht nochmal durchkauen möchtest. Und es ist, da du ja jetzt nicht mehr zu Hause wohnst, tatsächlich in deiner alleinigen Verantwortung.
Wenn du dir Unterstützung von deiner Familie wünscht, solltest du ihnen sagen, in welcher Weise sie dir helfen können. Ich habe den Eindruck, dass besonders Männer (das ist jetzt ein Allgemeinposten, ich weiss, aber ich habe trotzdem diesen Eindruck), auf Hilflosigkeit eher aggressiv reagieren...

lg
Meli
Leben ist Zeichnen ohne Radieren.

Re: Vater ignoriert/resigniert ?!?

#14
Meli08 hat geschrieben:Hi Bittersweet,

Wie hat dein Vater denn damals reagiert, als du "offiziell" unter der ES gelitten hast?
War er einfühlsam, oder hat er es verständnislos hingenommen. Ich meine: war er damals schon so Richtung "dann iss doch was".
Also, ich denke, entweder ist er gekränkt, dass du dich ihm nicht anvertraust (ist bei meinem Vater auch so.. egal worum es geht... Existenzängste, Liebeskummer etc.), oder er versteht einfach nicht, warum du jetzt doch wieder (für ihn warst du ja genesen) in die ES gerutscht bist...
Ich habe damals mehr mit meiner Mutter geredet. Er war noch nie der Typ, der großartig über sowas redet. Es wurde nicht unter den Tisch gekehrt, aber auch nicht ausdiskutiert. Selbst wenn er mal (was in meinem Leben äußerst selten und wenn dann nur berechtigt vorkam) fuchsteufelswild ist, rastet er immer nur verbal aus, nicht wirklich mit böse Worten, aber er hat so eine dominante, durchdringende Stimme, dass man sich wie ein Häufchen Elend fühlt. Das war aber bezogen auf die ES nie der Fall.

Ich denke er ahnt es schon, bei den Kilos die ich innerhalb der letzten Monate verloren habe ist es kaum zu übersehen.

Aber wenn ich jetzt großartig das Beichten anfange, steh ich so im MIttelpunt, ich weiß was alle denken wenn sie mich angucken, werden auf mich einreden.. und das will ich auf keinen Fall.
"...wer wunde Knie hat, ist entweder bulimisch oder eine Prostituierte"